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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Bleibtreu, Carl: Aus Georg Bleibtreu's Leben und Wirken
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0452

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Von Karl Bleibtreu.

erold des preussischen Waffenruhmes", hat ein Kunsthistoriker der neueren
Aera Georg Bleibtreu getauft. Des deutschen wäre richtiger gewesen.
Nicht mit Unrecht bemerkte Hermann Riegel in seinen bekannten
»Kunststudien“ (1868): „Bleibtreu ist Feind alles ausschliesslichen Neupreussen-
lhums.“ Wohl empfand er tief die kernhafte Tüchtigkeit des Preussenwesens,
' vohl sang er dem Marschall Vorwärts und allen Paladinen der Befreiungskriege
'kanch’ hohes Lied mit Griffel und Pinsel. wohl würdigte er verständnissvoll
^ie schlichte Grösse des greisen Heldenkönigs Wilhelm und erkannte, der Ersten
i-iner, im verketzerten Bismarck den Mann des Schicksals. Doch der geborene
i'iiederrheinländer aus der alten Siegfriedsstadt Xanten blieb innerlichst mehr
^orn fränkischen und süddeutschen Wesen zugeneigt. Und so scheint es kein
^ufall, dass seine liebsten Kriegserinnerungen sich an die Bayern knüpften, dass
'Üe anderen süddeutschen Waffenbrüder schwäbischer Zunge seinem Herzen so
^ahe traten und das königliche Haus von Württemberg ihm besondere Iluld
^Uwendete. Eine glückliche Fügung wollte, dass Kronprinz Friedrich den
^ünstler 1870 bei Ausbruch des grossen Krieges in sein Hauptquartier beriel
Und der Letztere an seinem Theil beitragen durfte, die Begeisterung der Süd-
^ eutschen für des preussischen Königssohnes ritterliche Jovialität noch zu steigern.

Den späteren Zeitgenossen steht Bleibtreu nur als Maler der drei Sieges-
^hre vor Augen, die das neue Reich zimmern halfen. Allein, lange vorher
^ atte sich schon in den Fünfziger Jahren eine ältere Generation an seinen
^chöpfungen aus dem Befreiungskriege erbaut und hier neue Hoffnung auf
/^utschlands unerschütterte Volkskraft geschöpft, in politischer Ohnmacht und
^ errissenheit, unterm Druck der Reaction.

Von den alten Kämpen der Befreiungskriege war es besonders der all-
' >erehrte freidenkende Generalauditeur Friccius, der ihm herzlichste Neigung
eUtgegenbrachte. Ihm schuf Bleibtreu ein Denkmal, ehe die Stadt Leipzig ein

[Nachdruck vcrboten.]

solches ihrem ersten Befreier setzte, durch sein bekanntes Gemälde „Die Er-
stürmung des Grimmaschen Thores“.

Vielleicht gestaltete sich in jener ersten Hälfte seines Lebens Bleibtreu’s
begründeter Ruhm echter und wahrer, als in der zweiten Epoche, die von
äusseren Ehren und Erfolgen, von glänzendem Verkehr und fürstlicher Gnade
umstrahlt wurde. Damals wurzelte sein Name fest im Herzen der edelsten
Volksgenossen und es blieb ihm stets eine besondere Freude, dass die Turner-
schaft ihn zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte; hauptsächlich wegen seines Erst-
lingsbildes „Untergang der Kieler Turner und Studenten“ (neuerdings vom
Staate für Kiel angekauft).

Wie zu erwarten, beginnt seit 1864 das militärische Element den Brief-
wechsel und Verkehr des ICünstlers zu beherrschen, das officielle Staatslebcn
zog ihn in sein Bereich.

Eine besondere Freundschaft schloss. er mit Major v. Salpius, einem zu
grössten Hoffnungen berechtigenden Glied des Grossen Generalstabs. In eincm
Briefe findet man da Namen, die später in der Militair-Hierarchie besonderen
Klang erhielten:

„Ich habe dem Adjutanten Prinz Friedrich Carls jene Croquis übergeben.
Ferner ist der Flügeladjutant des Königs . . . gern bereit, in allen Dingen Ihnen
mit Rath und That zur Seite zu stehen. Zur Benutzung der Bibliothek des
Grossen Generalstabs wird Major v. Verdy du Vernois Ihnen über die kleinsten
Details Auskunft geben. Graf Waldersee hat auch viel dänische Waffen und
Ausrüstungsgegenstände.“ 18. März 1866. Das Datum leitet uns zu jenem
grösseren Kriege über, wo es sich nicht mehr um „dänische“ Sachen handelte.
Bleibtreu’s Briefe aus dem böhmischen Feldzug sind damals theilweise in Ber-
liner Zeitungen veröffentlicht worden. Wir beschränken uns also auf noch
nicht Bckanntes.

IX. 24. I.
 
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