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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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MODERNE KUNST.

191

an die Omahas, einen kriegerischen Stamm, abgegeben, und nun begann für
Möllhausen ein Abenteurerleben, wie es wohl kaunt ein anderer Europäer jemals
erlebt hat, geschweige denn erieben wird, — ein Leben, das ihm einst den
Namen des deutschen „Lederstrumpf“ eintrug.

Durch die Abhängigkeit von den Ornahas wurde er gezwungen, sich dent
Stamm als Mitglied anzuschliessen und über zwei Jahre lebte er völlig als
Indianer. Ja, nicht einmal die Familienfreuden blieben ihm erspart, denn, ob-
gleich er gänzlich mittellos war, bot ihm dennoch der Häuptling seine Tochter
zur Frau an. Während ihm nun im Wigwam das Leben möglichst behaglich
gestaltet wurde, erwarb er sich durch seine sichere Büchse nicht nur den
Respect von Freund und Feind, sondern auch einen ansehnlichen Vorrath von
kostbaren Pelzen, deren Ertrag es ihm später ermöglichte, mit einem Missouri-
dampfer nach St. Louis zu fahren und von dort — über New-Orleans — einen
Hamburger Dampfer zu erreichen. Nach fast dreijähriger Abwesenheit kehrte

er nach Berlin zurück. Noch zwei-
mal besuchte er die Steppen, die
Berge und die Goldminen im
Coloradogebiete, ehe er dann be-
gann, in europäischer Ruhe das
reiche Material, das sich in seiner
Erinnerung angesammelt hatte,
schriftstellerisch zu bearbeiten, ehe
seine ersten Romane, in der Köllni-
schen Zeitung gebracht, ein wohl-
berechtigtes Aufsehen erregten.

Möllhausen hat in seinem
Schriftthum viele und grosse Er-
folge aufzuweisen gehabt. Wenn
Alexander von Humboldt zu sei-
nem wissenschaftlichen Werke
„Tagebuch einer Reise vom Mis-
sissippi bis nach den Küsten der
Südsee“ selbstdas Vorwortschrieb,
so erwies der berühmte Gelehrte
ihm dadurch eine Ehre, die ausser
ihm nur nqch drei Autoren zu
Theil geworden isf.

Die schönsten Lebenserinne-
rungen des alten Jägers und Schrift-
stellers fallen aber in die Zcit, in
der er gar oft der gerngesehene
Gast des Prinzen Friedrich Carl in
Dreilinden war und von seinen
Abenteuern und seinen Erleb-
nissen erzählte.

Auch eine Barrison.

Die fünf Geschwister Bar-
rison im Berliner Winter-
garten sind der Erfolg der Saison.
Das Lied von der „Kleinen Katz“
und dem dazu gesuchten „Schatz“ ist bis in die Salons der besten Gesellschaft
gedrungen und hat dort denkwürdige Ereignisse gezeitigt. Nach den neuesten
Nachrichten hat einer der vornehmsten Cavallerieofficiere eine der
excentrischen Schwestern geheirathet, die nach ihrer mit Urlaub
angetretenen Hochzeitsreise sich als Gräfin B. von neuem ihrer
Truppe anschliessen wird. Uebrigens machen die Barrison's mit
ihren Tänzen und Gesängen Schule — unter unseren Garde-
officieren. In einem der Regiments-Casinos fand kürzlich in
Gegenwart des Kaisers eine Amateur-Vorstellung statt, deren piece
de resistance in einer Imitation der Amerikanerinnen — durch fünf
baumlange Officiere bestand. Wir sind durch einen Zufall in der
glücklichen Lage, unseren Lesern ein getreues Conterfei der Pseudo-
Geschwister bieten zu können. Ob die Schnurrbärte auf dem
Altar der Kunst zum Opfer gefallen sind, können wir leider nicht
verrathen.

Im Mai wird in Kopenhagen eine Frauenausstellung eröffnet
werden, in welcher die Kunst, die Litteratur, die Musik, die
Philanthropie und die Haushaltung der Frauen vertreten sein sollen.
Die Frauen haben selbst die Initiative zu der Ausstellung ergrifien,
wozu der Staat und Privatleute 50000 Kronen beigesteuert haben.
Im Comite, das Frau Kammerherr Oxholm zu seiner Präsi-
dentin gewählt hatte, ist indess schon ein bedenklicher Streit aus-
gebrochen. Ein Mitglied des Comites, Frau Meyer, hatte sich
Wegen ihrer socialistischen Meinungen — sie ist Präsidentin des
„weiblichen Fortschrittvereins“ — bei Frau Oxholm „missliebig“
gemacht und wurde genöthigt, ihr- Mandat niederzulegen. Diese
Einmischung der Politik in eine ganz unpolitische Angelegenheit rief

Die falsclien Five Sisters Barrisons.

Professor Ernst Körner, der neue Vorsitzende des Vereins Berliner
Künstler hat sich durch einige ausgezeichnete Orientlandschaften einen guten

Namen in
Sein Bild
Welle“ er-
Körner’s
Lichtstim-
aber nicht
die dem
nerverhasst
festen Ar-
auch ge-
schiedenen
nur den un-
den be-
fixiren. Mit

der künstlerischen Welt erworben.
„Baalbeck am Libanon“ und „Eine
regten mit Recht grosses Aufsehen.
Streben geht vor allem dahin, die
mungen der Natur abzulauschen,
in vagen verschwommenenFormen,
Eschkeschüler und tüchtigen Zeich-
sind, sondern in Verbindung mit
chitekturlinien. Er hat sich daher
wöhnt, seine Motive stets zu ver-
Tageszeiten zu malen, um nicht
sicheren nebelhaften, sondern auch
stimmten Freilicht - Eindruck zu
diesem Studienmaterial, das sich

Prof. E. Körner.

der Künstler auf mehreren Orientreisen, in Italien und Spanien ervvorben hat,
schafft er seine eindrucksvollen Bilder, die imrner einen besonderen individu-
ellen Reiz haben. Ernst Körner, der seinem Verein schon längere Zeit als
erster Säckelmeister gedient hat, wird das Vertrauen seiner Collegen recht-
fertigen. Seiner Liebenswürdigkeit, verbunden mit einer gewissen Energie, wird
es gelingen, die Gegensätze zu versöhnen, die einmal im Vereine selbst wirken
und zum andern mit der Akademie bestehen. Er ist der Mann, der sich nach
oben schon durch seine unabhängige Stellung das nöthige Rückgrat bewahren
und nach unten durch sein starkes Collegialgefiihl Niemanden vor den Kopf
stossen wird, kurz der rechte Mann für die schwierige Stelle eines Künstler-
vorsitzenden. In seinem behaglichen Heim in der Klopstockstrasse arbeitet
Körner augenblicklich an einem interessanten Bild, den Bädern des Tiberius

*

so starkes Missver-
gnügen gegen Frau
Oxholm hervor, dass
sie sich ihrerseits
zurückzog.

Das dem deutschen
Kaiser verliehene Gross-
kreuz des Japanischen
Chrysanthemum-Or-
dens wird nur an Souve-
räne, die Mitglieder ihrer
Häuser und Präsidenten per Japanische Chrysanthemum-Orden.

von Republiken verliehen.

Die Halskette besteht aus vier verschiedenartigen Gliedern, in denen Chrysan-
themum-BIüthen mit Palmzweigen und Arabesken-Medaillons abwechseln. Das
Band ist dunkelroth mit violettem Bordstreifen. Der Orden selbst hat einen
Durchmesser von sechs Centimeter, die Strahlen sind goldbordirt weiss, in der
Mitte mit purpurnem, goldbordirten Medaillon, die vier Chrysanthemumblumen
in den Winkeln und die dariiber befindliche Blüthe sind von gelber Emaille,
die Blätter grün. Der Stern hat dieselbe Form und einen Durchmesser von
acht Centimeter; er wird auf der rechten Brustseite getragen.

•Jf-
 
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