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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Schumacher, Heinrich Vollrat: Das Hungerloos, [8]: humoristischer Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0223

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132



Bas jBungerloos.


Humoristischer Roman von Heinrich Vollrat Schumacher.

[Fortsctzung. ]

achmittags sass Leo hoch obcn im Birnbaum hinter dem Hause
und pfiff schmetternd in den blauen Himmel hinauf, wenn sie
nicht gerade in eine besonders saftige Birne biss.

„Oh Leo, was soll ich thun?“ tönte plötzlich die sorgenvolle Stimmc
ihrer Mutter zu ihr herauf. „Sie sagen zwar, Papa habe sie selbst heraus-
geschickt, aber — denke, wenn es ein Irrthum wäre und Papa würde
nachher glauben, ich habe
es absichtlich hinter seinem
Rücken gethan!“

Leo machte ein ver-
wundertes Gesicht.

„Aber was denn, Mama?

Was habest Du hinter sei-
nem Rücken gethan?“

Frau Amalie hob ängst-
lich die Hände.

„Im guten Zimmer und
im Schlafzimmer und im
Fremdenzimmer die alten
Tapeten abgerissen und
neue aufgeklebt. Deswegen
ist ja der Tapezierer mit
seinen drei Gesellen aus der
Stadt gekommen. Und für
das gute Zimmer hat er das
Blumenmuster mitgebracht.

Leo, das Blumenmuster!“

Oben im Birnbaum
knackte ein Ast.

„Herrgott, die Welt geht
unter!“ schrie Leo auf, „Papa
hat ihn herausgeschickt,

Mama? Papa?“

FrauAmalie nickte ver-
zweifelt.

„Ja, der Tapezierer hat
mir sein Ehrenwort darauf
gegeben. Aber nicht wahr,

Leo, Du glaubst es auch
nicht? Es ist unmöglicli.

Oh Gott, was soll ich thun?

Leo, was soll ich thun?“

Eine Weile war alles
still. Dann fiel eine Birne
vor Frau Amalie zur Erde
nieder.

„Iss die 'mal erst, Mama;
zur Beruhigung. Und dann
lass' uns überlegen. Dass
etwas dahinter steckt, ist
sicher. Vielleicht hat Papa
das grosse Loos gewonnen!“

Frau Amalie hob kopf-
schüttelnd die Birne auf.

„Er spielt ja gar nicht
Er sagt, es sei eine Dumm-
heit, Verschwendung, ein
Verbrechen!“

„Oder — vielleicht hat
er geerbt!“

„Von wem? Er wtirde

es uns doch gesagt haben.

[Nachdruck verbote"- ^

Nein, Leo, ich fürchte, es ist etwas Ande r

Etwas, das . . . .“

Sie hielt zögernd inne. Wieder drückte ihr die geheime
Ahnung dieses Morgens schwer auf das Herz. Aber durfte sie das ain °
ahnungslose Kind da oben beunruhigen?

„Nun, was?“ •

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rau Amalie rich tet'
sich entschlossen aufi ^
war ihre Pflicht, Leo voi‘ zU
bereiten, zu warnen.

„Weisst Du noch, vV,e
der Amtsrichter damals zU
erst in s Haus kam, weS e)

da n' c

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Otti? Hatte Papa
vorher ein silbernes Be ste
und ein V icrtel Dutz end
neue Servietten gekauft^
Abermals knackte 1,1
Birnbaum ein Ast.

„Mama! Du meinst, d 3” 5
er diesmal... wegen Mia--’’
Frau Amalie seufzte ti e
„Nicht wegen Mia- 1
Erinnerst Du Dich
wie der Banquier Wich e13’
mit dem Papa die Getrei^
geschäfte macht, das l etztt

Mal hier war? Wie Du D e* n

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bestesKleid anziehen unc
Pony’s brennen muss
Und wie der Wichers
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sah, so forschend, so beO y
achtend? Als er ging, i asst^
er Dir sogar an’sKinn, Le°'
Leo fuhr kerzenge rad'
in die Höhe und umkl a,,1
merte mit beiden Hän (l t
den Stamm des Birnbauru eSl
Und d e*

um nicht zu fallen.

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über Frau Amalie
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chers, diesen alten Kerl■ •

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„Meinetwegen? 1

Frau Amalie fuhr

Neujahrsnacht in Kamerun. Originalzeichnung von Hans Bohrdt.

setzt empor.

„Um Gotteswillen, L 1
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kannst Du so etwas

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Papa glauben? Nicht
rlten Wichers, den jung el1'
der so lange auf Reisen "' a1'
n der ganzen Welt. D rt

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