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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Raeder, Alwill: Johanna Jachmann-Wagner: mit Portrait nach einer Photographie von Hch. Graf, Berlin
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Trojan, Johannes: Vögel im Winter
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0177

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MODERNE KUNST.

33

sie, ein unbefangenes Kind, zum ersten Male auf den weltbedeuten-

11 Brettern und zwar in einer Aufführung von Iffland's „Spielern“. Dann
S sie, an Jahren reicher, in die Kategorie der Schutzengel und roman-
ü Genien empor. 1841 erhielt der Vater Engagement am kleinen
üstädtischen Hoftheater in Bernburg, wo Johanna als Abigail in

dei
stie
tisehe
ßalle

r Cllbe’s „Glas Wasser“ debütirte. Damals begannen auch ihre gesang-
cben Leistungen bemerkbar hervorzutreten. In Bernburg sang Johanna
4 ausnahmsweise den „Pagen“ in den „Hugenotten“, deren Rulim damals
^ e Welt erfüllte. Die Stimme erwies sich als kräftig, und so gaben die
(>rn nach. Johanna, durfte ernsten Gesangstudien obliegen und setzte
^ lr|en Contract bei der Direction durch, der ihr Opernpartien neben den

^ch.

Hi

B,

auspielrollen sicherte. In dieser künstlerischen Doppelstellung lernte

chard Wagner seine Nichte zum ersten Male im Jahre 1843 bei einem
esuche seines Bruders in Bernburg kennen, und auf Verwendung des
JUngen Capellmeisters und Componisten, dessen „Rienzi“ und „Fliegender
°Uänder“ bereits die Morgenröthe einer neuen Opern-Epoche andeuteten,
^olvirte Johanna Wagner 1844 auf der Dres-
^ßer Hofbiihne drei Gastpartien: die zu einem
^ leijährigen Engagement mit steigender Gage

ftibrten. ^

öt,

Die Schröder-Devrient wollte nicht in
esden bleiben, ihr Scheiden stand bald be-

£r

° r- 1845 am 19. Januar fand die denkwürdige

rst-Aufführung des „Tannhäuser“ von
agner statt, und Johanna Wagner hatte die

ül'

asabeth zu creiren. Die Intendanz entschloss
S' ch nach dem glänzenden Eindrucke dieser

artie
Ab

gange

die Künstlerin unmittelbar nach dem
der Schröder auf deren Platz zu
Stehen und sandte sie deshalb zu rascher ge-
Sariglicher Vollendung in die Schule Mannuel

G

'‘arcia's nach Paris. Nach ihrer Rückkehr
nrfte sie in den Rollenkreis der Schröder
eirirücken: Sie gab die Valentine und Romeo,
"tyanthe, Fidelio. Die sächsische Intendanz
"’ar glücklich im Besitz eines neuen musika-
Sch-dramatischen Edelsteins von seltenstcm
^anze und Schliff. Leider machten die Dres-
er,er Maitage 1849 diesem Verhältniss ein früh-
^üiges ungeahntes Ende. Johanna Wagner
sastirte Anfangs Mai in Hamburg und musste
die trübe Kunde von der Auflösung des
°ftheaters und der politischen Blossstellung
^res Oheims vernehmen. Richard Wagner
ehüid sich auf der Flucht und Johanna zog es
ü tactvoller Weise vor, nicht mehr zur säch-

üü

Slschen Hofbühne zurückzukehren, obwohl die

ntendanz für die N eueröffnung des Theaters
^ er Sängerin die vei'lockendsten Anträge machte.

Als nächste Folge ihrer durchschlagenden
^ünstlerischen Erfolge ergab sich ein festes
ügagement in Hamburg für 1850 zu 51, wonach

8a

ün, wie im Eingange geschildert, die Berliner
Sagementabschlüsse erfolgten.
hrau Johanna Wagner war seit ihrem Ab-


h,


g von Berlin öffentlich nur noch einmal
ervorgetreten und zwar gelegentlich der ersten

Sej

fti

ayreuther Festspiele. Die Nichte Wagner’s,
öe erste Elisabeth, sein Adriano, seine Ger-
üd üess es rljc]1(; nehmen, an den epoche-
^^henden Nibelungen-Aufführungen sich als
jAAalküre“ zu betheiligen. Mehrere Jahre lang
. atte das Münchener Conservatorium die Ehre
^ räu Johanna Wagener eine ihre glänzendsten
j^'hrkräfte für dramatischen Gesang zu besitzen.
^ as Andenken der Dahingeschiedenen wird in
r Kunstgeschichte nicht erlöschen.

Alwill Raeder.

•§gel im ®inier.

Von Johannes Trojan.

-- [Nachdruck verboten.]

s war eine schöne Zeit im Frühling, als die Obstbäume blühten. Und
wie blühten sie! Die ältesten Leute konnten sich nicht erinnern, dass
je so viel Blüthenschnee auf das Zweigwerk der Bäume gefallen war.
Von den grünen Blättern war so gut wie nichts zu sehen. Und alles blühte
gleich reich und voll: Aprikosen und Pfirsiche, Kirschen- Birn- und Apfel-
bäume. An vielen Orten erinnerte die Natur an ein junges Mädchen, das zum
ersten Mal auf den Ball geht und ganz in Weiss und Rosa gekleidet ist.

Das war um die Zeit, als der Waldboden sich mit Anemonen und
wilden Veilchen bedeckt hatte und als über die Wiese unzählige goldene
Blüthensterne ausgestreut waren. Um diese Zeit waren schon die meisten

Bruno Liljefors. Eingeschneit.
 
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