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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0178

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Gnlden, worauf eine hinter di'eser Frau
fiehend« Person 8'/^ Guldea sagte. Das
zitternde Kind wendetc fich schnell um, und
da wahrscheinlich die Person Lem Kinde,
«elches seine bisherige Pflegemutler ungern
verließ, sehr mißfiel, s» wurde eS halb ohn-
mächtig. Der im Dienste noch ueue Herr
Bürgermeister, «elchrr, als svnst humaner
Manu bekannt, hofseatlich solche Steigerungen
sernerhin nicht mehr abhalten wird, ersuchte
die seitherige Pflegemutker, doch 8 sl zu
sagen, waS viese aus Erbarmen auch that,
uad schnell sprach nun der Herr Bürgermeister
„zum drittcn Mal." So enbele die Sache sür
diesmal mit glücklichem Ausgange. Wir frageu,
ob solche an Skiavenlhum und Barbarei er-
innernde Vorkommniffe in unscrm Baden
nicht ein sür alle Mal abgeschasst werden
könntcn.

Frankfurt, 2V. Febr. Die gestrigc aus
den Nachbarstaaten besuchte Versammlung
des Nativnalvereins wählte Herrn von Ro-
chau aus Hcidelberg zum Vorsixenden. Hr.
Metz beüntragte sodann ciue Adrcffe an die
Freundr deS NativnalvereinS in Würticmberg
und bemerktc, daß der Verein im Großher-
zogihum Heffen immer mehr an Bedeutung
gewiniie. Bennigsen, mit anhaltendcm
Applaus begrüßt, untcrstützt die Adrcffe
und schiebt den Concordalen dcn Riß
zu, welcher im Jahre 1859 rücksichtlich des
italienischen Kricges durch die sreifinnige
Partci in Deutschland gegangen sei. Dcr
fii.stcre Stand ber Dinge in Oesterreich habe
einen großen Theil freisinniger Männer Nord-
beutschlant's bcsorgt gemacht für die religiöse
Freiheit bes VolkeS, wenn man das Oester-
reich, welcheS zu mittclalterlichen Zuständen
zurücksühren wolle, untcrstütze. Dcr Be-
schluß in Eßlingen sei deßhalb von großcr
Wichtigkeit, n>r>1 cr zcigc, wie selbst bei ei-
ncr übcrwiegend katholischen Bevölkerung das
Pfaffenthum kcine Wurzel mehr habe. Zur
Reichsversaffung übergchcnd, bcmerklc der
Redner, sie müffe die Grunblage sür bie
künftige politische Gestaltung abgeben, doch
sei eS möglich, daß untcr vcränderten Vcr-
hältniffen cine Revision vorgenommcn werdeu
müffe, zu.deren Vollenduiig gewiß nur so
viel Tage nöthig sein würden, als daS Par-
lament Monate bedurst hättc. Dr. Fried-
leben rechtsertigt die Haltung seincr, der
republikanischen Partei, in den Zahren 1848
und 49; sie gerade habe einc einhcitliche
Herstellung Dcutschlands gewollt, sic wäre
die letzte im Parlamcnt gcwesen und hälie
dann im Eril gelitten; immer treu ihren
Principien würde sie sich ben Bcschlüffen der
Majorität sügen. Brenner aus Hanau
dcmerkl auf die Aussorderung des Dr. Metz,
dem Nationalverem beizutreten, daß den
Kurhcfsen dieS verbotcn sei, boch schlage ihr
Herz sür die bentsche Sache und den Natio-
nalverein. Jhr Kamps iu der Versaffungs-
frage documentire hinlänglich ihre Gesinnung.
Schließlich wurde einc Evllecte für Schles-
wig veranstaltet. (R. F. Z.)

Lckndmann crfahren, daß fich mcin chemaliger Dic-
ner, cben dcrjenige, dem ich einst meinc Kinder zur
Rcttung anvcrtrautc, als Abrntcurer im südlichcn
Deutschland herumtreibcn soll.

Diesen aufzusuchcn und von ihm ctwas übcr das
Schicksal meiner Kinder zu crfahren, trcibt es mich
abermalS von Hcidelbcrg fort. Ehe ich aber schcidc,
mußte ich crst Ew. Durchlaucht mit meinem Schick-
sale »ertraut machcn, um die Bitte daran knüpscn
zu dürsen, Ihren Bcamten dic Weisung zu erthei-
len, aus dcn Mrnschen zu fahnden, sollte er fichje
einmal in Ihrem Landc blickcn laffcn."

Nach diesen Wortrn hattc der Marquis cin Pa-
picr aus dem Busen gczogen und dassclbc dcm Pfalz-
grafen hingcreicht, dann fuhr er mit bcwegter Stimme
fort:

„Wohl hat fich in dieser langcn Reihc von Jahren
gar Manches geändert, darum wird sie auch an dic-
sem Mcnschen nicht spurlos vorübergcgangen sein.
Um aber doch wenigstens eincn AnhaltSpunkt zu
haben, übergcbe ich hier Ew. Durchlaucht ein Pa-
pier, auf welchem ich des Menschen Namen und scin
Srgnalcment aus früherer Zeit aufgczeichnet habe.
Hgben Sie die Gnade, es Ihren Beamten zukom-

A«s Naffau wird geklagt, daß der,
voriges Jahr in der Kammer gerügte, soge-
nannte Menschenfleischhandel noch immer stark
im Gange ist. Mädchen von 14 — 16 Zahren
werden von gewiffenloscn Händlern zu dem
unfittlichen Leben in England, Rußland,
Schwedcn u. s. w. ausgekauft. So svll dieser
Tagc auS dem Amte Hadamar wieder eine
ganze Karawane verkaufter Kinder ihrer
scheußlichen Beftimmung entgegen gegangen
sein.

Dresden. Für Gaeta waren biS 16.
Februar 2400 Thlr. eingegangen. (Die Herrcn
ihäten gut, sagt die „B. Vz.", wenn sie das
Geld nach dem sächsischen Erzgcbirgc, wo
die Noth täglich im Stcigen begriffen ist, zur
Vertheilung an ihre Landsleute schickten )

Berlin, 19. Febr. Die Hamburger
„Resorm" erfährt, daß der Großherzog voir
Oldenburg den König von Dänemark in einem
cigenhändigen Schreiben sehr dringenb gebeten
hat, den Streit mit'Deutschland nicht bis zum
äußersten kommen zu laffen. Seiner Zeit
stelltc dicser Fürst bekanntlich ben Antrag beim
Buitde, der Anlaß zu dem Erekutiousbeschluffe
gab.

Prag. Der bömische Landtag wird am
10. Aprtl zusammentreten.

Pesth, 21. Febr. Die Zustizconferenz
am Mittwoch beschloß die Wiebereinführung
des ungarischen Wechselgesetzes mit vvm Eo-
mile beantraglen geringen Modificationen,
und vcrwars den Anrrag, den Reactivirungs-
rcruiin hiesür unv für andere wiedcrherzii-
stellenbe Gesetze hinauszuschieben. Die Ose-
ner Stadtrcpräsentanz beschloß Ausschließung
aller seii 1849 aiigcsicdkltcn Fremden, sclbst
Rcalitätsbesitzcr, von der Wahlbcrechtigung,
Beiseitelcgung von Ausfvrderungen zu Aera-
realsteuer, Rückständeeintreibungen, Annahme
ungestempclter Eingaben und Quitrungen.

Frankretch.

Paris, 1?. Febr. Nach dem „Zourn. de
Mon." circulirt in biesem Augenblick eine
sondcrbarc Schrift in Nizza. Es ist eine
Werbeliste, welche die Ausschrift trägt: „Große
Vereiliigung und feierlicher Schwur von 5000
Frauen, um sür die Besrciung Romb, Venedigs
und Ungarns zu kämpsen. 3000 Zuavinnen
und 2000 Amazoncir, nach Art der französi-
schen Husaren gekleidet, sollen den Effectiv-
stand dieser wciblichen Armee bilden. Der
Oberbefehlshaber unb die Hauptleute für diese
Truppen sind bereits ernannt. Folgende Städte
haben schon erklärt, die beibemerkten Contin-
gcnte zu stkllcn: Florenz 530, Pisa 328, Ber-
gamv 283, Livvrno 200, Gcnua 27, Turin
36, Mailanb 21, Monza 110, Broglio 27,
Pavia 35, Lodi 29. Alle müffen auf das erste
Signal Familie, Bräuiigam, Vcrwandte rc.
verlagcn, um sich iinler dic Bcsehlc des „gro-
ßcii „Dictators" zu stcllen. Der Rath hofft,
daß es kcine Stadt in Ztalien gibt, die sich
nicht beeilen wird, dem gegebenen Beispiel zu
solgcn.

Paris. Dic französische Kriegsflotte be»
steht laut amtlichcr Mittheilung gegenwärlig

men zu laffen, um von denselben im geeigncten
Kalle Gebrauch zu machcn. Es ist dcr lctzte Hoff-
nungsanker, den Sic cinem vcrzweifclnden Gatten
und Vatcr rcichen können!"

Ticf ergrtffen hatte ihm der wohlwollende Fürst
jcde Hülfe freundlich zugesagt und mit dem heißc-
stcn'Danke verließ ihn dcr Marquis, nachdcm er
versprvchen, noch einmal nach Heidelberg zurückzu-
kehren.

Von diescm Augenblickc an hattc derselbe das
südliche Deutschland nach allen Richtungen hin durch-
krcuzt, ohne jcboch eine.Spur von seinem ehema-
ligcn ungctreueu Dicner auffindcn zu könncn, «es-
halb cr sich denn auch entschloß, «ieber hinüberzui-
wandern in scin Hcimathland, wo immer noch, trotz-
dem beinahe siedcnzehn Jahre vergangen warcn,
seit in diesem Lande zwischen christlichen Mitbrü-
dcrn jenc Gräuel vorgefallcn, wclche män noch hcute
mit bem schauerlichen Namcn: „die Pariscr Blut-
hochzeit" bezcichnet, dic Kämpfe fortdauerten, welchc
Glaubenscifer und Jntolcranz gcgcn die freiere
Richtung in Religionssachen heraufbeschworen hat-
ten. War cS ihm auch nicht gelungen, von seinen
Kindern irgend eine Spur in Deutschland autzu-

auS 33 Linienschiffen (wovon 12 neu), 17
Fregatten (wovon 11 neu), 1 Panzer-Fre-
gatte, 7 neuen Corvetten und 28 neuen
Aviso's.

Paris, 20. Febr. Die Zahlungen an der
Kaffe von Mirss sind vertagt bis nach Fer-
ttgung eines Jnventars.

Paris, 20. Febx. Eugcn Scribe der be-
rühmte Theaterdichter, wurde hcute Nachmit-
tag 2 Uhr in seinem Wagm von einem
Schlagfluß betroffen. Er war augenblicklich
todt. —

„La Presse" glaubt, daß an dem Tage,
an welchem Frankreich die Unabhängigkeit
Ztaliens gesichert habcn werdc, es sich nichl
mchr um Strategie zu bekümmern haben
werdc, die italienischen Armeen seien dann
französische. Hcrr von Vincke scheint fretlich
andrrer Meinung zu sein.

S ch w e i z.

Bern, 16. Febr. Seltsam ist es, daß
schon jetzt das Lponer Heer aus 100,000
Mann gebracht werden soü (statt 40,000);
man setzt zwar bei, daß dies wegen Jtalien
sei, allein bei deu Friedenstauben von Paris
ist diese Maßregel jedensalls bezeichncnd. Sie
kommt, beiläufig bemerkt, aus guter Quelle.

(Bad. L.-Ztg."

C n g l a n d.

London, 19. Febr. Dic mit dem letzten
Dampfer aus Washington vom 9. d. etnge-
troffenen Rachrichten melden, daß die relchen
Kausieute ln Newpork angezcigt hälten, der
künstige Präsident würde vo» den Capitali-
sten keine Unterftützungen zu erwarten haben,
wenn er dem Süden kein Comprvmiß be-
willigte.

Ztalien

Tnri». Wie man von Turin schreibt,
wurbc kurze Zeit vor der Ankunst des Kö-
nigs in der Kammer, auf dem Platz Carignan,
welcher sich vor dem Parlamente befinbet,
ein Mann, welcher 2 Pistolen in der Taschc
hatte, verhaftee. Derselbe ist in den dreißi-
gen und spricht neapolitanisch. Zn einigcr
Entfernung von diesem wurde noch ein zwei-
tes Ziidivibuum, von ungefähr 50 Jahren,
festgeiivmmen. Die Menge war wüthend ge
gen die Beiden unb konntc nur burch die
Polizei vo» einer furchtbaren Rache abgc-
halten werdcn.

Die Organisation des Landes wird im ita-
lienischen Parlament zu harten Parteikäm-
pfen führen; bie „Perseveranza" selbst erklärt
sich gegen bie Coiicentrativn aller Gewalle»
in Turin und sagt, wir woüen Ztaliener,
aber nicht Piemontesen sein.

Turin, 17. Aebr. Die wfficielle Zeitimg
verößeiitlicht heure uiimittelbar vor ver Par-
lamentserbffnung mehrerc wichtige Dccrete.
Das erste macht bcr Autvnomie von Toscana
ein Ende, das zweile hebt bie außerordenl-
lichen Vollmachten auf, welche bisher dc»
Generalstatthaltern in Sicilien und Reapel
verliehen waren, bas driiic führt das Con-

finden, so war es ja vielleicht möglich, sich dort
wieder mit der Gattln zu vercinigen, die jetzt von
ihrem größten Widersacher befreit, ohnc Zweifel
mit heißcr Sehnsucht seinem Erscheinen entgegen-
harrte. (Korts. f.)

Der ncueste „Kladderadatsch" enthält folgenden
Wochenkalendcr: Montag, 18. Febr.: Dic Dänen
blokircn Stralsund. Das crste Garde-Regimcnt zu
Fuß nimmt ein dänisches Linlcnschiff mit Sturm. --
Dienstag, 19. Febr. : Die Däncn blotiren Swine-
mündc. Das zweite Garde-Rcgiment zn Fuß entert
eine dänische Krcgatte. — Mittwoch, 29. Febr.:
Die Däncn blokircn Danzig. Dic Pionierc untcr-
minircn zwci dänischc gregattcn und nchmcn sie.
Donncrslag, 21. Fcbr.: Dle DLncn blokircn Stolpe.
Eln Dragoncr-Regimcnt macht einen Angriff auf
eln dänisches Linienschiff und nimmt es. - Krei-
tag, 22. Febr.: Die Däncn blokiren Königsbcrg.
Eln Bataillon Filsiliere übcrrumpelt durch einen
nächtlichen Uebersall sechs dänische Eorvctten nnv
nimmt sie. — Samftag, 23. Kebr.: Dic gcnom-
menen dänlschen Schiffe vcrcinigen sich in Iapan
mit dcr preußischen Klotte und passircn einc Parade
nnter den Linden.
 
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