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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 3.1912-1913

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Nr. 105
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Maler-Kritiker: eine Erwiderung
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https://doi.org/10.11588/diglit.56300#0009

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Cesar Klein I Originalholzschnitt


ob es sich um Maler, Bildhauer, Architekten oder
Kunstgewerbler handelt."
„So charakterlos und Unkritisch es ari sich
ist," über Dinge, die man seines romantischen
Geblüts wegen nicht versteht, zu urteilen, „so
sehr ist es für sie Selbsterhaltung." Denn man
bekommt dafür bezahlt; „und ich bin der letzte,
der solchen Menschen," die unsere Arbeit
.angreifen, „nicht eine fette Leibrente wünschen
würde; aber, Hand aufs Herz, was geschieht da-
mit für die Kunst? Gar nichts/'
Sie haben die „Neue Sezession" als „De-
mpnstrationsobjekt" so gut gebrauchen können?
Nun, für tendenziöse Zwecke. Aber wir sind
trotzdem nicht so leicht faßlich, denn Sie, Herr
Kritiker, haben uns bis heute noch nicht be-
griffen ! „Als Maler, die sich täglich ernst mit
ihrer Arbeit beschäftigen, sind wir sicher nicht
geneigt, einer Anrempelung übertriebene Be-
deutung beizumessen, und nehmen die Herren

Literaturkommis — auch wenn sie sich eine
Kunstfreundschaft mit Michelangelo und Rem-
brandt, Manet und Liebermann einbilden —,
als das, was sie eigentlich sind — als
nichts, als Tagelöhner und Kärrner im Blätter-
wald der großen Herren."
Im Ernst, es gibt nichts Ueberflüssigeres und
nichts Komischeres als Literaturkommis, die sich
als Menschen, die was zu sagen haben, gebärden,
und es kann für die wahre Kunst keinen
schlimmeren Schaden geben, als die vielen, vielen
Kritiker, die, halb Hochstapler, halb Don Qui-
chottes, ihr unreines Gewerbe betreiben.
Noch eine Frage, Herr Westheim. Könn-
ten Sie mir mitteilen, ob Sie auch mich mit dem
Schluß Ihres Artikels, vor allem aber mit dem
Wort „Hochstapler", meinen?" — Ihre Be-
stätigung wäre mir eine große Freude, und ich
würde Ihnen durch einen kräftigen Handschlag
meine Dankbarkeit bezeugen.

Im selben Heft, in „Gedanken über zeit-
gemäße und unzeitgemäße Kumst", spricht Herr
Maler Max Beckmann „nicht ohne Selbstbewtißt-
sein" über eine Kunst, die er als die einzig er-
laubte hinstellen möchte, nämlich über seine
eigene.
Er schreibt da von Cezanne: „Seine schwa-
chen Sachen unterscheiden sich wenig von einer
geschmackvollen Tapete oder einem Gbbeliii,
während seine guten Bilder durch die größere
Sachlichkeit und dadurch bedingte räumliche
Tiefe herrlich sind, gleichzeitig ewige Mensch-
lichkeitswerte in sich enthalten und doch wieder
typisch sind für die Gegend und die Zeit, in
der er lebte." —
Wie, wenn ich nun das Gegenteil behaupte?
Meinung gegen Meinung, Herr Beckmann. Oder
stützen Sie sich auf Autoritäten?
War es vielleicht Herr Paul Cassirer? Die-
ser Herr hat Sie ja auch bei der Eröffnung der

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