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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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256

MODERNK KUNST.

Sacher-Masoch f.

führt, eröffnete vor vierzig Jahren Dr. Leo-
pold Ritter von Sacher-Masoch (ge-
boren am 27. Januar 1835 zu Lemberg)
seine literarischeThätigkeit mit einemRoman
aus der Sittengeschichte seiner galizischen
Heimath. Dem erfolgreichen Erstlingswerke,
das ihn veranlasste, seine akademische
Lehrthätigkeit aufzugeben, schlossen sich in
kurzen Abständen zahllose andere an, so
viele, dass kaum er selbst noch alle Titel
kannte und längst sich scheute, etwa für
Lexika eine vollkommene Liste seiner nach
Werth und Inhalt grundverschiedenen
Schöpfungen zu liefern. Anfangs schrieb er,
weil das Problem ihn reizte und um Ehre und Ruhm zu ernten, später zwang
dauernde Noth ihn, zum flüchtigen Vielschreiber zu werden, der in den letzten
Jahren gar manche seiner Arbeiten einem Stenographen aus dem Stegreif in die
Feder diktirte; die Stoffe dazu hatte er während des ganzen Lebens sorgsam
gesammelt, und in sauber geordneten Kasten fand rnan bei ihm im Vorrath
Charakterstudien, Novellenstoffe, Sittenbilder und alle erdenklichen „Stimmun-
gen“, aus denen er von Fall zu Fall wählte, was passend erschien. Als Meister
der Novelle hatte er begonnen; schärfste Naturbeobachtung vereinte sich mit
gluthvoller Schilderung; er wurde zum Vater der realistischen Darstellung und
war dabei doch nur ein empfindsamer Schwärmer. - Sacher-Masoch war der
vollkommenste Typus des vertrauensseligen, leichtlebigen Oesterreichers; er
vertraute seinem Weibe, seinen Freunden, seinen Collegen und seinem Gliick —
sie betrogen ihn alle. Mit der Flucht seiner ersten Gattin, Wanda v. Rümelin,
die ein Redactionscoilege, der als Jaques St. Cere jetzt im Pariser „Figaro“ die
Geheimnisse der europäischen Politik zu ergründen sucht, ihm entführte, begann
das Unglück des kindlich naiven Mannes, der zeitlebens ein verwöhnter Giinstling
der Frauen war. Um die Schuldenlast abzutragen, die auf ihn sich gehäuft hatte,
liess er sich verleiten, am Verderb des Geschmacks durch pikante, später
direct schlüpfrige Geschichten mitzuarbeiten.

Die begreifliche Abneigung sittenstrenger Kreise
ganz correcte Wer- ke

manches Vortrefi'-
blicationen derletz-
ohne Erfolg im
schwand; er ge-
zu den Todten . . ,
ben? Leider viel-
„Masochismus“, mit
jenes psychopathi-
männlichenEnergie
ten des Weibes
dem es belletris-

Aus dem Harem herausgeworfen.

gegen nicht immer
führte dazu, dass
liche, das unter den Pu-
ten Jahre sich noch fand,
grossen Strom ver-
hörte als Lebender schon
Was wird von ihm blei-
leicht nur das Schlagwort
dem ein Grazer Professor
sche Zurückweichen der
vor den Herrschaftsgelüs-
bezeichnete, das, nach-
tisch als etwas Abnor-

mes' geschildert worden, in der Medizin und Jurisprudenz eine ungeahnte Be-
deutung gewonnen hat.

Der jiingst verstorbene Fürst Richard Clemens Lothar Metternich,
geboren am 7. Januar 1829, war der Sohn des Staatskanzlers Clemens Wenzel
Fürsten Metternich aus dessen zweiter Ehe mit Maria Antonia Freiin Leykam,
Gräfin von Beilstein. Prinz Richard erhielt eine Erziehung inr
liberalsten Sinne. Nachdem er 1848 seine Studien vollendet
hatte, begleitete er seinen Vater nach London und Brüssel
und kehrte 1851 nach Oesterreich zurück. Am 2. De-
cember 1852 wurde er Gesandtschafts-Attache in Paris, am
2. December 1854 Legationssecretär, worauf er ant 22. Mai 1856
als Gesandter in Dresden accreditirt wurde. Am 30. Juni 1856
vermählte sich der Fürst mit der 20jährigen Comtesse Pauline
Sandor. Im Juni 1859 starb sein Vater, der einst mächtige
Staatsmann. Wenige Tage danach erhielt Fürst Richard den
Auftrag, sich auf den italienischen Kriegsschauplatz in das
kaiserliche Hauptquartier zu begeben, um die diplomatischen
Unterhandlungen zu führen; er hatte hier Gelegenheit, mit
dem französischen Kaiser, in dessen Nähe ihn schon seine
frühere Thätigkeit gefiihrt hatte, persönlich in engere Berührung
zu kommen, und nach dem Züricher Frieden wurde er zum
Botschafter in Paris ernannt.

Fiirst Metternich war in Paris vom 14. December 1859 bis
Ende 1871 accrcditirt. Lr dankte seine bevorzugte Stellung am
französischen Hofe seinen vorzüglichen gesellschaftlichen Talen-
ten, seiner Liebenswürdigkeit und Lebhaftigkeit, seinem aus-
gezeichneten Clavierspiel und vor Allent seiner Gemahlin, der
Fürstin Paulinc; sie beherrschte mit ihrem Geschmack die
Mode und mit ihrer Excentricität den sonst etwas eintönigen
Hof des melancholischen Imperators. Politisch hat der öster-
reichische Botschafter dem Tuilerien-Hofe eher geschadet als
genützt.

Die englische Pantomime ist eine eigenartige Kunstform, die sich 1111
all’ ihrem derben Humor auf dem Continent nicht so recht einbürgern wilh
Spässe wiederholen sich, man weiss fast immer im Voraus, was passiren vV1
da es sich meist um ein Hinauswerfen oder um Fusstritte handelt, aber & e
Engländer hat nun einmal seine naive Freude daran. Das jüngst im Bed lt,e^
Lindentheater aufgeführte Stück „Marocco-bound“ schildert die Schicksale el°
englischen Amateur - Truppe, die um einer hohen Laune willen nach c* el^
Orient geht, um dort ihre dilettantischen Künste zu zeigen. Es wird natürh c ^
viel geprügelt, hinausgeworfen und vor Allem getanzt. Aber unsere B^ e ^
Plabitue’s sind an „die höhere Kunst“ im Gazeröckchen gewöhnt und könf
das Beinewerfen im anderen Costüm nicht ertragen. Die burlesken Scherzs ve ^
pufften unbelacht, da man einmal die Laune hatte, sich ungeheuer gebildet v°
zukoinmen. Man glaubte, dass in Berlin durch das Adolph-Ernst- und Resid eI1
Theater genug für die komische Muse gethan sei und liess die Engländ e
die mit den
glänzendsten
Hoffnungen
gekommen
waren, ohne
Geld u. Lor-
beeren über
den Canalzu-
rückkehren.

Einen letzten Dienst erwies er den Bonapartes nach dem Zusamnienst u
1870. Aber selbst hier hatte er das Unglück, zu spät zu kommen. Es hand e
sich darum, die Kaiserin Eugenie aus den vom Pöbel umlagerten Tuilerien
retten und insgeheim über die Grenze zu schaffen. Metternich präsen

ihr sein^

das



tirte

sich mit seinem italienischen Collegen Nigra im Palast und bot
Schutz an. Metternich gab der Kaiserin den Arm und führte sie, nachdetn

crefl

Entkommen aus den Tuilerien selbst unmöglich geworden war, durch die lang c‘
Galerien des Louvres nach der Ostseite des grossen Palast Complexes. ^
wollte Eugenien und ihre getreue Kammerfrau Lebreton in seinen Wag e11
setzen, aber dieser Wagen hielt an der von der Menge belagerten Süds elte'

Er ging daher weg, um in grösserer Nähe eine Droschke zu such e11-'

fr» 11

gmg daner weg.
aber bevor ihm
Lebreton, die mit
nenPforte derassy-
geblieben war und
Erkennung fürch-
den Kutscher an-
Kai-erin eingestie-
Zeit, denn im
gen abfuhr, rief
voilä l’imperatrice I“
gengerassel über-
seinerDroschke an-
teren Ritterdienste
amerikanische
chem Frau Lebre-

eme Uroschke zu
dies gelungen, hatte
der Kaiserin an der k' el
rischen Sammlung steh el1
jeden Augenblick eltlC
tete, einen vorüberfahre 11

gehalten und war nut

gen.

Es war

Fürst Metternich

tönt.

kam, waren seine
überflüssiggeworden-

Zahnarzt Evans, zu

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Augenblick, da der
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Der Ruf wurde vorn W a

Als Metternich 111
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ersetzte ihn vollkommen, wenn er auch kein Cavalier war.
 
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