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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0576

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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

erregen in den einzelnen Theilen, wie sie sich zur Zeit
darbieten, Staunen und Heiterkeit. Als Herr Seitz, ein
schlichter ruhiger Meister mit durchgeistigten Zügen,
den Schreiber dieser Zeilen in das aus einem Hofe im-
provisirte Atelier führte, fiel der Blick zunächst auf einen
ungeheuren Dampfkessel. „Das ist der Pferdeleib,“
meinte Herr Seitz, der wohl die stumme Frage in meinen
Mienen las. „Hier steht ein Hinterbein. Sie sehen, der
Fuss allein misst 1,85 Meter.“ In der Mitte stand der
fertige Kürass des Kaisers; fünfzehn langer Schritte be-
durfte es, ihn zu umschreiten; daneben lag eine Bade-
wanne und ein Kürbis. „Der Schuh des Kaisers und
die Portepeetroddel!“

Dann betraten wir die eigentlichen Räume der Werk-
statt. Hunderte von Pappprofilen hingen an den Wänden
und noch immer waren zwei Zeichner mit der Anfertigung
neuer Durchschnitte beschäftigt. Der Kopf des Reiters
ist aus dem Rohen heraus; er misst 1,30 bis zur Helm-
spitze, bei einer Breite von 0,65 Metern. Weiterhin war
das Beinkleid in Arbeit, voiläufig hatte es die Gestalt
einer gewaltigen geknickten Ofenröhre, durch die auch
der korpulenteste Mann hindurchkriechen könnte. So
wird an allen Theilen fleissig geklopft und gehämmert,
gestemmt und genietet, und dazwischen ebenso fleissig
nach dem danebenstehenden Maasskrug gegriflen.

Das ganze Denkmal wird 10,10 Meter hoch, ausser
dem Sockel, zu dem etwa 150 Centner Eisen nöthig sind.
An Kupfer werden 160 Centner gebraucht, und zwar
kommt das reinste Material, das überhaupt nur auf-
getrieben werden kann, zur Anwendung, 99,5procentiges,
also nahezu chemisch reines Kupfer. Ständig beschäftigt
an dem Werk sind 20 Metallarbeiter seit dem Januar
dieses Jahres, man hofft es noch vor Ende October zum
Verschicken fertigzustellen. Es wird alsdann in einzelnen
Theilen — weil nicht einmal der Pferdecoloss in einem
Stücke aus dem an sich sehr grossen Thorweg hinaus-
bugsirt werden kann — nach Rossla geschickt, von wo
aus das Denkmalcomite die Weiterbeförderung auf den
Berg in die Hand nimmt. Dort erfolgt die Montage, zu
der etwa 50 Arbeiter nothwendig sein werden. Noch
besondere Schwierigkeiten wird die Errichtung des
Montagegerüstes machen, welches aussergewöhnlich stark
sein muss, einmal um den Krahn für das Emporwinden
der Lasten zu tragen und dann, um den ungeheuren
Winddruck dort oben in luftiger Höhe auszuhalten. Be-
merkt sei noch, dass die das Ross führende Victoria von
einer Berliner Firma hergestellt wird. — Wir wollen
hoffen und wünschen, dass das Werk gelingen möge,
wie es geplant ist, ohne Unfall, zum Ruhme des Meisters
und zur grösseren Ehre Deutschlands.

Bruno Srhippang.

Universitätsstudium der frauen in Ungarn.

Bisher war in Ungarn das weibliche Geschlecht vom
höheren akademischen Studium, vom öffentlichen Be-
suche der Hochschulen absolut ausgeschlossen. Wohl
gab es vereinzelte Ausnahmsfälle, wo junge Mädchen
im Wege des Privatstudiums das Gymnasium absolvirten
und zur Maturitätsprüfung zugelassen wurden, aber mit
der Erlangung des Reifezeugnisses war auch die Carriere
abgeschlossen, denn so oft sich die Damen um die Im-
matriculirung als ordentliche oder auch nur als ausser-
ordentliche Universitätshörerinnen bewarben, wurden die
Gesuche vom akademischen Senate zurückgewiesen. Erst
kürzlich wurde das Gesuch einer in der Schweiz zum
Doctor der gesammten Heilkunde promovirten Gräfin
Vilma Hugermay, welche sich beim Senate der Buda-
pester Universität uni Nostrificirung ihres Diploms und
um Gestattung der Ausübung der ärztlichen Praxis be-
warb, abschlägig beschieden. Die gräfliche Doctorin
musste sich begnügen, als — Geburtshelferin in Budapest
wirken zu dürfen. Nun soll, Dank der Intervention des
Unterrichtsministers Dr. Wlassics, eine Aenderung des
bisherigen Zustandes geschaffen werden. Die Anregung
hierzu scheint von den Apothekern ausgegangen zu sein,
welche die Frage der Zulassung von Frauen zur Ver-
wendung in Apotheken aufgeworfen haben. Das Gut-
achten der Apotheker lautete zumeist bejahend, und so
dürfte denn in Bälde der pharmaceutische Curs an der
Universität auch von Frauen besucht werden. Der
Unterrichtsminister hat ferner den Universitätssenat zur
Abgabe eines Gutachtens darüber aufgefordert, unter
welchen Umständen die Zulassung weiblicher Studenten
zum ordentlichen Besuche der Universität erfolgen könnte.
Das Gutachten des Senats lautete dahin, dass die Im-
mati iculirung weiblicher Hörer an der Universität er-
folgen könnte, wenn die Aspirantin im Besitze eines
Maturitätszeugnisses sich befindet; über die Aufnahme
aber habe auch dann von Fall zu Fall der Universitäts-
senat im Einvernehmen mit dem Minister zu entscheiden.
Diese dilatorischen Actionen lassen also für die nächste
Zukunft auch für Transleithanien keine entscheidende
Lösung erhoffen; dagegen besteht die ausgesprochene
Neigung, berechtigten Ansprüchen möglichst entgegen
zu kommen.

Die Saison.

Hötels, Bäder, Sommerfrischen.

Davos-Platz. Hötel Buol.

Davos-Platz oder St. Johann am Platz, 1560 Meter über dem
Meeresspiegel gelegen, ist der Hauptort der Landschaft Davos
und des alten Zehngerichte-Bundes. Davos-Platz gehört mit zu
den schönsten Punkten der Schweiz und geniesst mit Recht
den Ruf eines Alpenluftkurorts allerersten Ranges. Dieser Ort
wird von Touristen als Ausgangspunkt für die lohnendsten
Bergtouren, nach dem Engadin, Arosa, Chur etc. mit Vorliebe
benutzt. Gegen scharfe Ost- und Nordwinde durch hohe Berge
vollständig geschützt, wird Davos-Platz besonders von Brust- und
Lungenleidenden stark frequentirt, aber auch dem Erholungs-
bedürftigen ist ein Aufenthalt in diesem idyllischen Orte, wo

er dem geräuschvoflen Grossstadtleben fern ist, unvergesslich,
und er wird gern an die hier verlebte Zeit zurückdenken. Unter
den zahlreichen Hötels verdient besonders das Hötel Buol in
erster Linie erwähnt zu werden. Das Haus zeichnet sich be-
sonders durch seine prächtige Lage aus, von allen Fenstern
geniesst man eine entzückende Aussicht auf hohe Berggipfel.
Mit allem Comfort ausgestattet, genügt dieses Etablissement
selbst den verwöhntesten Ansprüchen. Gute Verpflegung, auf-
merksame Bedienung und vor Allem mässige Preise werden von
dem Besitzer Herrn C. Buol, welcher auch zu jeder gewünschten
Auskunft bereit ist, zugesichert.

Graz, Hotel zur Goldenen Birne.

Graz, die Hauptstadt von Steiermark, ist an den beiden
Ufern der Mur überaus malerisch gelegen. Wegen seiner
äusserst gesunden Lage wird Graz von der Haute volee zum
Wohnsitz bevorzugt, es wohnen hier beispielsweise allein über
60 Generale. In den letzten Jahren sind sehr viele schöne
Strassen und neue Stadttheile entstanden, wie überhaupt Graz
an Sehenswürdigkeiten sehr reich ist. Die Touristen werden
hier gern einen Aufenthalt nehmen, wenn es sich nur irgend-
wie mit den Reisedispositionen vereinbaren lässt, denn an Zer-
streuung und Unterhaltung wird es dem Fremden gewiss nicht

mangeln. Unter den Grazer Hötels ist besonders das Hötel
ZUr goldenen Birne zu erwähnen. Dicscs Haus liegt im
Centrum der Stadt vis-ä-vis dem berühmten Meran’schen Parke.
Das Etablissement wurde vor kurzem mit allem Comfort neu
eingerichtct und entspricht allen, selbst den höchsten Anfor-
derungen. Iiübsch eingerichtete Zimmer sind dort schon für
80 kr. zu haben, ebenso sind auch die Preise für die Ver-
pflegung sehr mässig. Bei längerem Aufenthalt werden be-
sonders günstige Arrangements bewilligt und der Besitzer, Herr
J. Huttcr, ist bereit, auf Wunsch alles Nähere mitzutheilen.

Baden-Baden. Hötel Badischer Hof.

Baden-Baden geniesst in Folge seincr geschützten Lage
mit Recht den Ruf eines Luftkurorts allererston Ranges. All-
jährhch versammeln sich hier zur Haupt.saison tausende von
Fremden aller Nationalitäten, utn den grosse.n bcriihmten Pferde-
rennen, die alljährlich hier abgehalten werden, beizuwohnen.
Aber auch wegen seiner prächtigen landschafthchen Reize wird
dieser Ort mit Vorliebe besucht. AIs ein exclusives, vornehmes
Familienhötel I. Ranges ist das Hötel Badischer Hof sehr
zu empfehlen. In unmittelbarer Nähe des Conversationshauses
gelegen, zeichnet sich dieses Etablissement durch eine wunder-
-schöne Lage aus. Das Hötel besitzt einen eigenen grossen
Park mit ausgedehnten Spaziergängen. Thermal-Bäder in

grösserer Anzahl im Hause selbst, sowie anerkannt vorzügliche
Küche sichern den Besuchern ein behagliches Heim. Das Hötel
steht unter der ausgezeichneten Leitung des Directors Herrn
Rehwinkel, der für seine Gäste in liebenswürdigster Weise
besorgt ist. Das Haus ist das ganze Jahr über geöffnet. Bei
längerem Aufenthalt besonders günstige Bedingungen.

Innsbruck, Hötel Stadt München.

Innsbruck, die Hauptstadt von Tirol, in herrlicher Lag e
am Inn, unweit der Mündung des Sill, ist unbestritten die
schönstgelegene Stadt der deutschen Alpen. N-ich allen Rich-
tungen hin öffnen sich reizende Durchblicke auf den Gebirgs-
kranz, der im Norden dicht an den Inn herantritt und eine
Anzahl zackiger Kalkgipfel das bis hoch hinauf bebaute Mittel-
gebirge überragt, während im Süden iiber dem bewaldeten
Rücken des Berges Isel die schönen Formen der Saile- und
Serles-Spitze das Auge fesseln. Das Klima von Innsbruck ist
anregend und äusserst belebend. Im Sornmer ist die Tein-
peratur milde, beruhigend und vor allen Dingen nicht zu heiss,
da die aus dem Wippthale und Selrainthale kommenden Winde
die ärgste Hitze mildern. — An Hötels ist Innsbruck sehr reich.
Ein Haus, welches infolge seiner billigen Arrangements be-
sonders von deutschen Familien bevorzugt wird, ist das HÖtsl
stadt Münclien. Die vorzügliche Küche und die als Specialität
geführten ausgezeichneten Tiroler Weine rechtfertigen das grosse
Renommee dieses Hauses vollkommen. Das Etablissement ist

durchweg elektrisch beleuchtet. Jedem Fremden, der in Inns-
bruck einige Tage Aufenthalt nehmen will, und dem an einer
guten und preiswerthen Verpflegung gelegen ist, sei hiermh
das obengenannte Hötel bestens empfohlen. Zu jeder weiteren
Auskunft ist der Besitzer, Herr Gottfried Geisberger, auf Wunsch
gern bereit.

Hötel und Kurhaus Titlis in Engelberg.

Canton Unterwalden.

(1019 Meter über dem Meeresspiegel.)

Engelberg, in schöner, gegen Nordwinde vollständig g e'
schützter Lage, eignet sich wie so leicht kein zweiter Ort zü
einem längeren Aufenthalt, und ist als Luft- und Molkenkurort
sehr stark frequentirt. Das Klima ist äusserst gesund und in hohefl 1
Grade appetitanregend, die Luft in Folge der üppigen Wiesefl'
fläche, die sich am Fusse des Berges ausbreitet, völlig staub'
frei. Für einen längeren Aufenthalt ist das HÖtel Tind. Kur -
haus Titlis, mit dem Schweizerhaus als Dependance, wärmstefl 5
zu empfehlen. Das Haus ist mit allem erdenkbaren Comfort
eingerichtet. Es enthält 230 Betten nebst Privat-Salons, ein eI1
grossen Speisesaal, geräumige Gesellschafts- und Spielsäle»
Billard-, Lesezimmer, Musiksäle etc. Weitläufige Gartenanlage 11'
ein grosser Teich mit Gondeln, Springbrunnen und grosse,
schattenreiche Plätze gehören zum Hötel. In der Nähe desselbefl

befinden sich bequem eingerichtete Waldanlagen für Spa 21^
gänger. Neben aufmerksamer Bedienung wird die £ rf? S..e]
Sorgfalt auf eine vorzügliche Küche verwendet. wofür das
sich einen Namen erworben hat.
 
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