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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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Deutschlan-.

Karlsruhe, 28. Dec. Das Gr. Ministe-
rium des Jnnern hat zur Warnung bekannt
gemacht, daß die Militärbehörde der freien
Stavt Frankfurt bei der Aufnahme von Frem-
den in dortiges Militär von strengerea Grund-
sätzen auSgehe, als bisher, und nicht nur ein
besondcrs bcglaubigtes Zeugniß über Leumund
und die Militärfreiheit im Heimathlande ves
Anzuwerbenden mie Angabc des Grundes der
Befreiung, sonvern auch einen Nachwels dar-
über verlange, daß dem Eintritte in vas Frank-
furter Militär seitens Ses Heimathstaates kein
Hinderniß im Wege stehe. Es muß deshalb
fiets die landesherrlichc Erlaubniß zu dem Ein-
trilt in das Frankfurter Militär vor Allem
nachgcsucht werden. — Gegen den hier wegen
Unterschlagung von, für die Wetterbeschädigten
im Pforzhcimer Amtskezirke eingegangcnen Un-
terstützungsgeldera beschulbigteu Actuar Schwei-
zer, hat das mittelrheinische Hofgericht eine
Arbeitshausstrafc von 18 Monaten erkannt.
Wie man vernimmt, will er die Berufung
zum Recht einlegen.

Aus Baden, 27. Dcc. Die Großherzog-
liche Kricgsverwaltung hat sehr zweckmäßigr
Anordnungen getroffcn, um ihren Bedarf an
Dienstpferven, statt mit schwerem Gelde im
Auslande zu kaufen, im Znlande selbst stch zu
verschaffen. Dieses gcschiehr theils durch den
schon vor mehreren Zahren crrichteten Re-
montehof, theils in der Weisc, daß tauglich
scheinende 4jährige Pferde aufgekauft, aber ven
Besitzern bis zu ihrer Verwendung zum Mi-
Utärgebrauch noch ein Zahr lang zur Pfiege
und Wartung belaffen werden.

Baden, 29. Dez. Dem Vernehmen nach
hat Se. Kvnigl. Hoh. der Großherzog ge-
nehmigt, daß das Finanzministerium alljähr-
lich einige jüngere Beamten der verschiedenen
Finanzbranchen z« ihrer weileren technischen
und kommerzieuen Ausbildung auf Staats-
kosten reisen läßt, welche dann einen aus-
führlichen Reisebericht zu erstatlen habcn, der
gedruckt und ven übrigen Beamten der be-
treffendcn Branchen untgetheilt wird. — Zn
diesem Zahre haber vier folcher Beamtcn
Reisen gemacht. Vo» einem derselben, Be-
zirksförster L. Dengler, Lehrer an der großh.
Forstschule dahier, liegt der im Manuskript
gedruckte Bericht vor uns. Derselbe umfaßt
nachstehende forstlich intereffante Punkte: Dcn
Königl. Baherischen StaatSwalv Hauptsmoor
bei Bambcrg, das Torfmoor „Hölle" bei
Weiffenstadt im Fichtelgcdirge, daS Fichtelge-
birge selbst, bie Waldungen in ber Umgcgenv von
Königsee, dcn Fürstlich Schwarzburg-Rudol-
städl'schcn Wildpark bci Schwarzdurg, die land-
unb forstwirlhschaftliche Akademie zu Tharant,
den Tharanter Wald, die Fürstlich Ferdinanv
Kinskh'schen Waldungen, die Fürstlich Carp-
schen Waldungen bei Töplitz, die Fürstlich
HohenzoUern'schen Waldungen bei Stöcken, die
Schwarzkicferwaloungen bei Wienerisch-Neu-
stabt, die k. k. österreichische Forstlehranstalt
zu Mariabrunn bci Wien, die Waldungen des
gürsten Zoh. Adolph zu Schwarzberg, unter

getroffen, wand sich vor Schmerzen und heulte wie
bcseffen, indem es voll Wuth die Zähne knirschte.
Ber diesem Anblick wurde mein Pserd plötzlich stcif
vor Schrcckcn. Sein Körxcr bedeckte sich mit einem
kaltcn Schwcisi, cs setzte alle vicr Hufe fest tn dcn
Boden und verwandte mit weit geöffneten Nüstern
und starrcm Auge keincn Blick »on dcm im Todes-
kampfc sich windenden Thicre. Weder Peitsche noch
Sporen konntcn cs von der Stcllc bringen. Wah-
rend ich mich noch mit ihm abmühte und dcr Vir-
ginier jeine Flinte lud, hörten wir von dcr andern
Seite dcs Berges eine Gewchrsalve knallen, be-
gleitet von «ildem Geschret. Es war ein Geschrei,
welches Nicmand »ergißt, der cs einmal gehört
hat, der Krtegsruf dcr Comanchen, und glctch da-
rauf hörte man Pfcrdegetrappel sich dcm Thale
nähcrn. Es «ar keinc Zeit zu vcrlieren.

„Dtc Zndiancr, die Jndianer! Flieht!" rief mir
der Virginier zu und sprcngtc von dannen. Ver-
geblich versnchte ich seinem Bcispicl zu folgen, aber
es gelang mir nicht, mein Pftrd von der Stelle
zu bringen, und es blieb mir zu meiner Rettung
Nichts übrig, als aus dem Sattel zn springen und
auf eine »lte Eiche zu steigen, zwtschen deren dicht-

weichen besonders dke Urwaldungen JockerS-,
Tuffet- und Kubauiwald uicht allein für
Forstleute, sondern auch für jedcn Natur-
freund von höchstem Zntereffe sein müffen;
die fürstlich hohenzoller'schen Waldungen bei
Bistritz und die Gemeindewaldungen Böhmens.

Koastanz, 21. Dec. (Schwurgericht deS
Seekreises.) Am Sonatag, deu 12. August
v. Z. AbendS war Bürgermeister Zohann
Schwenniuger vou Bruunadern, Amts
Bonndorf, von der Zagb mit einer Flinte
zurückgckehrt und hatte sich in daS dortige
Wirthshaus begeben, wo gerade einige Bursche
iu Streii mit einander gerathen waren, denen
er Ruhe gebot. Sie folgten seiner Aaorbnung
unb verließcn vaS HauS. Zwei derselben,
Raimund Boll und der Soldat Cölestin stoll,
gingcn den Weg nach Bettmariugen. Der
Bürgermeister begleitete einen Bekanntcn auf
demselben Wege. Als sie deu beiden Bur-
schen nahe kamen, schalt Boll den Bürger-
meister eincn „einfältigen Simpel" und packte
ihn am HalS. Zhm entgegen that Schwen-
ninger ein GleichcS. Beide fielcn zu Boden,
standrn wiedcr auf, und uun drang Boü auf
schwenninger wieder eia, und bieser schlug
Zenen mit dem Gewehr auf de» Kopf. Als
Stoll seinen Kameraden bedroht sah, eilte er
zu Hilfe, hob einen großen Stein auf unb
ging auf Schweuninger loS. Der Bekannte
des Lchwcnninger trat zwischen Beide und
erhielt den auf den Bürgermeister gemünz
lea Schlag an dcn Backen, daß er bluteke.
Schwenninger sah bieS, wollte biesen Mann
vor weiteren Mißhandlungen schützen uud
schlug mit bem Gewehr deu Stoll anf dcn
Kopf. Zndeffen wurde durch die Dazwischen-
kunft anderer Leute der Streit beschwichrigt.
Zn Bettmaringe» angekommen, ließ Stoll sich
dcn Kopf waschen und legtc sich hierauf inS
Bett, ohne die durch den Flintenschlag erhaltene
Wunde zu verbinden. Des anvern TageS
machte er bei schlechtcm Wetter die Reise
nach Rastatt, wozu er 3 Tage lang drauchte
und unter Wegs Erzeffe durchEffcn, Trinken
und Kegcln machte. Den Kopf yatre er nur
mit seiner Solbatenkappe bedeckt, die Wunde
nicht verbunden. Er kam am vierten Tage
krank in das Militärspital unb ftarb dort am
29. Äugust. Nach gerichtsärztliihem Zcug-
niß war die Wunde nicht an sich töbtlich,
sondern wurde es durch vie Erzeffe auf der
Reise und durch daß Unterbleiben bes Ver-
banbeS während derselben, und der Ange-
klagte konnie den Erfvlg seiner Haiidlung nur
unwahrscheinlich voraussehen. Der grvßh.
Staatöanwalt verzichtete auf die Begründung
bcr Anklage, wvburch eine wcitläufige Ver-
theibigung nicht mrhr als nöthig erschien.
Die Geschworenen sprachendas„Nichtschuldig"
aus, woraus ber Angeklagte sreigesprochen
wurde. Hicmit endet dre 4. Vicrteljahrsitzuiig.

Stuttgart, 27. Dec. Gestern wurbe
hier ein junger, auS Ludwigsburg gebürliger
Mensch verhaflet, der in einer Goldfadrik
Pforzheims für 7- bis 800 fl. Goldwaaren
emwendet nnb theilweisc in Bruchsal ver-
setzt, theils solche noch bei sich hatte.

München, 26. yec. Seit eiuigcn Tagen
wnrden auf öffentlichin Straßen und Plätzen
Zettel ausgestreut, stclche das „Bolk" auf-
sordertcn, sein „Joetb abzuschütteln. Das
„Volk" aber fühlt sih unter seineni „Joch"
troß erhöhter Bierpreise noch immcr gar be-
haglich, und so ist denn Papier und Mühe
des Schreibens umsonß daran gewendet.

Münchea, 26. Dch. Die wegen veS cr-
höhten Bierpreises anceorbneten Sicherheits-
maßregeln sind in jüngster Zeit um die Hälfte
verminbcrt worben. Statt zwei Compagnien
hat nur mehr eine alS Beseitschaft den Dechant-
hof zu beziehen. Auf aleiches Verhältniß ist
die stets bercit gehaltem Mannschaft in ven
Casernen rebucirt. j

Zn Donauwörth wird am nächsten Sonn-
tag, 30. d., wicver seit änderthalb Zahrhun-
berten der crste protestanüschc Gottesdienst ge-
halten werben.

Marburg, 27. Dec. Jn Leipzig wirv
demnächst cine Zeitung erscheinen, welche sich
zur Aufgahe gestellt hat,i vie Jntereffen ber
vcutschen Eisenbahnen in der Oeffentlichkeit
zu vertreten, Als Rcdacteur der Zeitung ist
Amtsaffcssor Dr. Koch von hier »ach Leipzig
berufen worben.

Bielefeld, 28. Dec. Bei der heute hier
statlgehabte» Ersatzwahl wurbe ber Obertribu-
nalrath Walbeck mit großer Majorität ge-
wählt.

süerlin 28. Dec. Nachdem Hcrr v. Zev-
litz sich über die in bem Slieber'schen Proceffe
zur Erörrerung gelangten Thatsachen ertlärt
hatte, wurbe bekanntlich Herr Schwarck zu
einer nähern Begründung seiner Angaben auf-
gefordcri. Nach der „Nat.-Ztg." hat verseide
jetzl seiuc Gegenerklärung eingereicht, unv
darin mit Bcrufung aus bie Aclen aüe auf-
gestelltcn Puncte aufrecht erhaltcn, mit Aus-
nahme eines untergeorbnetcn Faües, i» wel-
chem Herr Schwarck die Billigung deS Poli-
zcipräsibenten vorauSsetzte, sich aber heraus-
gestellt hat, vaß dem belreffendcn Untcrbeam-
teu ein schrifilicher VerweiS ertheilt worven ist.

Aus L8ien kvmmcn der „Berl. Vz." bc-.
reit« Gerüchie zu, daß Hr. v. Schmerling a»
bie Einberufung eines deutschcn Parlauienlö
denkc.

Wien, 24. Dez. FZM. Ritter v. Benc-
dek hat einen Tagesbefehl erlaffen, worin cr
mit fcharfen Worten gegen bic sogcnaniite
Gamaschenknöpflcrci loszieht und vie verschie-
denen AbtheilungS.-Kommandanten ermahnt,
nichr vurch unnörhige Nergeleien und Placke-
rcicn ihren Untergebcncn den Dienst zu er-
schweren, sondern im Gegentheil darauf zu
sehen, vaß denselbcn Gelegenheik geboren werde,
in dienstfrcien Stunden erlaubten Vergnügun-
gcn nachhängen zu können.

Wien, 29. Dec. Die „Ostd. Post" schreibt:
Dem Vernehmen nach überreichlc Graf Rech-
berg sein EntlaffungSgesuch, welcheS noch nicht
desinitiv angeuommen ist.

Wien, 29. Dec. Pas Abendblatt der
„Prcffe" enthält folgendeS Lelegramm auö
Pesth: Osficieller Mittheilung zufolge erfolgic
gcstern die kaiserliche Entschlicßung, rbelche vic

belaubten Zweigen ich mich verstcckcn konntc. Kaum
«ar mir dies gelungen, so kamen 20 oder 30
Wilde, das Gesicht bnnt bemalt und den Kopf mit
Fcdern geschmückt, in das Thal gcjagt. Es «aren
dte Comanchen.

Bei dem Anblick meines Pftrdes, das immer
noch in sciner alten Stellung verharrte, machten
dte Rothhäutc Halt; einer nähcrte sich sogar dcm
Thierc und ergrtjf die Zügcl; aber da die llebrigen
in dtesem Augenblick gerade den davoneilenden Vtr-
ginter erblicktcn, setzten ste mit «ildem Schreien
ihre Zagd fort. Der Kriegsruf schien meinem Mu-
stang ncues Leben zu geben. Wie ein Blitz schoß
er von dannen und riß dic Rothhaut mit sich sort,
die ihn am Zügcl hielt. Ju etnem Nu war daS
Thal wieder leer; denn auch die Comanchen warcn
längst außer Gesichtsbereich. Zch hörtc noch zwci
oder dret Flintcnschüffe, dann abcr trat tiefes
Schwcigen ein, daS nur durch das Röcheln des
sterbenden Bärcn gestört ward, der sich unter mir
in den letzten Todeszuckungen wand.

Dicse so seltsamcn Ereigniffe waren so rasch auf
einander gefolgt, daß ich ganz betäubt davon war.
Oder neckte mich viMeicht aar ein böser Traum?

/ tUVMML-rsX
j LwllOTML.
(»LI0Ll.gßko /

Zch bcfand mich mehrere Tagcreisen vonjidcr Nic-
dcrlaffung ctvilisirter Menschen auf einem Baumc,
ohne Pferd, ohne Frcund, umgebcn »oii einem
Schweigcn, das nie gestört worden zu sem schien.
(Forts. folgt.)

Kürzlich ersticg ein Soldat vom 10. Negiment
zu Strasburg die höchste Spitzc des Nünsterö
und vollbrachte dasclbst mchrcre gymnastischellebun-
gcn. Dic Pvlizct.oerdot nun soglcich dic Wicder-
holung, cines sv gcfahrlichen SpielcS, abcr Sonn-
tags därauf tänschtc dersclbe Mann, der früher
Matrose auf dcr „Belle Poule" gcweft» wap, dic
Anfmerksamkeit derselbcn und erstieg verklcidet mit
mehreresi Personen die Platform, von welcher dic
SpitzchMsteigt. Als der Meßncr die Thüre zur
TreppcAch änfzuschltcßcn weigerte, klimmte der Er-
Matrose außcn am Blitzabteiter hinauf und ge-
langte so «icderum zum Wetterhahn- Hicr zog cr
dcn Rock aus, den er, um den Meßner zu täustzen,
angelegt hatte, warf ihn seinen Camcradcn aus dcm
Platzc htnunter, machke meder cinige gymnastischc
Uebungen durch, und stcllte sich am Ende aus dem
Wettcrhahn auf den Kopf. Als cr jedoch »om
Münstcr herunter stieg, nahm ihn cin Polizeteem-
miffär tn Empfang und schicktc ihn wegcn Uelier-
tretung ctner gcgebenen Borschrist in'S Gefängiiiß.
 
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