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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0174

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fichtlich hoffen, bald anfgelöst werde»
wird. Doch befindea fich unter den Ucber-
länfcrn anch Menschca — wie es deren lei-
der unter jedem Stande gibt—die, wie das
C h am ä leoii, jeden Augenblick die Farbe zn
«ech'feln im Stande find, «nd an denen eine
Partei weder viel an Ansehen gewinnen,
noch viel verlieren kann. Wir aber, die wir
Freunde der Bad. Schulzeitung find, wollcn,
unbeküinmert um das Gekrächze ihrer Geg-
»er, auch in Zukirnst fortsahren, in dem viel-
gcschmähten Blattc frei und offen zu sagen,
wo uns der Schuh drnckt, und wollcn dies
um so lauter thun, je mehr wir uns durch
Demonstrationen — gleich der Erklärüugs-
Vemonstrativn — razu aufgefvrderl sühlen.

Freiburg, 19. Febr. Der bisherige
Pfarrer und Klvster-Beichtvatcr Karl Weickum
zu Lichtenthal, cin geborncr Borberger, ist
zum DomcapitUlär designirt. Derselbc ist
Convertrt und stämuit aus einer altrcfvrmir-
ten (calvinlstlschen) Fauiilie der Pfalz. Es
scheint, dic Curie bevarf besonders neube-
kehrter Elemente zu ihrer Stärkung. (Fr. Z.)

WieSdadea, 19. Febr. Zum Präsidenten
der zweiten Kammer wurde der Abg. Prvcu-
rator Dr. Braun mit allen gegen zwei Stim-
men gewählt.

Berlin, 18. Febr. In der heütigen
Sitzung des Abgcordnetenhauses,wurde von
dem Herrn Justlzminister ein Gesetzentwurf in
Betreff des Eives ver Juden cingebracht. Die
neue Fvrmel soll lautcn: „Zch schwöre bti
Gott dem Allmächtigen und Allwiffeüden ic.,
s» wahr wir Gott helfe!" (Kln. Z.)

Berlin, 19. Febr. Bei der gestrigen Er-
satzwahl im Naugarder Wahlkreise wurde der
Kandidat der konservativen Partei, Zustizraih
Wagner, Begründer d'er „Kreuzzeitung", zum
Abgeordneten gewählt.

Wien, 15. Febr. Nach einer Mittheilung
der „Berl. BSrsenz." soll dcr König von
Wfirttemberg dem Kaiscr vvn Oesterreich in
elNemBriefe scine Frcude über die eingesührten
Reformen ausgesprochen n»d daran den Wunfch
gcknüpft haben, auf dem betretenen Wcge zum
Heile Oesterrcichs und Deutfchlands fortzu-
sahren.

F r a n k r e i ch.

Paris, 15. Febr. Dic Broschürc von
Laguerronnierc: k'rsnvo, liome et l'ltplie
ist heute erschiencn. Jn cinem Vorworte
gibt der Verfaffer den Zweck an, der ihm
bei dieser Arbeit vvrgeschwebt hat. „Es ist
von hohem Jntereffe, sagl er, daß das Land
Vvllständig aufgeklärt sei, che die Debatten
iin Senat und im gesetzgcbenden Körper er-
öffnel werden. Dies ist der Grund, der mich
zur Uebernahme diescr Arbeit bewög, und,
weit ciiiicrnt, daß meiii officicllcr Character
meiner schrlststellerischen Aufgabc irgend eine
Zurückhaliung auferlegke, schien es mir, daß
diese Aufgäbc dadurch um so ernstlicher
werde. Das Amt, das ich unter der hohcn
Verantwortllchkeik hes Herrn Ministers des
Jilliern bekleide, gestattet inir nicht, cinen so
wichtigen 'Gegenstand ohne seine Zustimmung

Unrcr dcm furchtbarstcn Schincrze hatte stch Leon-
ttne vvn dcn Hindern getrcnnt; als aber nuN j>te
Nacht hcrangckommeu, da verließcn auch wir Beide
durch einc 'gehcime Pforte das Schloß, u« als
Baüersleute verkleidet, den Weg nach dcr dcntschen
Grenze einzuschlagcn.

Vorsichtig schritten «ir dcn Weg entlang, um ein
naheS Geholzc zn erreichcn, hintcr wclchem ein
frcundliches Dörfchcn lag, wo wir Unterkunft für
dicse Nacht zu finden hofften, um am ändern Tage
dic Flucht weiter fortzusetzen." "" j

Schivankender war jcht dic Stimmc dcs Erzäh-
lenden geworden und mit Mühe schien er nach
Athcm zu rtngen; dennoch aber fuhr cr fori:

„Wcnige Schritte nöch und wir hätten daS Gc-
hvlze erreicht, da traten plötzlich mehrcrc dunklc Gc-
sialtenäus demselbcn Hcrvor; in cincm Augenblick
waren wir von denselben umringt, Nnd trotz meiner
»erzweifcltsten Gegenwehr musite ich sehcn, wie mcine
unaussprechlich gcliebtc Le'ontinc ünter dcni hcrz-
zerreißendsten Aammer gewaltsam fortgcschlcppt
wurde.

Was weitcr geschehen, weitz tch nicht. Erii nach
mehreren Tagen, als ich wicder zur Besinnüng kam,

zu bchandeln." Die Broschüre selbst hat tm
Allgemeiiien den Character eiser htstorfschen
Darlegung der Stellung, welche der Kaiscr
seit seiner Ernennuag zum Präfidenten der
Republik dcr Kirche gegenüber el'nhtelt, s»
wie der Beziehungen, in welchen während
di'eser Zeit bis auf den heutigen Taq di'e
franzöfische Politik zum römischen Stuhle
stand. Es wird eine Schilderung der sort-
währenden Bemühungen Frankreichs um-die
Erhaltung und Kräfti'gung des päpstlichcn
Ansehens, so wic der vielfachen Dienste, die
es, trotz allen Widerstrebcns der römischen
Kurie, der Sache des hei'l. Vaters geleistet,
entworfen und der Nachweis zu liefern ver-
sucht, daß das Papstthum stets zu seinem
Schaden flch blindlings von den Ei'nflüffen
beherrschen li'cß, welche die Religion als
Deckmantel für ihre poliiischen Zwecke ans-
beutete», während es jevcn Rath und jeden
Vorschlag verschmähte, die ei'nzi'g daraus aus-
gingen, das Papstthum mit der neuen Ord-
nung der Dinze zu versöhncn und von sciner
weltlichen Herrschqst zu retten, was je im
Drange der sich gestaltenden Thatsachen noch
zu rekten war. Der cigentliche Gegner, wel-
chen Hr. v. Lagucrronniere so gewaltig an-
greift, ist nicht dcr Papst, vor deffcn Per-
sönlichkeit und kirchlicher Stellung er die
grvßte Ehrerbi'etüng an den Tag zu legen
befliffen ist, sondcrn die legiiimi'stische Partei,
namentlich in Frankreich. Sie wi'rd direct
bezüchtigt, Schutd an allem Uiiheil zu tra-
gen, das über Rom gekommen, unb cs dahin
gebracht z» haben, wo es heute steht; sic
hat die von Napoleon III. der Kirche und
dcm französischen Klerus bcwi'llrgten Vor-
theile u»d Freiheiien zur Befricdigung ihrcs
Grolles, zur Verfolgüng ihrcr geheimen ehr-
geijigin Plane ausgebeittet und mißbraucht;
sie hat dem römischen Hofc falsche Vvrstel-
lungen über die öffentliche Stimmuug in
Frankreich beigebracht und ihn von Mißgriff
zu Mißgriff, von Thorheit zu Thorhcit bis
z« dem Puncte fortgeriffen, wo der Rest sci-
ncr wcltlichen Herrschaft aus dem Spiele
steht. Was nun den erwarteten Aufschluß
über die evcntuclle Lösiing der römi'schen
Frage anbelangt, wodurch, vie Broschüre ihre
cigcntll'che cnropäische Bedcutung erlangen
würde, so fehlt der Darlcgung dcs Sach-
verhalts die entsprechendc Conclusion. Es
bleibt Jedem nnbcnommen, sie sich selber zu
ziehen, sie wird aber verwirrt durch die
schließlich ausgesprochene Verstcherung, der
Kaiser werde auch fcrner noch sein Schwcrt
in Rom laffen, um die Sicherheir des hei'l.
Vatcrs zu schützcii. Der letzte Abschnitt der
Broschüre lautet: „Zst den» wohl das Uebel
unheilbar? Wir denken es nicht. Man kann
heut zu Tage in Röm, wie in Frankreich
darüber imhcilcn, daß die ltail'eillfche Frage
kein uuvvrhergcschener Unglncksfall ist, wie
man v»r imd nach dem Kricge giaubte. Jta-
iien ist tiii großes Jntereffe der Eivilifätion
Und der europäischen Ordnung. ' Es fand
bisher feinen Platz nür rn der Geschichte;
cs ha! ihn förta» m Lcr activen Poiitik und

in der Diplomati'e der Natkonen errungen. Es
hat noch mehr gethan, und man kann sagen,
daß das Hcrvorlrete» seiner Nali'onali'tät aus
der Karte Enropa's scho» die ällgcmeine
Situativn verändert hat. England, das nvch
vor zwci Zahren die Verträge von 1815
als unverletzlich erklärte, ist selber so weik
gekommen, einen der schwerstcn Angriffe auf
das so kunstvoll gegen Frankrei'ch organistrte
europäische Spstem zu bcgünstigcn. Rußland
wendet, seicdem es offcn und ehrlich auf sein
ausschlicßlichcs Protectorat über Deutschland
und auf selne Herrschaft über den Orient
verzi'chtet hat, selnen rechtmäßigen Eiiifluß
dazu an, Cvnfli'ctcn zuvorzukommen. Preu-
ßen hat, blinden Lärm und verwegenc Dro-
hungen von sich weisend, durch ei'ne kürzlich
exfolgte Abstimmung wiedcr in eine seiner
historischen Rollc und seinen unvestreitbarsten
Rcchten entsprechende Bahn eingelenkt. Oester-
reich sucht sich vurch Reformen von seinen
Niederiagen zu erholen und mit eincr ihm
hochanzuschlageiiden Zurückhaltung beschränki
es sein Jlitervcntionsrecht auf sein Verthei-
digungsrecht. Spanien geht aus Stürmen
hexvor, und seine sich rrgelnde und mäßigende
Freiheit hcbl es wieder zu seinem alten
Ruhme empor. Ztalien hat für seinen Theil
viel zur liberalen Bewegung in Europa bei-
getragen, die durch Vernichtung der Coalt-
lionskcime alle Hoffnungen anf Frieden u»d
Fortschrrtt bestärkt. Aber wenn Ztalien bc-
freit ist, so rst es noch nichl konstituirt, und
das Hinderniß seiiier Organisauoi, ist Rom.
So längc der unselige Antagonismus dauen,
den man zwischen Kräftcn, deren Einigung
so viclen Jnlereffen emspricht, geschaffen hai,
befinden sich Jtalien und das weltiiche Papsi-
thum nicht m den Bcdingungen des Glcichge-
wichts. Sie mögen sich einlgeii mid es wird
aus dieser Alliänz ihre gemeinfchaflliche Größe
hervvrgehen. Es ist eben so schwex, Ztalie»
ohne den Papst, als den Papst ohnc Ztalirn
zu begxeiferi. Sie sinv duxch Neberlieferung,
vurch Geschi'chte, durch die allgemeine Ehr-
furcht der katholischen Vöiker vvr dem Kir-
chenoberhaupt an einandcx gebundeii. Als
der Kaisex gcgen Oestexxei'ch Vexbindlichkei-
ten eiliging, wax es scine Absicht, dieses kost-
baxe Banb wiedex zu knüpse». Am Tage,
an welchem dieser große Gedanke sich vcr-
wirklichen wird, werbrn wir das Papstihum
in der modernen Gesellschaft eine seines Ur-
sprungs und seiner Autonomik würdigc Au-
torität wieder erlangen sehen. Wir werdc»
schcn, daß Jtali'en zu der politischcn Gewalt
scinex Unadhängigkeit noch die moralische
Gewalt einer ganz ausnahmsweisen Sitüa-
tion hinzufügt, die es zum Vatertaude ei'iier
bis zu den äußcrsten Grenzcn der Erdc sich
erstreckenden geistlichen Soiiveränl'tät machi.
Einstweiieii und trotz alles Vorgcfallencn,
trotz so vieler der gxoßmüthi'gen Znlexventi'ou
Frankxeichs cntgegengesetztex Wcigerungeii,
trotz so vieler seine Hingcbung nichl eruiu-
dcnder Ungerechti'gkeiten, wird der Kai'srr,
wir sinb deffen überzcugt, sein Schwert m
Rom laffcn, um die Sicherheit des heiligen

fand ich nnch, üii't Wunden bedeckt, in einem dirstercn
Gefangniffe, deffen schmale Fenstcr mit starken Eisen-
staben vxrsehcn waren Und deffen Bcschließer mir
keine Auskunft gebcn konntc, wo mcine Gattin htn-
gekommen wär.

War ich in die Hände dcs HerzogS gefällen, dann
müßte ich das Acußerste befürchten; wahrschcinlich
sparte man mich nux auf, biS ich von meinen W»n-
den genesen war, mn dänn auf's schreckiichste zü
Tode gemartert zü wcrdcn. Doch es sollte nicht
gefchehtn. Mein Gcfangcnwärter, sclbft ein hcim-
lichcr Anhänger der Hugenottcn, verhalf mir zrrr
Fl.ucht. -

(Fortsctzung folgt.)

(Das ncue Pfälzcr Gcsangbuch.) Daß die
Pfälzcr nicht nur ganz in ihrcm Rechte sind, son-
dern sogar die Psticht haben, mtt allen Kraften
gegcn dre Einsührung des neuen Pfälzer Gesang-
buchcs zu kämpfen, davon vcrschafft schon eine kurze
Einsicht in oasselbc die gründlichste Uebcrzeügung.
Der Schrift eines bayerischen Landtags-Abgcord-
neten aus der Pfalz (Kirchengcsetz und Kirchcnge?
«alt in der baycr. Pfalz. Äunchen 1860. 3. Ab-
druck), wclche Proben aus dem neuen Pfälzcr Ge-
sangbuche liefcrt, entnehmen «ir cinige crbäuliche

Stellen. So Vers 3, Liei>97: „GotthatFreunb-
schaft Euch bewciset, — Seinc Lieb' an Euch ge-
preisct, — denn Zhr wärt verflucht, cr hat Euch
besncht — Und benedcit dnrch seine cinige Frucht."

^ Vers 7 und 8, Lied 794: „Dic Braut iu durch ben
Bö.rhang gangen, — Zu ihrem holden Bräntiqam,
— Stun sttllet sie ihr yeiß Bcrlangen - Bci bem

so theuren Gottcslamm..... ,-Sie hatnun

Alles zu genießcn, — Worauf ihr Glaube sich ge-
freut; — Dic LcbenSquell' läßt in sic fließcn --
Die Ströme ew'ger Süßigkeit.. üi.« — Wtr ver-
denken eS oen Psälzern dnrchaus nicht, «enn sie
solche Erbauungsschristen für ihrc Angehörigen
als schädlich und ungcnicßbar zuriickwcisen; unb ob-
glcich man ihnen in Consiftorialrescriptcn „rcvo-
iutivnärcn Geist" vorwirft, „dcr sich nunmchr die
Kirchc zum Gegenftandc seines Angrists gewählt
habe", so sind und bleiben bie Pfälzer deshalb doch
wackere Leute, welche eben nur nichtduldeu wollen,
daß man sie in das Dunkel voriger Aahrhunderte
zurückführe. Wenn Pfarramtscandidaten aus der
bclicbtcn Erlanger Schule in ihren einsamcn Stun-
den aus obigen Prodncten einer mchr als morgen-
ländischcn Phantasie ihren Glauben ftärkcn, so wer-
dcn die Pfälrer wenig dagegen einwenden; nur'abcr
follen Jene ffch hütcn, solch' ranzige Kvst noch im
neunzchnten Jahrhundert vorsetzen zu «ollen.
 
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