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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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Deutschlan-

KarlÄruhc, LS. Jan. Das hkatc crschiencnc Rcgic-
rungsblatt Nr 4 cnthält:

I. Unmittelbare aLcrhvchsic Eutschlleßungen Sr. Aintgl.
Hohcit dcS GroßhcrjogS. 1) OrdenSvcilethungen. An
den kinigl. preußischcn Kammerhrrrn v. Heinz, Hofmar-
schall Sr. Lönigl. Hoheit dcS Kronprinzen, das Com-
mandcurlreuz zwcrtcr Claffc, nnd au dcn Prof. I)r. Gräfe
in Berlin daS Ritterkrcuz mit Eichcnlaub dcS Ordeus vom
Zähringcr Liwen. 2sj Erlaubniß zur Annahme eiueS frem-
den Ordens. (Schon mitgethcilt )

II. Versügungen und Bekanntmachungen drr Ministericn.
Bekanntmachungen de« großh. MinistcriumS des Innerii:
n) Dic StaatSgcnehmtgung von Stiftungen im Obcr-
rbeinkrcise betrcffend. b) Dic StaatSgenehmigung von
Stiftungcn im Mittelrhetnkrcise betrrsfcnd.

88 Heidelberg, 27. Jan. Di'e Stadt
Hktdelberg hat sich ebenfalls bet dem ,,Ger-
manischeil Mliselim" m Nürnberg durch
emen sährli'chen Beikrag belheiligt und vadurch
aufs Neue bewährt, daß unsere Stadt nicht
zurückblcibt, wo es gilt, gemeinsame deutsche
Jntcressen z» befördern.

8 Heidelberg, 28. Jan. Verfloffenen
Freikag fand in dem Gasthause zum Holländer
Hof eine Versammlung dcr Mitglieder des
hiesigen Bürgervcrcins statt, um eine Petition
an Se. Königl. Hohcit den Großherzog, be-
züglich Schleswig-Holsteins, zu besprc-
chen; inzwischcn wurde diese Frage auf eine
weitere, größere Vcrsammlung, welche diese
Woche rm „Faulen Pelz" abgehaltcn wird,
verschoben, wozu auch die gesammte Einwoh-
nerschaft Heidelbergs eingelaven werden svll.
Auch wurde gleichzeitig beschloffen, daß der
Bürgerverein in Zukunfl kcinc Veranlaffung
hätke, sich als solchcr zu bezeichnen, sonvern
daß dcrseibe sich vffen als zum oeutschen Na-
tiönalverein gehörig erkläre. — Wir tragen
die Ucbkrzeugung, daß dcr bei weitem größtc
Theil dcr hicsigcn Bevölkcrung dcr poliiischen
Tendenz, daß oer Unterdriickuiig deutscher Ge-
sinnungen in Schleswig-Holstein kräfiig begcgnct
wcrde, ihren Beifall nicht versagen wird.

Ettlingen, 28. Jan. Scit der Auf-
hebung des Konkordals wird das Gebel für
den Großherzog und die ganze großh. Familie
nicht mehr verrichtct. Jst diese Abweichuug
von dem üblichen Gcbrauche und der Vor-
schrift auf Rechnung nnseres Herrn Pfarr-
verwalters Burger zu setzen oder geschicht es
auf besondere Anordnung des hochw. Ordi-
nariats an andcrn Orten cbcnsalls? Es wäre
zu wünschen, d«ß Licht in diesc Sache kämc.

Frankfurt, 28. Iau. Der volkswirth-
schaftliche Verein dahier gab gcstern Abcnd
dcn Mitglicdcrn der vom Buudestag einbe-
rufencn Commission von Fachmännern sür
Herstcllung emes gleichen Maßes und Gewichtes
für ganz Deutschland ein glänzendeS Bankett.
Jn zahlreichen Tischrcdcn wurdc die hohe
Bedeutung dcr volkswirthschaftlichcn Reform-
bewegung und die Wichtigkcit ber iLmigung
Deutschiands in dcn niaiericllcn Znteressen
hervvrgehoben; auch deö volkswirlhfchaftli-
chen Congreffes und sciner fruchlbaren Wirk-
samkeit rühmcnd gedachl. Einc in Folge der
Allffordcrung eines Mitgliedes des volkswirth-
schaftlichcn Vercins dahier veranstaltete

und erwartungsvoll blicktcn ihrc Augcn auf dic
Mutter, diese aber blickte dcn Gatten cine Weile
scharf an und sprach dann mit warncnder Stimine:

„Lieber Werncr! Jch glaube, das thut nicht gut
in unserem Hausc. Wir sind an cine ruhige, cin-
fache Lcbensweisc gewöhnt; der junge Mann wird,
vermögc der Stcllung seines Vatcrs und der von
dieftm zugesagten Bezahlung, auch größere An-
forderungen machen. Er wird ein eigenes Zim-
mer, beffere Kost und oicllcicht auch noch Bcdienung
»crlangen und mir mcin ganzes Hauswcsen um-
kchren. llnd wie wird cs erst in Deincr Werkstatt
werdcn? Wird cin so wohlhabender junger Mann
arbeitcn wollen, wie Deine übrigen Leute, er, den
sein Vater selbst als cincn lcichten Menschen be-
zeichnet? Wird er Dcincn und Gerhard's Anord-
nungen tmmer Fvlge leiften? Könntc er nicht vicl-
lcicht noch Deine andercn Leute zum Ungehorsani
verlciten? Kurz, ich sage Dir, es thut nicht gut
in unserem Hause. Schrcibe dem Vater ab; er
möge fich um einen andcrn Meistcr für seinen Sohn
umsehen!"

Mit sichtlicher Freude hattc Lenchen und Gcrhard
während dieser Worte aus Krau Gertruden geblickt,

I Sammlung für di'e nothleidcnden Schleswig-
Holsteincr ergab nber 100 Gulden. (F. ZZ

Binqen, 27. Jan. Heute Morgen zwi-
schen 6 und 7 Uhr hat flch das Eis der Nahc
m Bewegung gesetzt. Das Hochwaffer ist
zu Caub und Oberwescl bis an den crsten
Stock der HSuser gesti'egen.

Berlin, 25. Jan. Aus dem Lei'tartikel
der Turincr Opinivne, der drn Deutschcn
mit dem Vcrlust fhrer Rhcinprovmzen an
Frankreich droht, nimmt die „Pr. Ztg." An-
laß zu folgenden Schlußbemerkungen: „Das
in der That ist ein unumwundenes Bekennt-
niß, daS unS mi't Staunen und Ucberraschung
erfüüt. Wir wi'ssen nicht, ob die Opinione
in allen ihren Artikeln die Ansichten des Tu-
riner Cabinets wl'edcrspiegelt. Wi'r müffcn
annchmen, daß es nicht der Fall ist. Aber
wir wiffen, daß die Opinione eine ansehn-
liche Partek vertritt, welchc nicht zu den ra-
dicalen Parteien des Landes gehört. Wenn
iiun selbst dic gemäßl'gten Jtalicner entschlos-
sen sein sollten, zur Durchführung ihrer Pläne
keine Mittel zu verschmähen, sogar bei der
Beraubung anderer Staaten mitzuhelfen, so-
bald ste durch solche Dienstleistung zu lhrem
Ziele gelangen können: so würde uns diescr
Blick in die pvlitische Moral der italienrschen
Bewegungspartei lehre», weffen wir uns im
inkernatioiialen Verkehr von ihrem Geist nnv
ihrer Wirksamkeit zu verschen haben. Und
diese Wahrnchmung, dic in Deutschland den
Vvllen Ernst einer selbstbewußten Vaterlands-
liebc herauszufordcrn gccignet ist, wird für
ims nicht verloren sein köimcn; venn stc hat
Vieles, was bisher zweifclhaft erscheinen
mochtc, in ein grclles und nicht mehr zu ver-
dunkelnveS Licht gestellt."

Berlin, 26. Zan. Die-Krenzzcitunq theilt
mit, vaß in einiger Zeit aus kem Schooßc
der conservativen Partci ein dem Klavdera-
vatsch ähnliches Blatt unter Vem Namen
„Krenzspinne" erscheinen werde.

Wien, 23. Jan. Die Preffc schreibt:
Es ist noch iinnicr denkbar, vaß der Landtag
am 2. April zusammenkomme, ohnc daß vor-
her ein nener Riß Ungarn noch mehr von
dem übrigen Ocsterreich entfremde. Allein
nur allzuleicht kann diese Hoffnung vereitelt
wcrden; jchon sind in Ungarn die Gemüthcr
viel zu sehr erhitzt, als daß nicht bci dcm
geringste» Änlaß ein Konflikt entstehen kann,
dcm die Regierung, weil provocirt, nicht aus-
zuweichen vermag. Ein Schuß, und der
Landfrieden ist »nterbrochcn; der Belagerungs-
zustand trilt ein, und von ncuem muß das
Land der cdelstnnigen und poliiisch reifen
Naiion von Oesterreich znrückerobert werde»!
Wir wollen dies Schreckcnsbild nicht aus-
malcii, aber den Umriß davvn wollten wir
doch vor die Seele des Skaatsministers führcn,
i,m die olpmpischc Ruhe zu stören, mit welcher
Riiter v. Schmerling inzwifchcn nnn seit sechs
Wochen seine Vcrfaffnngsstudien für Ocstcr-
reich macht. liomn ckelidersnts 8nAuntum
periit."

Wien, 25. Jan. Noch vor Ablauf die-
ses Monats wird die „W. Z." die Vervoll-

Meistcr Wcrner aber, durch diesclben tief verletzt,
fuhr jetzt auf:

„So lange ich Herr int Hause bin, kann und
darf so etwas nimmer in demsclben gcschehen ! Ach
wcrde dem Vater schrcibcn, daß ich keine Bczahlung
.für dcn Aufenthalt ftines Sohncs in meincm Hause
verlangc, daß cr sich aber unbedingt meinen An-
ordnungcn in dcmftlben und meiner Wcrkstatt fügen
muß, und bci der geringsten Wtdersetzlichkekt gegen
mich, gegcn Gerhard, oder wcm ich sonst dic Auf-
sicht über mein Geschäst übergeben werde, entlaffen
wird! Gcrhard, Du brauchst darübör nicht zu er-
schrcckcn! Jch bin mit Dir sehr zufriedcn, und so
lange es Dir in mcinem Haust gefällt und Du
Deinc Schuldigkcit thust, wic Dü sie bisher ge-
than hast, wirst Du nicht aus dcmftlben vertriebcn
werden, noch viel wenigcr ei'n Andcrer Deine Stcllc
ersetzcn. Der stcmde jungc Hcrr muß Dir cben so
gut gehorchen, wie jedcr meiner anderen Lcute.
Ilnd was Euch nun, Zhr Frauen bctrifft, so soll
dic gcringste Klage von Eucrer Scitc gegen ihn
dte augenblickliche Entlaffung auS meincm Hauft
zur Folgc haben! Seid Jhr das zufricdcn?"

„Von Herzcn gern!" riefen alle Drei wte auS

ständfqunq des Ministernims mittheilen. Der
Austritt des Grasen Rcchberg wird als sicher
angenommen und soll durch „Gesundheitsrück-
sichten motivirt sein.

Wien, 29. Jan. Die „N. N." verneh-
mcn aüs stcherer Quelle, der Neichsrath werde
a»s zwei Kurien bestehcn. Jn erster werden
die Prinzen, der Fideikommißadel, höhere
Militärs und cine Anzahl vom Kaiser ernann-
ter Reichsräthe sttzen. Die zwcite Kurie be>
stände aus durch Landtage gewählten Abge-
ordneten. Jn besonderen Fällen beriethen
^eide Kurien als ein Körper. Die Gesammt-
zahl der Neichsräthe soll 340 bi's 350 sein.

S ch n> e t

Am 21. Januar und den folgenden Tagen
wurde ,'m Kloster Einsiedeln das 1000jährige
Inbiläum des Todes des hl. Meinrad mit
großem Glanz unter dem Beiströmen vieler
Tausende gefeiert. Der hl. Meinrad stammt
aus dem Geschlechte der Hohcnzollcrn Sigma-
ringcn. Der Fürst, der wieverholt «it seiner
Familie den Ort und das Kloster besuchtc,
daS in seinem Stammverwandten den ersten
Bewohner und Stifter des Klosters verehrt,
hat auf das Fest zwei schöne, auf das Leben
des Heiligcn bezüglichc Gcmälde geschenkt.
Während des Festeffens wurde ein Schreiben
des Königs von Preußen, des Hohenzvllern
auf dem Throne, vcrlesen, das cinen Gliick-
wunsch für das Stift zu dicser Fel'erllchkklt
enthält. Am Abend langte das Portrait des
perstorbenen Königs an. Als Seitenstück wird
bald das Bildniß des jctzigen Königs nach-
solgen.

Z ta l i e n

Tnrin, 28. Jan. Das Resultat von 134
Wahlen sür das italienische Parlamcnt Ober-
Jtaliens ist bckannt. Gewählt sind 4 von
der Partei Bertani's und Garibaldi's mid
sonst 14 oppositionelle Deputirten. Die übri-
gcn Wahlen sind zu Gunsten des Ministeriums
ausgefallen. — Die Nachrichten aus Neavel
lauten qünstig. (F. I.)

Turin, 28. Jan. Zwcihunderi Wahlen
sinb bckannt, darunter 20 der Opposttion an-
gehörig. Pvcrio und Garibaldi stnd in Nca-
pel gewählt.

Nach dcr Rcchnungsablagc dcs Hrn. Ber-
tani vom Dec. v. Z. betragen die von den
verschiedcnen Comites, zur Unterstützung dcs
Garibaldianischen Untcrnehmens, an dic Ccn-
tralcaffe in Gcnua abgelieferten Suminen
zllsammcn 6,201,060 Lire 13. Die Gesamint-
Ausgaben betrugen 6,125,335 Lire 38. Bleibt
ein Saldo von 75,714 Lire 75.

Rußland

Petersburzz, 20. Jan. Aus Tistis wird
die an, 29. v. M. erfvlgte Ankunft des Prin-
zen Wilhelm von Baden (Bruder dcs Groß-
herzogs und Schwagers deS Großsürsten
Michael) gemeldet.

Türket

Carlovicz, 23. Jan. Der serbische Pa-
triarch hat an den ungarischen Hofkanzlcr

einem Munde, während Frau Gertrude ihrcm Gat-
tcn die Rcchte reichtc, Lcnchen mit stürmischer Freude
übcr die Gcrhard «iderfahrcne, so ehrcnvolle An-
erkennung dem Vater um dcn Hals fiel, Gerhard
aber mit rührenden Worten ftinem Meistcr und
Wohlthätcr danktc für das ihm schon in so rcichem
Maßc geschcnkte Vertraucn. Als aber ftinc Blickc
denen Lcnchens begcgncten, da schien cin Freudcn-
strahl aus denftlben aufzublttzen, wie wcnn sie eben
der größten Gefahr entronncn fti, und dieftr eine
Blick hatte beide plötzlich inniger aneinander ge-
schloffcn, als eS ihr nun schon ftit Zahren ge-
pflogener Umgnng vermocht hatte.

(Forfttzung folgt.)

(Vcrbürgtes Anckdötchen.) Der schwci-
zerischc Gcsandte in PariS, Herr 0r. Kern, ging
neulich mit eincm Pndel spazieren und bcgegnetc
dcm Kaiftr, der zu Pferdc war. Napoleon ill. hielt
an, winkte dcn vr. Kcrn srcundlich herbei und
sagte: „Wiffen Sie, was für ein Untcrschicd ist
zwischcn dieftm Hund und dcr Rheingränze?" —
vr. Kern vcrneigtc sich mit einem vernemcnden
Ausdruck. „Dicftr Hund", crwiderte dcr Kaiftr,
„ist deS Kcrn's Pudcl, die Rheingränzc abcr ist dcs
Pudels Kern!" (M. P.)
 
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