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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Raeder, Alwill: Johanna Jachmann-Wagner: mit Portrait nach einer Photographie von Hch. Graf, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0175

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er Todesengel hat dem Leben einer herrlichen Künstlerin vor
Kurzem ein Ziel gesetzt. Johanna Wagner, seit ihrer Ver-

^hlimg am 2. Mai 1859 mit dem Landrath Jachmann in der Kunst-
^elt

^ 2.

v,

d

den Doppelnamen Jachmann - Wagner tragend, ist in Würzburg
October d. J. gestorben. Die ältere Generation der Theaterfreunde,
r aüem in der deutschen Reichshauptstadt, wird die volle Schwere

eses Verlustes empfinden. Denn schon sind 23 Jahre entschwunden,
uem die klassische Künstlerin, früher eine Zierde des musikalischen
j, mas, später hervorragend als Tragödin, zum letzten Male auf der
ülglichen Bühne in Berlin aufgetreten war. Dem jüngeren Geschlecht
C|^lieb nur ein kunsthistorischer Name, aber ein eigener Name,
° chten von goldenen Lorbeeren: Johanna Wagner, die Nichte des
i'h SSen ^■ eformators und Schöpfers des deutschen Musikdrama’s und von
11 selbst als hochbegabtes Talent der grossen, der idealen Kunst zu-
geführt.

Johanna Jachmann-Wagner hatte mehr als 20 Jahre der Königlichen

y ^ühne als Mitglied angehört; ihr künstlerisches Wirken umfasste die
<-eit

Vünstk

v°m 6. Juni 1851 bis zum 10. Januar 1872. Sie für den Berliner

da:

nten

reis gewonnen zu haben, bleibt ein Verdienst des General - Inten-

von Küstner. Berlin hatte sich für die ersten Vorführungen

Mit Portrait nach einer Photographie von Hch. Graf, Berlin.

* * [Nachdruck verboten.]

des Propheten von Dresden aus dcn stimmgewaltigen Tichatschek
und von Paris her die geniale Viardot - Garcia als Fides verschrieben.
Aber der gefeierte Sänger musste an den Heimweg denken und Küstner
sich nach einer neuen Fides umsehen. Er reiste nach Magdeburg, wo
Johanna Wagner’s „Fides“ Aufsehen erregte. Sie hatte das Glück
gehabt, die Fides - Partie als erste deutsche Sängerin bei der Erst-
Aufführung in Hamburg (24. Januar 1850) kreiren zu können und ausser-
ordentliche Ehren damit geerntet. Küstner hatte die Nachfolgerin der
Viardot entdeckt und bot der neuen Fides das Berliner Engagement an.
Johanna Wagner forderte ein zehnjähriges Engagement, vermochte aber
bei dem damaligen Vorstand der preussischen Hofoper doch nur ein drei-
jähriges durchzusetzen, obwohl ihre Gastrolle in Berlin im Frühjahr 1850
(Fides, Rezia und Donna Anna) in allen Kunstkreisen die glänzendste
Anerkennung gefunden hatte. Küstner gab 1851 das Berliner Hofbiihnen-
scepter ab, und Botho von Hiilsen übernahm das General-Commando
der Königlichen Schauspiele. Unter Hülsen begann das contrahirte En-
gagement Johanna Wagner’s, und die Antrittsrolle war wiederum die
unübertroffene Mutter des Propheten, eine Partie, in welcher die deutsche
Kunst und Künstlerschaft Johanna Wagner’s einen Sieg über
die fremdländische davongetragen hatte. Die Sängerin stand damals

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