Neue Bücher
vor kurzem erfcbienen und enthält u. a. zahl-
reiche Auffä^e über ägyptifche und klaffifche
Kunft von dem kürzlich verdorbenen Ägypto-
logen 8. Eurajew, K. Rontfchewfki, F. Qeffe und
einigen fonftigen, bereits in meinem Berichte er-
wähnten ruffifchen Archäologen und Kunfthifto-
rikern. Speziell Ehernen altruffifcber Kunft be-
handeln hierK.Romanow, S.Erojnihky, (D.Orefch-
nikow u. a.
Es mag Sonderbar erscheinen, daß unter den
aufgezählten Abhandlungen gerade die ruffifche
Kunftgefchichte einen fo verhältnismäßig ge-
ringen Plat; einnimmt und jedenfalis ftark hinter
abeudländifchen Kunftproblemen zurücktritt. 3nm
Eeil ift es ficher Zufallsfache, daß die neuen
Forfchungen z. B. auf dem Gebiete der ruffifchen
Malerei, verbunden mit der Aufdeckung einer
Anzahl alter Kirchen- und Ikonenmalereien, noch
nicht ganz zu Ende geführt und daher noch nicht
druckreif ßnd. Andererfeits mag aber auch das
pfychifche Moment hier nicht ohne (Dirkung ge-
blieben fein, daß man in ftürmifchen Zeiten be-
fonders gern Ruhepunkte in weiter Ferne fucht,
und ßch mit Ehernen zu befaffen ftrebt, die
weitab von den (Dogen der nahen (Dirklich-
keit liegen.
Mein nächfter Bericht wird den Neuerschei-
nungen des ruffifchcn Büchermarktes gewidmet
fein, die moderne Kunft Streifen.
Moskau, Auguft 1921. P. Ettinger.
Sammlerliteratur
Kunftfdjät^e der Sammlung Dr. Max
Strauß in (üien
Bei Karl Gerolds Sohn in (Dien ift kürzlich
ein prächtiger Eafelband herausgekommen, deffen
Veröffentlichung das Auktionshaus für Alter-
tümer, Glückfelig & (Därndorfer veranlaßt
hat, fo daß die Vermutung naheliegt, daß auch
diefe Sammlung dcmnächft veräußert werden
Soll. Das (Derk felbft wurde nur in einer ein-
maligen Auflage von 250 numerierten Exemplaren
hergeftellt, aber es bedeutet zunächft rein buch-
technifch einMeifterftück, und unter den insgefamt
90 Giefdruck- und Lichtdrucktafcln gibt es pracht-
voll gelungene farbige (Diedergaben eine ganze
Menge. Aus dem kurzen Vorwort ift zu erfehen,
daß es ßch nur um eine Auslefe aus dem reichen
Bept; an Kunftfchä^en handelt, die Dr. Max
Strauß, ein (Diener Rechtsanwalt, in mehr als
fünfzigjähriger Sammeltätigkeit zufammenge-
bracht hat. Aber da diefe Auswahl den Gefamt-
charakter der Sammlung vortrefflich umreißt, darf
man ohne weiteres feftftellen, daß es ßch um
eine der hervorragendsten öperreidpfchen Privat-
Sammlungen Speziell auf dem Gebiet des Kunft -
gewerbes und der Kleinkunft handelt. Eine An-
zahl angefehener Forfcher hat ßch in die Ka-
talogarbeit geteilt, die allenthalben von außer-
ordentlicher Solidität zeugt. So übernahm der
Direktor des Frankfurter Kunftgewerbemufeums,
Dr. Robert Schmidt, die Bearbeitung von Glas
und Mobiliar. Regierungsrat Dr. v.Erenkwald,
Vizedirektor des Öfterreichifchen Mufeums in
(Dien, hat feinerfeits das europäifche Porzellan
katalogißert. Prof. Dr. (Dilhelm Suida wurde
für die Bearbeitung der Bronzen und der Ge-
mälde gewonnen und endlich hat die kleine,
aber fehr gewählte Abteilung meift öfterroichi-
fcher Miniaturen in Dr. Leo Grünftein einen
fachkundigen Bearbeiter gefunden. Neben diefen
Abteilungen, die in ßch eine Fülle hervorragen-
der Kunftfchä^e vereinigen, befi^t die Sammlung
noch Eextilien, Eöpfereien, Eeppicße, Dofen und
Kurioßtäten, die nach den Mitteilungen des Vor-
worts eventuell in einer weiteren Veröffentlichung
zufammengefaßt werden Sollen. Das vorliegende
(Oerk ift im ganzen Beweis für einen erlefenen
Gefchmack, der fich mit diefer mustergültigen
Publikation das befte Denkmal gefeßt hat.
Ludwigsburger Porzeilanfiguren
Als erfter Band einer neuen Bücherreihe, die
die Kunftfammlungen des württembergifchen
Staates herausgeben, erfcbien vor kurzem bei
der Deutfchen Verlagsanft alt in Stuttgart
und Berlin von Fjans Chrift ein grundlegendes
(Derk über die Ludwigsburger Porzellanßguren,
deffen prächtige Ausftattung (162 Reproduktionen
in Kupfertiefdruck) auf die Fortfegung diefer
Bücherreihe gefpannt machen darf. Diefe näm-
lich ift als Ausbau und Erfai$ der früher vom
Mufeum vaterländifcher Altertümer in Stuttgart
begonnenen und zum Geil vergriffenen Katalog-
folge gedacht, in der fchon 1911 Dr. Leo Balct
als Band I die Ludwigsburger Figurenplaftik be-
arbeitet hatte. Auf diefer Veröffentlichung und
dem bekannten Album von Alt-Ludwigsburg,
das Otto (Danner-Brandt herausgegeben, fußt
das neue (Derk von Fjans Chrift, das eine An-
zahl neuer Feftftellungen aus den lebten Jahren
mitverarbeitet und den Fjauptmeißern diefer Ma-
nufaktur beinahe monographifch gerecht wird.
Bekanntlich war Ludwigsburg eine der fpäteften
Gründungen der deutfchen Porzellaninduftrie des
18. Jahrhunderts und die Entwicklung feiner Fi-
gurenplaßik befchränkt ßch auf den kurzen Zeit-
raum von ßeben bis acht Jahren (zwifchen 1762
und 1770). Dm fo erftaunlicher wirkt der Reich-
tum und die künßlerifche FJöhe deffen, was Lud-
wigsburg in diefer Zeit gefchaffen hat. Die
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vor kurzem erfcbienen und enthält u. a. zahl-
reiche Auffä^e über ägyptifche und klaffifche
Kunft von dem kürzlich verdorbenen Ägypto-
logen 8. Eurajew, K. Rontfchewfki, F. Qeffe und
einigen fonftigen, bereits in meinem Berichte er-
wähnten ruffifchen Archäologen und Kunfthifto-
rikern. Speziell Ehernen altruffifcber Kunft be-
handeln hierK.Romanow, S.Erojnihky, (D.Orefch-
nikow u. a.
Es mag Sonderbar erscheinen, daß unter den
aufgezählten Abhandlungen gerade die ruffifche
Kunftgefchichte einen fo verhältnismäßig ge-
ringen Plat; einnimmt und jedenfalis ftark hinter
abeudländifchen Kunftproblemen zurücktritt. 3nm
Eeil ift es ficher Zufallsfache, daß die neuen
Forfchungen z. B. auf dem Gebiete der ruffifchen
Malerei, verbunden mit der Aufdeckung einer
Anzahl alter Kirchen- und Ikonenmalereien, noch
nicht ganz zu Ende geführt und daher noch nicht
druckreif ßnd. Andererfeits mag aber auch das
pfychifche Moment hier nicht ohne (Dirkung ge-
blieben fein, daß man in ftürmifchen Zeiten be-
fonders gern Ruhepunkte in weiter Ferne fucht,
und ßch mit Ehernen zu befaffen ftrebt, die
weitab von den (Dogen der nahen (Dirklich-
keit liegen.
Mein nächfter Bericht wird den Neuerschei-
nungen des ruffifchcn Büchermarktes gewidmet
fein, die moderne Kunft Streifen.
Moskau, Auguft 1921. P. Ettinger.
Sammlerliteratur
Kunftfdjät^e der Sammlung Dr. Max
Strauß in (üien
Bei Karl Gerolds Sohn in (Dien ift kürzlich
ein prächtiger Eafelband herausgekommen, deffen
Veröffentlichung das Auktionshaus für Alter-
tümer, Glückfelig & (Därndorfer veranlaßt
hat, fo daß die Vermutung naheliegt, daß auch
diefe Sammlung dcmnächft veräußert werden
Soll. Das (Derk felbft wurde nur in einer ein-
maligen Auflage von 250 numerierten Exemplaren
hergeftellt, aber es bedeutet zunächft rein buch-
technifch einMeifterftück, und unter den insgefamt
90 Giefdruck- und Lichtdrucktafcln gibt es pracht-
voll gelungene farbige (Diedergaben eine ganze
Menge. Aus dem kurzen Vorwort ift zu erfehen,
daß es ßch nur um eine Auslefe aus dem reichen
Bept; an Kunftfchä^en handelt, die Dr. Max
Strauß, ein (Diener Rechtsanwalt, in mehr als
fünfzigjähriger Sammeltätigkeit zufammenge-
bracht hat. Aber da diefe Auswahl den Gefamt-
charakter der Sammlung vortrefflich umreißt, darf
man ohne weiteres feftftellen, daß es ßch um
eine der hervorragendsten öperreidpfchen Privat-
Sammlungen Speziell auf dem Gebiet des Kunft -
gewerbes und der Kleinkunft handelt. Eine An-
zahl angefehener Forfcher hat ßch in die Ka-
talogarbeit geteilt, die allenthalben von außer-
ordentlicher Solidität zeugt. So übernahm der
Direktor des Frankfurter Kunftgewerbemufeums,
Dr. Robert Schmidt, die Bearbeitung von Glas
und Mobiliar. Regierungsrat Dr. v.Erenkwald,
Vizedirektor des Öfterreichifchen Mufeums in
(Dien, hat feinerfeits das europäifche Porzellan
katalogißert. Prof. Dr. (Dilhelm Suida wurde
für die Bearbeitung der Bronzen und der Ge-
mälde gewonnen und endlich hat die kleine,
aber fehr gewählte Abteilung meift öfterroichi-
fcher Miniaturen in Dr. Leo Grünftein einen
fachkundigen Bearbeiter gefunden. Neben diefen
Abteilungen, die in ßch eine Fülle hervorragen-
der Kunftfchä^e vereinigen, befi^t die Sammlung
noch Eextilien, Eöpfereien, Eeppicße, Dofen und
Kurioßtäten, die nach den Mitteilungen des Vor-
worts eventuell in einer weiteren Veröffentlichung
zufammengefaßt werden Sollen. Das vorliegende
(Oerk ift im ganzen Beweis für einen erlefenen
Gefchmack, der fich mit diefer mustergültigen
Publikation das befte Denkmal gefeßt hat.
Ludwigsburger Porzeilanfiguren
Als erfter Band einer neuen Bücherreihe, die
die Kunftfammlungen des württembergifchen
Staates herausgeben, erfcbien vor kurzem bei
der Deutfchen Verlagsanft alt in Stuttgart
und Berlin von Fjans Chrift ein grundlegendes
(Derk über die Ludwigsburger Porzellanßguren,
deffen prächtige Ausftattung (162 Reproduktionen
in Kupfertiefdruck) auf die Fortfegung diefer
Bücherreihe gefpannt machen darf. Diefe näm-
lich ift als Ausbau und Erfai$ der früher vom
Mufeum vaterländifcher Altertümer in Stuttgart
begonnenen und zum Geil vergriffenen Katalog-
folge gedacht, in der fchon 1911 Dr. Leo Balct
als Band I die Ludwigsburger Figurenplaftik be-
arbeitet hatte. Auf diefer Veröffentlichung und
dem bekannten Album von Alt-Ludwigsburg,
das Otto (Danner-Brandt herausgegeben, fußt
das neue (Derk von Fjans Chrift, das eine An-
zahl neuer Feftftellungen aus den lebten Jahren
mitverarbeitet und den Fjauptmeißern diefer Ma-
nufaktur beinahe monographifch gerecht wird.
Bekanntlich war Ludwigsburg eine der fpäteften
Gründungen der deutfchen Porzellaninduftrie des
18. Jahrhunderts und die Entwicklung feiner Fi-
gurenplaßik befchränkt ßch auf den kurzen Zeit-
raum von ßeben bis acht Jahren (zwifchen 1762
und 1770). Dm fo erftaunlicher wirkt der Reich-
tum und die künßlerifche FJöhe deffen, was Lud-
wigsburg in diefer Zeit gefchaffen hat. Die
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