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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0108

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stcllen zu wollen. Die Briefe langten an,
als eben eine Sendung an die Kvnigin »ach
Gaeta abaehcn solltc, wclche sofort untcrbtieb.

(S. Z.)

München, 2!>. Zan. Nächstcr Tage
wird hier einc Broschüre übcr Vencticn cr-
schcinen; ihr Vcrfasser ist Julius'Fröbcl. Sic
ist das Bcste, was bishcr über die wichtige
Frage qcdruckt wurde. Daß dcr Skandpulikl^
Fröbels für Bcibehaltung Vcncdigs an Oester-
reich ist, bcdarf wvhl kcines Wortcs.

Berlin, 30. Zan. Dcr Gcneral Cutro-
fiano ist heuie aus Gacta hier cingetroffen,
um Sc. Maj. den König zu sciner Thronbe-
steigung zu beglückwüiischeii.

Berlin, 30. Zan. Zn der Antwort des
Königs auf die Adreffe des Herrenhauscs
dankt derselbc für die dargelcgten Ausdrücke
des tiefcn Schmerzcs iibcr den Berlust des
heimqegangcuen KvnigS und für die ausgc-
drückten Gesinnungeii gcgen ihn. Ferner sagte
derselbc ungefähr wie folgt: Zch habe die
Grundsätze meiner Regierung bei meincr Re-
gentfchaftsübcrnahme bereitö dargelegt und
offcn und bestimmt ausgdsprochcn, was ich
will. Zch will keinen Bruch mit der Vcr-
gangenheit, ich will aber, wo meine Ucbcr-
zeugung mir eingibt, beffernde Hand an die
Jllstitutivnen des Landes legen, wie meili
hochseliger Vater 1808 und mcin hochseliger
Bruder nach Erlebniffen sciner Epoche gethan.
Jch habe mir eine Linie vorgezeichnel, wie
weit ich gehen kann, und ich werde biese Li-
nie bestimmt inne halteii. Wir woUcn uns
nicht verhehlcn, daß wir vielleicht schwcren
Zciten entgegcn gchen; in Berücksichtigung
deffen AUes komnit es darauf a», daß das
Land in scinen Vertretern mit mir einig ist.
Das hoffe, wünsche und crwarte ich, deiin
nur so wcrden wir nach Znnen und Außcn
stark und getrost der Zukunft entgegenfehcn
köiinen.

Die „Börs.-Z." schrcibt: Leider laßt der
Adrcffe-Entwurf der Abgeordnetcn unbefchrcib-
lich kalt, sprichk wedcr den Verstand noch das Ge-
fühl an, sondern bewegt sich vielfach iiinerhalb
jener unklaren und von der Rücksichtnahme auf
praktifche Vcrhältniffe sern abliegcnde» Phra-
sen, wie sie leider neucrdiiigs zu fchr an dic
Tagesordnung gekommen sind. Derselbe ver-
fällt mehrfach sogar in denselben Fehlcr,
an dem die Adreffe des Herrcnhauscs laborirte,
indem sic' sich unconstitutioncUer Weisc an
Worte der königlichen Proclamation, die be-
kanntllch ohne die Contrasignatur eines Mini-
sters erschien, anlehnt, stati sich streng an die
Thronrede als svlche zu halken. Cncrgie dcs
AuSdrucks unb Gedankens läßt sic völlig ver-
miffen, und verräth mit einem Worte gar zu
sehr den Ton des Profeffors, der inncrhalb
dcr Commission zum Rcfcienkcn gemacht wordcn
ist, ja fast mußtc man glauben, daß sie mit
der lctzten hier stattgchabten Sitzung des
deutschen Nativnalverciiis in einer Wechsel-
wirkung stche, denn in ihr wicdcrholen sich
ziemiich genau die Postulate, die auch in dieser
Versammlung aufgestellt worden: Holstcin
nicht »hne Schleswig, einc Einmischung in

getagert, die selbst dem Blicke dcs Fürsten nicht
entgangcn «ar, denn als dieser sich von derTafcl
erhoben, da trat cr zu dcm Bekümmcrten hin, lcgte
scine Rechte auf deffcn Schultcr und sagte dann
srcundlich:

„Wäruur «ieder so traurig in der allgemcinen
Freude dieseS Festes? Wahrlich, mcin lieber Mar-
quis l Jhr solltct wieder katholisch wcrden und in
ein Klvster gchen, da «ürdet Jhr beffer aufgehoben
sein, als an mcincm oft bis zur Ausgelaffcnheit
frvhlichen Hofc! Krnn ich nichts dazu beitragcn
Euere Schwermuth zu lindcrn ? Vertraut Euch mir
an und haltet,Euch von mciner innigstcn Theil-
nahm« übcrzeugi!"

„Von der Güie und dem Wohlwollc» Ew. Durch-
laucht auf's ticsstc durchdrungen", entgcgnete der
Angeredetc mit bewegtcr Stimme, „werde ich von
der mir so freundlich gebotenen Erlaubniß Gcbrauch
machen, ehe ich Heidelberg auf immer verlaffc, waS
wohl bald geschehcn wird. Hicr hält es mich nicht
mchr längcr. Hinaus muß ich wicder in die wcite
Welt, um die Verlorenen vielleicht dennoch wieder
aufzufinden!"

„Vertraut Euch mir an, ehc Jhr von hier schei-

die italienische Frage nur, insofern deutsche
Zntereffcn dabei berührt werdcn u. s. w.
Nur die eine Stelle wegen der Bcibehaltnng
der reactionären Beamten erhcbt sich zü einer
gewiffen Energic des Ausdrucks. Die Annahme,
daß noch eine wcscntliche Aenderung des Ent-
wurfes burch einc Menge von Amendements
werdc herbeigeführt werden, ist deshalb auch
eine in dcn Abgeordnetcnkreiscn, wo man mit
dem Entwurfe sehr wenig zufrieden scheint,
sehr allgemein verbreirete Ansicht.

Emmerich, 30. Zan. Die Stadt steht
ganz unter Waffer. Bei Elten und Dvrnik
steht ein Deichbruch zu erwarten. Der Eisen-
bahn-Dienst nach HoUand ist unterbrochen.

Wie«, 28. Jan. Es liegcn nun bereits
von einer großen Anzahl der österreichischen
Handelskammern die Gutachten über die Va-
luta-Frage vor, und alle sind in ihren An-
trägen im Wesentlichen sv einstimmig, als
hättcii sie über ihre Gutachten vorher sich
unter einander vcrständigt. Durchweg begeg-
net man, als dem unumgänglich nothwendigen,
ja einzig möglichen Mittel, um das allgemeine
Vertrauen zu erwecken: eine zeitgemäße, vvll-
ständige, allc Theile der Monarchie befriedi-
gende, vom Monarchen beschworene Constitu-
tion und ein veranlwortliches Ministcrium.
Wer es wiffe, daß die Hanbelskammern in
übcrwiegendcr Mehrzahl aus Männern bestän-
den, beren gesellschaftliche Stellung ihre streng
conservalive Geflnnung garantire, und wer
stch erinncre, daß diesc Körperschaften in Oe-
sterreich bis auf seltene Ausnahmen nichts we-
niger als im Nufe allzugroßer Freisinnigkeit
gestanden, ber werde auch das Gcwicht dieses
Vvtums zu würdigen wiffen.

Wien, 30. Zan. (Sch. M.) Die „Do-
nauzeitung" dcmentirt auswärtige Zeitungs-
nachrichten, wornach Thouvenel erklärt hättc,
Frankreich würde, falls Oesterreich in einem
neuen Krieg mit Piemont von deutschcn Bun-
dcstruppen unterstützt würde, dics als cine
Verletzung des Nichtinterventionsprincips be-
trachkcn.

Pesth, 26. Zan. Dic Lage der Dinge IN
Ungarii wird burch den Beschluß dcs Stuhl-
wcißcnburger Comitates in Betreff dcs vcr-
stvrbene» Grascn Casimir Bakihpanp gckenn-
zeichnct: „Zn Erinnerung jcncr coiistitiitionel-
len Kämpse, welchc weiland Graf Baithpanp,
dcr edle Kämpfer für die Rcchte des Bater-
landes, mit Muth und männlicher AuSdauer
im Saale dcs Comitats gckämpft; in Erin-
nerung dcr schwercn Tage, die ihm statt bes
Lorbeerkranzes-die Dornenkrone brachtcn; in
Eiinnerung des Grabes, in welches der bren-
nende Schmerz der Verbannung den edlen und
großcn Mann gestoßen und in welchem sich
das Häuffcin Erdc, das er zur Zcit seiner
Entfcrnung aus dem Vakerlande mit sich trug,
mit der Asche seines patriotischen Herzens vcr-
einigt — nimmt das Coiuitat Veranlaffung,
dem unvergeßlichen AiiLenken ihrcs geliebten
Landsmanncs, dcm trcucn Sohne bieses Co-
mitatcs und des Vatcrlandes, in tieser Er-
griffenheit einc Ovation darzubringen, unb
die über seincm Grabe auf bem Bodcn der

dct, es könnte Euch doch viellcicht von Nutzcn sein",
sagtc gerühri der gütige Fürst, indem er dem Mar-
quis die Hand drückte und sich wieder zu den Ucbri-
gen wandie, dieser aber vcn Saal verließ, um sich
in seinc Wohnung nach der Stadt zu bcgcben.

4.

Dcr in Meister Wcrner's Hausc angekündigie
junge Mann war in demselbcn angekommcn und
hatte darin die freundlichstc Aufnahme gefunden,
dcnn alle Bcwohner dessclben haiten ihn anders
crkannt, alS sie sich ihn Anfangs vorgestcllt hatien.

Wohl hatte Fclir Wcinbrecht, so hieß der junge
Mann, wirklich ctwaS VornehmeS und Anmaßcn-
des in seincm Aeußcrn, und bctrachtete man ihn
etwas gcnauer, so ließ scin wirklich schöneü Gcsicht
leichte Spuren von schon früh erwachter Leiden-
schaftlichkeit nicht verkenncn, allcin cr gab sich alle
Mühe, so freundlich und gcsällig als möglich zu
erschcinen und hatte bald daS Glück, sich bei Allen
beliebt zu machcn. Auch Gcrhard konntc ihm seinc
Anerkennung nicht versagen, obgleich er oft mit
dem innersten Erbeben gewahrte, wie auch Lcnchen
so gcrne in scincr Nahe vermeilte und sich von seiner
mächtigcn, stolzcn Vaterstadt erzählen ließ, deren

Verbannmig wandelnden Brüder im Geiste zu
umarmen, und es gibt zu Protocoll, wie es
diese gerne von Angesicht zu Angesicht, Augc
in Auqe sehen möchte; es spricht es aus, wie
es das, was sie von dieser Heimath abschlicßt,
nicht a>S Sünde anerkennt, sondern als dic
höchstc der Tugcnden, alS die nneigen-
nützige Vaterlandsliebe, deren Märtp-
rer sie gewesen — es erklärt, daß alles das,
was dem seligen Grafen Casimir Batthpanp
und dcn übrigen Flüchtlingen durch was im-
mer für ei» Kriegsgericht oder was i'mmer
für einen improvisirien Gerichtshof genommen
oder confiscirt wurde, kein gercchter Erwerb,
sondern ein gewaltsamer Raub ist, und wenn-
gleich das Comikat den von ihm zu wählen-
den Deputirten keine offene und bindende Jn-
structivn ertheilen kann, so setzt es doch von
ihnen voraus, daß fle, ihren patriotischen Her-
zen folgcnd, auf dem zu eröffnenden Landtage
mit männlichcr Energie dahin wirken werden,
baß den Flüchtlingen dieser Nation nicht nur
ihre rechtswidrig confiscirten Güter, sondern
daß sie selbst dem Vaterlande zurückgegeben
werden."

Pesth, 29. Jan. Bei dcr heute stattge-
funbenen Erneuerung des Magiffrats der Lan-
deshauptstadt Ofen wurde Eduarb Fellcp (1848
Bürgermeister) gegen den dermaligen Magi-
stratsleiter Panlovics zum Bürgermeister, fer-
ner mit großer Stimmenmehrheit Karl Daicsp
zum Stadtrichtcr und Aldasp zum Stadthaupt«
üiann grwählt.

Triest, 31. Zan. Eine bedeutende Han-
delskrisis ist in Galata ausgebrochcn. Auch
in Smprna herrscht eine Panique wegen
ZahlungSkinstellungcn.

Frankreich.

Paris. Der Minister des Znnern hat
Hrn. Veuillot dic Grünbung eines ncuen po-
litischen Journals verweigert, dagegen Hcrrn
Proudhvn gestatlcl, untcr bem Titel: „Ds
lidsrte äe I'nvpoir," einc pvlitische Revue zu
grünven.

Paris. Die telegraphische Dcpesche von
heute übcr den Bericht dcr Seuatscommifsiou
rechtfertigt die Bcfürchtungeii des „Journal
des Debats" und vernichtek die Hvffuungeu
der liberalen französischen Preffe, daß ihr
Herr und Meister gesoiinen sei, die Bande
ein wenig zu lockern. Die Zeitungen dürfeu
auch in Zukunft die Debatten nur in exteuso
wibergeben, das heißt entweder wörtlich unb
ohne Auslaffung, wie sie im „Moniteur"
stchen, oder gar nicht.

Ztaiien

Dem „Constitutionnel" wird vom 27. aus
Turingeschrieben:„Eine Depesche vvn Cialbint
zeigt heute die Suspension deS Boinbarbe-
mcnts an. Es scheint, die Piemontesen habeu
bas Fcuer mil Miiteln eröffnet, die nicht iiu
Verhältniß zu de» Bertheidigungsnilttcln ber
Belagerten standen. Das erste Bombardemcut
ist geschcilert nnd wird nicht wieber aufge-
liomuien wcrben, als bis man eines Erfolges
ffcher ist. Cialdini schrieb, er wolle flch nicht

mannigfaltige Sehenswürdigkeiten und den reichcn
Schatz von HandclSartikeln, die daselbst aufgcspci-
chert lagcn, er so schön zu schitdern «ußtc.

Er, der ruhige, fleißigc, geschickte Arbeitcr, der
cS in dem.Bewußtsctn: alS elternlosc Waise in dem
Hause seineS MeisterS eine so freundliche Aufnahme
gefundcn zu haben, noch nie gcwagt hattc, den
Gefühlen scincs Hcrzens für dic liebliche Tochter
seines Wohtthäters cinen Ausdruck zu geben, mußte
jctzt mit tiefcm Kummer gewahren, wie der fast
aufgedrungene fremdc junge Mann täglich größcrc
Fortschritte, nicht nur in der Gunst seines Meisters
und deffen Gattin, sondern auch in dcr der Tochter
machte. (Forts. f.)

Eine Frau hatte dem Eramen in der Elcmen-
tarschule bcigewohnt, weit ihr Sohn Fritz dicsclbc
besuchte. AUcs hatte ihr gefallen^ nur beim Eramcn ^
im Rechnen gcricth sie außer sich. Zu Hause an-
gclangt, sggte sie: „Du, Mann, ich laffe den Fritz
nicht mehr in die Elemcntarschule gehen; bortwirb
ja die Jugcnd total verdorben!" — „Wie so?"
fragte der Wann. — „Stell' Dir vor, der Lehrer
fragte cinen Knaben von zwölf Zahren vor der
ganzen Gesellschaft, was ein Vcrhaltniß ist?"
 
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