Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0439
DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Freyer, Gerschom Kurt: Die kunstgewerbliche Sammlung des städtischen Museums zu Halle a. S.
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0439
DIE KUNSTGEWERBLICHE SAMMLUNG DES STADT. MUSEUMS ZU HALLE a. S.
teilung der kräftig leuchtenden Farben, die,
nur an einzelnen Stellen (Kopfbedeckung,
Schuhe, Draperien) auftretend, dem zarten
Inkarnat entgegengefeßt find. — In dem Auf-
fatj von E. W. Braun über Kelfterbacher
Figuren1 finden Figuren von unferer Art
keine Erwähnung. Ein zu derfelben Serie
gehörendes Stück befindet fich im Maximilians-
mufeum zu Augsburg.
3. GLÄS
Hallorengläfer. Von diefer für Halle
fo bedeutungsvollen Art der emaillierten Gläfer
find bis jeßt im Mufeum nur zwei vertreten.
Das eine (Abb. 10), aus der Sammlung Lanna
(II, 852) ftammend, repräfentiert von den von
R. Schmidt2 feftgelegten Gruppen der Hai-
lorengläfer die zweite, und zwar wie es
fcheint, als einziges Exemplar diefer Gruppe.
Es ift datiert 1682. Das andere (Abb. 11)
gehört der vierten Gruppe an, von der
Schmidt mehrere Exemplare anführt. Die
Stadtanficht in der oberften Zone ift bereits
ftark verblaßt. Bei der Jahreszahl 1781 ift
bemerkenswert, daß fich unter der 81 noch
eine 16 erkennen läßt. Offenbar find alfo
diefe Gläfer lange Zeit (Schmidt nennt als
früheftes Datum 1707) in Gebrauch gewefen
und immer neu datiert worden.
Holländifcher Glasbecher mit Faden-
glasauflage. 17. Jahrhundert (Abb. 12).
Das Glas ift verhältnismäßig dünn und leicht.
Die Verzierung ift dadurch gebildet, daß ein weißer Glasfaden fpiralig um die Wan-
dung herumgeführt und dann vor dem Brennen mit einem Stäbchen abwechfelnd
von oben nach unten und von unten nach oben durchfahren worden ift. Bei aller
Einfachheit ift das Glas von höchft monumentaler Wirkung.
Rubinglasflafche mit filbervergoldeter Faffung. Um 1700 (Abb. 13). Die
Ringe der Kettenenden werden an der Schulterfaffung von zwei Löwenköpfen ge-
halten, die, ebenfo wie der Stöpfelzierat, gegoffen find. Der Pinienzapfen auf leß-
terem läßt vermuten, daß die Faffung, wie die meiften ihrer Art, Augsburger Arbeit
ift. Die Flafche zeichnet fich vor anderen ähnlichen durch befonders edle Proportion
aus und ftellt in Verbindung mit der feingearbeiteten Faffung ein Werk von vor-
nehmfter Erfcheinung dar.
Milchglasteller mit Bemalung in Eifenrot. Venedig, um 1740 (Abb. 14).
Die Bemalung zeigt eine Anficht der Piazzetta in Venedig nach einem Kupferftich von
Abb. 19. Chinefifcher Porzellankrug in Halli-
fcher Silberfaffung. Um 1650. Höhe 24 cm
Monatshefte für Kunftwißenfchaft I (1908) 10.
Das Glas. S. 201.
409
teilung der kräftig leuchtenden Farben, die,
nur an einzelnen Stellen (Kopfbedeckung,
Schuhe, Draperien) auftretend, dem zarten
Inkarnat entgegengefeßt find. — In dem Auf-
fatj von E. W. Braun über Kelfterbacher
Figuren1 finden Figuren von unferer Art
keine Erwähnung. Ein zu derfelben Serie
gehörendes Stück befindet fich im Maximilians-
mufeum zu Augsburg.
3. GLÄS
Hallorengläfer. Von diefer für Halle
fo bedeutungsvollen Art der emaillierten Gläfer
find bis jeßt im Mufeum nur zwei vertreten.
Das eine (Abb. 10), aus der Sammlung Lanna
(II, 852) ftammend, repräfentiert von den von
R. Schmidt2 feftgelegten Gruppen der Hai-
lorengläfer die zweite, und zwar wie es
fcheint, als einziges Exemplar diefer Gruppe.
Es ift datiert 1682. Das andere (Abb. 11)
gehört der vierten Gruppe an, von der
Schmidt mehrere Exemplare anführt. Die
Stadtanficht in der oberften Zone ift bereits
ftark verblaßt. Bei der Jahreszahl 1781 ift
bemerkenswert, daß fich unter der 81 noch
eine 16 erkennen läßt. Offenbar find alfo
diefe Gläfer lange Zeit (Schmidt nennt als
früheftes Datum 1707) in Gebrauch gewefen
und immer neu datiert worden.
Holländifcher Glasbecher mit Faden-
glasauflage. 17. Jahrhundert (Abb. 12).
Das Glas ift verhältnismäßig dünn und leicht.
Die Verzierung ift dadurch gebildet, daß ein weißer Glasfaden fpiralig um die Wan-
dung herumgeführt und dann vor dem Brennen mit einem Stäbchen abwechfelnd
von oben nach unten und von unten nach oben durchfahren worden ift. Bei aller
Einfachheit ift das Glas von höchft monumentaler Wirkung.
Rubinglasflafche mit filbervergoldeter Faffung. Um 1700 (Abb. 13). Die
Ringe der Kettenenden werden an der Schulterfaffung von zwei Löwenköpfen ge-
halten, die, ebenfo wie der Stöpfelzierat, gegoffen find. Der Pinienzapfen auf leß-
terem läßt vermuten, daß die Faffung, wie die meiften ihrer Art, Augsburger Arbeit
ift. Die Flafche zeichnet fich vor anderen ähnlichen durch befonders edle Proportion
aus und ftellt in Verbindung mit der feingearbeiteten Faffung ein Werk von vor-
nehmfter Erfcheinung dar.
Milchglasteller mit Bemalung in Eifenrot. Venedig, um 1740 (Abb. 14).
Die Bemalung zeigt eine Anficht der Piazzetta in Venedig nach einem Kupferftich von
Abb. 19. Chinefifcher Porzellankrug in Halli-
fcher Silberfaffung. Um 1650. Höhe 24 cm
Monatshefte für Kunftwißenfchaft I (1908) 10.
Das Glas. S. 201.
409