Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

DOI Heft:
Zick-Zack
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0481

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
395


[Üobert Warthmüller, einer unserer.talent-
(J vollsten jüngeren Maler und eifriger Mit-
arbeiter unseres Blattes, ist plötzlich an einer
Blinddarmentzündung gestorben. Sein eigent-
licher Name war Müller. 1859 in Landsberg a. W.
geboren, bezog er 1877 die reorganisirte Ber-
liner Akademie, um sich der Malerei zu widmen.
Nachdem er hier die vorbereitenden Curse
durchgemacht, siedelte er nach Miinchen über,
wo er gleichzeitig im Bayerischen Heere seiner
Militärpflicht genügte. Seine Vorliebe für solda-
tisches Wesen liess ihn dann früh das eigent-
liche Gebiet seines Schaffens finden. Er be-
geisterte sich für das kriegerische Zeitalter
Friedrichs des Grossen und seinen ersten malerischen Erfolg erzielte er
mit einem Gemälde, das den grossen König darstellt, wie er eben aus
seinem Reisewagen gestiegen ist, um sich mit einem Oderbruch - Bauern zu
unterhalten. Weitere Bilder aus derselben Epoche sind: „Der jüngste Recrut“,
„Friedrich der Grosse an der Bahre Schwerin’s“, „Friedrich der Grosse und
Zieten bei Bunzelwitz“, „Preussischer General, Vorposten revidirend“. Mehrere
derselben sind in der Modernen Kunst reproducirt. Auch sein letztes hurnor-
volles Bild: „Komisches Intermezzo“ werden wir unseren Lesern vorführen.
Sein „Liebesmahl“, die Darstellung eines Diners im Offizier-Casino, erfreute
sich eines besonders populären Erfolges. Als Bildnissmaler ausserordentlich
begabt. verschmähte es Warthmüller nicht, noch im Jahre 1892 nach Paris zu
gehen und dort in das Atelier Lefebre einzutreten. Die reifste Frucht dieser
Studienzeit war sein flottes Damenbildniss auf der Berliner Ausstellung 1893.
Robert Warthmülier erfreute sich der Anerkennung der allerhöchsten Kreise.
Nachdem er bei Gelegenheit des Jubiläums der Pasewalker Kürassiere sich durch
geschickte Arrangements das Wohlwollen des Kaisers errungen, gereichte es ihm
zu besonderer Genugthuung, auch an der Menzel-Ehrung in Sanssouci hervor-
ragenden Antheil nehmen zu dürfen. Wenige Tage darauf erlag der Künstler
mitten unter den schönsten Hoffnungen und Entwürfen der tückischen Krankheit.

Eine der drei Wittwen des Exkhedives Ismail Pascha, welche
bekanntlich in ihrem herrlichen . Schlosse von Resina leben, — nämlich die
Prinzessin Schochret, — soll, wie aus Neapel verlautet, demnächst mit einem
dortigen hochstehenden Aristokraten einen neuen Ehebund eingehen. Prinzessin
Schochret ist eine georgische Schönheit, während die beiden anderen Prinzessinnen
Dzenaniar und Tismafet Circassierinnen sind.

werke starteten vom Place de l’Etoile, Omnibusse, Victorias, Buggies, durch
Petroleum, Dampf oder Elektricität getrieben. An einem Dienstag fand die Ab-
fahrt statt, am Donnerstag Mittag 12 Uhr 57 Minuten langte die erste Kutsche
in einer Wolke von Staub an. Trotzdem die Besitzer des zweisitzigen Gefährtes
(Pauhard und Lavassor) die 1200 Kilorneter in 48 Stunden 48 Minuten als die
schnellsten zurückgelegt haben, konnte ihnen der erste Preis, der für Viersitzer
bestimmt war, nicht zugebilligt werden. Er fiel dem viel später, 2 Minuten nach
Mitternacht, eintreffenden viersitzigen Wagen von Peugeot zu, den wir in der
Abbildung bringen.

Dass Spitzen ein grosses Vermögen repräsentiren können, ist bekannt.
Die echten Spitzen der Astor’s haben einen Werth von 12 Millionen Mark, die
der Vanderbilt’s von 19 Millionen. Der Papst begnügt sich mit Spitzen im
Werthe von 300 000 Mark, während die der Prinzessin von Wales auf eine
Million geschätzt werden. ö *

Die Victoria Regia ist eine jener Riesenpflanzen, die uns wie ein Ueber-
bleibsel der triebkräftigeren Urwelt anmuthen. Ihre kreisförmigen, oben grünen
unten rothen Blätter haben
einen aufgeschlagenen Rand
und 2 m bis 2,50 m Durch-
messer. Unsere
stellt dieBlät-
ter einer Vic-
toria Regia
im Guindy-
Park in Ma-
dras dar. Das
eine dersel-
ben trägt
einen jungen
Australneger
der im Voll-
bewusstsein
seines Netto-
gewichtes

von 50 Pfund gravitätisch auf seinem improvisirten Boote sitzt. Die Blume der
Victoria Regia hat 30 bis 40 cm Durchmesser und wechselt den Tag über ihre
Farbe vom reinsten Weiss bis zum sattesten Roth.

Abbildung

* * *

Den ohne Pferdekraft bewegten Gefährten gehört unbedingt die Zu-
kunft, wenn sich auch die bisherigen Mechanismen nicht nach allen Richtungen hin
bewährt haben. Einen Beweis für diese Behauptung lieferte das auf der Strecke
Paris-Bordeaux veranstaltete Wettfahren solcher Vehikel. Etwa zwanzig Fuhr-

Mit Bezug auf den Streit, der zwischen Catulle Mendes und Leoncavallo
iiber das geistige Eigenthum an den „Bajazzi“ entstanden und der bekanntlich
zu Gunsten des letzteren entschieden worden, veröffentlicht der Mäiländer Secolo
die nachstehende Zuschrift: „In den Zeitungen habe ich die Geschichte des
Processes gelesen, welcher in Bezug auf das Libretto der Leoncavallo’schen Oper
„Pagliacci“ schwebt. Im Interesse der Wahrheit möchte ich nun nicht unter-
lassen, die Mittheilung zu machen, dass das Drama, welches
Maestro Leoncavallo zu dem Poem seiner Oper inspirirt
hat, sich in Montalto (Provinz Cosenza), wo der Vater
Leoncavallo's Richter war, ereignet hat. Der Autor der
„Pagliacci“, damals noch ein Kind, muss von der That
einen um so lebhafteren Eindruck empfangen haben, als
der ermordete Geliebte zu jener Zeit im Dienst von
Leoncavallo’s Vater stand. Er hiess Gaetano SchiavelLi
und befand sich gerade in dem kleinen Theater mit dem
Sohn seines Herrn, als er plötzlich herausgerufen und er-
mordet wurde. Der Mörder, welcher Giovanni d’Alessandro
heisst, hat inzwischen seine That im Gefängniss gesühnt
und steht jetzt, nachdem er die Strafe abgebüsst, in meinen
Diensten, desgleichen seine Schwester! Ich theile Ihnen
das mit, weil es Ihnen dienlich sein könnte. Ausserdem
stelle ich Ihnen d’Alessandro und seine Schwester zur Ver-
fügung, falls Sie ihrer Aussagen vor Gericht benöthigen
und bin zu jeder weiteren Aufklärung bereit. Mit achtungs-
vollem Gruss Chiara Sprovieri Baronin de Tusco.“

Californien erfreut sich in Amerika augenblicklich des

Rufes, die schönsten Rosen der Welt zu besitzen. In

gewissen Gegenden, besonders in San Gabriel und in

Pomona, sind die Rosenstöcke so zahlreich und derartig

von Blüthen bedeckt, dass die Landhäuser unter der

. Blumenfülle verschwinden. Der Park von Skinner zählt

Ein preisgekrönter Viersitzer ohne Pferde. ,

nicht weniger als 178Arten, die zur selben Zeit 6 Wochen
 
Annotationen