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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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MODERNE KUNST.

223

c° rges costümirt und boten das Schau-
eines regelrechten Duells am Endc
j^ S Vorigen Jahrhunderts. Die beiden
arnen, zugleich Königinnen des Ballets,
^ s Eislaufs, des Reitsports und des
a<lfahrens, hatten sich erst seit Kurzem
Cr 6dlen Fechtkunst sewidmet, lieferten

aber

li,

Proben einer eminenten Geschick-
chkeit.

Crty(

'ten

die sich mit der in ihrem Beruf
0rbenen Anmuth zu einem entzücken-
Ganzen vereinigte. Der Chevalier

^ aint-Georges war in einen dunkelgrünen
° cb mit apfelgrüner Weste und eben-
^j| chen Aufschlägen gekleidet. Die
CValiere trug eine über dem linken
llle graciös geschürzte violette und
uvefarbene Robe mit ebensolcher
est°, Beides reich mit Spitzen besetzt.

''Urlich bedeckte das gepuderte Haar
k u'feispitz. Als die Damen das Podium betraten, wurden sie mit jubelndem
Clfall begrüsst. Der alte Ruf der französischen Fechtkunst wurde neu auf-

Die Chevaliere d’Eon und der Chevalier St. Georges.

«efri

führ

*scht — durch zwei Balleteusen.

^ ^ er Jüngst in Wien einem Schlaganfalle erlegene Bildhauer Anton Paul

aSner (geb. 183+ zu Königinhof in Böhmen) war einer jener merkwürdigen

t,ll'l nicht aewöhnlichen Künstler, die trotz aller Anerkennung, die ihrem Talente
"'irri 0

p Q, trotz zahlreicher Aufträge und oft ganz bedeutender Leistungen es nie zur
^Pularität bringen. Bei den meisten Concurrenzen (Denkmal für die Opfer des
ln§theater-Brandes, Mozartmonument etc.)

Preisedavon; dieAus-
dere. Das verbitterte
etwas trockenen, je-
Menschen, der mit
nen verstand, be-
W urstigkeitsgefühl,
„Geschäft“ zurecht-
seiner allgemein be-
das „Gänsemädchen“.
Brunnengruppe, die
sogenannten „Brand-
meindebezirke (innere
dann auf die Rampe
riahilf) übertragen

'W

Wagner erste
rUng erhielten An-
Künstler: den

MQqL

y ' 1 gemüthlichen

erflältnissen zu rech-

, *te es in dem
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Sele
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er sich für das
e§t hatte. Eines
Werke ist
^ liebenswürdige
äf SP rünglich auf der
im ersten Ge
a<ft) stand, später
Kahlstiege (Ma

aaUten

V

Stätte“

St;

Bildhauer A. P. Wagner. f

tirde, Sein letztes grösseres Werk ist der „Engelbrunnen“ (im IV. Bezirk). so
Ctlannt nach dem Spender desselben: eine feine und geistreiche Arbeit, gut im
(. aff >au und von grosser plastisch-malerischer Wirkung. Seine Arbeiten sind
^ r'§ens zahlreich und finden sich Werke seiner Hand an fast allen Monumental-
a°ten Wien’s, wie am Parlamentsgebäude, an den Hofmuseen, dem Burgtheatei

'lur Hofburg. Auch in seinem engeren Vaterlande, Böhmen, führte er viele

N

tthd

§ rosse Arbeiten aus. In den Kreisen seiner Freunde und der Wiener
C^-schaft wird ihm ein ehrendes Andenken sicher sein und auch in der
emde des lustigen Künstlergschnases wird er als treuer Mitarbeiter unver-
f^Uch bleiben.

Pui

Seine Napoleonmaske, in welcher er einmal auf einem Künstler-

erschien, _ Wagner war von kleiner, gedrungener Gestalt und hatte emen

^ ssabeln Napoleonkopf— erregte Sensation. und das lustige Wien merkt sich
r§l eichen besser als die künstlerischeste That. X v. G. -g.

reif«

en

h le Räder legt sich

mit erhabenen Buch

e speist diesen Schriftrand

(j ^as Bicycle als Reclamedrucker ist eine echte Erfindung fin de siecle.
a'~ ~ • Kautschuk-

staben. Eine
mit der
nöthigen Co-
pirtinte aus
einem Be-
hälter, und
der Radfah-
rer lässt hin-
ter sich eine
schwer ver-

wischbare Spur, eine doppelte Reclame-
zeile, die auf das Asphaltpflaster ge-
druckt, an Deutlichkeit nichts zu wünschen

übrig lässt. Das hier geschilderte Drei-
rad erregte auf der letzten Fahrrad-
Ausstellung im Industriepalast in Paris
allgemeines Aufsehen, und, wenn die
Polizei sich nicht in’s Mittel legt, haben
wir eine neue. eigenartige Strassen-
Reclame.

*■

Orgel und Electricität. Herr
Musikdirektor Werner von Baden-Baden
ist vor einigen Tagen mit der Prüfung
cines von Koullen & Co. in Strassburg
neu erstellten dreissigregistrigen Orgel-
werkes betraut gewesen und hatte dabei
Gelegenheit. sich iiber die vorzüglich
wirkende Inbetriebsetzung des Wind-
gebläses der Orgel durch einen etwa
einen halben Meter im Quadrat einneh-
rnenden Elektromotor äusserst lobend
auszusprechen. Ein Druck aut einen am Orgelspieltisch angebrachten Knopf
genügt, um sofort die volle Orgel erbrausen lassen zu können. Wenn man
bedenkt, mit welchen Umständlichkeiten die Bedienung des Orgelgebläses durch
menschliche Kraft verbunden ist, hauptsächlich, in welchem Abhängigkeitsver-
hältniss der Organist dabei zu seinen Calcanten steht, so ist diese Neuerung auf
dem Gebiete des Orgelbaues nicht hoch genug zu begrüssen. Herr Werner
kann die Neuerung überall empfehlen, wo Elektricität am Orte zu haben ist,
denn eine einfache Kabelleitung bewirkt die elektrische Verbindung. Die
sämmtlichen Herstellungskosten bei der Strassburger Orgel beliefen sich auf
800 M. und der Verbrauch an Elektricität pro Stunde 10 Pfg. Wenn wir nicht
irren, hat die Orgel der neuen Kirche in Schöneberg bei Berlin wenigstens für
die Registerziehung elektrischen Betrieb.

DieErsetzung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen nimmt
wahrhaft unheimliche Dimensionen an. Selbst die intimsten Aeusserungen der
Mutterliebe sind vor mechanischem Ersatz
nicht mehr sicher. ln England hat man ein
Räderwerk erfunden. das an der Wicge
angebracht wird. diese in Schwingungen ver-
sctzt und so den Schlaf der klcinen Welt-
bürger bcfördert.

Die Patti in England.

Nach einer Pause von 18 Jahren
hat die Patti jüngst zum ersten
Mal wieder vor der Königin von
England in Windsor gesungen
und zwar auf speciellen Wunsch
der Monarchin die Arie aus dem
„Lohengrin“ und den „Traum“
von Wagner. Die Königin über-
schüttete die Patti mit den Zei-
chen ihrer Huld und schen-kte
ihr unter Anderem.eine Brosche
aus Rubinen und Brillanten, die
am Bande getragen wird, genau
wie ein Orden, und die von der Königin nur in ganz besonderen Fällen verliehen
wird. Windsor ist sechs Stunden von der fürstlichen Besitzung der Patti in
Craig-y-Nos entfernt. Dort erhebt sich das Schloss, das durch seine schier endlose
Zimmerflucht (es enthält allein 23 Fremdenzimmer), seinen Theatersaal und
die märchenhafte Pracht, mit der es ausgestattet ist, eine Sehenswürdigkeit
geworden ist. Auf der Bühne dieses Schlosses haben in vergangener Saison
nicht weniger als 30 Vorstellungen stattgefunden, zu denen die ganze Aristokratie
geladen wurde. Aber nicht nur in den Rollen ihres Repertoire zeigt sich die
Patti auf ihrer Bühne, sondern auch in der Pantomime, für die sie eine grosse
Liebhaberei hegt. So hat sie sich eine Pantomime nach der Dame aux
camelias schreiben lassen und hat kürzlich die Marguerite Gautier — oder wie sie
in der Partitur von Verdi heisst: Violetta, nicht gesungen, sondern gemimt. Im
Mai wird Adelina Patti aber auch öffentlich in London auftreten, und zwar im
Covent-Garden-Theater und auf die Art nach zehn Jahren zum ersten Male
wieder eine Bühne in Eneland bgtreten.

Eine mechanischc Wiege.

0f/

^eclunie auf dein Dreirad

Vt\.ot\T«\v - V'i'W-'



•L

DerMailänder Sportverein „Canottieri Olona“ hatte für
den 31. Januar ein Wettschwimmen auf dem Naviglio Grande aus-
geschrieben. Man hielt dieSacheAnfangs für einen Ausfluss desGalgen-
humors, denn der Winter ist in Italien dieses Jahr bekanntlich so hart,
wie seit Menschengedenken nicht — aber nein, das Wettschwimmen war
 
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