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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

verdorbenen Künftlers find nicht eben häufig
anzutreffen. Endlich fei als merkwürdigfte Er-
werbung eine Tafel der Spanifch-Neapoli-
tanifdien Sdiule des 15. Jahrhunderts er-
wähnt, die als Gefdienk des Königs aus Caftell
Porziano hierher kam: „Brefthafte an der Urne
eines Heiligen“. Die Szene fpielt in einer goti-
fchen Kirche, hinten der goldene Schrein, der
die Gebeine des Heiligen umfchließt. Kranke,
Arm- und Beinlofe, Krüppel jeder Art, kommen
und gehen zu dem Heiligtum, durch deffen Be-
rührung fie Heilung erhoffen. Die Charakteriftik
ift ungemein fcharf, faft niederländifch. Die
Farbengebung etwas zäh und trocken; der Klei-
dung nach kann man auf Neapel als Ent-
ftehungsort des Werkes fchließen.

Das Kupferftichkabinett diefer Sammlung
zeigt in vier Sälen eine ungemein inftruktive
Ausftellung von Stichen der deutfchen Klein-
meifter des 16. Jahrhunderts. Werke der Alde-
grever, der beiden Beham, Vergil Solis, Joft
Amman, Theodor de Bry, Lautenfack, Lambert,
Daniel und Hieronymus Hopfer und Binck find in
zumeift ausgezeichneten Exemplaren ausgelegt
und befchrieben. * *

*

THERMEN-MUSEUM. Soeben ßnd im Na-
tionalmufeum in den Diocletiansthermen jene
Funde aufgeftellt worden, die bei der Aufdeckung
des merkwürdigen fyrifchen Heiligtumes auf dem
Janiculum in der Villa Wurts, ehemals Sciarra,
erbeutet wurden. Das erfte Zimmer enthält die
Bacchusftatue in parifchem Marmor aus dem
3. Jahrhundert. Spuren der Vergoldung find an
den Haaren und Händen nodi zu bemerken; der
Körper war wohl mit Stoffen bekleidet. Das
Fragment eines Kandelabers, eine feine grie-
chifche Arbeit, zeigt tanzende Horen. Ein fchrei-
tender Pharao in fchwarzem Bafait fowie das
hauptlofe Brudiftück eines pßenden Jupiter finden
fich ebenda. Der intereffantefte Fund aber ift wohl
der des 47 cm hohen Bronzeidols, deffen Fund-
ort, eine dreieckige Anlage mit einer gemauerten
viereckigen Vertiefung, Prof. Paribeni in Origi-
nalgröße hier rekonftruiert hat. Die Erklärung
diefes feltfamen Fundes wird die Archäologen
noch lange befchäftigen. Der zweite Saal ent-
hält die — allerdings künftlerifch nidit eben be-
merkenswerten — Funde aus einem, in den
Caracallathermen aufgedeckten Heiligtum des
perfifchen Sonnengottes Mithras. Der dritte
Raum endlich birgt die fchöne bekannte Marmor-
ftatue der fchlangenumwundenen Atargatis, über
die ja Winkelmann fchon gefchrieben hat und
die kürzlich aus dem Befiß der Sciarra erworben
werden konnte. * *

Die GALLERIA DI ARTE MODERNA, die eben
einer fchon fehr nötigen gründlichen Umftellung
unterzogen wird, hat Medardo Roffos berühmte
„Verfchleierte Frau“ für 6000 Lire käuflich er-
worben, vier weitere, kleinere Arbeiten desfelben
Künftlers aber gefchenkweife zur Aufteilung
erhalten. F. P.

WIEN Das K. K. ÖSTERREICHISCHE MU-
SEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE begeht
gegenwärtig in feierlicher Weife das Jubiläum
feines 50jährigen Beftandes. Die Gründung diefes
MuJeums.das bekanntlich das erfte Kunftgewerbe-
Mufeum auf dem Kontinent ift, wurde durch
die Londoner Weltausftellung des Jahres 1862
angeregt; am 31. März 1864 ernannte derKaifer
Erzherzog Rainer zum Protektor und Rudolf
von Eitelberger zum Direktor des „k. k. öfter-
reichifchen Mufeums für Kunft und Induftrie“, das
bis zur Errichtung des Ferftelfchen Neubaues im
Ballhaufe der Hofburg Unterkunft fand. Die
50jährige Wiederkehr diefes Gedenktages be-
geht das Mufeum durch eine Feftverfammlung
und die gleichzeitige Eröffnung einer „Ausftel-
lung typifcher Arbeiten der öfterreichifchen Kunft-
induftrie aus der Zeit von 1850 — 1914“. Aus
dem gleichen Anlaß bereitet die gegenwärtige
Direktion eine reich illuftrierte Feftfchrift vor, die
die Gefchichte des Inftituts und feiner Samm-
lungen behandeln wird. Die für das gefamte
Wiener Kunftleben höchftbedeutfameEntwicklung
diefes Mufeums fchilderte kürzlich auch der Prä-
fident des technijchen Verfuchsamtes, Geheimrat
Dr. Wilhelm Exner, in dem letzten Vortrag des
alljährlich von der Mufeumsdirektion veranftal-
teten Zyklus. r.

AUSSTELLUNGEN

ÄÄCHEN Die Ausftellung der „Scholle“ und
verwandten Meifter im REIFF-MUSEUM DER
KGL. TECHNISCHEN HOCHSCHULE wurde am
16. Februar gefchloffen. Verkauft wurden fol-
gende Gemälde: Angelo Jank, „Reitende Bat-
terie“, Friß Erler, „Schweftern“, Erich Erler,
„Milder Abend“, Ernft Liebermann, „Halb-
lichtinterieur“, ferner zwei Gemälde von Hans
Beatus W ieland. Zurzeit findet eine moderne
Frauenkunft-Äusftellung im Reiff-Mufeum ftatt,
die insbefondere von Sachfen und Süddeutfch-
land gut befchickt ift.

BÄDEN-BÄDEN Am 14. März d.J. wurde
in Baden-Baden die VI. deutfdie Kunftausftellung
feierlich eröffnet. Diefe jährlichen Veranftaltungen,
die vor allem der füdweftdeutfehen Künftlerfchaft
(Baden, Elfaß) Gelegenheit geben follen, ßch im
 
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