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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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em Nctenstück bestnden, wclches bisher sorg-
fältigst vvr ken ÄGgcst der Ständc gehütet
wvrdcn ist. Däksclbc cnthält die Belege da-
snr, dnß dns sogcnannte knrhessische Hausvcr-
mögen. lcdiglich von dem Verkaufe der kur-
hi sststl cn Trnppen nach Änierika berührt. Ist
nun die Verfaffnng vom Zahre 1831 ein
Staatsvertrag zwischen der Dpnastie und dem
Landc, hat daS Land scine Vcrfaffung mit der
Hälfte des ihm gehöreiiden, aus seinen Knochen
uud scinem Blutc kommcnden Capitals be-
zahlt, so vcrsteht es sich ja von selbst, daß
mit dcr Aiifhebung dieser Berfaffung die Dp-
nastic auch die ihr als Privarcigenthum über-
laffene Hälftc zurückzuzahlen hat. Jn ven
Augen des verstorbcnci! Kurfürstcn muß ber
eben gezogcne Schluß auch ganz gerechtsertigt
gewescn scin; dcnn er svU ein Covicill hintcr-
laffen haben, tas ven Sländcn das Recht gtbt,
jenen Fascikcl zu öffncn, svbald die Berfas-
snng angetastel wird. Nun ist jevoch den
Ständen kcr Zugang zn ihrem eigenen Archive,
worin sich eine Ädschrist der kestamentarischc»
Verfügung besinden soll, versperrl; man bricht
dic Verfaffung und behält irvhdem den dafür
gezahlten PreiS als Privatvcrmögen für sich.
Daß der kurhessische Verfaffungskampf für
de» einen Theil weit wenigcr eine Frage by-
nastischer Prarogative alS vielmchr pccuniärer
Zntcreffen ist, war allerdings seit langer be-
kannt; um jv schwächer dürfke daher ber noch
restirende Widerstand gegen die Herstcüung bes
guten Rechtcs werben, salls es sich bewahr-
heitcn solltc, baß es mir vcm Fascikel unb
dem Codicili seine Richtigkeit hat."

Bertin, 6. Febr. Äbgeordnetcnhauo.
(Fortseßung.) Mathis (Barnim) wünscht unv
hofft, daß keiner ber Änträge lebenbig daö
HauS verlaffen möge! Beide AmciibementS,
Berg wie Binckc, ließcn Klarheif unb Denk-
lichkeit vermisscn und.entsprächen einer Haupt-
bedingung nicht — vic Jntcreffen Preußcns
ins Augc zu fassen. Der Rcbner hält es im
Znteresse Prcußens unb Deuischlanbs für schr
nachtheilig, Vencrien an Ztalien kommcn zu
laffen, weil in biesem Falle Frankreich bcn
alleinigen Einfluß in Ztalicn behaltcn unb
Deutschland durch dicse Stärkung Frankreichs
danernd bedrohr sein würve.

Duncker (Berlin) erklärt sich gegen die
Commission. Die Thronrede betontc den
Ernst dcr Lage Europa'S. Dieser Ernsi
kommt daher, daß bie Vcrträgc nicht mehr ge-
nügen. Mit einer weltgeschichtlichcn Krisc
könne Preußen nur gewinnen. Das bestor-
ganisirte Heer verniöge RichiS ohne opfcrbr-
reite Hingebung des Volkes, von dieser Ueber-
zeugung sei auch der König durchdrungen.
Zn der unverrückten Festhaltung det Grund-
sätzc, womit ber König Lic Regentschaft an-
gerreten, liegc einc gute Wehr und Waffe.
Man dürfe nicht müde werben, auf Resormen
hinzuweisen, so handle man im richtigeu Ver-
stänbniß bcr Sigiiakur unierer Lage. Die
jetzige Bewcgnng jei kcin Abklatsch dersenigen
von 1848. LieS dewcijc ein Blick auf Frank-
reich unb Ztalien. Wcn» in Deutschland das
Streben nach Einycit und Einigkeit in ben

großeS Unglück geben könnte, wenn sich diesc beiden
jungcn Leute eininal allcin begcgnen sollten, ba
stürzten mchrereMänner zuglcich in'sZimmerherein
und verkündcten mit gxojiem Schrecken, daß so eben
aus der Straßc cin Mord oorgefallen nnd daß man
in diescm Augenblicke im Begriff sci, bcn todtlich
Verwundctcn in'S Hospital zu schaffcn, dcn Mordcr
aber sammt seiner Begleitung auf Lie Hanptwachc
abzuführcn. *

Nach den nähcrcn Um>ränden des MordcS bcsragt,
wußte Nicmand ctwas Genaucres anzugeben, nur
so vicl sagten Einigc aiis, daß flch in Beglcitung
dcs MörderS cin junges Mädchen mit eincr Guitarrc
und zwci altere Leutc mit andcrcn Znstrumeuten
bcfänden.

„Da habcn wir's! So ist cs also wirklick ge-
schehen!" ricfen Alle durchcinandcr unb eilten so
schnell alS möglich, auf den PlaH dcs Unglücks zu
gclangeu und sich von der Richtlgkeit ihrer Vcr-
muthung zu überzcugen. Viele kamen noch früh
gcnug, um zu sehen, wie Fclir in das Hosxital,
Gerhard, Znlietta und ihre Eltcrn aber von den
Mcnern Les Gerichks in's Gcfängniß abgcführt
»urden.

Vordergrund treke, so sci wohl nichts natnr-
gemäßer, als baß Dcuischtanb sur die Eiuheit
Jtalicns eintrete. Die Parteinahme Deuisch-
lanbS für Ztalien sei das bestc Miitel, dcr
französischen Suprematie entgegenzuarbeitcn.
Die Aussührungen der beiden Borredner bc-
ruhten auf einsettigcn Anschauuiigen. Nicht
eine Schwächung, sondern eine Stärkung Oc-
sterreichs wäre es, wenn es sich mit Jtalien
auseinanbersctzie, um Krast zu gewinnen zum
Kamps gcgcn die andern renitcnken Nationa-
litäicn. Das Haus müffc sich in dicser Frage
äußern, benil in ihrem Schoße liege Kricg und
Frieveii, und bcidc hängen von ver Jnicgritäl
des deutschcn BodenS ab, zu beren Erhaltung
der Redner kein beffereS Mittei kenne, als die
Abiretung Venetiens. — Die Ankwork habeu
wir bereits gestern seinem wesentlichen Jnhatre
nach mitgetheilt.

v. Binckc (Hagen) befürwortct in langer
Rcbe sci'n Amendcment. Er bcdauert, daß
man noch nicht biS zur Fiihcung vön Blau-
büchern gelangt fti uud sieht sich geuöthigt,
die tendeuziöft preußische Politik in der ita-
lienischeu Frage aiizugreift». Der Redner
rügi bie Vorgänge mit der „Lorelep", wclche
ein trübes Streiflicht auf die preußische Po-
litik äverfcn. Preußcn müffe vor Allem nach
Seldststäiidigkcii strebcn uiio nicht durch das
ewige Läureii der Kriegsglocke gcgen Frank-
rcich eine Schwächc verrathen. Dcr Redner
sei kein Frcund der übermächtigen Stellung
Frankrcichs, allein bei solcher Poliiik würvc
diese eher gefördert als becinträchtigt. Die
ncueste französtsche Thrvnredc enthäkt sowohl
sür Frankrcich als sür Preußen ein Programm,
Prciißeii müffc auf seiner Hnt ftin unb sich
vor AUcm einer sestcn und klaren Pvlin'k be-
fleißigen. Nur so könne es sich Achinng ver-
schaffen; dann aber müßten Vorgänge ausge-
schlosftn blciben, wie die jvg. Coblenzer Depesche
vom 13. Oct. ». Z.; nur so könne man zu
»atürlichen Bundesgenoffen, zu England ge-
langen, unt diesem müsse man in der italieiu-
schen Frage Hand in Hanb gchen. Oestcrreich
sci dem Versalle, nahe und wenbe sich nur an
Preußcn, iim sich den Besttz Venctiens stcher
zu stellen. Man würve den Lauf der Ge-
schichte nicht hemmcn und ben Kirchenstaat wie
bic Bourboncnherrschasr nicht halicn köniicn.
Dcshalb müsje man einer Einmischung in die
italienischc Frage von Seitcn Prcußeiis secn
bleiben, und um zu constaliren, daß kein dies-
seiliges Engagcmeiil znit Oesterreich bestehc,
habc der Revner sein Amcnpemcnt gestellt,
wclches er aiizuiichmen biite.

Ler Miiiisier des Auswartigen. Da der
Vorrcbncr ausbrücklich aiis Thaisachen cinge-
gaiigen, so wolle der Miuister biesen seine
Bemerkungen gegenübci stcllen. Er gedcnke
zunächsi ber svgeiianilteil Coblenzcr Noie vom
13. Octbr. Ltcie habe kcinen anbern Zwcck
gehabk, alS PreußcuS StcUung zu einer miß-
bräuchlichen Anivenbnng bcr NalionalitäkS-
Priucipiin zu wahrcn uiib auch bie stellung
Varzulcgcn, wclche bic Ncgicrung zu Vvrgän-
gen eiiinehwen iiiußte, bie ste als völkerrechis-
wibrig ansah. Die preußische Rcgierung habe

Während sich bic Menge bcn Kops zcebrach, wer
wohk von bciden Theilen hier der Angreifer ge-
wcsen, hätte der Wirth zum „Riktct^ die augen-
blickliche Lcere scines Lokals benutzt, seine im Gc-
schäft verwendeten Requisiten die Rcvue passircn
laffen unb sichc da, es fchlten ihm zwei schwere
silbcrne Eßldffel, welche längerc Zcit auf jencm
Tischc gcicgcn, in deffcn Nähe ocr alte Mnsikant
dcn ganzen Abend gesesscn war.

Daß soglcich der gcgründetste Äcrdacht aüs diescn
fiel, war ganz natürlich, und dcr Wirth hattc nichto
Erligercs zu thnn, als aus der Stelle auf das Cri-
minalamt zu gehen, wo eben einc CommissiSn bei-
sammcn war, um bic »us bcn Worb bezüglichcn
nähcrcn Umständc zu ermitteln, um da die nolhige
Astziige von bem stättgefundcncn Diebstahl und
seiner damit in Verbindnng ftchendcn Vermuthung
zu machen. Wie erftaunte er abcr, als man ihm
die entwcndeten Löffel hier schon vorwics, dic man
wirklich bei dcr Visitation des altcn Mustkanten
in selnen Taschen gefundcn hatte.

DaS war ein sehr schlimmcr Umstand für Gcr-
hard, denn nunmehr hatte cr gar kcincn Zeugen
Mehr, den man über dte nähcren Ümstände deS

an denjenigen mternaiionalen Normen fest-
halten müffeu, von ivelchcn das Zusainmen-
halten dcr europäischen Staatcn abhänge. Mit
dem Erlaß dcr Depesche fti keine Einmischung
in di'e italienische Frage ausgesprochen; die
Depesche habe srch auf Ereigniffe bczogen, bie
weir übcr die italienischc Frage hinaus, rvich-
tige europäische Zniereffen betraftn. Wenn
man überhaupk nicht meine, daß gegen ben
Papst uiiv ben Künsg von Reapel nic ein Un-
recht und gegen Sarbinien eben nur Recht be-
gangen werben könne, so sei uicht abzusehen,
was gegen die Coblenzer Dcpcsche vorzubrin-
gen sei. Die prcußische Regierung fti nicht
der Ansicht, daß ste mit oerselben ein Unrecht
begangcii, die prcußische Regierung werve ihre
Stimme steks niir zu Gunsteu des Rcchis er-
hcbeii! (Bravo.) Die Angelegenhcii mit ver
„Lorelep" vcrhalte slch wie solgt: Z» ben er-
stcn Tagen bes Septcmber hade ber König
von Neapel a» deu bieffeitigeu Gcsanbten bei
seincin Hose bas Ersuchcn gestellr, von ciner
Fahrl der „Lorelcp" nach -Messtna Gedrauch
machen zu bürscn. Der Gesanbte glaubte sich
hierzu nicht bercchtigt unv siagle lelegdaphisch
bei ber Regierung um Auskunsl an. Von
hicr aus erging vie Antwort, das Ansuchen
des Köni'gs Franz II. in freundlichee und scho-
nenbcr Weise abzulehnen unb zwar deshalb,
weil die preußischen Schiffe in dcn neapolila-
nischen Gewäffern die Bestimmung hälle«, nur
das preußlschc Eigcilthum in Neapel zu schüßen.
Dcmnächst sei die Stegierung, um von iyrei
Stellung zu Oesterrcich zu sprechen, zu schr
davon vurchdrungcn, baß Oesterrcich ein wich-
tiges Glied des europäischen Staatenbundes
bilde, um nicht innigst zu wünschen, baß cs
sehr balb durch Beschreitung ber ftkisiuiiigcu.
Bah», welche es jetzt eingeschlagen, krästigcr
dlühen unb zur Erhaltung bes europäischcii
Glcichgcwichts beitragen möge; bcnii dic Re-
gicrung sci übcrzeugl, daß Preußen ebe» so
wenig Oesterrcich, wic Oesterreich Prcußen
entbehrcn könne und keiiie anbere Verbinbuiig
biese der beiben Gcvßstaaten erfttzen köiine
(Beisall links), wemi beibe Staaleii cinaiibcr
cbcnbürtig, wenn von beiden Seiten etiic aus-
richlige Zreuiibschast, ein ernstes Wohlwolleu
enlgegen getragen wirb (rechtö Rus: sehr
wahr!), wenn ein Theil dem anberen basselbe
Maß von Liebe und Hingebung darbictet (rechkS:
sehr wahr!). Zn Bezug aus bas Verhältniß
zu Englanb sei zu bemcekcn, baß bicS nuc
bann mit Prcnßen crsolgrcich gehen köiuic
unb werdc, wenn nicht mehr der traiirigc
Dualismus bestehc, welchce bas Gewichl
Deutschlands in Europa neuirall'strt (Beisall).
Der Miili'ster schließt: Noch cinmal aus Ve-
iielien zuriickkommend, wlll ich schll'cßlich niir
das erklärcn, baß Preußen nach keiiicr Seite
hin Verpflichiuiigeii eingcgaligen ist. (Lcdhai-
ler Beisall.)

Hcrr Rcichenspcigcr (Köln) lrilt bieseu
AuSsührungen parapyrasirend dci unb bczcich-
net es als eine Ausgabe bes Abgeorbnelen-
hauses dahin zu wl'rken, daß Preußcn nicht
sür Ztalie» Partei nehme unb sich so zum
Träger bes UnrechteS unb der Revvluiiou

heutigen Unglücks hätte vcrnehmen können. Zcncr,
nuii selber Verbrechek, und eineS DiebstahlS so gut
wie überwlcsen, konnte in dicser Sachc als glaub-
würbigcr Zeuge nicht zugelaffen werden.

Noch in dcrselben Nacht wurde dem Pfalzgrasen
von biesem rraurigen Vorsall Kunbe gegebcn, unb
daß der Schwerverwundete behauptc, er ftivon Ger-
hard angepackt unb gestochen worden.

Der gute Fürst kvnnte uno wollte cs nicht glaubcn,
oaß dcr sonst f° ruhigc und verftändige junge Mann
e.iner solchenLhat sählg, doch war cr nichtim Stande,
für den Augenbkick mehr zu thun, als ftinem Ge
richtc oie ftrengste Welsung zu erthcilcn, dem An-
gekläglen «ährcnd der Untersuchung oic schonenbfte
Bchandlung zu Thcil wcrden zu laffcn und dafür
zu sorgen, daß cS ihni während derftlbcn an Nichts
fchlc.

Durch eincn reitendcn Botcn wurdc dic Familic
Werner in Landau von dem Pfalzgrafen von dicftm
Unglücke in Kcnntniß gesetzt »nd Meifter Werner
cingcladen, unverzüglich nach Heidelbcrg zu kommcn,
um über das frühere Betragcn ftineS Pfleglings
dic gcnaueste AuSkunft zu ertheilcn.

(Forfttzung folgt.)
 
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