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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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24. Heft
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Habicht, Victor Curt: Die Meisterzeichnungen der Möbeltischler im Besitze des Gewerbemuseums zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0905

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MEISTERZEICHNUNGEN DER MÖBELTISCHLER IM BREMER GEWERBEMUSEUM

DER STIL VON 1783—1794. Die
Nummern30, 7(r), 29, 7(1), 33(1), 33(r),
17, vertreten unter den Zeichnungen diefe
Art des Schrankmöbels (Abb. 6). Ein
durchbrochener geschweifter Auffaß auf
dem Giebel, gefchwungene Füllungen und
reich gefchnißter Schmuck geben diefem
Möbel das Gepräge und laffen es als
einen verfpäteten Nachzügler des Rokoko
erfcheinen, wenn auch fchon an einzelnen
von ihnen die ftrengeren, dekorativen
Elemente des Louis XVI. Stiles auftreten.
Wenn man für diefen Typ natürlich auch
ein früheres Aufireten als 1783 annehmen
muß (es fehlen die Riffe von 1770—1783),
fo wäre doch felbft mit dem Jahre 1770
noch ein fehr fpätes Datum für das Ein-
feßen des Rocailleornamentes gegeben.
Bei diefen Möbeln wagt fich ornamen-
taler und figürlicher Schmuck namentlich
an den Giebeln wieder ftärker hervor, ln
der Mitte diefer gebrochenen Auffäße find
meift fchön gefchnißte Vafen mit herab-
hängenden Girlanden angebracht. Auch
an den Füßen und Kapitälen tritt nun
wieder ein reicherer Schmuck in Geftaltvon
Fruchtgehängen, Blüten und anderem auf.


DER STIL VON 1800 1848.
Diefer lange Zeitraum wird nur durch
fünf Zeichnungen, nämlich die Nummern
62, 61, 60, 59, 64 vertreten (Abb. 7),
wozu noch der von mir gefundene Riß
von Joh. Schnakenberg vom Jahre 1841
(Abb. 8) hinzukommt. Die hauptfächliche
Änderung des Möbels erklärt fich da- ^bb. Q Bremer Sekretär, Gewerbcmureum
durch, daß nun nicht mehr die Anferti- ca. 1810
gung eines Schrankes, fondern die eines
Sekretärs als Aufgabe geftellt war. Das Möbel felbft ift in folgender Weife gegliedert:
Ein Unterbau enthält drei Schubladen, darüber befindet fich der mit einer halbrunden
Klappe verfchließbare Hauptteil des Möbels: der Schreibtifch. Darüber befindet fich
nun noch ein mit mehreren Türen verfehener Aufbau mit einem abfchließenden Giebel.
Unter den vorhandenen Riffen ift der von 1804 ein typifcher Vertreter des Neuklaffi-
zismus, während die von 1810, 1828, 1841, 1848 und 1849 in den Formen des
ftrengen Biedermeierftiles gehalten find. Diefe letztere Reihe wird fehr glücklich durch
ein jüngft erworbenes Stück des Mufeums veranfchaulicht (Abb. 9), das die größten
Beziehungen zu dem Riffe von 1828 aufweift, wenn aus feinem Dekor auch hervor-

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