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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0299

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An unsere Leser!

"(dL'tich den laufenden Jahrg'ang werden wir mit einer glänzend illustrirten


ommer

ummer -

abschliessen und so den Lesern unsern Dank abstatten für die freundliche Theilnahme, die sie uns bewiesen. Schon jetzt haben wir die sorg-
faltigsten Vorbereitungen getroffen und werden einen neuen Beweis liefern, dass wir auf dem mit steigendem Erfolg betretenen Wege, die Kunst in
der Familie heimisch zu machen, den steten Zusammenhang zwischen ihr und der lebendig pulsirenden Gegenwart zu wahren, rastlos fortschreiten.

üen Abonnenten der „Modernen Kunst“ wird auch dieses

praehtvoll ausgestattete Extra-Heft

ohne Preiserhöhung

geliefert. Es bildet den Abschluss einer langen Jahresreihe künstlerischer Reproductionen und ist sicher geeignet, uns nicht nur die alten Freunde
zu erhalten, sondern auch durch ihre dankenswerthe Vermittelung neue Förderer unserer Bestrebungen zu werben.

berlin w„ Potsdamerstrasse 88. Redaction und Vertag der „Modernen Kunst“.

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Inzwischen beginnt das Schillertheater die ersten
Spuren einer gedeihlichen Entwickelung zu zeigen. Man
besinnt sich in der Wallnertheaterstrasse augenscheinlich

Es will Frühling werden draussen; drinnen in den
Kunsttempeln aber mimen die Menschendarsteller un-
entwegt weiter im Schweisse ihres Angesichts; die
Einzigen, die nicht warm werden wollen bei all’ der
Anstrengung sind die Theaterbesucher. Und es ist
ihnen doch so wacker eingeheizt worden, besonders von
den Doppelbühnen, die ihre Truppen vertheilen und
en'.senden mussten dahin, wo der Kampf am heissesten
entbrannte. Oscar Blumenthal und Sigmund Lauten-
burg stritten um die Gunst des Publikums mit zwei
Fronten. Im Berliner Theater wurde die Volksbildung
gefördert, während das Lessingtheater für die oberen
Zehntausend arbeitete. In der Blumenstrasse suchte
sich der jüngste Officier des üflentlichen Unterrichts —
man verzeihe die stammelnde Uebersetzung — seine
Palme durch Vorführung französischer Sittenstücke zu
verdienen, während am Schiffbauerdamm Jungdeutsch-
land zu Worte kam. All’ die Liebesmüh war umsonst,
das Publikum blieb kühl bis an’s Herz hinan. Als ein-
ziger Gewinn ergab sich die Nutzanwendung: „Niemand
i<ann zweien Herren dienen“, und Oscar Blumenthal
war der Erste, der die Richtigkeit des alten Sprüchleins
erkannte, er cedirte die Direktion des Berliner Theaters
für die kommende Saison an den Mannheimer Inten-
danten, Herrn Prasch. Vivat sequens!

Im Deutschen Theater ging es indessen ein wenig
bunt zu. Nachdem man den Classikern mit Kabale und
Liebe und Hamlet recht übel mitgespielt, errang man
mit Gerhard Hauptmann’s Webern einen grossen Sen-
sations- und Cassenerfolg, der noch rechtzeitig von der
rein künstlerischen Wirkung des Grillparzer’schen „Weh’
dem, der lügt“ abgelöst wurde. Ein Versuch des ehe-
maligen Directors des Deutschen Theaters, Adolph
L’Arronge, einmal ganz ernsthaft zu sein und seinen
Bewunderern von der hohen Zinne der politischen Partei
aus zu imponiren, missglückte. So wohnen denn zwei
Seelen in Dr. Brahm’s Brust, die eine klammert sich an
den talentvollsten Naturalisten, die andere neigt sich
dem romantischsten Classicisten zu. Da bei keiner dieser
widerstrebenden Neigungen die Theatercasse leiclet, so
lassen sie sich ohne Gewissensconflict vereinigen.

Inhalt der Frühlings-Nummer.

Text:

Gustav Klitscher, Blumengruss. (Gedicht.)
Ernst Lenbach, Der Klosteresel.

Rich. Fuchs, Arabisches Dörfchen. (Illustration
in Aquarell-Facsimile-Farbendruck.)

E. Enke, Lotosblume. (Illustration.)

Ludwig Hevesi, Frühling in Nizza. (Mit Illustra-
tionen in Aquarell-Facsimile-Farbendruck.)

A. Rontiniy Frühlingsdüfte. (Illustration.)

Paul Oskar Höcker, Frühlingsstimmungen.

C. Fröschl, Der neugierige Amor. (Illustration.)
Georg Malkowsky, Die Berliner Theatersaison.
Eine Allcgorie des Schriftthums. (Mit Illu-
stration.)

Richard Wagner in Madrid.

Die Kufiferireibearbeit für Denkmäler.
Literarische Menu-Karte.

u. s. w.

Kunstbeilagen;

O. Lignery Loreley.

H. Charlemont, Auf der Landstrasse.

R. Lofies-Cabrera, Am Brunnen.

B. Gensmei', Sonderbares Angebot.

G. Rochegrosse, Parsifal der reine Thor.

B. Liljefors, Das Falkennest.

Extra - Kunstbeilage:

E. Forti, Frühlings-Idyll.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaction von
Rich. Bong in Berlin W.

Briefe und Manuscripte sind zu adressiren:

An die Redaction der „Modernen Kunst“ in Berlin W.,
Potsdamerstr. 88, ohne Hinzufügung eines Namens.

_

darauf, dass äusserliche Abonnementserfolge es auf die
Dauer aliein auch nicht thun. Bei Gelegenheit der Auf-

führung von Wildenbruch’s „Karolingern“ hat man ein
paar Talente entdeckt, die sich wohl für die Bildung
eines Ensembles verwenden liessen, und auf diesem
Umwege gelangt man hoffentlich zu der Ueberzeugung,
dass besagtes Ensemble denn doch auf’s innigste zu
wünschen ist. Freilich wird es sich zunächst um ein
grosses Aufräumen mit unbesonnen engagirten Provinz-
mimen handeln.

Wenn man überhaupt während der sich ihrem Ende
nähernden mageren Saison von äusseren Erfolgen
sprechen kann, so sind sie verdient oder unverdient
dem Schauspielhause in den Schooss gefallen. Man
braucht sich für die Inszenirungen der Hebbel’schen
„Nibelungen“ nicht unnöthig zu erwärmen. Dass man
sich überhaupt an sie heranwagte, berührt an sich
sympatisch. Auch die Anfnahme von Grillparzers
„König Ottokars Ende“ in das Repertoir lässt erkennen,
dass man von den jungdeutschen Veilletäten zurück-
gekommen ist und sich auf gewisse Pflichten besinnt.
Die Erfolge von Niemanns „Wie die Alten sungen“ und
von Skowroneks „Halali“ rnögen als materielles Aequi-
valent für eine ideelle Concession an die hohe Kunst
hingenommen werden.

Als ein negatives erfreuliches Resultat mag zum
Schluss noch registrirt werden, dass die Zeit der hun-
dertmaligen Aufführungen derselben Posse in dei: Musen-
tempeln der Luisenstadt verflossen zu sein scheint.
Den dort regierenden Theaterleitern ist gewiss ein Haus
voller harmloser Lacher zu gönnen. Dass eine ganze
Generation über dasselbe Stück lacht, ist im Interesse
der geistigen Volkshygiene entschieden unstatthaft.

Wenn man ein politisch Wort auf die Kunst an-
wenden darf, so möchte man sagen; „Jedes Publikum
hat das Theater, das es verdient.“ Das Berliner Publikum
ist sicher nicht schlechter als ein anderes. Was ihm
abhanden gekommen, das ist die feste Tradition. Die
sich überall bemerkbar machende Geschmacks-Deroute
tritt am augenfälligsten in der Reichshauptstadt zu Tage,
weil hier die Gegensätze am kräftigsten auf einander
platzen. So lange Autoren und Künstler nicht wissen,
was sie wollen, so lange der neue Gedankengehalt nicht
seine concise künstlerische Form gefundcn hat, lässt
sich auch vom Publikum ein feinfühliges Verständniss,
ein sicheres Urtheil nicht erwarten.

Georg Malkowsky.

Zur gefälligen Beachtung.

in den F'dllen, dass die verehrlichen Leser der „Modernen Kunst“ die Hefte unseres Blattes von einern ihnen unbekannten
Colporteur erhalten haben und über den Fortbezug der Hefte im Unklaren sind, ist es geboten, sich an die ndchste Buch- oder Colportage-
handlung oder fournalexgedition zu wenden. Von diesen werden die weiteren Hefte ohne Preisaufschlag geliefert werden. Bei etwaigen
Verzbgerungen in der Lieferung unseres Blattes bitten wir, sich an die Bezugsquelle zu wenden, und falls die Reclamation erfotglos
bleibt, der Expedition ^mseres Blattes Mittheilung über die Verzögerung unter genauer Angabe der Bezugsqicelle zu machen.

Tritt ein Wechsel des Wohnortes ein, so kann man in dem neuen Orte die Förtsetzung durch jede beliebige Buch- oder Colportage-
handlung weiter beziehen.

Sind am Wohnorte oder m der Umgegend desselben dem Leser keme BezugsqueUen bekannt, so wende er sich direct an die
unterzeichnete Verlagshandlung mit genauer Angabe seiner Adresse.

BERLIN w. 57., Potsdomerstrosse 88. D/e Ver/agshand/ung

IX. Fr.-No. U.

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