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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Gollmer, Richard: Bad Homburg
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Kirchbach, Wolfgang: Der Wein, [4]: Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0378

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288

MODERNE KUNST.

liche Ortschaften und zerbröckelnde Ruinen auf den Hügeln. Zunächst
die Stadt zu unsern Füssen. Wieder fällt uns der imposante Thurm der
katholischen Kirche in’s Auge, Libanon-Cedern grüssen aus dem Schloss-
garten lierauf, und aus den grünen Massen tauchen weiterhin die Hötels
und Logirhäuser.

Und weiter schweift der Blick in die Ferne und das Auge trinkt
sich satt an der Schönheit ringoum.

Am schönsten und genussreichsten sind die Wanderungen, wenn man
sie auf Schusters Rappen unternimmt. Aber Homburg weiss auch Rath
für Diejenigen, welche aus diesem oder jenem Grunde eine andere, be-
quemere Beförderungsart vorziehen. Omnibuslinien, die sich bald zu
Trambahnen umwandeln sollen, führen vom Fuss des Taunus zum land-
gräflichen Jagdschloss, von wo der Obelisk und die Forellenzuchtanstalt
leicht zu erreichen sind.

Eine hervorragende Specialität Homburg's sind die Ausflüge mit den
Mail-coaches. Das sieht pomphaft und phantastisch genug aus, wenn sich
die grossen Gefährte in Bewegung setzen und die langgezogenen, durch-
dringenden Töne der Signalhörner freie Bahn schaffen.

Da ist zunächst die Ellerhöhe, kaum ’/4 Stunde von den Quellen ent-
fernt. Vom Belvedere des Hügels hat man eine hübsche Fernsicht, an
klaren Tagen bis Frankfurt. Von den Anlagen mit wenigen Schritten zu
erreichen ist der Hardtwald oder „die Hardt“, wie man ihn kurz nennt.
Mächtige alte Bäume beschatten zahlreiche Rasenbänke und Ruhepavillons.
Fahr- und Fusswege durchziehen den Wald nach allen Richtungen und
oft trifft man auf Hünengräber, die meistens schon geöffnet sind.

Auf der anderen Seite der Hardt liegen Seulberg, und Friedrichsdorf,
der Zwiebacksort.

Nördlich von Homburg hinter Kirdorf, erheben sich der Rabenstein
und der Höllenstein, zwei Felsen, in deren Nähe man viele Römerfunde
machte. Am Fuss des Taunus, „der Höhe“, wie der Gebirgszug meistens
heisst, liegt, eine halbe Stunde von Homburg, das Oertchen Dornholz-
hausen, bemerkenswerth durch den Schiessplatz der zwei Homburger
Schützengilden, der auch den Fremden, wenn sie sich durch Mitglieder
der Gilden einführen lassen, zugänglich ist. Uebrigens soll in der Hardt
demnächst ein Platz für das Schiessen nach Thontauben geschaffen werden.

Eine lange und breite Avenue, die Tannenwald-Allee, führt vom
Schlossgarten am Englischen Garten, einem prächtigen Park, der dem
Publikum zu gewissen Zeiten offen steht, vorüber in zwei Stunden auf
die Höhe des Bergzuges.

Unweit befindet sich der Kleine Tannenwald, mit Spielplätzen für die
Kleinen, Ruderbooten auf dem Weiher und schattigen Ruhebänken.

Von den Ausflugspunkten der weiteren Umgebung Homburgs wäre
zunächst der Grosse Tannenwald zu nennen, bemerkenswerth wegen
seiner wirklich schönen Bäume. Fast wie in einem Dom geht man, wenn
man die Elisabethenschneise entlang schreitet. Rechts von der Strasse
befindet sich das Gothische Haus, 1820 vom Landgrafen Friedrich Joseph

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als Jagdschloss erbaut, aber im Innern unvollendet geblieben. Ein 111 ^

würdiges Monument birgt der Wald: den Stein, den Landgraf Friedi jC
Ludwig seinem Lieblingspferde hat setzen lassen.

An der Elisabethenschneise liegt auch der Forstgarten und der
Der letztere, bevölkert mit zahmen Hirschen und Rehen, Jät


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Schauplatz der Waldfeste, die die Plomburger Verwaltung m jtu0
arrangirt.

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Nicht weit vom Wildpark befindet sich die Luther-Eiche und _

Bluteiche, neben welcher der Leopoldstein, eine steinerne Urne,

niedrigem Piedestal steht.

Aber noch immer ist die Fülle des Anziehenden, das uns Homb u »

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Umgegend bietet, nicht erschöpft. Da ist noch, 1 x/-2 Stunde entfernt, u
Goldgrube, eine verlassene Mine, die man Curtius Rufus zuschrieb. ^" aC^
neueren Forschungen ist der Stöllen aber erst 200—300 Jahre alt 00
wurde wahrscheinlich als nicht genug lohnend aufgegeben. Da ist fe J0e
das Urselthal mit der alten Stadt Oberursel. Im Ursel- und HaidtränD
thal befinden sich mehrere Quellen von untergecrdneter Bedeutung-

Der bemerkenswertheste Punkt der Umgegend ist jedenfalls die S& a
burg, die bereits eingangs Erwähnung fand. Drusus’ Sohn soll sl
10 v. Chr. super vestigia paterni praesidii in monte Tauno gebaüt hat> cl
und Germanicus soll sie im Jahre 15 n. Chr., nachdem sie inzwiscU el
zerstört war, wieder aufgebaut haben. Die Saalburg ist von grossem h jtel
esse, da sie das am besten erhaltene Beispiel römischer Befestigungen 1S
Eine genauere Beschreibung würde uns zu weit führen, ausseroi'd ellt
lich reich waren die gemachten Funde, die im Saalburg-Museum im R 10
hause ausgestellt sind. Geräthe, wie sie der Krieg und das tägliche Leb el1

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of

forderten, zum Theil den unseren ähnlich, erzählen mit beredter Sp J' al
von dem Leben und Treiben jenes mächtigen Volkes, dessen Cultur v'
2000 Jahren schon auf dem Gipfel angekommen war.

Zu Bergparthien reizen der Feldberg und der Altkönig,
berg ist der höchste Gipfel des Taunus und des ganzen Südwest-Deuts 1
lands überhaupt.

Der F eld'
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Eine Bahnfahrt von einer Stunde führt uns nach Cronberg,

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einstigen Sitz jenes alten Geschlechtes, das mit Hutten, Sickingen 00
Götz v. Berlichingen zuerst den deutschen Einheitsgedanken gefasst
mit dem Schwert in der IPand durchzuführen versucht hat.

Sehenswerth ist das Schloss der Kaiserin Friedrich, Friedrichsh 0*'
das in Abwesenheit Ihrer Majestät dem Publikum gezeigt wird.

Am Fusse des Cronberger Hügels liegt die Ortschaft Cronthal 101
fünf Mineralquellen.

Zu besuchen wäre dann noch Falkenstein, Königstein, das Lorsba 1
und das Weilthal.

xc

Erschöpft ist damit die Liste freilich noch nicht •— aber vorlä u* 3
haben wir genug auf dem Ausflugsprogramm! Und nun das Ränzel
schnürt und nach dem schönen Homburg gepilgert, dass Körper 00 (
Geist sich stärke, sich ausruhe und gesunde in seinen gesegneten F1 uj£0

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Roman von Wolfg

[Fortsetzung. i * • 1

^,n dem hohen Raume standen unter ein.er sinnreich geführten Wasser-
leitung mächtige Bottiche, ganz gefüllt mit leeren Flaschen. Zwei
Spüler waren beschäftigt mit der Reinigung. Im ersten grossen Fasse
wurden die Flaschen von aussen gereinigt, die alten Etiquetten abgerieben,
worauf der Spüler, der im blauen Arbeitshemde vor dem Bottich stand, die
Flasche in das nächste Fass mit frischem Wasser legte zum Einwässern. Aus
diesem nahm sein Nachbar die Flasche heraus, um sie an die eigentliche
Hauptspülvorrichtung zu halten. Das war ein waagerechter Wasserhahn,
an dem vorne ein feiner, dünner Besen als Flaschenputzer sich befand.

Der Mann steckte die Flasche über den Besen und bewegte mit dem Fusse
einen Tritt, welcher durch eine leichte Uebersetzung den Flaschenputzer
in kreisende Umdrehung brachte, während gleichzeitig das sprudelnde
Wasser der Leitung die Spülung besorgte. Der kreisende Putzbesen fegte

0i n.

ang Kirchbach.

[Nachdruck verboten.]

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im lustigen Wirbel die Innenwände der Flasche. Hierauf wurde sie n° _
mals in frisches Wasser getaucht und dann auf ein grosses Gestell
Flaschenausschnitten zum Auströpfeln gestellt.

Herr Spurmann beobachtete die jungen Leute eine Weile bei jlll</
Arbeit. Er ergriff hierauf eine von den ausgefegten Flaschen, UJJ1 ^
letzte Prüfung vorzunehmen. Auf einem Tisch neben dem Gestell sta 0
ein Licht. Er zündete es an und besah die Flasche gegen das Lichb 0

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ti&

durch ihren grünen Schimmer zu erkennen, ob auch die letzte uns
bare Unreinlichkeit beseitigt war. Er zeigte die Flasche auch dem R elS
den, der hineinspürte, aber nichts Unreinliches mehr entdecken koü

. , da 01

Herr Spurmann stellte die Flasche wieder auf ihren Tisch und bracn

plötzlich mit den Worten los:

„Und dass mir darauf gehalten wird, dass jede Flasche auch no 1

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