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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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379


fC^arah Bernhardt
Yd als Jägerin zu er-
blicken - diesenVor-
zug genoss das Tro-
penland Brasilien, in
welchem die Unver-
gleichliche auf den
Brettern wie ausser-
halb derselben ganz
unvergleichliche
Triumphe feierte. In
Berücksichtigung der
gen des

ima’s und des felsigen
sländes erfand die grosse
Dstümkünstlerin ein be-
nders rationelles „Dress“,
,s einfach und doch kleid-
m war. Dass sie sich in
ssem Costüm auch mehr-
;h photographiren und
ichnen liess und dass
ese Bilder nun die Runde
irch die gesammte illu-
■irte Presse der Welt
achen, kann uns bei dem
sserordentlichen — sagen
r „Inscenirungstalent“ —
der welterfahrenen Schau-
spielerin nicht Wunder
nehmen. Man muss die
meisterhafte Ausnutzung
dieser Fähigkeit an ihr um
so mehr bewundern, als die
grosse Sarah eigentlich eine
Feindin der Reclame ist. Sie selbst hat es kürzlich einem Interviewer verrathen:
„Ich hasse die Reclame,“ sagte sie mit dem Brustton tiefster Ueberzeugung, „ja,
ich hasse sie wirklich, so sehr ich mich ihrer auch bediene. Aber was will das
sagen? Wie viele unserer Damen bekleistern sich des Nachts über das Gesicht
mit einer Paste, die es ganz wie eine Maske bedeckt und dort verkrustet. Es
ekelt sie förmlich vor dem Brei, den sie sich auflegen müssen; aber sie thun es
doch, um schön zu bleiben oder schön zu werden, was weiss ich! Die Reclame
üun ist für eine Künstlerin das, was dieses Schönheitsmittel für die Damen.“

Seit die Amerikaner sich den Amerika-Pokal aus England nach der neuen
Welt hinüberholten, hat das Mutterland stets unglücklich um diesen ersten Segler-
preis der Welt gerungen. Die ersten Niederlagen der Engländer mochten wohl
dem Umstande zuzuschreiben sein, dass ihre Yachten vorzugsweise für die
heimischen Regatten construirt waren und den besonderen Bedingungen der
Oceanfläche vor Sandy-Hook nicht genügend Rechnung trugen. Erst seit 1887,
als die „Thistle“ (unsere gegenwärtige Kaiseryacht „Meteor“) erbaut wurde,
suchten sie sich den amerikanischen Verhältnissen und Erfahrungen mehr anzu-
passen und „rückten“ denn auch in ihren Records von Mal zu Mal den trans-
atlantischen Gegnern mehr auf. Die Engländer waren vom Typus des Kielbootes
ausgegangen und hat-
ten allmählig der
amerikanischen Bauart
Zugeständnisse ge-
macht. Die Amerika-
ner, die zuerst den
reinen Schwertboot-
Typus bevorzugt hat-
ten, lernten ihrerseits
die Vorzüge der geg-
herischen Fahrzeuge
Schätzen, und so unter-
Schieden sich denn die
Tachten des letzten
^eetings nur wenig
v°n einander. Die für
die Regatta des dies-
Jährigen September
knstimmten Kämpen,

Die Yaclit Valkyrie III.

der Amerikaner „Defender“ und der Engländer „Valkyrie III“ stimmen in den
Grundzügen ihrer Bauart bereits fast völlig überein. Der Typus ist der des
sogen. „Flossfeder-Kiels“ (Fin - Keel), einer Bauart, welche in ihrem sich nach
unten hin stark verjüngenden Körper die Vorzüge des Kiels und des Schwertes
vereinigt. Unterschiede geringer Art ergaben sich aus der Anwendung von
Aluminium durch die Amerikaner (leichterer Oberbau und schwererer Ballast)
und von Nickelstahl durch die Engländer. Der eigentliche Rumpf der Yachten
besteht aus Holz — Eichen und Ulmen. Ferner hat die englische Yacht eine
etwas grössere Segelfläche (14000 Quadratfuss gegen 13000 der amerikanischen)
und ist auch in ihren übrigen Dimensionen ein wenig grösser und kräftiger als
die Gegnerin. Die Yacht ist auf Kosten eines Consortiums, an dessen Spitze
Lord Dunraven steht, auf der Henderson’schen Werft in Glasgow nach den
Plänen des Constructeurs Watson erbaut worden.

■>:

Aus Mailand wird berichtet, dass für die nächste Spielzeit in der „Scala“
ein Ballet „Venus“ vorbereitet wird, dessen Höhepunkt darin besteht, dass eine
Schwadron Ballerinen hoch zu Zweirad auf der Bühne erscheint und den Zu-
schauern ein Ballet vorradelt. Auch die
„Kunst“, wie man sieht, macht sich die
Fortschritte des Jahrhunderts dienstbar.

*

Bei der grossen Vorliebe, welche
Se. Majestät der Kaiser für die
gesunden, kräftigenden Sportsitten Alt-
Englands hegt, kann es nicht Wunder
nehmen, dass er den für die Ausbildung
einer guten, gleichmässigen Gesammt-
muskulatur wichtigsten Sportzweig, die
edle Ruderei, mit besonderer Aufmerk-
samkeit verfolgt und seiner Ausbreitung
in Deutschland jeden nur erdenklichen
Vorschub leistet. Neuerdings hat der
Monarch sich die Aufgabe gestellt, den
schönen Sport auch in studentischen
Kreisen einzubürgern und zu diesem
Zwecke den kostbaren Wanderpreis
für akademische Rudervereine ge-
stiftet, den unsere Abbildung veran-
schaulicht. Die nach Berlin herüber-
gekommenen Münster’schen Studenten,
die bei ihren Uebungen mit besonderen
Terrainschwierigkeiten zu kämpfen haben,
zeigten sich allerdings noch nicht ganz
firm,, fochten aber den Wettstreit brav
und eifrig aus. Besser geübt und trainirt
war der akademische R. V. Berlin, der
denn auch den kaiserlichen Wanderpreis
gewann. Auffallend war nur, dass der
Regatta-Mannschaft kein einziger Student
von der Universität, sondern ausschliesslich technische Hochschüler, Veterinär-
studenten u. s. w. angehörten. Es wäre zu wünschen, dass auch die Universitäts-
studenten sich, gleich ihren englischen Collegen, für diesen männlichen Sport
begeistern lernten.

*

Wir haben Traueranzeigen, Verlobungsanzeigen, Geburtsanzeigen u. s. w.;
die Amerikaner haben das Alles auch und dazu etwas, das wir nicht haben, um
das wir sie aber kaum beneiden, nämlich die „divorce-cards“, „Scheidungs-
anzeigen“. Sie sind jetzt in „fashionablen“ Kreisen allgemein im Gebrauch und
lauten ungefähr so: „Oberst H. T. V. und Mrs. H. T. V. erlauben sich Ihnen
mitzutheilen, dass die bisher zwischen ihnen bestehende Ehe heute durch Ent-
scheidung des höchsten Gerichts wieder aufgelöst wurde. Mrs. H. T. V. nimmt
wieder ihren Mädchennamen Miss M. P. B. an.“ — Ob der glückliche Empfänger
dieser „Scheidungsanzeige“ sie mit einer Gratulations- oder mit einer Beileids-
karte zu beantworten hat, ist bis jetzt noch nicht bekannt.

* *

Der amerikanische Erfinder Layman hat ein pneumatisches Boot
construirt, das vor allem in den Kreisen der Wassersportleute und der Enten-
jäger auf Beachtung und Erfolg rechnen darf. Das aus Kautschukstoff bestehende
Fahrzeug, das beini Transport in einem kieinen handkofferartigen Futteral unter-
gebracht wird, hat, wenn es entfaltet und aufgeblasen wird, ungefähr die elliptische
Gestalt eines Pferdekummets. Vorn ist eine kleine Ausbuchtung als Bug und

Wanderpreis des Kaisers
für akademische Rudervereine.
 
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