DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0011
selbkvkrständlichm Bejahung liberaler Grund-
sätze begnügeu, das Gemeindeamt nicht in
Wohlvienerei zur Befriedigung ihrer Eitelkcit
ausbeuten und ihren Muth gegen jeden Eiu-
griff aufrecht erhalten.
Novigno, 29. Dec. Die Nachricht von
der ülufhebung der ZolUinie erregte allgemeinen
Jubel. Die kaiserliche Flagge wurde aufge-
hißt, Böllerschüffe abgefeuert; eine Musik-
band« durchzieht die Stadt.
A r a n k r e t ch.
PariS, 26. Dec. Betreffs der ihn China
gemachten Beute sagt das „Journal du Havre",
spricht man vvn unschätzbaren Erwerdungen,
sowohl in geschichtlicher, wie in artistischer
Beziehung. Der Frankreich zufallende Theil
allein würde zur Bildung eines ungcheuren
chinesischen Museums hinreichen. Man sührt
eine Uhr an uiit Figuren, die Jahreszeiten
darstellend, von wunkerbarer Arbeit, fcrncr
dic ganze Garderobe der Kaiserin von China
u. s. w. Auch ist den Franzosen cine Aus-
gabe des Confucius, welche dem berühmten
Kaiser Kang-Di (dem Napoleon l. der Chi-
nesen) gehörte, mit Anmerkuugen von sciner
Hanv, zugcfallcn.
PariS, 29. Dec. Das Tagesereigniß bil-
det heuie die Aufführung der „Älassavres ä«
8^rie" im Hreätre llu Dirgue. Das Slück
bchändelt mit vielem Geschick den so ernst
dramatischen Stvff, und das Publikum licß
keine der viele» Gclegenheiten vorübergeheu,
um durch lauee Beifallsbezeigungen scine Spm-
pathie» sür vie unglücklichen Christen des Li-
banon und seine Erbitlerung gegen dcn blu-
tigen FanatiSmus der Moslims an dea Tag
zu legen. Die Anwesenheit des Kaisers gab
den zum Theil sehr scharfen und bittern Aus-
sallen gegen daö lürkische Regimenl ein be-
sonderes Zntereffe. Zn den diplomalifchen
Kreisen erregte ber der Psorte so feindselige
Ton des Stückes, so wie die ungewöhnliche
Zustimmung, wetche das Pnblikum gerade de»
stärksten Stcllea zu Theil wcrden ließ, kem
geringes Aufsehen, und diesem Umstande ist
eS auch zuzuschreiben, daß die Börse mehr
alS je von cineck anderen Theaterstück, von
dem gestern aufgeführten Notiz nahm.
Paris, 29. Dec. Hr. von Persignp hat
ein vertraulicheS Runvschreiden an die Prasek-
ten erlaffen, worin er ihnen mitheilt, daß die
Regierung noch immer ihre Kandidaten bei
Ven Wahlen sür deu gesetzgebenden Körper
ausstellen werde. Er sordert sie aber gleich-
zcitig au f, Alles zu vermeiden, was alö ein
Druck aus die Wahler zu Gunften der kaiser-
licheu Kandidatea angesehen werden könnte.
PariS, 29. Decbr. Der Bankier Mires,
Eigenthümer des Constitutionnel, besindet sich
in gewiffen gcrichtlichen Bervrießlichkeitcn. Mit
Bezug hierauf hat der Constitutionnel vie te-
legraphisch erwähnte Note vervffentlicht, wo-
rin bi« Nachrichr dementirt wurde, daß stch in
etner der letzten Ministersitzungen eine DiS-
cussion über eine gerichtliche Berfolgung ent-
sponnen habe und die Rebe davvn gcwesen
sei, deren Wirkung aufzuheben. Diese gericht-
liche Untersuchung scheint für Herrn MireS
nicht sehr günstig aurgefallen zu sein. vchon
am 26. Dec. wurde der Köl». Ztg. geschrieben,
Herr Mirös beabsichtigc, „seine Geschäfte zu
liauidiren und sich ins Privatleben zurückzu-
ziehen", und nach der Hüdd. Zeilung ift am
26. Dec. einem Münchener Hanvlungshause
vir telegraphifche Nachricht zugegangeu, daß
MireS sich plvtzlich vvn Parts entfernt habe.
Die Nachrichl erregt rn der Geschäftswelt
große Sensation unb man fürchtet starke Ver-
luste.
PariS, 29. Dec. Die Commiffäre der
fremden Mächte in Syrien haben den den
Christen zu zahleaven Schadenersatz aus die
Summe von 60 Millivnen Franken sestgesetzt,
von der die Türkcn zu Damaecus ein Dritlel
bezahlen sollcn. (K. Z.)
Paris, 31. Dec. Der Herzog von Ma-
lakoff hat sich heute Morgen 10 Uhr iu Mar-
seilie eingeschifft. Es begleiteten ihn mehrere
Beamte, welche auS dem hier bestandeuen
Cvloniknminlsterium «ach Algier ühkrsiedela.
Nach der .„Gazctte des Tribunaur" hat
man Eharles Zud verhaftet, auf dem schwe-
rer Berdacht ruht, dc« russischen Arzt Hoppi
und deu Präsidcntcn Pvinsvt ermordct zn
haben.
Toulon, 1. Jan. Auf höheren Befchl
wird der Flotte von Gaeta Proviant für ei-
nen Monat zugesandt.
E n g l a n d.
London, 24. Dcc. DaS Manifest Franz II,
ersährt in der Times cine sehr sarkasttsche
Beurtheilung. „Das Todcsrücheln verschiede-
ner Souveränitäten" — sagt sie — „gibt sich
in Protesten nnd Manifcsten kund. Sie wcr-
ven gewöhnlich desto hefliger, je schwächer der
Pacient wird, und wenn wir nach dem Cha-
racter desjenigen urtheilen dürfen, vas aus
der Casematte ergangen ist, wo Franz 11. vor
den Bomben der italienischen Armee Schutz
gcsucht hat, muß die bourbonische Souveraine-
tät in Ztalien in ver Thal schr schwach wer-
den. Franz II. kämpft nicht für seine per-
söuliche Freiheit, uad nichl um seinen Thron;
die erstere ist nicht gefährdet, der zweitc für
ihn verloren. Er verschwendet nur bas Blut
sciner Freunde, um einen oder zwei Tage län-
ger in der Stadt Gaeta von einem Schlupf-
winkel zum anbern kriechen zu können. Es
ist Zeit, daß die Großmächte cndlich ihr Augc
von einer Operätion abwenden, die kaum meyr
als eine pollzeiliche Äusweisungs-Maßregel
zu nenncn tst, und daß die Entfcrnung Franz II.
vom neapolitanischen Boden nicht länger auf-
gchallen werdk."
London, 28. Dec. Als Warnung für
continentale Banquicrs- und Handelshäuser
biene die Mittheilung, baß in neuerer Zeil
singirle Wcchsel, gczogen von Zonas Sim-
mvnvs und Comp. auf Hamilron, Keup und
Cvmp. in London, tn Umlauf gesctzt und aus
dem Continent escomptirt wvrvcn sind,
ohne daß die genannten Firmen hier eristiren.
London, 28. Decbr. Der Friedensschluß
mit China wurde heute früh durch Kanonen-
salven vom Towcr und den Horse Guards
gefeiert, eine weitere Ceremonie findet <n sol-
chen Fällcn immer erst nach Einlaufen der be-
treffenden amtlichen Depeschen statt. — Mit
dem Friedensvertrag von Pecking sind die
principiellcn Gegner der chinesischen Kriege
nichl recht zufrieden. „Morning Herald" und
„Dailp NewS" wenigstens habcn an den ein-
gegangenen Bedingungen mancherlei auszu-
setzcn.
Ztatten
Row, 24. Dez. Das heutige „Giornalc"
veröffenllicht die von dem Papste im Konsisto-
rium am 17. d. gehaltene Rede. Er beklagt
varin das Scheitern des Konkordats im Groß-
herzogthum Bade» und stellt die Broschüre
Capla'S (Lmpereur et l'upe) als ein frechcs
unv ruchloses Werk dar. Er behauptet fer-
ner, daß dic Feinde seiner weltlichen Macht
die Grunvfesten der Religion (!) untergraden
wollen. Zn Ztalien theile man verfälschte
Bibeln aus, der Unterricht werde den Geist-
lichen entzogcn, um den Händen gottvcrgeffe-
ner Menschcn anvertraut zu werden. Man
bcschimpsc vie Kirche und bringe sie in Ver-
ruf. Er beklagt die Aufhebung der Klöster,
vie Einsperrung der Bischöfe von Urbino
und Fermo, die Eröffnung protestantischer
Kirchen und antikatholischer Schulen, sowie
die Einführung der Civilehe in Umbrien, und
erklärt alle gcgen die Kirchc und die Klöster
gerichletcn und noch zu richtenden Äktc für
null und nichtig. Der e»nzige Grund so vie-
ler Ucbel sei der Ehrgeiz der subalpinischen
Rcgierung. Er beklagt vie Verfolgungeu ver
Christeu in Corea, Cochinchina und die Me-
tzeleien in Sprien, und er bütet Gott, bie
gegenwärtigen und bevorstehenden Kalamitä-
ren zu entsernen und der Kirche den Sieg
zu bereiten.
Turin, 24. Dez. Ueber die Organisation
der italienischen Marine theilt vie Patrie
Folgendes mit: Dic Seemacht deS künftigen
Reiches Ztalien zerfällt in drei Divisionen:
die erste, die südliche geoannt, umsaßt daS
Küstengebict der westlichen Provinzen NeapelS
biS zum Vorgebirge Sauta Mari» di Leuca,
Sicilien mi't einbegriffeu. Der Hauptsitz deS
DepartementS wird tn Neapel errichtct. Die
zwekte Divifion, die nördliche, geht von der
fraozösischcn Gränze bis zum südlichen Ende
von Toskana. Zu ihr gehören die Jnseln
sardinien, Elba und die kleinen unter der«
selben Breite gelegenen Jnselgruppen. Etnst-
weilen ist, bis der Hafen von Spezzia, der
ein italienischeS Toulon werden soll, gebaut
ist, Genua der Hauptsitz dieser Division.
Dic dritte, die adriatische genannt, geht von
dem Kap Lcuca bis zur Pomündung. Der
Hauptsitz ist Lncona. Zn jedem Departe-
ment wird ein Generalkommandant vom Range
cines Vize- vder ContreadmiralS sein, der
direkt unter dem Marineministcrium steht.
Eine der ersten Maßregeln im Anfang de<
nächsten Zahrs wird in einer außerordentlichen
Aushebung von sccleuten in den drei De»
partementS bestehen. DieseLeüte müffcn spä-
testcns dea 10. Febr. an ihrem Postcn sepn,
um aus der an den nächsten FrühjahrSopera-
tioncn mitwirkenden Flotte eingeschtfft zu wer-
den. — Ein Dekret deS Marchese Pcpoli
ordnet an, daß Umbrien künftig Eine Provinz
des neuen KönigreichS bilden soü, mit der
Hauptstadt Perugia. AuS den Marken wer-
den vier Provinzcn gebildet: Pesaro, Ancona,
Macerata und Ascoli.
Turin, 26. Dez. Die offizielle Zeitung
enthalt vier Dekrete, aus Neapel vom 17. Dez.
dattrt, welche crklären, daß die neapolitanischen
Provinzen, Siztlien, Umdrien und die Marken
fortan inlegrirende Bestandthcile de- italieni-
schen KönigrcichS bildcn.
Turin, 27. Dez. Cavour'S Krankheit
hat in Turin einen Eindruck gcmacht, der
die Größe des Berlustes ahnen läßt, den die
italienische Nation befürchtcn zu müssen glaubte.
Der berühmte Staatsmann litt an einer Ge-
hirnentzündung und ihm wurde nach der schau-
verhaften Mechobe ber italienischcn Aerzte
dreimal zur Ader gelaffcn, Nach den ncue-
sten Luriner Briefen geht es dem Kranken
jetzt beffer, doch ist ihm unbedingte Ruhe
auferlegt. Am 24., wo bie Krankheit
im Zunehmen war, wurbe vor Cavour's
Bettc cin Ministerrath gehalten. Alle nam-
haften Bewohner der Hauptstadt verfügten
sich in's Haus des Leivenben, um Erkundi-
gung einzuholen und sich in daS Vifltenbuch
einzuzeichnen.
Dte „Morning Post" bringt folgendcS Te-
legramm aus Paris vom 25! Dec.: „Die Be-
satzung von Gaeta tst durch die Entlaffung
eines Theiles der königlichen Garde, deren
Treue zweifelhaft geworden war, abermalS
an Zahl geringer geworden. Die übrigen
Bertheidiger dec Festung besinden sich in ei»
nem beklagenswerthen Zustande. Trotzdem
kann sich die Festung wegen der großen Di-
stanz der Angriffs-Batterieu noch längere Zeit
dehaupten.
Die „Opinione" bestätigt dke Abreise der
jungen Königin, Gemahlin Franz II., von
Gaeta.
Zn Turin tft eine große National-Subscri'p-
tion eröffnet und sofort mit zahlreichen Unter-
schriften bedeckl worben. Der Zweck dieser
Untcrzeichnungen ist eine goldene Bürgerkrone,
dic dem Könige bei seiner Rückkehr aus den
neuen Landesthcilen überreichl werden soll.
Zn Neapel hat die Lcrhaftung dcs maz-
zinistijchen Agenten Libertini großes Aufschen
verursacht, weßhalb die Bchörde scine Frei-
laffung verfügte. Derselbe weigerte sich je-
doch das Gefängniß zu verlaffea und mußte
mil Gewalt in Freiheit geseßt werden. Der
Prozeß gcgen ihn wird jevoch fortgeführt. —
Das Losungswort der revolutionären Wahl-
klubs in Ncapel und den Provinzen lautet
nach dem Constitutionnel: „Keine Advokaten,
keine Verbannten!" da diese alS Anhänger
Piemvnts bekannt sind.
sr e u e st e s.
Wiea, 3. Zan. Die „Wiener Zeitung"
erklärt alle Gerüchte übcr einen Austritt Rech-
b ergs aus dem Ministerium für grundlos.—
Richter hat die letzte Oelung empfangen.
sätze begnügeu, das Gemeindeamt nicht in
Wohlvienerei zur Befriedigung ihrer Eitelkcit
ausbeuten und ihren Muth gegen jeden Eiu-
griff aufrecht erhalten.
Novigno, 29. Dec. Die Nachricht von
der ülufhebung der ZolUinie erregte allgemeinen
Jubel. Die kaiserliche Flagge wurde aufge-
hißt, Böllerschüffe abgefeuert; eine Musik-
band« durchzieht die Stadt.
A r a n k r e t ch.
PariS, 26. Dec. Betreffs der ihn China
gemachten Beute sagt das „Journal du Havre",
spricht man vvn unschätzbaren Erwerdungen,
sowohl in geschichtlicher, wie in artistischer
Beziehung. Der Frankreich zufallende Theil
allein würde zur Bildung eines ungcheuren
chinesischen Museums hinreichen. Man sührt
eine Uhr an uiit Figuren, die Jahreszeiten
darstellend, von wunkerbarer Arbeit, fcrncr
dic ganze Garderobe der Kaiserin von China
u. s. w. Auch ist den Franzosen cine Aus-
gabe des Confucius, welche dem berühmten
Kaiser Kang-Di (dem Napoleon l. der Chi-
nesen) gehörte, mit Anmerkuugen von sciner
Hanv, zugcfallcn.
PariS, 29. Dec. Das Tagesereigniß bil-
det heuie die Aufführung der „Älassavres ä«
8^rie" im Hreätre llu Dirgue. Das Slück
bchändelt mit vielem Geschick den so ernst
dramatischen Stvff, und das Publikum licß
keine der viele» Gclegenheiten vorübergeheu,
um durch lauee Beifallsbezeigungen scine Spm-
pathie» sür vie unglücklichen Christen des Li-
banon und seine Erbitlerung gegen dcn blu-
tigen FanatiSmus der Moslims an dea Tag
zu legen. Die Anwesenheit des Kaisers gab
den zum Theil sehr scharfen und bittern Aus-
sallen gegen daö lürkische Regimenl ein be-
sonderes Zntereffe. Zn den diplomalifchen
Kreisen erregte ber der Psorte so feindselige
Ton des Stückes, so wie die ungewöhnliche
Zustimmung, wetche das Pnblikum gerade de»
stärksten Stcllea zu Theil wcrden ließ, kem
geringes Aufsehen, und diesem Umstande ist
eS auch zuzuschreiben, daß die Börse mehr
alS je von cineck anderen Theaterstück, von
dem gestern aufgeführten Notiz nahm.
Paris, 29. Dec. Hr. von Persignp hat
ein vertraulicheS Runvschreiden an die Prasek-
ten erlaffen, worin er ihnen mitheilt, daß die
Regierung noch immer ihre Kandidaten bei
Ven Wahlen sür deu gesetzgebenden Körper
ausstellen werde. Er sordert sie aber gleich-
zcitig au f, Alles zu vermeiden, was alö ein
Druck aus die Wahler zu Gunften der kaiser-
licheu Kandidatea angesehen werden könnte.
PariS, 29. Decbr. Der Bankier Mires,
Eigenthümer des Constitutionnel, besindet sich
in gewiffen gcrichtlichen Bervrießlichkeitcn. Mit
Bezug hierauf hat der Constitutionnel vie te-
legraphisch erwähnte Note vervffentlicht, wo-
rin bi« Nachrichr dementirt wurde, daß stch in
etner der letzten Ministersitzungen eine DiS-
cussion über eine gerichtliche Berfolgung ent-
sponnen habe und die Rebe davvn gcwesen
sei, deren Wirkung aufzuheben. Diese gericht-
liche Untersuchung scheint für Herrn MireS
nicht sehr günstig aurgefallen zu sein. vchon
am 26. Dec. wurde der Köl». Ztg. geschrieben,
Herr Mirös beabsichtigc, „seine Geschäfte zu
liauidiren und sich ins Privatleben zurückzu-
ziehen", und nach der Hüdd. Zeilung ift am
26. Dec. einem Münchener Hanvlungshause
vir telegraphifche Nachricht zugegangeu, daß
MireS sich plvtzlich vvn Parts entfernt habe.
Die Nachrichl erregt rn der Geschäftswelt
große Sensation unb man fürchtet starke Ver-
luste.
PariS, 29. Dec. Die Commiffäre der
fremden Mächte in Syrien haben den den
Christen zu zahleaven Schadenersatz aus die
Summe von 60 Millivnen Franken sestgesetzt,
von der die Türkcn zu Damaecus ein Dritlel
bezahlen sollcn. (K. Z.)
Paris, 31. Dec. Der Herzog von Ma-
lakoff hat sich heute Morgen 10 Uhr iu Mar-
seilie eingeschifft. Es begleiteten ihn mehrere
Beamte, welche auS dem hier bestandeuen
Cvloniknminlsterium «ach Algier ühkrsiedela.
Nach der .„Gazctte des Tribunaur" hat
man Eharles Zud verhaftet, auf dem schwe-
rer Berdacht ruht, dc« russischen Arzt Hoppi
und deu Präsidcntcn Pvinsvt ermordct zn
haben.
Toulon, 1. Jan. Auf höheren Befchl
wird der Flotte von Gaeta Proviant für ei-
nen Monat zugesandt.
E n g l a n d.
London, 24. Dcc. DaS Manifest Franz II,
ersährt in der Times cine sehr sarkasttsche
Beurtheilung. „Das Todcsrücheln verschiede-
ner Souveränitäten" — sagt sie — „gibt sich
in Protesten nnd Manifcsten kund. Sie wcr-
ven gewöhnlich desto hefliger, je schwächer der
Pacient wird, und wenn wir nach dem Cha-
racter desjenigen urtheilen dürfen, vas aus
der Casematte ergangen ist, wo Franz 11. vor
den Bomben der italienischen Armee Schutz
gcsucht hat, muß die bourbonische Souveraine-
tät in Ztalien in ver Thal schr schwach wer-
den. Franz II. kämpft nicht für seine per-
söuliche Freiheit, uad nichl um seinen Thron;
die erstere ist nicht gefährdet, der zweitc für
ihn verloren. Er verschwendet nur bas Blut
sciner Freunde, um einen oder zwei Tage län-
ger in der Stadt Gaeta von einem Schlupf-
winkel zum anbern kriechen zu können. Es
ist Zeit, daß die Großmächte cndlich ihr Augc
von einer Operätion abwenden, die kaum meyr
als eine pollzeiliche Äusweisungs-Maßregel
zu nenncn tst, und daß die Entfcrnung Franz II.
vom neapolitanischen Boden nicht länger auf-
gchallen werdk."
London, 28. Dec. Als Warnung für
continentale Banquicrs- und Handelshäuser
biene die Mittheilung, baß in neuerer Zeil
singirle Wcchsel, gczogen von Zonas Sim-
mvnvs und Comp. auf Hamilron, Keup und
Cvmp. in London, tn Umlauf gesctzt und aus
dem Continent escomptirt wvrvcn sind,
ohne daß die genannten Firmen hier eristiren.
London, 28. Decbr. Der Friedensschluß
mit China wurde heute früh durch Kanonen-
salven vom Towcr und den Horse Guards
gefeiert, eine weitere Ceremonie findet <n sol-
chen Fällcn immer erst nach Einlaufen der be-
treffenden amtlichen Depeschen statt. — Mit
dem Friedensvertrag von Pecking sind die
principiellcn Gegner der chinesischen Kriege
nichl recht zufrieden. „Morning Herald" und
„Dailp NewS" wenigstens habcn an den ein-
gegangenen Bedingungen mancherlei auszu-
setzcn.
Ztatten
Row, 24. Dez. Das heutige „Giornalc"
veröffenllicht die von dem Papste im Konsisto-
rium am 17. d. gehaltene Rede. Er beklagt
varin das Scheitern des Konkordats im Groß-
herzogthum Bade» und stellt die Broschüre
Capla'S (Lmpereur et l'upe) als ein frechcs
unv ruchloses Werk dar. Er behauptet fer-
ner, daß dic Feinde seiner weltlichen Macht
die Grunvfesten der Religion (!) untergraden
wollen. Zn Ztalien theile man verfälschte
Bibeln aus, der Unterricht werde den Geist-
lichen entzogcn, um den Händen gottvcrgeffe-
ner Menschcn anvertraut zu werden. Man
bcschimpsc vie Kirche und bringe sie in Ver-
ruf. Er beklagt die Aufhebung der Klöster,
vie Einsperrung der Bischöfe von Urbino
und Fermo, die Eröffnung protestantischer
Kirchen und antikatholischer Schulen, sowie
die Einführung der Civilehe in Umbrien, und
erklärt alle gcgen die Kirchc und die Klöster
gerichletcn und noch zu richtenden Äktc für
null und nichtig. Der e»nzige Grund so vie-
ler Ucbel sei der Ehrgeiz der subalpinischen
Rcgierung. Er beklagt vie Verfolgungeu ver
Christeu in Corea, Cochinchina und die Me-
tzeleien in Sprien, und er bütet Gott, bie
gegenwärtigen und bevorstehenden Kalamitä-
ren zu entsernen und der Kirche den Sieg
zu bereiten.
Turin, 24. Dez. Ueber die Organisation
der italienischen Marine theilt vie Patrie
Folgendes mit: Dic Seemacht deS künftigen
Reiches Ztalien zerfällt in drei Divisionen:
die erste, die südliche geoannt, umsaßt daS
Küstengebict der westlichen Provinzen NeapelS
biS zum Vorgebirge Sauta Mari» di Leuca,
Sicilien mi't einbegriffeu. Der Hauptsitz deS
DepartementS wird tn Neapel errichtct. Die
zwekte Divifion, die nördliche, geht von der
fraozösischcn Gränze bis zum südlichen Ende
von Toskana. Zu ihr gehören die Jnseln
sardinien, Elba und die kleinen unter der«
selben Breite gelegenen Jnselgruppen. Etnst-
weilen ist, bis der Hafen von Spezzia, der
ein italienischeS Toulon werden soll, gebaut
ist, Genua der Hauptsitz dieser Division.
Dic dritte, die adriatische genannt, geht von
dem Kap Lcuca bis zur Pomündung. Der
Hauptsitz ist Lncona. Zn jedem Departe-
ment wird ein Generalkommandant vom Range
cines Vize- vder ContreadmiralS sein, der
direkt unter dem Marineministcrium steht.
Eine der ersten Maßregeln im Anfang de<
nächsten Zahrs wird in einer außerordentlichen
Aushebung von sccleuten in den drei De»
partementS bestehen. DieseLeüte müffcn spä-
testcns dea 10. Febr. an ihrem Postcn sepn,
um aus der an den nächsten FrühjahrSopera-
tioncn mitwirkenden Flotte eingeschtfft zu wer-
den. — Ein Dekret deS Marchese Pcpoli
ordnet an, daß Umbrien künftig Eine Provinz
des neuen KönigreichS bilden soü, mit der
Hauptstadt Perugia. AuS den Marken wer-
den vier Provinzcn gebildet: Pesaro, Ancona,
Macerata und Ascoli.
Turin, 26. Dez. Die offizielle Zeitung
enthalt vier Dekrete, aus Neapel vom 17. Dez.
dattrt, welche crklären, daß die neapolitanischen
Provinzen, Siztlien, Umdrien und die Marken
fortan inlegrirende Bestandthcile de- italieni-
schen KönigrcichS bildcn.
Turin, 27. Dez. Cavour'S Krankheit
hat in Turin einen Eindruck gcmacht, der
die Größe des Berlustes ahnen läßt, den die
italienische Nation befürchtcn zu müssen glaubte.
Der berühmte Staatsmann litt an einer Ge-
hirnentzündung und ihm wurde nach der schau-
verhaften Mechobe ber italienischcn Aerzte
dreimal zur Ader gelaffcn, Nach den ncue-
sten Luriner Briefen geht es dem Kranken
jetzt beffer, doch ist ihm unbedingte Ruhe
auferlegt. Am 24., wo bie Krankheit
im Zunehmen war, wurbe vor Cavour's
Bettc cin Ministerrath gehalten. Alle nam-
haften Bewohner der Hauptstadt verfügten
sich in's Haus des Leivenben, um Erkundi-
gung einzuholen und sich in daS Vifltenbuch
einzuzeichnen.
Dte „Morning Post" bringt folgendcS Te-
legramm aus Paris vom 25! Dec.: „Die Be-
satzung von Gaeta tst durch die Entlaffung
eines Theiles der königlichen Garde, deren
Treue zweifelhaft geworden war, abermalS
an Zahl geringer geworden. Die übrigen
Bertheidiger dec Festung besinden sich in ei»
nem beklagenswerthen Zustande. Trotzdem
kann sich die Festung wegen der großen Di-
stanz der Angriffs-Batterieu noch längere Zeit
dehaupten.
Die „Opinione" bestätigt dke Abreise der
jungen Königin, Gemahlin Franz II., von
Gaeta.
Zn Turin tft eine große National-Subscri'p-
tion eröffnet und sofort mit zahlreichen Unter-
schriften bedeckl worben. Der Zweck dieser
Untcrzeichnungen ist eine goldene Bürgerkrone,
dic dem Könige bei seiner Rückkehr aus den
neuen Landesthcilen überreichl werden soll.
Zn Neapel hat die Lcrhaftung dcs maz-
zinistijchen Agenten Libertini großes Aufschen
verursacht, weßhalb die Bchörde scine Frei-
laffung verfügte. Derselbe weigerte sich je-
doch das Gefängniß zu verlaffea und mußte
mil Gewalt in Freiheit geseßt werden. Der
Prozeß gcgen ihn wird jevoch fortgeführt. —
Das Losungswort der revolutionären Wahl-
klubs in Ncapel und den Provinzen lautet
nach dem Constitutionnel: „Keine Advokaten,
keine Verbannten!" da diese alS Anhänger
Piemvnts bekannt sind.
sr e u e st e s.
Wiea, 3. Zan. Die „Wiener Zeitung"
erklärt alle Gerüchte übcr einen Austritt Rech-
b ergs aus dem Ministerium für grundlos.—
Richter hat die letzte Oelung empfangen.