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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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und des Verderbens bmterlaffcn haben: die
Ki'rebe hatte biä jetzt >wch »icht ci'nma! den
Mutb, dieffn Vicior Euianuel und diesen Ca-
vour, die qemeiut sind, förmlich in den Bann
zu thun.

De«tschland.

Aus Nuden, 7. 3an- Aus dcr Ansprachc,
wclche der Präsivent des evangelischen Ober-
kirchenraths, Ktaatsratb Nußli'n, an die evan-
gclische Landrsgeistlichkei't erlaffen, entnehmcn
wir folgende Stellen: „Zch werde in meinem
neucn Amte Gerechtigkeit mit versöhnlichem,
wohlwollcndem Sinne zu verbinde« mich bc-
streben und dahin zn wirken suchen, daß dcr
innere Friede in unsercr Kirche nicht gestört
werde, der Kampf der widerstreitenden Rich
tungen nicht zu unhcilvollc» Spaltuugen führe.
Vertrauensvoll wende nch mich an Sie, hoch-
würdigc Hcrrcn, vhne deren thatkrästige Un-
terstützung ich meine Anfgabc nicht zu erfül-
len vermöchte, und ich bitte Sic um Zhre
redlicheMitwirkung beim gemeinsamcn Werke."
„ES ist für unsere Kirchc eine Zeit ernster
und schwercr Prüsung, herangekommcn. Die
Gefahrcn, welchc mit dem Uebergang zu grös-
serer Freiheit und Selbstständigkeit stets ver-
bundcn sind, mahncn zum fcften Aneinander-
schließen aller Derer, welchen das Wvhl der
Kirche am Herzcn liegt. Laffcn Sie uus da-
her über persönlichc Nei'gnngen und Wünsche
und über Parteibestrebungcn hinaus den
Blick auf kas Ganze und auf die Zukunst
der Kirche richten." „Wohl ist es nicht mög-
lich, daß dic dem Jrrthume unlerwvrfenen
Menschen EineS SinneS seien, und das ge-
meinsame Ziel auf demselben Wegc zu errei-
chen.suchen. Wie aber unscre Kirchc der
menschlichen Natur Rechnung tragend, ver-
schiedcneu Ausfaffungen Raum gibt, so wollen
auch wir jede redliche Ueberzcugung, wclche
auf bcm Grunde unserer Kirche ruht, als
eine berechtigtc anerkenncn und ehrc», und
wollen mit Nachsicht und Liebc auch die auf-
nchmen, welche in anderer Weise als wir
das gleiche Ziel verfolgen, — bic Fördernng
des Wvhles der Kirchc." „So laffen Sic
uns einirächtig zusauimcnwirken und Goites
gnädigeu Beistand ciflehen, daß er unscre
Arbcit seiner Kirche zum Scgen gereichen
lasse."

K Mannheim, 7. Jan. Die hiestgcn Mit;
glieder bes Nationalvereins wcrben nächstens
darüber, was für Schritic den Demarchcn dcr
Darmstädtischen Regierung bcim Bundesiag
gegenübcr zu thun scicn, cinc berathcnde Ver-
sammlung haltcn. Es ist nach kcr hcrrschen-
den Stimmung wahrscheinlich, daß diese Schritle
vvn sämmtlichcn badischen VereinSmilgliedern
gemeinsam gemacht werdc».

Darüber hcrrscht noch eine Meinnngsver-
schiedenhcit, vb man um etne dcm Nativnal-
verein günstigc Znstruclion des BundestagS-
gcsandten sich an die Regicrung, ob man durch
Preffe odcr Schrift flch an Lie öffentliche Mci-
nung wendcn solle.

Aller Wahrschciulichkeit nach läßt sich vor-

Tochtcr knüpfe. Die Erfüllung der crsten wird
Jhnen leichtcr werdcn, als die dcr zweitcn. Zum
Erstcn, laffen Sic Lhren Adel crneucrn, zum
Zweiten, wciscn Sie 30,000 Thaler auf. Suchen
Sie diesc Bedingungcn zu erfüticn und wir wcrden
weitcr sehen."

Gcrhard wurde bleich; dann sammeltc er stch
schnetl und sprach mit bescheid'ncm aber entschlos-
senem Tonc: „Die Bedingnng ist hart, sehr hart,
abcr «aö in meinen Kraftcn steht, will ich vcr-
suchcn; meine Liebe ist so stark, daß ich jeden Prcis
daran sctze, daS Ziel zu crrcichcn. Sofort wcrde
ich den Äbel meiner Kamilic erneuern laffcn. So-
dann werde ich, was längst dic Absicht war, mit
Beginn der niichsten Wochc nach Petersburg ab-
reisen, wo mir cine Untcrstützung von höchster Scite
erwirkt werden wird; dort werdc ich Tag und Racht
arbcitcn und sollte ich darübcr zu Grunde gchen.
Aber ich dankc Jhncn, Ercellenz, daß mir wenig-
ftens dieser Funke Hoffnung gcblicben ist.

Mit diescn Worten wollte cr sich cmpfehlen. Der
Graf stand auf und bot ihm lurzweg dic Hand mit
dcN Worten: „Reisen Sie glücklich, junger Mann,
'und thun Sie Jhre Psticht. Jm klebrigen nchnicn

aussetzen, daß Se. K. Hoh. der Großherzog
auch i'n diefer Angelegknhci't den gleichen deut-
schen Sinn bethätigen werde, welchcn er in
dcm Wunsch- und Mahnschreiben au den Kur-
fürstcn vvn Hessen so männlich und unver-
holcn gezeigt hat.

Lindau, 4. Jan. Die Besetzung der
Voralberger und Tyroler Landesgrcnzcn bci
Eintritt kriegcrischer Eventualikäten wird,
wie die „N. Münch. Ztg." berichtet, gegen-
wärtig in Voralberg mit der Organisation
dcr Natioiialgarde, wozu die waffenfähige
Mannschaft vom 18. bis 45. Ledensjahre
beigezogen wl'rd, begoiinen.

StuttgarP, 7. Zanuar. Der „Würtemb.
Staatsanz." schreibt: „NachdeÄ kürzlich das
Tagblatt „der Bcobachter" eine Reihe von
Angriffen gegen die Amtsführung des Finanz-
ministers v. Knapp gebracht, behaupten öffent-
lichc Blättcr, es sei.gegen Letzteren eine Un-
tersuchung eingeleitet. Wir sind ermächtigt,
dieß Gerücht als ein gänzlich unwahres zu
bezeichneii. Liegt doch überall kei'n Anlaß zu
einem solchen Einschreiten gegcn jencn hvhen
Beamten vor, welcher in der That mit Ruhe
auch dem Urtheile unserer demnächst zusaminen-
treienden Stände darüber' entgegensehen kann,
ob unsere Finanzverwaltung Tadel, ob sie Lob
verdienc!"

Frankfurt, 8. Zan. Bei der gestrigcn
Monatsversammlung des „Nationalvereins"
erklärte Dr. v. Schweitzer von hier, daß er
und Vielc mit ihm bem „Nationalvcrein" sich
nicht anschließen könnten, weil derselbe nur
mit gesetzlichen Mitteln wirken und die preus-
sische Spitzc wolle; nach seinen (dcs RednerS)
Anstchten sei mit Wortcn überhaupt wenig
auszurichten, die deutsche Einhcit mit de»
Fürsten überhaupl uuvereinbar, und nur auf
dcm Weg der Rcvolution zu errcichen. Diese
Ansicht wurdc vvn den HH. Dr. Friedlebcn
von hier und Metz auS Darmstavt lebhaft
bekämpft.

Der „Fränk. Kurier" äußert sich über den
von dem hessischcn Gesandten bei dem Bun-
destage eingcbrachten Antrag bezüglich des
Einschreitens gegen de» Nationalverein: „Der
darmstädtische Gesandtc sn Frankfurt hat die
Znierpretatjon des Art. 1. des vom Bundcs-
tagc im Jahrc 1851 aufgestcüten VereiuSge-
sctzes in der Bundcstagssitzung beantragt.
Man hat in Darmstadt sonach dic Willkür
der konstitutioneUen Nechte vorgezogen, denn
das Bundesvereinsgcsctz ist eine Octroylrung,
welche von dcm BundeStage als Directive
gegebcn wurde. Mehrcre Regicrungen schcnk-
tcn diescui Vereinsgesetz keine Rücksicht, so
z. B. auch Bapern. Das Vereinsrkchk beruht auf
eineui Staatsgrundgesetze und kann nur un-
ter Mitwirkung dcr Volksvcrtretung alterirt
werden. Jn dein Augenl'licke, wo man dcr
ganzen deutschcn Nation bekarf, um Gefahren
vvm Aiislande begegnen zu können, ist cs
sichcr nicht am Platze, die Männer zu vcr-
folgen, welchc on Lcr Einigung der Kräfte
dcr Nativn arbciten, und wir versehen uns
deßwegen einer Jnterpretatioii, die kcinc An-
weiidung von Gewaltmaßregcln, sondern eine

Sie kurzen Abschied »on den Damcn, und tch vcr-
bittc mir jcdcn Auftritt. Laffcn Sie mich auch bei
Gelegcnheit von Zeit zu Zeit von Petersburg aus
«isscn, wie es um Jhre Fortschritte steht, Bdieu!"

Gerhard cmpfahl sich und ging.

Der Graf schritt in sein Eabinct, um sich in das
MittagScostüm zu werfen, und brummte: „Der
tolle Gedanke muß ihr auS dem Kopf."

Wiedcr war dic Sonne hinabgesunken, wiedcr
tanzte der Mondschein in den windbewegten Wipfcln
der Bäume, und wieder saßen Gcrhard und Elise
schwcigend in jcner epheuumrankten Laube. Da
entwand sich Gerhard sanft dcn geliebten Banden,
erhob sich nnd flüsterte mit bewegter Stimme:
„Weine nicht mehr, Geliebtc, eS muß und darum
soll cS geschchen; nur dcm Kämpfcndcn wird dcr
Sieg. — Laff' uns den Abschied kürzcn, du wirst
zurückcrwartct. — Es kann fünf, sechS Zahrc daucrn,
che wir uns wiedersehen, abcr cs wird cin fröhliches
Wicdersehen sein an der Schwelle unscres GkückeS."

„Jch «cro'S nicht überstehen", schluchzte Eltse,
„und vu wirst den Eontract nie erfüllen können;

Achtung des Rechtes deutscher Nation ge-

stattei."

Die dem Naiionalvercin sonst m'cht holde
liberal-conservative „N. Würzb. Ztg." macht
über den großh. hesfischen Antrag am Bunde
fvlgende Bcmerkungen: „Wofür die Vcrfol-
gung? WiU man die Nationalvereinler zu
Märlyrern machen, weil sie sagen, die ge-
geuwärtige Buudesverfaffung tauge nichts
und Deutschland bedürfc einer anderen bcffc-
ren Verfaffung, die ihm mehr Einheii, Kraft
ünd Schutz verleihe? Das sagi aüe Weli,
und die große ungelöste Frage ist eben, wie
Das anznfangen sei. Wenn der Nakional-
verein die Sache ungcschickt anpackl, warum
gegen ihn Ivsfahren? Beffer machen! beffcr
machen! Mit Polizeimaßregeln aber wird die
Bundesversammlung nicht beffer gemacht,
und was wahr ist, bleibt doch wahr, auch
wenn man dcn Leuten auf's Maul schlägt."

Hanau, 8. Zan. Heute Vormittag wurtc
dem zum Tvde verurtheilten Raubmördcr
Heinrich Nolte das bestätlgende Erkcnntniß
des Criminal-Senais kurfürstl. Ober-Appella-
tionsgerichts zu Kaffel publicirt. Das Ur-
theil wird Freiiag den 11. Zanuar vollzogen.

(Han. Z.)

2lus Heffen, 8. Zan. Ein kürzlich in
Gicßku zwischen Studirenden statlgcfiindenks
Duell hatte zur Folge, daß dcr Eine ber
Duellanten an der erhalteiien Wunde starb
und fand deffen Becrdigung am letzten Sam-
stag statt. — Nähere Mittheilung behalten
wir uns vor.

Kaffel, 4. Zan. Das neucste Oetker'schc
Flugblatt: „Zum neue» Zahre und ncuen
Kampfe" ist am Tage seines Erscheincns vou
Polizeibcamten aus den öffcnllichen Localeu
geholt worden, ohne indeß verboten zu sein.

Dic Brcslauer Burschenschaft hat einc
Adreffc an bie zweite kurh. Kämmer gerich-
tet, in der es u. A. heißt: „Wir werden,
wenn uns das Vaterland zu den Waffen
ruft, um mrt Gewalt dcr guten Sache zum
Siege zu verhclfen und dte Schuld abzutra-
gen, wclche Preußen au das hessische Volk
hat, mik Freuden diesem Rnfe folqcn."

PotSdam, 7. Zan. Heute Mittags um
12^ Uhr führtc unter tem Glockengcläute
sämmtlicher Kirchen, inmitten ciner zahlreichcn
VolkSmenge, Lie in andächliger Haltung cnt-
blößten Hauptcs wartcte, Ler Leichenzüg dic
stcrbliche Hülle Les verstorbencn Königs nach
der Friedenskirche. Während der Einscgnuiig
und nach dersclbcn seuerte die Znfantcrie drei
Gewehrsalven, die Artillerie 101 Kanvnschüffe.
Dem Leichenwagen folgte das Rcichsbanner,
darauf tief bewegt der König; neben dem
Kvnige schritt König Georg vvn Hannover,
geführt vom Prinzcn Karlp hierauf folgkcn
die übrigen Leiblragenden.

Wien, 9. Jan. Die „Ostd. Post" enthält
ein Telegramm aus Pcsth vvm 8., woruach
am 7. Zanuar die kaiserl. Enlschlicßmig we-
gcn Annahmc der provisori'schcii Wahlorrnuiig
auf Grunv des fünfteii AitikelS von 1848 er-
folgl wäre. Dcr Landtag Irete ain 2. April
in Ofeu zusainmeii.

aber daß inir bas Herz darüber brechen wirb, da-
ran denken die harten Menschen mcht."

(Forts. fotgt.)

Der in Straßburg crschetnende „Nicderrheinische
Eourter" cnthalt folgende Tvdes-Anzeige: „Der
allmächttgen öffentiichen Meinung hat es gcsallen,
unser liebes Kmd, dcn wohl gebornen, abcr nicht
aewachscnen Siraßburger Cvrrespondenten auS die- -
jcm irvischcn Kummertebcn in crn beffercS Macu-
latnr-Jensctts abzurufen. Der Verstorbcne, dcr in
sciner frühesten Kindheit cine Fehlgeburt war, litl
spätcr an Atrophie, Ahonnentenaustritt, Durchfall
und Abzehrung Ler gouvcrnemcntalcn HilfSmittel.
Diescn Verlust unsern Freunden und Bekannten
jenscits deS RhcineS mittheilend, bitten wir um
stille Zgnorirnng. Die „Kölnische Zcitnng", im
Ramen der übrigen traurig Hinten Gebliebenen.
Der Vcrlebtc wird morgen in jcdem Käsladen, als
seiner natürlichen Familiengruft, beigcsetzt.

(Böllenoppolis. Posth.) AlS die Fran deS
hiesigen Todtengräbers ihrem einquartirten Sol-
datcn statt Fleijch nur Mehlspeisen vorsetztc, cnt-
schuldigte sie sich: ),Wir hätten euch gerne Fleisch
gegeben, aber es ist schon tangc Riemand mehr
gestorbcn."
 
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