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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Trojan, Johannes: Eine Bismarck-Gemeinde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0316

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irie Sismarck-ttrememde.

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Von Johannes Trojan.

Mit Portrait-Skizzen von Professor Fritz Werner.

®‘ smarc^^'^' von ^ enl d> e Rede sein soil, ist dasjenige, das der
Historienmaler Professor Fritz Werner in Berlin vor zwei Jahren
r>r etwa gemalt hat. Es ist damals ausgestellt worden in Berlin und an
\^ ren Orten und hat viel von sicli reden gemacht. Was es darstellt, ist das
lc^e Ende der Leipziger Strasse, wo das alte Reichstagsgebäude steht, mit
dgs ^ ern Verkehr, der um die Nachmittagszeit diese Hauptader der Metropole
sitz eutschen Reiches durchfluthet, und mit noch etwas mehr. Die Reichstags-
soeben geschiossen und vor dem Hause, in dem die Vertreter des
Se' len Volkes tagen, hat sich eine Menge von Leuten versammelt, um den
jubftl ve*chskanzler, wenn er herauskommt, zu sehen, zu begrüssen, ihm zuzu-
faS( h)as war etwas, das gegen das Ende der achtziger Jahre an jedem Tage

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' enn der Reichstag Sitzung hielt, sich ereignete. Dann gab es immer
ÜSs draussen dies lebendige historische Bild, das wohl werth war, von einem

tüchtigen Maler festgehalten zu werden, wie cs denn auch geschehen ist. Un-
willkürlich muss man dabei an ein anderes nicht weniger bedeutendes lebendes
Bild denken, das in der Zeit vorher auch oft in Berlin zu senen war und das
jedem, der es einmal gesehen hat, unvergesslich in der Erinnerung geblieben ist:
an das historische Eckfenster im kaiserlichen Palais unter den Linden gegenüber
dem Denkmal Friedrichs des Grossen, mit den Menschen davor, die geduldig
Stunden lang warten, bis endlich die Gestalt des greisen Heldenkaisers am
Fenster erscheint. Dann grtissen sie ihn mit Jauchzen und Thränen, die Frauen
heben auf den Armen ihre Kinder empor, darnit diese doch auch noch den alten
Kaiser Wilhelm zu sehen bekommen.

Der alte Kaiser und der alte Reichskanzler, wie ihnen beiden gehuldigt
wird, ohne Vorbereitung, ohne Pomp, ohne Reden und Lichter und Kränze, in
ganzer Freiwilligkeit und von Ilerzen, das sind zwei Rilder, die von grösserem

15.1.
 
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