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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0118

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tuellen Lostrennung Ungarns von Oesterreich.
Dl'e nähere Ausführung deffcn bleibt einer be-
svntern Betrachtung über unsere deutschen Ver-
häliniffe vorbehalten.

D eut sch l a nd

Karlsruhe, 4. Febr. Selne Kvnigllche
Hoheit dcr Großherzog habcn unter'm
1. l. M. gnädigst geruht, den Bezirkslngenleur-
Praktikanten Zohann Scheffelt vvn Jhrrn-
gen zum Zngenieur zu erneilNen und ihm dle
Functlon eines Bezirksingenicurs der Eisen-
bahnamter Kehl und Offenburg zu übertragcn.

Heidelberg, 2. Fcbr. Der iu Cvburg
sestgenommene und wcgen Dicbstahls beim
Turnersest verurtheilte falsche „Engländer"
wurde hier als Ler aus Wcl'nheim an der
Bergftraße gebürtige P. Rückert crkannt.
Mehrere Weinheimer constatirten diesc Ideu-
titäl durch Eidschwur. Der Gesangenc wird
demnächst nach Weinheim zur Consrontation
mit andern Personcn und von da nach Frank-
furt abgeführt, um gleichsalls wegen dort an-
gebiich verübtcr Diebstähle zur Rechenschaft
gezogen zu wcrden. (Fr. I.)

^ Heidelberg, 5. Febr. Die Karlsr. Ztg.
berichtet, daß Se. Großh. Hvhcit dcr Prinz
Wilhclm nach. einer sehr mühcvoüen Reisc
auf schlechten Wegen, Lic ihn nvthigten, große
Strecken zu Pferbe zurückzulegen, in den letz-
ten Tagen Decembers in Tiflis eingetroffen
sei. Der Gvuverneur Feldmarschall Fürst Ba-
riatinskp empfing den Prinzen in feieriicher
Weise und stellte ihm sein Eigenthum in der
libcralsten Art zur Verfügung. Die eeste Zeit
seines Aufenthaltes daselbst benützte der Prinz
zu verschiedenen Ausflügcn in die Umgegend
von Tiflis, dcren einige von größerer Bcdeu-
tung waren und theilweise zu Zagden auf
Gazcllen und Leoparden vcrwendet wurdcn.

Mannheiw, 3. Fcbr. Heute Vormittag
saud aus Grund Ler kürzlich erlaffcnen Vcr-
-ordnung vom Rathhause dic erste bürgerliche
Proclamation eines Brautpaares durch
den Oberbürgermeistcr statt. Die betrcffenden
Brautlcute sind verschwägert, in welchem Um-
stande baö katholische Psarramt einen Grund
zur Vcrweigerung zu erkennen vermeint,

Mannheim, ll. Zan. Die bis jetzt gegcn
Z. Neumann Söhne angemeldeten Passtva
belausen sich aus ungefähr 380,000 fl.; die
Activen laffcn sich erst dann gcnau bestimmen,
wenn man weiß, wie viel von den in Ame-
rika besindlichen Vorräthcn der Maffe verbleibt.

EHlingen, 3. Fcbr. Heute sand dahier
in dem großcn Saale dcs Gasthofs zum
Schwanen einc große Versammlung zur Be-
sprechung politischer Fragen, ganz in der Art,
wie im Dez. 1859 dic Versammlung in Göp-
pingen, einberusen, statt. Die Versaminlung
war mindestens von 600 Männern besucht.
Alle LandeSthelle, beinahe alle Bezirke waren
vertreten, so beispiclsweise Ravensburg, Wald-
sce, Btberach, Rieblingen, Rvttweil, Obern-
dorf, Sulz, Balingen, Freudenstadt, Neuen-
bürg, Geravronn, Ochringen, Afllen, Hcidcn-
heim rc., von den nähern Bezirken nicht zu

ttzun sollen, der längere Zeit iin Hause «ar, als er."

„Äch sctze das rechi gut cin, liebc Mutter! Und
ist cs nichtgenug, wenn ich.es aufrichtig bcrcue; allcin
auch Zhr und der Vater kamt ja demselben bei
seiner Hiertzerkunst so freundlich cntgegen, daß eS
kcin Wunder war, daß auch ich Euercm Beispiele
jolgte. Ach! er «ußie so viel und so tzübsch zu cr-
zLtzlen und der Gerhard ist immcr so still und zurück-
haltend."

„Abcr auch »iel solidcr und braver!" fiel dic
Mutter Lenchen rasch in's Wort; „ich hoffe, Du
wirst Wort tzalte» und in Zukunft freundlicher grge»
Gerhard sein!"

Lenchcn erwiderie Nichts, aber man sah es ihr
an, wic ernstlich cS ihr darum zu thun war, fich
mit Gerhard auszusöhncn und ihm ihre ungetheilte
Liebe wicder zuzuwenden. Eigentlich war fie ihm
nie entzogen, sondern nur durch eine Launc ge-
trübt «orden, wie fie so oft der Ettclkeit junger,
schöner Mäochcn entspringt, «cnn fic ergründen
wollcn, wic schr ste eigentlich gelicbt «crdcn, solltc
anch dadurch das armc Herz dcS Geliebten tn Lcr-
zweiflung gerathcn.

Als nun aber Gerhard am andern Tage mit

reden. Unter den Anwesenden bemerkten wir
den englischen Gesandten, der Bezirksbeamte
von Eßllngen war zugcgen, Zm Namen dcr
Einladenden begrüßtc R. C. Murschel von
Stuttgart die Versammlung; er hieß den als
Gast hier anwcsenden Hofgerichtsadvokaten
Metz aus Darmstadt willkommen und schlug
sofort den Abg. des Bezirks Eßlingen, Fabri-
kant Deffner, zum Vvrsitzenden vor. Dcffner
überiighm ven Vorsitz, worauf Murschel die
vom Cömitee vorbcreitete Tagcsordnnng vor-
triig. Mehrere Redner aus der Versanim-
lung vermißtcn, aus derselben das Concor-
dat, welches sofork auf den von Reyscher,
Georgii aus Eßlingen u. A. gleichfaüs zur
Verhandlung bestiuimt wurde. Dann ergriff
R. Cons. A. Seeger aüs Stuttgart das Wort,
um einen von ihm und R. Cons. Hölber vor-
bereiteten Antrag in der deutschen Fragc zu
begründen. Diese sei ver Kernpunkt alles
politischen Strebens nach beffercn Zuständen
in Deutschland. Eine Fortdauer dcr jetzigen
Zustände sei unmöglich, eine Einigung des
Vaterlandes nothwendig. Wir befindcn uns
aus keinem unberechtigten Bodfn. Der von
der constituirtcn beutschen Nationalvcrsamm-
lung geschaffenen Reichsverfassung von 1849
haben 29 deutsche Regierungen die Ancrkev-
nung gewährt; wenn sie auch an der Reac-
tion gescheitert sci, s» müffe doch Las Volk
zu ihr zurückkehren. Nur die Oberhaupts-
srage bedürfe eincr Feststellung, welche aber
aüein ein Reichstag, auf Grund der Reichs-
vcrsaffung gewählt, vornehmen dürfe. Der
Redner schließt mit oen Worten Uhlands:
„Mag die Reichsversaffung zerfaüen, das
Vaterland mehr als je zeriffen sein, bennoch
ist es eine gemeinsamc deutsche Sache, dgß
nicht auch Lie Rcchtsbegriffe untergehen.»
Unser Recht werde uns wcrdcn, wenn wir
einig seien im ganzen großcn Vaterlande.
— R. Cons. Hölder von Stuttgart leitet
dcn Antrag einer Ansprache an die Deutsch-
österreicher ein. Es sei die Ueberzcugung
Südbeutschlanbs, daß die österrcichische Frage
im engsten Zusammenhange mit der deukschcn
stehe. Man höre wohl Stimmen für ein
Losschälen von Oesterreich, aber dann wäre
Deutschland ein verstümmelter Bruchtheil.
Die Zntegrität des deutschen Gcbiets müffe
für das dentsche Volk dcr Lcitstern scin; in
Oesterreich seien jetzt die Zustände solche ge-
worden, daß sie zusammenbrechen müffen.
Die deutschen Provinzen Oestcrreichs seien vvn
außen bedrohk, das dcutfche Voik müffe
Deutsch-Oesterreich brcken, cs im Nothsall schü-
tzen gegen außen unb innen. Auch in Oester-
reich rege stch jetzl eine beutsch-nalionale Par-
tei; ihr müffc ein Wort bcr Ermunterung
werden. Sigm. Schott aus Stuttgart crhebt
sich für die Behauptung BenetienS; er zeigt
die Hohlheit dcr bloßcn Nationalitätstheoriecn,
die man jetzt vielsach hörcn könne. Vcnetien
herausgeben, ober Oesteireich bei deffen Ver-
theibigung im Stiche laffcn, wärc ein Act
deS Selbstuiorbs. Es sei die napoleonische
Politik, Oesterrcich zu isoliren, um hernach
am Rhcin freie Hanv zu haben. Er stelle

bein Mcistcr von Hcidelberg zurückgekchrt war Md
dic Gewißhcit überbracht hatte, daß ihncn dcr Ban
deS FaffeS übertragcn wordcn sei und Gerhard den-
selben hauptsächlich zu leitcn habe, da hattc Frau
Gcrtrudc alle Hände voll zu thun, ihn für die auf
längcre Zcit bcvorstchcndc Abwesenhcit mit allcm
Nöthigen auszurüstcn und besondcrs war es Len-
chcn, wslchc mit liebender Hand mancheS hinzusügtc,
wodurch sie glaubtc, ihm Frefide zu berciten.

Mit dem innigsten Vergnügen sah Gcrhard bicsc
emsigc Geschäftigkeit, diese liebendc Sorgsalt, doch
konnte cr'sich nicht cntschlicßen, cinige freunblichc
Wprtc an sie zu richten, theils «cil er iminer noch
glaubte, Kclir habe im Einvcrftändniß mit ihr.gc-
handelt, theils abcr auch, weil er annahm, baß
jetzt, nachdem sein Herkommcn in so gehäsggem
Lichte dargestellt wordcn war , keine Hoffnung mehr
für ihn vorhandcn sei, jc mit ihr i» eint nähere
Vcrbindung treten zu können, wcnn gleich auch ihr
Vakrr erklärt hatte, ihn als Sohn adoptircn zu
wollen.

So war der Tag dcS Scheidens herangckomincn.
Herzlich und innig, »oll dcS heißcstcn Dankes hatte
Gcrhard von seiner müttcrlichen Areundin Abschied

keinen Antrag, es genüge ihm, diese Anschau-
ung gcltend gemacht zu haben. Fetzcr aus
Stuttgart unterstützl mit energischen Wortcn
die gestellten Anträge; dic Zukunft werde die
Fahüe der Reichsverfassung stets hoch schwin-
geu, es sci unser gutcs Recht, das wir rekla-
miren. Ueber dle venetianische Frage wird,
nachdem stch ein Rcdner aus Riedlingen ge-
gen Schott, ciner auS Aalcn aber für Schotts
Aussührung ausgesprochen, da eim Antrag
nicht gestcllt ist, nicht weiter verhandclt; dic
bei'ven Anträge werden ohne Widerspruch ange-
nommen. Murschel von Stuttgart beantragt fol-
gcnde Erklärung; „1) Die Versammlung spricht
die zuverstchtliche Erwartung aus, die Kammer
der Abgeord. werde unker Mißbilligung der vvn
Seiten Würtembergs erfolgten Zustimmung zu
dem Beschluffe des Bundestags vom 24. März
1860, den kurhessischen BersaffungSstreit be-
treffend, wvdurch Ler Rechtsstand aller deut-
schen Verfafflingcn, also auch ber württcm-
bergischen, in Frage gcstellt würde, bei der
könlg!. Staatsregieruug darauf vringen, daß
dieselbe bei den lcrnereu Verhandlungen üder
die kurhesstsche Versaffungssrage dle auf Wie-
derhersteüung der Verfaffung von 1831 eln-
schließllch des Wahlgesetzes von 1849 gerich-
tete Forderung Les kurhesstschen Volkes und
seiner Abgcordneteii nach Kräften unlersiütze,
und es bcschlleße vic Versammlung 2) vem
Präsiventen der aufgelüsten kurhesstschen Ab-
gevrdnetenkammer von obigem Ausspruch unter
Bezeugung der voUstcn Anerkeanung des bis-
herigen standhaften Verhaltens des kurhesst-
schen Volkes und selner Abgeordneten in Vcr-
theidigung ihrcs guten Rcchts Nachricht zu
geben." Die Erklärung wird emftlmmlg an-
genommen. — Probst von Stultgart verllest
in der schleswlg-hvlstelnischen Sache elne öffent-
liche Erklärung. Auch diese wird einstiuimig
genehmlgt. — Soforl ging die Bersammlung
zur Frage des Beitrltts zum deutschen Natio-
nalverein über; nach langer Debatte wurvc
mit großer Mehrhelt dcr Beitritt empfohlen.
Trotz der inzwischen stark vvrgerückten Zeit
ging man nvch an zwei innere würtembergischc
Fragen, die indeß nur in Bausch und Bogcn
abgemacht wurden, und über die ohne weiterc
Debatte nach den bloßen Anträge» oer Resc-
renten abgestlmmt wurde. Dic erste Frage
war eine Mißtrauenserklärung gegen das Mi-
nisterlum, wobci der Schlußantrag dahin ging,
die Ueberzeugung ausjusprechen, daß das dcr-
uialige Ministerium Las Vertrauen vcs Volkes
nichk habe, und das Wohl Les Volkes eine
Aenderung deffelben im natlonalen und libe-
ralen Slnn verlange. Dlesc Erklarnng wurde,
„um den politischen Zorn wachzurufen, woran
es dem deutschen Volk so sehr fehle," ange-
nommen. Den Schluß bllbete dlc KoiikordalS-
srage und wurde einc vom Abg. Repjchcr vcr-
lesene Elngabe an den ständlschen Ausschuß
gutgeheißen, worin stch gegen jedes Konkordat
und für Regelung dcr tirchlichen Frage lm
Wege der iimcrn Landesgescßgebung ausgc-
sprochen wlrd und die Bltte gcstellt ist: 1Z ocr
Ausschuß wolle gegen dic scitherigc einscitigc
Aussührung dcs Konkvrdats durch die Regie-

genommen und die bcsten Segenswünsche warcn
ihm von ihr Mit auf den Wcg gcgebcn worden.
Mit wenigcn Worten war cs ber Lenchcn gcschehen;
als er ihr aber stumm die Hand gedrückt und sie
mit bcbender, leisex Stimme gesagi: „Lcbe «ohl
lieber Gcrhard und vcrgiß nicht, daß Dir hicr stcts
liebcnde Herzen cntgegcnschlagen!" da traten helße
Thränen in seine Augcn und schnell wendete er sich
nach dcm Wagen, anf welchcm der Mcister bereitS
mit zwei andercn Gesellen bei dem HandwerkSzeuge
saß, weichcS sie mit hinnber nach Heidelberg nchmen
mußten, wo der Meister bei der erstcn Einrichtung
ftlbst zngcgen ftin wollte.

(Forfttzung folgt.)

Der Maestro Rossini drückte neulich in Paris
bei Gelegcnhcit eines ihm zn Ehrcn veranstaltetcn
Dilettanten-Eoncertcs eincm eitlen Finanzman»,
dcr mit viel Leidenschaft und wcnig Geschick das
Cello .strich, aus Höflichkcit einen Kuß auf'dic
Wange. Seitdem wäscht sich dcr Dilettant das
Geßcht nicht mehr, um den kostbarcn Kuß zu con-
ftrvtren.
 
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