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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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8o

MODERNE KUNST

Die Absolvirung des Lehrerinnenexamens dürfte im Allgemeinen nicht zu
den Vorbedingungen einer erfolgreichen Bühnencarriere gehören. Wer Nina
Sandow nur von der Bühne des Berliner Residenz-Theaters her kennt, merkt


ihrsicher nicht an, dass sie
ein ganzes Jahr lang
den weiblichen und
ntännlichenNach-
wuchs ihrer Va-
terstadt Brünn
in den An-
fangsgründen
der Wissen-
schaft unter-
richtete. Erst
bei näherer Be-
kanntschaft mitder
liebenswürdigen, klu-
gen, stets ein wenig ern-'
sten Dame macht sich der
Eindruck einer in sich ge- Nina Sandow.
in Köln sind ihre Schwestern —- benutzte

schlossenen, zielsicheren Per-
sönliehkeit geltend, die gern
dominirt und ihrlnteressean
Anderen unwillkürlich in
die Form einer Art lehr-
hafter Beeinflussung
kleidet. So charakte-
risirt sich denn auch
die Art ihres Kunst-
schaffens aus verhalte-
nem und gerade darum
ungemein wirkungsvollem
Temperamentheraus. Einer
zahlreichen Künstlerfamilie
entstammend — Clotilde Schwarz
am Münchener Hoftheater und die
jetzige Gattin des Directors Hofmann
sie einen Aufenthalt ihrer Eltern im

Bade, reisle zu den in München gastirenden Meiningern und liess sic'h von
Chronegk engagiren. Die Freifrau von Heldburg, die Gattin des Herzogs von
Meiningen, erkannte in ihr ein starkes Bühnentalent, dessen Ausbildung ihr
lohnend erschien, und studirte mit ihr eine Reihe von Rollen. Nach verschiedenen
Engagements in Aachen, Hannover und Berlin, vor Allem nach einem erfolg-
reichen Gastspiel in St. Petersburg, unter der Direction Bock, ist sie nunmehr
eins der beliebtesten Mitglieder des Berliner Residenztheaters. Nina Sandow’s
Begabung umfasst beinahe das gesammte klas-
sische und moderne Repertoire. Hero, Gret-
chen, Klärchen, Hermione, Thekla, Ophelia,

Desdemona, Julia, Rutland, Eva, Recha zählen
zu ihren besten Rollen, während ihr für das
französische Sittenschauspiel besonders die
Sicherheit ihres gesellschaftlichen Auftretens
zu Hülfe kommt.

König Alfonso von Spanien bereitet
sich ernsthaft für die militärische Seite seines
Berufs vor. Aus seinen kleinen Unterthanen
ist ein besonderes Bataillon gebildet worden,
das er fleissig mit Hülfe ausgewachsener Offi-
ciere einexercirt. Da geht es denn bisweilen
nicht ohne ldeine Zwischenfälle ab, die als
Zeichen der Zeit des Registrirens werth sind.
So war der junge König jüngst mit seiner
Truppe ausgerückt und sprach sicli recht be-
friedigt über ihre Leistungcn aus. Gleich auf

Das Kinderbataillon des Königs Alfonso von Spanien.

. 0.$

rief: „Was, ich bekomme keine Bonbons? Und Officier werde ich aucü «

• • •

einmal? Da spiel’ ich nicht mehr mit!“ Vergeblich suchte man den K
Renitenten zur Vernunft zu bringen. „Nein, nein,“ rief er, „ich werde Revoluti 011 ^
und „Hurrah, die Republik!“ schrie er nun, um im nächsten Augenblic^ ^
heulen, dass das Königsherz gerührt wurde und er, auf den kleinen - ,0
zutretend, sagte: „Na, sei nur nicht böse. Ich werde Dir ja auch eine Sch 3 ^
geben und das grösste Stück Kuchen dazu.“ Das fruchtete. „Der
nahm seine Flinte wieder auf, defilirte mit und die Parade schloss ohne W

Misston. # *

* ’ „



Ein Telephon in der Kirche — diese Neuerung wird aus Bir® ,rln
gemeldet. Alle Personen der englischen Fabrikstadt, die mit dem Teleph 0* 1.^
geschlossen sind, können seit einigen Tagen an dem Gottesdienst der d° r ^e5
Christ Church theilnehmen, ohne persönlich dabei zu sein. Die Dräh te |)
Apparats laufen von der Kanzel aus, und nach den Versuchen zu urtheileB’ ^
der Hörer am andern Ende deutlich die Predigt und den Gesang vern e jj
Sogar das Husten der Gemeinde ist deutlich zu verstehen. (!) Vielen P er?
kommt die neue Einrichtung sehr gelegen, speciell solchen, die Pflichten aI1
Haus fesseln. ,,

Gerade der Unfall, der Herrn Hiram S.

. iiaaS te>'

laxim bei einem der J u

Versuche mit seiner Flugmaschine betroffen, hat unwiderleglich b eVsrl jgf
dass das lenkbare Luftschiff nicht mehr zu den Utopien überspannter L 1 ,efl
gehört. Es ist ein eigenartiger Aufbau, ein Mittelding zwischen Pap ier° jjed'

und mechanischem Vogel, mit dem
Maxim die Luft durchkreuzt. Ueber
offenen Holzdeck spannt sich ein m* jji
aus 2000 Quadratfuss Leinwand gebild et
etnen Stahlrahmen gespannter Aeropl a^g6|,
Vorn und hinten befinden sich die
während die Steuerung durch zwei £ e
Schrauben von mehr als zwanzig Fnss erfoW 1
messer bewirkt wird. Die Bewegung ^jr
durch eine Dampfmaschine leichtester ^
struction von 300 Pferdekräften. D er üjid

Apparat ist 140 Fuss lang, IIOFuss b iel
wiegt etwa 80 Centner. pj-iti 5' 1

In einem Vortrage, den er in det ^
Association in Oxford hielt, versich elte^ je(
Rayleigh, Maxim habe drei der fünf n^etfl e

Luftschifffahrt zusammenhängenden P 1 0cl’

Es handle sich llU ^


9.

unzweifelhaft gelöst.

Die Maxim’sche Flugmascliine.

sich n ur 11

um eine sicherere Form der SteuerunS
dcr Landung.

dem Paradefelde, der Pla* 3 u"
Toros, beförderte er einig e
„Officieren“, während er and e
mit Bonbons - Schachteln ^
schenkte, Alle aber zu P rU‘
s«ick einlud. Das FrübsW
aber schien dem kleinen M anU
Garcia nicht recht zu gen^
Wüthend trat er aus den Re^
Warf seine Muskete hin uD

für die Modelle — darunter die Rüstung Karl’s des
Kühnen — 45000 Francs, für die Modelle selber hat
der Maler über 32000 Francs bezahlt, ausserdem hatte
sich Roybet eigens für dieses Bild ein Atelier bauen
müssen, das dann sofort wieder niedergerissen wurde,
kurz die Rechnung war, wie gesagt, eher zu niedrig,
als zu hoch gegriffen und Lyon hat die Freude, die
grossen Kosten zu bezahlen.

* *

- *•

Eine eigenthümliche Art von Geburts-
anzeigen beginnt sich in Frankreich einzubürgern.

Niclit mehr die Eltern, sondern dieNeugeborenen selbst
erstatten die Anzeige. Eine solche lautet ungefähr: „Zu
meinem Eintritt in die Welt und um Sie mit meinem
ersten Lächeln oder Kuss zu begrüssen, habe ich den
vergangenen Sonntag gewählt. Alice F.“

* *

Der englische Parlamentsabgeordnete Henniker
Heaton hat eine europäische Ehescheidungsstati-
stik zusammengestellt. In England kommt eine Ehe-
scheidung auf 577 Heirathen, in Russland eine auf 450, in Schottland eine auf
331, in Oesterreich eine auf 184, in Belgien eine auf 169, in Ungarn eine auf 145,
in Schweden eine auf 134, in Holland eine auf 132, in Frankreich eine auf 62,
in Dänemark eine auf 36, in Italien eine gerichtliche Trennung auf 421. Unter
den europäischen Grossstädten steht es am schlechtesten in Berlin. Dort giebt
es auf 17 Ehen eine Scheidung. In Wien kommt auf 43 eheliche Verbin-
dungen eine Scheidung und in Paris auf 13 eine Scheidung oder gerichtliche
Trennung. Die Palme gebührt aber der Grafschaft Holland in Connecticut in
den Vereinigten Staaten. Von sechs Ehen wird dort eine geschieden.
 
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