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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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MODERNE KUNST.

Adele Sandrock.

theater in Wien thätig ge-
wesen ist, ist jetzt endgiiltig
dazu ausersehen, Charlotte
Wolter am Wiener Burg-
theater zu ersetzen. Die
Künstlerin, die 1866 in Rot-
terdam geboren ist und von
ihrer Mutter, einer hollän-
dischen Schauspielerin, die
schauspielerische Begabung
überkommen hat, erwarb
sich vor Jahr und Tag ihre
ersten Biihnenerfolge am
Berliner Urania-Theater, war
dann kurze Zeit bei den
Meiningern und vorüberge-
hend am. Deutschen Theater
in Berlin thätig, bis sie in
Wien ihren eigentlichen Wir-
kungskreis fand. An der
Donau ist sie vorwiegend
auf dem Gebiete des deut-
schen und französischen
Sensationsdramas thätig
gewesen. Die stark be-
gabte Schauspielerin

wird schon am 1. Februar d. J. „Mitglied des k. k. IIofburg-Theaters“ sein,
aber noch nicht „k. k. Hofschauspielerin“, das wird sie erst später, wenn
sie Jahre lang Fleiss und gute Sitten, wie seiner Zeit die Wo'.ter, an den
Tag gelegt hat, mittelst „Dekrets“, hoffentlich werden. Es konnte nicht länger
so fortgehen. Die ganze Sammlung grosser Dramen lag durch das Zurück-
ziehen der Wolter in ihr Villa-Zelt in Hitzig brach. Die Sandrock wird in
die Maria Stuarts, Medeas, Orsinas und all’ die Peluche-, Schlepp-Kleider,
Woll-Peplums und polirten Stahlpanzer der Theater-Historien mit kühnen
Sätzen springen. Frau Wolter, wenn sie zu zürnen aufgehört hat oder
wieder gesund geworden ist, bleibt genug Wittwen-Besitz an kostbaren
Grossmütter-Heldinnen. Die Makkabäerin Lea, die unglückliche Fürstin von
Messina, die bittende Mutter des Coriolan, die Thusnelda, deren Sohn sich
von deutscher Art losgemacht hat, kurz das ehedern sogenannte „Sophie
Schröder-Fach“ wird ihr in ungeschmälerten Besitz übergeben werden.

In gewissen Fällen haben Machtbestrebungen des schwächeren Ge-
schlechts zu Erfolgen gelührt, bisher leider vorwiegend bei uncultivirten
Völkern. Der Schauplatz des Sieges ist natürlich das Haus. In Nicaragua wurden
die Ehemänner wie Sclaven behandelt und mussten alle Hausarbeit thun. Die
Balonda Frauen üben eine förmliche Tyrannei iiber ihre Männer aus und nehmen
an den Rathsversammlungen theil. Bei den Kunama (im Sudan) hat die Frau einen
Sachwalter, der sie gegen ihren Mann beschützt und ihn bei schlechter Behand-
lung mit Geldstrafe belegt. Sie geniesst im Ilause beträchtliches Ansehen und
hat dieselben Rechte wie ihr Mann. Auch bei den Beni Amer (gleichfalls im
Sudan) erfreuen sich die Weiber grosser Unabhängigkeit. Der Mann muss seiner
Frau ein werthvolles Geschenk machen, wenn er ein rauhes Wort gegen seine
Ehehälfte gebraucht hat, und ol't muss er ganze Nächte vor der Hausthür im
Regen zubringen, bis er bezahlt. Die Frauen haben einen starken Corpsgeist;
wenn eine von ihnen schlecht behandelt wird, so kommen ihr die anderen zu
Hülfe, und selbstverständlich hat der Mann immer Unrecht. Sie legen grosse
Vcrachtung gegen die
Männer an den Tag
und betrachten es als
eine Schmach, Liebe
zum Gatten zu zeigen.

Das Velociped
hat schon lange ver-
sucht, sich einen am-
phibischen Charahter
beizulegen, und sein
Bereich aufdas feuchte
Element auszudehnen.
Wir haben schon
mehrmals Gelegenheit
genommen, derartige
Versuche zu veran-
schaulichen. Die hier
abgebildete Construc-
tion eines flachen
canoeartigen Bootes,

dessen Schaufelräder in der Mitte des Kieles durch Treten in Bewegung
werden, erscheint als eine geschickte Uebertragung des
des Velocipeds auf das des Schiffes. Die Lenkung des Fahrzeuges
die gewöhnliche Steuerung von der Mitte aus durch Seile erfolgen.

gesetzt

Bewegungprincip®

kann durc

Der jüngst verstorbene Professor Gustav Graef zählte zu den erfolg"
reichsten Bildnissmalern seiner Zeit. Von 1862—1879 galt sein kiinstlerisches
Schaffen ausschliesslich dem Portrait. Er war ein Meister im weiblichen Safon-
bildniss und hatte über der Darstellung der Frauenschönheit lange Zeit seine erstd 1

ihn auf ein anderes Gebiet des

Schule, der er 1843—1846 untc'

chen
Heet'

kiinstlerischen Aspirationen vergessen, die
Schaffens verwiesen. In der Düsseldorfer bchule, der er
Schadow's Leitung angehörte, hatte er versucht, sich in den grossen histortsc

Styl hineinzuarbeiten. „Wie
schild geschlagen wird“,
taufe“ nach W. von Kaul-
wurf „Der Auszug preussi-
williger“ zeugten von sei-
chen Streben. Die Möglich-
teren Erwerbes trieb ihn
dere Bahnen. Spät, etwa um
er sich auf die Ideale seiner
Darstellung des nackten

der

„DieSachsen-

bach’s E 111
scher l rrCl
nem el" 1'
keit foi ch'
dann iu 311
1879. besan 11
Jugend.

weibliche 11

Körpers 1111

Licrit

vollen
übte eine
sondere
ziehungsk rah

auf ihn al)S'
Seine »l reh
citas“. dr[S
„Irrlicht“, d‘ e

„Oceanideh

vor Pronfo'
theus“ und schliesslich das „Märchen“ bracht 2
ihm neue Ehren ein — und den bekannfo 11
Meineidsprocess, dessen Schatten die letz len
Lebensjahre des Malers trübten.

Mh' 1'

Prof. Gustav Graef -j-.

Balduin Möllhausen.

Am 27. Januar vollendete Balduin
hausen sein siebzigstes Lebensjahr.
ansehnliche Reihe von 155 Bänden
beredtes Zeugniss für die Schaffenski'alt de
Mannes, dessen Indianer-Geschichten schon vor 40 Jahren die Begeisterung v°'
denselben Männern entfachten, die sich auch noch heute - in gereiften Jah 1
— mit ungetheiltem Interesse in die neuesten Arbeiten des an Ei'lebnissen 1,11
Phantasie so reichen Dichtei'S vertiefen.

1825

ch

Balduin Möllhausen, als Sohn eines Artillerie-Officiers am 27. Januar

in Bonn geboren, unternahm seine erste Amerikareise schon unmittelbar n® 1
Erfüllung seiner Dienstpflicht. An einer Forschungs-Expedition des HerzOr 5
Wilhelm von Württemberg theilnehmend, blieb er bei einbrechendem Wn ltel
allein auf weiter Prairie zurück, um das Gepäck des Prinzen, der im Schlit teI’
einer unfernen Missionsstation zugeeilt war, zu bewachen. Am folgenden T 0S e
sollten Pferde und Schlitten auch ihn zur Station bi'ingen. Ein furchtba' el
Schneesturm machte seinen Entsatz unmöglich. Alle Communication hatte allf"
gehört und längst hatte man den jungen Reisenden zu den Verunglück te

gezählt. während dieser, ullte,.
einem Lederzelte kauernd,

gjfl

lm Sclmee vergi'aben,
schi'eckenreiches Dasein fri stef
Durch volle 6 Wochen nSh* 1

sich ausschliesslich

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d e

Fleische erlegter Prairiehu 11

und zweimal konnte ihm 111)1

die sicher treffende Kugel del1

eigenen Skalp retten. Un tcr

dem Eise des nahen Baches vC1"

barg er die Leichname der c

legten Feinde, um der P aL ’



des Stammes nicht anhen' 1

fallen.

Fast war seine Hünei

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gebrochen, als endlich nü

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Wetter eintrat und der ,,"

vorüh er

Mann“ von einer
ziehenden Indianer-Trupp e

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gefunden und mitgenonm 11
wurde. Von dieser wurde e

Boot mit Tretrad.
 
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