Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0158

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von dem südliihen Schwarzwalde,

10. Febr. Nach dcm „Freibiirgcr Adreßkalen-
der für 1861" ist der vvrmalige Jsraelite
und Rcchtspratikant David Maas i'n dr'e
Stelle als „Di'rcctor der erzbischvstichen Canz-
lei" eingerückt.

Sluttgart, 7. Febr. Das von der Ver-
sammlung in Eßlingen einstimmig ange-
nommene Mißtraucnsvvtum gegen das
Ministerium lautet:

„Zm Hinblick auf dle politische Vergangenheit dcS der-
maligen MinisterinmS, erfnllt son schweren Sorgen um
die Zllkunst de» VaterlandeS und von dcm Wunsch, es
mögc tn jchiger gefahrooller Zeit Vertrauen zwischcn Re-
gterung und Volk bestehcn, und tn Erwägung, daß da«
reacttonäre absolutiftische Princip tm Bewußtsetn nnsereS
VolkeS überwunden, und dte vollc Entwicklung eines wah-
ren CvnstitutionaliSmuS gebotc» erschetnt, daß der Gcist
der natlvnalcn Einhcit und Freiheit tm Angcstcht der äuße-
ren Gcfahr neu erwacht ist, nnd daß seinc Verwirklichnng
tn den staatlichen Znständcn deS engercn nnd weitcren Va-
terlandes dte Zukunst der deutfchen Nation bedingt, bc-
schließt dic Versammlung: dte Uebcrzeugung anSzusprechcn,
daß das dcrmalige Mtntstertum daS Vertrauen dcS VolkeS
nicht habe, und das Wohl dcs Vatcrlandes eine Aenberung
deffekben tm uatlonalen und ltbcralen Sinn vcrlangc.*

Stuttgart, 12, Febr. Das Regl'erungs-
blatt Vvm Heutigen entbält cine Bekanntma-
chung tes Justl'zminlstcrlnms, wornach in Be-
ziehung auf den mil der badlschen Regierung
abgeschloffenen Staatsverlrag Maulbronn als
der rechtliche WohnsiK der bad. Bau- und
Betriebsverwaltung benannt und dic würt-
tembergische Regierung flch hicrmit einver-
standcn erklärt hat.

Rürnberg, 11. Febr. Es wi'rd oen
Lesern Jhres 'geschäßten Blattes von Znte-
resse sein, zu vernehmen, daß der Entwurf
eines deutschen Handelsgesetzbuchs nach einer
mehr als viersähri'gcn Thäti'gk^lt der dazu
berufcnen Commission nunmchr definitiv zu
Ende berathen ist. Es isti-uüumehr crreicht,
was dcr Handelsstand sv sehnlich bcgehrte,
eine für ganz Deutschland geltende und von
der Elnwl'rkung einer willkürlichen Partiku-
lar-Gesctzgebuug unabhängige rcchtliche Basis,
auf Grund deren er seine Operativnkn mit
poüer Slcherheit vvrnehmen kann, ohne fürch-
ten zu müffen, daß sie schvn im nächstcn
Nachbarlande ciner ganz andern rechtlichen
Beurthcilung unterliegcn.

Gießen, 11. Febr. Der durch die Ver-
steigeruiig unserer tentschen Flotte bekannte
Oldcnburgischc Staatsrath Hannibal Fischer
ist gcstern in Folge 'Schlaganfalles dahicr ge-
gestorben.

Dresden, 11. Febr. Der Herr Staats-
minister v. Bcust hat vom König von Ncapel
den hohen St. Lazarus-Orbcn erhalten.

Berlin, 12. Febr. Die „Frkf. Postztg."
theilt mit, daß man zwischen Berlin, Wien
und Petersburg über ein gcmeinsamcs Vvr-
gehen gegen die Revolution unterhandle.

Hamburg, 9. Febr. Jn unserer Stadt
erscheint seit 'acht Tagcn eine Revue de Ham-
burg, als erstes Blatt dcs Frühlings. Es
enthält politische Uebersicht, Feuilleton, Lite-
rarisches, will fricdliche Verständigung zwi-
schen Frankreich und Deutschland. Ob diese
Revue eine zweite Auflagc des Straßburger
Correspondenten, vcrbeffert (sie erscheint ja

dcs anklagen könntc und deffcn Frcundc und Ver-
wandten Dir fiuchen wcrden als eincm, der die Un-
schuld gemordct und Schande und Schmach auf alle
seine Angchörigen heraufbcschworcn hat. Bedcnkc
das wohl, bcvor Du von hinncn scheidcst!"

Der Geistliche hatte aufgchört zu sprcchen. Eine
feicrliche Stille herrschte in dcm kleincn Zimmer,
von keinem Athcmzuge untcrbrochen. Da rannen
heiße Lhränen aus deS Verwundeten Augen und
sich matt cmporhcbend, sagte er mit bebender Stimme:

„3a, ich «ill! Zch will alles bekcnnen, «as vor
einigen Tagen zwischen mir und Gcrhard vorge-
fallen ist, und daß ich ganz allcin dic Schuld an
meinem Todc trage. Jch habe, von Wuth cnt-
brannt, Gerhard auf der Straße aufgclauert und
mich mit dem Meffer in dcr Hand auf ihn geftürzt,
um ihn, wenn auch nicht zu ermordcn, doch jcden-
falls bedeutend zu verlctzen. Er sprang zur Scite,
entwand mir das Mcffer und stieß mich von sich.
Dadurch nur noch mehr erbittert, stürzte ich mich
auf's Nrue auf ihn, um mtt ihm zu ringcn und
rannte mir so das Mcffer selbst in dic Brust, das
er noch in der Hand hielt. Er ist unschuldig, da-
rum muß man ih» auch auf hpr Stelle frcigeben.

franzvfisch), muß fich zeigen; mit der Prv-
paganda wäre es hier schwerlich leichter als
iin Elsaß. Unsere bittercn Erfahrungen von
1806—1815 sind zu tief eingcprägt, als daß
hier ftanzösische Spmpathieen herrschen odcr
Platz greifen könntcn. (Klr. Z.)

Pesth, 13. Februar. Die Comitatsver-
sammlung beschloß über das BerufungscLict
des Landtags: „Das Wahlgesetz vvn 1818
als alleinige Grundlage anzuiiehme», alle ab-
weichcnde Bestimmungen über das Einberu-
fungsedict seien ungesctzlich."

„Zdök Tannjo" enthält einc tclegraphische
Depesche über die Eröffnung der Karlsburger
Conferenz, dic durch eine feierliche Rede Les
prov. KanzlcrS erfvlgte; wonach Bischof
Hajnald seine unerschütterliche Treue und An-
hänglichkeit an das Herrscherhaus aussprach;
erklärte fich aber gleichzeitig für die 1818er
Gcsetze und die Union.

Hermannstttdt, 12. Febr. Jn Karls-
burg fand gestern die Vorkonfcrenz statt; sic
dauerte bis spät Nachts. Die Fragc über
die Univn mit Ungarn war Gegcnstand einer
stürmischen Debatte. Schmidt sprach entschie-
den dagkgen; er verlangte Revision des be-
treffenden Gesetzartikels durch einen neuen
Landtag; keine Prävalenz der magparischeli
Sprachc; Conversationssprache alle Landes-
sprachen; Kleidung für Sachsen, Romänen
deutsch.

F r a n k r e i ch.

Paris, 11. Febr. Bei der Adreß-Debattc
in dem Bureau des Senates hat sich der
Prinz Napoleon mit Entschiedenbeit gegen
die weltliche Herrschaft des Papstes ausgc-
sprochen.

Paris. Zm Lauf der letzten Woche hat
sich hier ein Slavenkomitce gebildet, welches
sich zur Aufgabe stellte, auf die gegenwärtigen
Ereigniffe in Ungarn im slavischen Sinne
einzuwirken und gegen die Prätensionen der
Magparen, welche von eincm großcn histori-
schen Ungarn träumen, entschieden zu prote-
stiren. Das Comitee besteht aus Serben,
Kroaten, Slowaken, Dalmatiner und Montcne-
gliner, die an alle hier lebendc» Slaven ein
Rundschreibcn gerichtet habcn, worin diesen
Las pvlitische Programm dcs Vereins milge-
theilt wird und Leßtere zum Beitritt -aufgc-
fordcrt 'werden. Zn dem Programm des
Vereins werden die historischen Ansprüche der
Ungarn absolut zurückgcwiesen, da dic Slaven
in ihrer ungeheuern Majorität von 11 Mil-
lionen nicht Willens seien, sich statt ber histori-
schen Herrschaft Oesterreichs dre der Magpa-
ren gefaüen zu laffen. „Ein Volk vo» 1
Millioncn — heißt es am Schlnffc — kann
unmöglich eine große Zuknnft haben, und es
ist Hohe Zeii, dcn lächerlichen Uebertreibungen,
lügenhaften Berichten, knrz dem ganzen polili-
schen Schwindel der magparischen Agenten im
Auslandc encrgisch entgegenzutretcu."

S ch w e t z.

Bern, 12. Febr. Herr Cobdcn hat dic
Schweiz als Vermittlerin in den nordameri-

Bringen Sic inir ihn hterher, Herr Pastor, damit
ich ihn um Verzeihung bitte. Bringen Sie mir
Alle hierher, dencn ich wehe gethan, auch das fremde
Mädchcn und meincn Vater, denn ich fühle, daß
sich mcine lctztc Stundc zu nahcn beginnt!"

Rach diesen Worten sank der Vcrwundete wiedcr
auf sein Lager zurück; der Geistliche abcr eilte, des
Sterbenden letztcn Willcn zu erfüllen und scine Vor-
bereitungen zu dcr fcierlichen Handlung zu treffcn,
die cr dcm Reuigcn zu gewähren nun rccht gcrne
bercit war, und bald kehrte cr wicder zurück, um-
geben von Mcister Werner und sciner Frau, Ger-
hard und Lenchen, Iulictta und seincm Vatcr, die
sich in einigcr Entfernung um das Lagcr dcs Stcr-
bcndcn aufstellten, während der Geistliche zu thm
hintrat, um ihm mitzuthcilen, daß stin Wunsch er-
füllt sei.

Noch einmal richtetc sich Felir auf scinem Lagcr
empor und blickte freundlich im Krcise umher, wo
sie Alle versammelt waren, deren Vcrzeihung er so
gcrne mit hinübcr genommen hättc iN's unbekannte
Zenseits! und fie thaten es mit aufrrchtigem Her-
zen nnd rcichten ibm Alle freudig die Hände, als
er auch ihnen offen seine Schuld bekannt halte.

kani'schen Mrren vvrgeschlagen; der BundeS-
rath hat den Borschlag als unausführbar
abgelehnt.

Ita iien

Rom, 9 Fcbr. Die Congregation des
Concils hat nun zum zweiien Male die Ehe
der Frau Caroline Jwanovsku mit dem Prin-
zen Rikolaus v. Sayn-Wittgenstein als nich-
tig erklärt, weil sie nicht in der von der
Kirchc vorgeschriebencn Form eingegangen
worden sci.

Turin, 1l. Febr. Gencral Klapka b e-
schäftigt fich in Neapel mit der Organisation
der Gencralstabes für die zukünftlgc ungari-
sche Armce.

General Pi'neüi', der bisher m den Abruz-
zen commändirte, ist abgesetzt worden, weil
er in einer Proklamation vie reactionären
Banden die Trümmer einer Räuberrace ge-
nannt, benen man kein Mitleid zcigen dürfe;
um Politik sei es ihnen nicht zu thun, son-
dern um Beute; es seien die bezahlien Bri-
gands deS Vikars des Satans, die ihren Dolch
einem Zeden vcrkaufen; der geistliche Vam-
ppr, der seit Jahrhunderten der Mutter das
Blut aussauge, müffe vernichtet werden u. s.w.
„Constitutionuel" bemcrkt dazu, dcr General
sei ein Narr.

Man schreibt dcr Corresp. Havas aus
Steapel vom 9. Febr. über dic letztcn wich-
ti'gen Ereigiiiffc vor Gaeta: Das Bombarde-
ment von der Landscste begann im Lause des
30. Am 1. Morgens stellte sich die Flottc
unter den Battcrien aus und ervffnete ei»
furchtbares Feucr. Einige fremde Gesandten
woüten fich auS Gaeta zurückziehen, allein
Cialdini gestaitete es nicht. Die Batterien
Vico Pvrto, Santa Maria und Gasteserri
hatten gegen die Schiffe Pcrsano's zu thun,
und crlitten großen Schaden. Gegcn Abend
jedoch zog stch vie Flvttc in die Gewässer
von Mola zurück. Dies war nur das Vor-
spiel. Zn Ler Nacht vom 1. auf ven S.
dauerte das Bombardemcnt mit Heftigkeit
fort. Am 5. Abends 1 Ilhr vernahm man
einen fürchterlichen Knall. Die Bvmben der
Belagerer hatten ein Pulvermagazin in der
Festung l'n die Luft gesprcngt. Daö gort
OrlaNdo war zcrstört, dic Batterien der Ci-
tadelle und von L-anl Antonio waren bei-
nahe dem Erdboden gleich gemacht. Gegen
das Meer zu hatte sich eine Bresche gcbil-
det, und die Sturmkolonnen, die man bercits
formirt hatte, konnten deßhalb iifcht marschir-
rcn. Man glaubtc aUgemem, dcr Platz werde
stch ergeben, aber als nach ciniger Zeit von
den Mauern herab kcin Zeichcn zum Parla-
mentiren gegebcn wurdc, fing das Feuer von
Neuem an. Es fielcn abermais einige Taü-
scnd Bomben in die Sladt und bei Einbruch
der Nacht nahm auch die Fiotte wieder Theil
an der Beschießung. Am 6. AbenvS kam
cin Parlamenlürkahii zum Admiralschiff gc-
fahren, um siK mit Persano zu benehmen;
Franz II. verlangte einen 18stündigen Waf-
fenstiUstaiid, um dic Todtcn zu bestatten.

Als nun aber der Geistliche scgnend seine Hände
auf ihn lcgie und lhm daS heiligc Abcndinahl er-
theilte, da sankcn Alle auf dic Knie nieder und
sendcten c!n leises Gcbet zum Himmcl cmpor für
die Wiedergenesung des armen Vcrwundcten; doch
es sollte nicht erhöri «crden, denn schon nach wcni-
gcn Stunden hatte er aufgchört zu lcben.

(Forsetzung folgt.)

Wien, 11. Fcbr. D-c „Presse" schreibt: Frln.
Goßmann, dcr Lrebling nicht nur Wicns, son-
dcrn des ganzen dcutschen TheaterpublikumS, vcr-
mählt stch mit dem Hrn. Baron Prokcsch-Ostcn
und »erläßt Ende drescs Monats dte Bühne. Sic
machi vorerst mii ihrem künftrgen Gemahl cine
Rcisc nach Confiantinopcl, wohin das Paar crne
Einladung deS künftigen SchwiegcrvaterS, des k. k.
Jntcrnünrius Baron Prokesch, ruft.

(Sprachbereichcrung.) Das orthodorc Darmstädtcr
„Krrchenblatt" hat die dcutsche Sprache mit einem
neucn Ausdruck bcreichert. Es ncnnt nämlich Dic-
jenigen, welchc nach seincr Ansicht „Zcrtrümmcrung
dcs hiftorischen Rechtö", „Uebcrlieserung der Kirche
in die Hände der Demokratie" p. s. w. wpllen und
worunter es dft Unionspartci versteht, deren Organ
dic „cvangcl. Blatter" smd: „Kirchengaribal-
dianer."
 
Annotationen