Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Berlin, 16. Zan. Zm Hausc der Abgc-
ordneten wurde Dr. Simson mit 204 Stim-
men für di'e nächsten 4 Wochen zum Präsiden-
ten, dcr Abg. Grabow mit 197 zum crstcn
und der Abg. Mathis mit 156 Stiuime« zum
zweitcn Vicepräsidentcn gewählt

Berlin, 17. Jan. Nach dem »D. D."
befande» sich auf dem aller Wahrschcinlichkeit
nach in dem japanesischen Meere untergegan-
geuen Schooner »Frauenlob" außer den drei
Seeoffizieren Lieutenanks Rätzke, Franke, Reib-
nitz und dem Verwaltcr Deckcr 42 Mann
(Unteroffizicre und Mairosen). Der Schoo-
ner war im Zahre 1849 aus dcn Beiträgen
patriotischer Frauen und Zungfrauen gebaut
worden.

Berlin, 17. Jan. Wir glauben gut un-
terrichtet zu sein, wenn wir mitthcilen, daß
die unmittelbare Antwort Däncmarks auf den
wirklichen Vollzug einer Bundescrecution in
Holstein die Aufstellung ciner Armee von vor-
läufig 40,000 Mann jenseitS der Eider und
die Proclamirung des Belagerungszustandcs
im Herzogthum Schleswig sein wird, und eS
scheint gleichzeitig keinem Zweifcl zu unter-
liegen, daß man dort zunächst eine schwedische
Unterstützung im Rückhalt hat. Gleichzeitig
hören 'wir, daß ein Theil der dänischen Flotte
aufgetakelt und armirt wird. (Dänemark kann
uns bange machen?!) (Bank-u. H.-Z.)

Berli«. Dem hicsigen Hof-Postamte ist
am 16. Abends ein frecher Einbruch zugestos-
sen. Der von dem Postgebäude nach dem
anhaltischen Bahnhofe fahrende Wagen wurde
nnterwcgs seines Znhaltes, 20,000 Thlr. in
Werthsachen beraubt, und zwar geschah der
Einbruch Abends zwischcn 7 und 8 Uhr.

Breme«, 12. Zan. Das „Br. Hdlsbl."
erinnert in einem Artikel „SHleswig-Holstein
und ei'ne deutsche Kriegsflvttc," daß zu einer
Bckämpfung Dänemarks von Scitcn Deutsch-
lands vor Allem einc deutsche Kricgsflotte,
weni'gstens 3. und 4. Ranges nothwcndig sei.
Es sei Thätsache, daß 1848 cinc vor Elbc
und Weser kreuzendc dänische Fregatte den
ganzcn deutschen Handel lahm gelegt habe,
und es sei ferner Thatsachc, daß uns bisher
noch keine Scemacht ihren Beistand gegen
Dänemark versprochen habe, und daß wir uns
auf Englands Bundesgenoffenschaft in dieser
Frage nicht verlassen dürfen.

Wien, 15. Jan. Die polijeilichcn Maß-
regcln, welchc vor einigen Tagen in Prag
der Journalistik und rinigen Zournalen gegcn-
über ergriffen wurden und ci'n so bcdauerliches
Aufsehen erregten, sind wiedcr zurückgenom-
men wordcn.

Wie«, 15. Zan. Jn Szegedin kommt sehr
viel ungarischcs Papiergeld (Koffuth-Noten)
vor, das mi't einem Rabatt von 50 pCt. hic
und da gcnommen wird.

Wien, 16. Jan. Das neue Anlchen soll
Samstag oder Sonntag in der „Wien. Ztg."
vcröffentlicht wcrden. Es wird 25 bis 30
Millionen bctrage» und in 5 Zahren rückzahl-
bar sein, und zwar in der Form, daß auf
eine Obligation, die z. B. auf 1000 Gulden

Dauer der Vorstellung waren eincm Mannc nichteut-
gangen, der, in einen weiten Ueberrock gehüllt, einc
blaue Brille auf der Nase und mit cinem martiali-
schen Schnurrbart verschcn, Mclanie's Logc geradc
gcgenüber, in einer Loge des dritten Ranges Platz
genommen hattc. Als Mclanic dic Loge verließ,
erhob fich auch der Mann mit der Brille und ciltc
rasch dem Ausgange zu.

4.

Als Melanic und Marie an der Garderobc an-
gekommen waren, wo fie ihre Mäntel und Eapu-
chons nahmen, trat ein junger Mann an fic hcran,
dcr ehrerbietig den Hut zog. Er mochtc 25 bis
27 Iahre alt scin, war etwas bleich, aber aus seincn
dunkeln Augcn fprühte Gcist und Leidenschaft.

„Nun Sie Kleinmüthiger, find Sie zufrieden?"
fiüstertc Melanic ihm zu.

„Mcine kühnstcn Erwartungen find erfüllt", ant-
wortetc der junge Mann, „ich bin schr glücklich,
Las Herz ist mir so voll, ich hätte Jhncn vicl zu
sagcn; wäre cS wohl zu kühn, wenn ich Sie bätc,
Sie nach Haus begleiten zu dürfcn?"

Mkianic sah ihre Kreundin unschlüsfig an. Marie,

lautet, jährlich eine Rate mit 200 Gulden vsm
Staate zurückbezahlt wird. DaS Anlehe» wird
mit 5 pCt. verzinst und zum Curse von 88
ausgegcben werden. Alle Steucrn, Stcmpel-
gebührcn u. s. w. werden mit diesen Obliga-
tivnen nl psri gezahlt werden können. (Ost. P.)

Aus Pesth, 17. d., wird gemcldet: Zn
der heutigen Generalversammlung der Stadt-
repräsentanz bckämpste Deak die sogeuannte
Ucbernahme der Rechtspflege. Man
habe im Augenblick nur eine Wahl zwischcn
österreichischcm Gcsetze oder Anarchie.
Mit Pulver sprenge man Festungen, bauc nicht
Häuser. Der Antrag Dcak's, bci den öster-
reichischen Gesetzen zu bleiben, bis suckox
vurigo Gerichtsübergabe anordnet, wurde an-
genommen.

Frankretch.

Paris, 14. Zan. Hr. Havin vom Siecle
bringt heute einen I-a Knerrs ou Is paix
überschricbenen Artikel, worin er im Jntereffe
der italienischen Einheit und des europäischen
FriedenS auf dcr Abbcrufung des französtschen
Hecres von Rom besteht.

Paris, 15. Zan. Mittelst Circular vom
10. Jan. theilt der Kriegsministcr den Mar-
schällen, Divisionscommandanten, Präfectcn rc.
die vom Kaiscr gctroffenen Anordnungen we-
gcn dcr Recrutirung und Vereinigung der
Recruten, der 2. Contingentsportion in den
Jnftructionsdepots mit. Diesen Anordnungen
zufolge wird nun das Jahrcscontingent jeder
Altersklaffe vollständig einbcrufen werden.
Die Rekrutcn werden in 2 Portionen eingc-
theilt. Die erste Portivn umfaßt die zur
Recrutirung der activen Armce sofort nokh-
wendigcn jungen Soldaten; die 2. Portion
umfaßt die jungen Soldaten, welche mit Ur-
laub provisorisch in die Heimath entlaffcn
werdcn.

Paris, 15. Jan. Die preußische Thron-
rede giebt den Dcbats wie dem Constitution-
nel Anlaß, sich sehr entschieden gegcn ein
kriegerisches Vorgehen wcgen SchleSwig-Hol-
steins auszusprcchen. Der Constitutionnel
glaubt, daß die neuesten Concessionen der Re-
gierung von Kopenhagen in Frankfurt sehr
gut aufgcnommen werden, da stc von eincr
weiscn und gemäßigtcn Politik eingegeben
seien und die Achtung dcr Regierung vor
dcn Rechten der Bölker beweisen (!). Das
Journal des Debats mcint, Deutschland habe
gcgenwärtig genug im eigenen Hausc zu thun,
auch sei der Eifer auffallend, in den däni-
schen Herzogthümern das Nationalitätsprincip
anzuwenden, das in Venedig von Süddeutsch-
land so wenig respeciirt werde. Die Debaks
vergeffen nur, daß es sich in beiden Fäücn
gar nicht um das Nationalitätsprincip han-
dclt, sondern zunächst um das gute Recht,
das in den dänischen Herzogthümern auf Scite
dcr mißhandclten rcutschen Bevöikerung, in
Venetien auf Seite Ocstcrreichs ist,

AuS Paris, 16. Zan. wird tclegraphirt:
König Victor Emanuel wird ven Gcncral La
Marmora zur Beglückwünschung des Königs
von Preußen nach Berlin scnden.

cinc kleine, lebhafte Brünette, ihrer Natur nach
sehr resolut, crgriff schnell das Wvrt:

„Nein, mein Herr, das geht ntcht; Melante
fährt mit mir. Aber ich wciß etwaS Bcfferes; über-
morgcn gcbe ich eincn kleinen Gesellschaftsball, zu
dem Sie frcundlich cingeladen sind, da können Sic
plaudcrn, so viel Sic wollen. Melanic!" wandte
sic fich an diesc, „auf Dich darf ich ohncdies rechnen?"

„Jch nehmc Jhre Einladung an", sagtc der jungc
Mann.

„Jch komme", antwortete Melanie.

(Forts. folgt.)

Ztrcnge Wmter.

Man hat schon oft dic durchauS begründetc Be-
merkung gemacht, daß die Winter durchschnittlich
an Strengc nachgelaffcn habcn. Selbst der gcgen-
wärtig zicmlich heftig auftretcnde Winter ftraft,ene
Beobachtung nicht LLgen, «ie cin Blick auf daS
vorige Zahrhundert zeigt.

Der uns am nächsten licgcnde strenge Winter war
im vorigen Jahrhundert der von 1798 und 1799.
Die größcrc Kälte stng gegen Endc December 1798
an und endetc in den ersten Tagen dcs April. Jn
Wien sank dcr Roaumur'sche Thcrmometcr am 28.
April 1798 auf 18' 3", der tiefste Stand, der seit

Nie-erlande

Haag, 15. Zan. (Jndep. b.) Der Kö-
nig hat gcstern die ehrenvolle Entlaffung deü
Grafen Zuplen v. Npevelt, des Ministers dcr
auswärtigeii Angelcgenhciten unterzeichnet und
den Baron van der Goes van Dirksland zu
dessen Nachfolger ernannt.

Ztalte n

Tnrin, 13. Jan. Dic italienischc Armcc
wird neuerdings um 12 neue Jnfanterierregi-
menter vcrmehrt, sämmtliche Reiterregimentcr
erhalten zwei weiterc Schwadronen »nd dic
Bersaglieri erhalten ZuwachS von 10 neuen
Bataillonen. Die Artillerie- und Genieregi-
menter wcrden nicht vermehrt, doch wird ihre
Stärke an Mannschaft wie an Geschützen
eine bedeutendere sein.

Jn Umbrien und den Marken ist das pic-
mvntesische Recrutirungsgesetz publicirt wor-
deu; in den neapolitanischen Provinzen sollen
dagegen jährlich nur 15,000 Mann ausge-
hoben werden, da das Volk dcm Militärdienst
abgencigt ist.

Zn dcn Wahlcomitee's hat Guerrazzi als
Princip aufgcstellt, daß die 229 Deputirken,
welche für die Abtretung Nizza's gestimmt,
unwürdig sind, vou dcr dcmocratischen Partei
ins Parlament gewählt zu werdcn.

Prinz v. Carignan, welcher Admiral der
italienischen Flotte ist, hat sogleich nach seiner
Ankunft eine Commission ernannt, welchc unter
seinem Vorsitze sich mit dcr ssforiigcn Organi-
sation der Marine deS Süddepartcmcnts be-
schäftigen wird.

Turin, 15. Jan. Das allgemeine Wehl-
resultat scheint der liberalcn Partei günstig
zu sein. Die vier Kandidaten für Turin siud:
Cavour, Minghetti, Cassinis uild Chiävarina.

Neapel, 14. Zan. Dic Proclamation des
Prinzen von Carignan ist veröffentlicht wor-
den. Es heißt darin: „Jch bin gekommen,
um das Werk dcr Einignng zu beschleunigen
und die Ordnung zu erhalten. Die Regierung
wird die Kirche und ihre Diener respectiren,
vorausgesetzt, daß die Geistlichkeit dem König,
den Statuten und dem Gesetz gchorcht." Dic
Proclamation vcrspricht die Reform der Vcr-
waltung, und schließt mit der Hoffnnng, baß
Gacta binnen Kurzem falle und die neapolit.
Provinzen zu allen Opfern für die Einheit
Jtaliens bereit sein möchten.

Spanien

'Madrid, 17. Jan. Das Ministcrium
erklärte im Congreffe, es sci unwahr, daß ein
spanisches Schiff die Schnßlinie in Gaeta rec-
tificirt habe. Die Marine habe Befchl cr-
halten, die Absichten der Rcgierung zu untcr-
stützen, welche darauf zähle, gänzlich ncutral
zu bleiben.

Dänemark

Kopenhagen, 16. Januar. „BerlingSke
Tidcnde" sagt, im Kriegsministeriuui seieu
Veranstaltungen getroffen, daß die gesammtc
Znfantcrie mit gczogenen Gewehren verschen

80 Iahren auf der Sternwarte beobachtet wurde.
Dcr Winter von 1788 und 1789 «ar durch; ganz
Europa sehr kalt. Im mittleren Deutschland wax
das Eis der größeren Flüffe mehrcre Fuß dick, daS
Mcer an den nördlichen Küsten FrankreichS wurdc
fcst und die reißende Rhonc trug Lastwagen.

Die Winter von 1782 und 83 und 1783 und 84
zeichneten sich durch ihre lange Daucr und dcn schr
häufigen Schnce aus, daher im lctzten Iahre dic
verheercnden Ueberschwcmmungcn.

Der seit cinem Iahrhundert hcftigste Wintcr w»r
der »on 1739 und 1740. Auf dcn vorhergchenden
ungcmcin heißen Sommer folgte zu Endc des Oct.
dic Kälte fast unmittelbar. Schon am 5. Novbr.
waren alle glüffe DeutschlandS fcst gefroren und
die Newa bci St. Petersburg stand bis zum 26.
April durch 162 Tage. Mehr als zwei Monatc
suhr man auf der Ostsee mit schwercn Wagcn, im
südlichen Deutschländ froren allc Teiche bis an den
Bodcn und in Spanien lag selbst in dcn Ebenen der
Schnee 10 Fuß hoch. Noch in der Mittc April war die
Kälte in England und Dcutschland sehr hcftig. In
diesem Iahre wurdc auf dcr Newa der bekannte
Eispalast crrichtet. Dcr Wintcr von 1728 und 29
zeichnetc sick durch strengc Kälte und lange Dauer
aus. Er währte vom 25. Novbr. 1728 bis zum 1. Mai
172ß, nls» 157 Tage. Noch in der Mitte des März
war bie Ostsec ganz mit Eis bcdcckt. Im Frühjahr
hatte man in Deutschland überall verhccrendc llebLp-
schwemmungen zu beklagen. (Forts. f.)
 
Annotationen