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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Feilmann, Johanna: Verkehrsmittel in London
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66

Von Johanna Feilmann.

H^rüher, in den guten alten Tagen der Männerwelt, als die Frauen
sich seibst noch für das geistig und körperlich schwächere Ge-
schlecht hielten, da gehörte der Londoner Omnibus fast ausschliess-
lich den Herren der Schöpfung, heute aber, mit der fortgeschrittenen Er-
kenntniss und Werthschätzung ihrer physischen und intellektuellen Kräfte,
ist auch das natürlich anders geworden; heute hält es wohl kein weibliches
Wesen mehr für unladylike, im Omnibus zu fahren, wenn es vom Theater

[Nachdrnck

heimkehrt. Und mit gutem Rechte nicht! Jene übertriebene Scheu ' L ^
nach englischen BegrifFen Unziemlichen war ja nichts weiter als ein Aus" ^
von Philisterei und Pedanterie, wie jetzt die Frauenemancipation ja auch'^\\e
entgegengesetzter Richtung hin urkomische Auswüchse in Hülle und

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treibt. Ja, wer weiss! Vielleicht ist der Tag nicht fern, an dem die i n
Dingen mit dem Manne concurrirende Londonerin den Hansomk uts

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auf dem Bocke enthront und selbst die Ziigel und Peitsche ergreiu-

halb nicht auch äuf diesem Gebiete einen GewerbsZ

pflücken? Nicht Jede eignet sich zum Doctor
Advokaten.

und


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Natürlich stehen überall an den Bahnhöfen lin ...

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den Strassen auf dem „Stand“ dem Publikum
Droschken und Hansoms zur Verfügung, aber ach !
Droschken, diese Cabs oder Fourwheeler, wie def
doner sie gern zum Unterschied vom Hansom nen nt

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sind der reinste Anachronismus im Lande des
und der practischen Einrichtungen.

Wie manchen Stossseufzer haben sie den Fremden


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schon gekostet! Meistens unsauber, angefüllt von

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widrigen Stickluft, die selbst bei geöffnetem Fenster

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entweichen will, und den abgeschabten, fleckigen ^
oder Plüschpolstern zu entströmen scheint. .,t

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„So schlagen Sie doch die Wagendecke zurück, - ^
ja zum Ersticken heiss,“ ruft der Fremde, der mit Fra 11 ^
Kindern am Bahnhof eingestiegen ist, dem Kutschd ^

Die Abendsonne strahlt, die Luft ist heiter, der A n

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der prachtvollen Bauten am Themseufer in der rö

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Beleuchtung gewiss wundervoll vom offenen Wag etl ..

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das Auf- und Abwogen der Menge interessant, man


nur zum Vergnügen ein Stündchen spazieren fahren-
Cabby aber grinst und -schüttelt lachend den Kopf 0'’ ?

Naivität des „Foreigner“. Eine

öffnende Dros 1

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Solch ein Ding gehört für ihn in’s Fabelreich. Nein, ^

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der Herr im offenen Wagen fahren will, da muss eI t

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einen Landau oder eine Victoria in den „livery sta
bestellen; auf dem Stand, zum öffentlichen Verkeh 1
Publikums giebt es solch eleganten „Fourwheeler“ nlC

Freilich ist unlängst von einigen Deutschen d 11

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regung gegeben worden, man möge doch Fiaker eim 11 u

die sich nach Belieben öffnen und schliessen lassen,

aber ist solch ein auf der Strasse zu miethender v s

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eine grosse Seltenheit und verliert sich unter den
Tausenden seiner alten Brüder.

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Ein erstaunliches Wunderwerk ist das ineir
greifende, und doch von verschiedenen Gesellschah 11 ^
griindete Eisenbahnwesen der Weltstadt, riesig 111 b
Verhältnissen, wie sie selber riesig ist, sich wei tel ,

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wickelnd, wie sie sich selber weiter entwickelt. A e 1
imposante Bahnhöfe, von denen aus es nach allen
und Enden der Welt geht, über dreihundert mehi

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minder kleine Stationen, die fast alle mit den g r° s 0-

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Verbindung stehen und zu den Stadtbahnen, d el
politan und dem District gehören; ein Netzwerk von ^
einander laufenden und sich abzweigenden Schien cn’ ,5
der Häusermassen und des ungeheuren Strassenv
wegen im Innern der Stadt unter Grund in Tunneln ^.g)1
oder von den Tunneln aus sich stellenweise im _,jt
weiter um die Vororte ziehen, alle aber — gewöhn
dem Namen: „Underground“ bezeichnet werden. ..gji
Bald sieht man die langen Züge auf hohen v . ;;r
mit weissen aufwirbelnden Dampfwolken dahinsaU öel 1
 
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