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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Dincklage-Campe, Friedrich von: Die Hohenfriedberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0418

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329

ohenfriedberger.

Von Hans Nagel von Brawe.

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*455Sfcil*

£)Vasewalk — das
alte, — im Laufe
der Jahrhunderte so
viel umstrittene und
so oft gebrandschatzte
pommersche Städt-
chen an der Ucker,
war am 4. Juni der
Schauplatz einer sel-
tenenFeier. Unter den
Augen des höchsten
Kriegsherrn und in
Gegenwart der Kai-
serin — feierte das
dort seit 1721 in Frie-
densgarnison stehende
jetzige Kürassier-Re-
giment Königin (Pom-
mersches) No.2 dieEr-
innerung an einen Er-
folg auf dem Schlacht-
felde, wie ihn wohl
kaum die Kriegsge-
schichte eines anderen
Reiterregimentes auf-
zuweisen hat.

Am 4. Juni sind
150 Jahre vergangen,
seit das damalige, Bay-
reuth’sche Dragoner-
Regiment in der
Schlacht bei Hohen-
friedberg einen Angriff
gegen die verbündeten
Oesterreicher und
Sachsen unternahm,
dem der Sieg des
Tagesfast ausschliess-

Die Kaiserin in der Uniform ihres Kürassier-Regiments. zuzuschi eiben

war. Der grosse König

l'riedrich selbst sagt, dass diese Attacke mit goldenen Buchstaben in die
Pfeussischen Annalen geschrieben zu werden verdiente, wo das Regiment durch
heldenmüthige Anführung seines entschlossenen Chefs, Obersten von
^chvverin, den glänzendsten Ruhm erwarb.

In einem „Königlichen Gnadenbriefe und Diploma vor das bey der glorieusen
^ataille bey Friedberg in Schlesien sich hervorgethane Dragoner Regiment von
^ayreuth“ sagt Friedrich der Grosse selbst über die That der Bayreuther:

„Dann, als unser braves Dragonerregiment beobachtete, dass die feindliche
°sterreichische Infanterie, ohngeachtet dessen Schlachtordnung durch die unsrige
^ereits zu weichen gezwungen worden, dennoch mit kleinem Gewehr stark zu
Sehies sen nicht aüfhörten, — brach solches aus dem zweiten Treflfen hervor,
Setzte unter dem Commando des Obristen Otto von Schwerin und mit denen
"brigen Officiere vom Regiment durch unsere sich öflnende Infanterie in ein
Starkes österreichisches Corps Grenadiers und sechs Regimenter Infanterie, warf
'bcht nur diese alten, versuchten und ihrer Gewohnheit nach richtig fechtenden
^cgimenter über den Haufen und hieb das meiste davon nieder, — bezeigten
a“er auch, mitten in seiner heldenmüthigen Hitze diesen seinen Feinden selbst
Grossmüthigkeit, Zweitausendfünfhundert derselben Quartier zu geben und
Selbige nebst 66 Fahnen und verschiedenen Kanonen, als lebendige und selbst
fedende Siegeszeichen, mit in unser Lager zu bringen und uns solche unter-
^änigst zu Füssen zu legen!“

Die Ruhmesthat gewann noch an Werth, da sie unter des Königs Augen
® eschah und gegen wohl geschulte und kriegsgewohnte Truppen.

Ungewöhnlich war aber auch die Anerkennung des Kriegsherrn für die
lltlgewöhnliche Bravour. In dem oben allegirten Diplome erklärte der König,
^ass Er sich „durch eigenen Trieb und Neigung gerührt und bewogen gefunden,
Mittel zu sinnen, wodurch eine so ausserordentliche Vorfallenheit jetzo und
et der Nachwelt auf eine solenne Weise in beständigem Andenken erhalten
ausserordentlich möchte verewigt werden.“
j Es folgt dann des Königs Beschluss, wonach das Regiment vor allen
^'agoner-Regimentern als erhabenen Unterschied, Vorzug und Ehrenzeichen
s Recht haben soll, nicht nur im Zug und Marsch, im Felde oder Garnison

[Nachdruck verboten.]

den „Grenadier-Marsch“ und mit den Pauken den Marsch, „Unserer Kürassier-
Reuther“ schlagen zu lassen, — sondern auch, „um das Andenken an die glorios,e
Action noch ansehnlicher zu machen“, in seinem Regiments-Siegel die „eroberten
Trophees an Fahnen und Kanonen“, zu führen.

Das „solenne Diploma“ wird für alle Zeit von Commandeur zu Commandeur
bei der Regiments-Estandarte verwahrt.

Die Kaiserin, bekanntlich eine vortreff liche Reiterin, pflegt bei militärischen
Vorstellungen und Paraden, bei denen die hohe Frau zu Pferde erscheint, die
Uniform ihres Regiments anzulegen, aus dessen Mannschaften auch die durch
einen Officier kommandirte „Leibgarde der Kaiserin“ ausgewählt wird, die be-
kanntlich bei Hoffesten in der alten Bayreuth-Uniform erscheint und den Wach-
dienst vor den Gemächern in Gemeinschaft mit den Gardes du corps versieht.

Der Kaiser verlieh dem Regiment ein Brustschild mit dem Namenszug
Friedrichs II. Bei dem Diner im Casino gedachte die Kaiserin dieser Aus-
zeichnung, dankte als Regimentschef für die-
selbe und schloss mit einem Hoch auf den
Kaiser. Später wohnte das Kaiserpaar der Dar-
stellung von Reitcrbildern in der Kascrne bci.

Dns Drae-oner-Ree-iment Bavreuth bei Friedhere'.

IX. 21. IV.
 
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