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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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ttvkS Arrangement l'n di'eser Rnqelegenheit
getr-fsen.sei'n wr'rh. (Krlsr. Z.)

k Aus dem Höh.qau, 2l. Febr. Ein
GrobschNned in Lkipiert,n.,en hat Versiiche in
fcincn GoldarbeiteN angestcllt; er hat iiämlich
20-Frankenstücke mit svlcher Fertt'gkeit fabri-
cirt, dckß.ste von drn ächten nur dnrch das
Befühlen zn imterscheideii sind. Die falschen
fShlen sich schmuKig an, oaS gebrauchte Ma-
terial bat sonst Gewicht und Glanz wie die
ächten uiid auch das Geprägc ist ziemlich gc-
lungen. Bekanntli'ch werden bedeutendere Zah
lungen vorzngsweise in di'eser Geldsorke ge-
leistet, und da manches Stück ausgeßebcn sein
soll, so ist es gut, weii» man sich diese Müuzen
genauer ansieht. Uebrrgens ist gcgen den
Thäter Untersuchung eingcleitek uud befindct
sich solcher in ficherem Gewahr, um «instwei-
len seine Thätigkeit einzustcllen.

V 2luS dem Unttirheiukreife 13
Fcdr. Wcnn der prot. Thril der Bevölke-
rung Badens 'recht besonders Ursachc hatte,
dic neue Zusammensetzung des evang. Ober-
kirchcnrathes, namcntlich aber die Bernsung
eiilts Manncs von so gcdiegencm Character,
gründlicher, wiffenschaftlicher Bildung, wie
dic des seitherigen Stadtpfarrers Dr. Holtz-
mann, freudig zu bcgrüßen, so diirfte auch
ver übrige Thcil der Bevölkerung diesen Schritt
hoher Staatsbehörde nichi ohne Grnnd dci-
sällig ausnehmen. Gewiß ist es, daß unserer
Staatsbehörde in aLcm Ernstc darum zu thun
»st, dem ullramoiitaiien Treiben nach seder
Scite hin ein Endc zu machen. Da dio-
ser Behörde zur Zeit noch die Oberaufsichl
über dic Volksschulen anvcrtraut ist, so dürfke
auch fur die nächstc Zeit Aussicht vorhaiivcn
sein, daß auch die einseitige Richtung in dic-
sen Anstalten, die seither aiisschlikßlich dcn
Character einer gcwiffen Partci repräsen-
tirte und damit vor lantcr Äuswendiglerncn,
Anhäufung von religiöscm Memorirstoffe, iiicht
mehr in andern uoihwendigen Fächern eni-
sprach, faüen werde. Für dic prvk. Lehrer
ist dieses cin crsreulichct Fvrtschritt, allein
die Staatsbehörde, dic Mehrzahl der intrÜ'i-
genten Bcvölkernng und dcr gesammte Lchrer-
stand kann sich nicht mehr mit eincr eiiiseiti-
gen' Vcrwaltung dieser wichtigen Angelegen-
hcit in oberster Hand bcgnügcn; die liberalste
Oberkirchenbehörde ist und muß «ls Ober-
schulbehörde einseitig sein; sie muß und darf
ihren Charactcr als Kirchenbehördc nicht ver-
leugncn und wird iiiimerhin das kitchliche
Jntereffc dem dcs Staatcs vorziehcn. Zu-
dem betrachtet eine sölche Bchördc dic Schul-
sachen als eine Appendir, unv wcnn auch vom
besten Geiste beseelt, nie in crster Linie mit
Rücksicht auf das allgeineine Zntcreffe der Ge-
fammt-Bevölkerung.

Die Lehrer würden z. B. den Herrn Prä-
läten Dr. Holtzmann over ven Herrn Obcr-
kirchenraths-Äffeffor Doll, a!s -Mitglieder
ves Oberstudicn- und Schulralhis, wclchcm
sie ihre Thätigkeit zu wivmcn hätten, mit
Freudcn bcgrüßen; aUein dic Zeitverhältniffc
verlangen Anderes ; sie vcrlangen, daß dic
Schule alS Orgauisinus von unten bis oben

fich seibstständig entwickeln kann; fie ver-
langen, daß die oberste.Lcitung dcr Schulen
nicht mchr Behörden anvertraut wird, die
nach Confcffionen gcschieden sind; ste verkän-
gen, daß das gesammte Schulwescn, seinrr
organischcn Einhcit wcgen, unter den großh.
Oberstudienrath gestellt werde, in den man
tüchtige Schulmänner beruft; sie verkangen
ferner, daß die Aufsichk im Amte nicht eincr
einzelnen Person, z. B, dem Ortsgeistlichen
odcr.Mü.rgermeistcr, über di'e Schule uud dcn
kehrer übergeben »verde, weil dies eine ein-
seiti'ge und nachtheiligc Controle ist; stc ver-
langen, daß dem gesammten Schnlvor -
stande, der aus dem Bürgermeister, den
Geistlichen, Lehrern und einigen andern Mit-
gliedern besteht, die äußere Ucberwachung
über dic Schiilen und die Dienstführung der
Lehrer im Allgcmeincn übertragcn werde.

Wir wünschen den protestantischen Gemcin-
den Glück zu dieser aüsgezelchnetcn Oberkir-
chenbchörde und knüpfen daran die angeiiehme
Hoffnung, daß die jetzigen Lenker des Staates
recht bäld an die Spitzc des gesammten Schul-
wesens, von der Elementarschulc bis zur Uni-
versität, in cbenso lopaler Wsisx Männer stellt,
die ebeüso aüsgezcichnct auf dem practischen nnd
theorctischen Felde der Päbagögik und Me-
thodik, wie in ihrem Character, denen e,n
vortrcfflicher Ruf, wie jenen Männern, vor-
ausgeht, die jetzt eine Zierde der evangelischen
Oberkirchcnbehörbe sind, auf dic jeder Babener
mit Stolz blickcn, und um welche sie das
Auslanv mit Recht benciden darf.

Frankfurr, 21. Zan. Heute Vorinittag
fand am Grindbrünnen cine große Parahe des
köiiiglich preuffischen ZOi.Znfäütcrie-Regiments
stätt, auf wclcher das erste und drittc Bärail-
lou des Rkgiments, wclche den Fcldzug in
Badcn mitgemächt hatten, dic ihnen dafür vcr-
'lichene Fahneuauszeichnimg feierlichst über-
reicht erhielten. — Jn der gestcrn hier ,'m
„Brüffkler Hofe" stattgehabten Bersammlung
hcssischcrVerlraucnsmänncr, bestehenbaus den
Mitglicdern der früheren Linken der Kammer
und vielen Gcsiiliiungsgenoffkn, wurde ein Aus-
schuß nicdergesctzt, um erotz des octroiirtcn
Wahlgcsctzes auf gesctzlichem Wege auf die
Wahl dcr Abgevrvliclcii ciiizuwirken und eine
mvglichst linabhängige Kämmcr wicdcr zu er-
längcn. Die Verhäildlungcn und Beralhungcn
dcr Versammlung warcn mäßig und gcuicffen
uud dürfre dieselbe anf nichl geringc Erfolge
zählen konneii. (M. I.)

Mainz, 22. Fcbr. Zn heutigcr Sl'tziing
ves grvßh. Dbergeüchts wurde Hr. G. Wirth,
HerauSgeber des hiir crscheiiiciiden „Nhcin-
hessifchcn Voiksblattcs", uachdcm alle ande-
rcn Äuklagcpuncte saUkn gelaffcn woiden,
wegcn Bcleivigung der ttalieiiischen Fürstrn
zn eincin Ävuat büigerlichcm Gcfängniß und
in die Kosten veruriheilr.

Nürnberg, 21. Fcbr. Für unscr gro-
ßcs deutsches Sänger.fcst zum 21. bis 24.
Zuli d. Z. ift von "Sciten der Regierung bie
Erlaubniß erfotgt. Der Raum des Festlo-
kals wird für 15,OM Zuhörer berechnek;

Augcnblicklich veriießen Bci-'e das Labinet und
begäbcn sich eiligst näch den Gemächern der Fürftin.

. , .änn . .' -- - 15. - - -

Wie zwischen den beiden Männern im Eabinkt
dcs Pfalzgräfcn, so hatte sich auch in den Gcmä-
chcrn der Pfaizgräfin zwischcn den beidcn Krauen
das Gespräch einzig und allein um daS Schicksal
der schwcrgeprüsten Frau und ihrcs Gatten, und
um den ihncn crst kürzilch zugestvßcncn Unsall ge-
oreht, dcr, so nahe an der Residenz , fast Beiden
das Lebcn gekostct hätte. Mlt dem innersten Be-
dauern hatic die hohc Frau der Marquise zu er-
kennen gegebrn, wie «che es ihr thue, daß ihr
glcich bci ihrem erstcn Tritt auf deutschem Boden,
ja in ihrcm Lande, solche Gcsahr gedroht; dänn -
abcr hatte auch sie ihr von dcm Urhcber diesrr
Frcvelthat, von seinen stühcren Vcrbrcchcn unv
von dem schönen Mädchcn erzählt, das er mit hier-
hergebracht und welches wahrscheinlich ebenfalls dnrch
ein Verbrechcn in seine Hande gerathcn sei. Die
Fürstin entwarf ein so vortheilhafteS Bild vsn dem
jungen Mädchen, daß die Marquise sich nicht cnt-
haltcn konnte, die edleFrau zu bitten, ihr dasselbe
vorzustellen.

Auf das bcreitwilligste ward ihr die Bitte ge-
währt. Schon nach wenigcn Augcnblicken trat Zu-
lictta, von allcm Licbreiz jugendlicher Anmuth um-
flöffeitz in das Gcmach und verneigte fich tief vor
ihrcr crhabenrn Gönnerin und der bci ihr befind-
lichen Damc, dercn bciderscitiges Staunen sie fich
im ersten Augenblicke nicht zu deutcn vermochte.

Längerc Zeit hatten bcidc Damen ohne cin Wort
zu sprcchcn sich bcredtc Blickc zugeworfen, bis end-
lich die Fürstin mit folgendm Wortcn das Schwei-
gcn brach:

„Sonderbrr! Höchst sonderbar!"

Wie aus einem Lraume aufgeschreckt, vie Hand
austs Hcrz gelcgt, ricf Leontine:

„O Gvtt! meine Ahnung! Wenn sie cs wäre?"

Dann wankte fie bcbcnd nach cinem Stuhlc, ließ
sich anf dcmsclben nieder und winktc Zulictta heran,
sich ncben. sie niederzulaffen.

Zulietta gehorchte schüchtcrn.

Ms sie »un aber an dcr Scite der Marquise Platz
genommen, diese ihre Hand ergriffcn und mild lä-
chelnd in ihr dunkles Auge schautc, da trat auch
die Fürftin heran und konntc sich nicht genug wundern
übcr die Aehnlichkeit, bie zwischen Beiden herrschte.

a« bedeutende Componisten find Einladungen
zu Festkompofitioncn ergangen.

München, 18. Fcbr. Die vo» dem
König Marimilian ber der hieflgen Akadeime
der Wiffenschastengegründete historische Kom
misfion hatte unter andcren historischen Werkeu
auch unternommcn, eine Geschichte der Wiffen-
schafien in Deutschland hervorznrufen. Dic-
selbe machie es sich zur Aufaabe, zunächst,jur
dic Geschichte jeder el'nzeknen Wiffenschafr
Autoriiäken bes Faches zu gewinnen. Es
habcn nun übernommen: die Geschichie dcr
Phtzsik Prof. Joütz in München, der Mathe-
matik Prof. Gcrhardt in Eisleben, der Mineiä-
logic Prof. v. Kobcll in München, der Land-
wirthschast Direktor Fraas in München, der
Philosophie Prof. Zeller in Marburq, der
Medizin und Phtzstvlvgie Prof. Virchow in
Berlin, der Chemie Prof. Kopp in Gießcii,
der Zovlogie Hofraih Wagner in (Aötiingen,
Vcr Botanik Prof. Nägcli im Mmuhen, der
Astronoinie Director v-. Littrvw in Wien, der
Technologie Dircctvr Kärmarsch i» Hannover,
der Geogrophie Dr. Peschel in Augsbukg, kcr
allgemcinen Sprachwiffcnschaft Prof. Ben-
fcy in Göttingcn, dcr Lolkswirthschastslkhrc
Hvfrath Roscher in Leipzig, des Staatsrechts
und der Politik Prof. Bluntfchli in München,
ber Zurisprubenj Prof. Zehring in Gicßcn.
der protestanischen Theologic Konststorialrach
Dorner in Göltingcn, ber Aestherik Pros.
Lotze in Göttingen, der Kriegswiffenschaft Di .
v. Bernhardi in Berlin. Demnach sino nui
noch wenige Kächer unbesetzt. Damit Vic
Herausgabe der zahlrcichen Bäüde möglichsi
und ohne Unlerbrechung grfördert werde, ift,
unabhangig von dem bcständigen Fonds dec
historischen Kommission, von dcm König aus
der Kabinctskaffe die Summe von 50,000 fi.
angewiksen, welche auf die nächsten 5 Zahrc
zu vcrthcilcn sink. So ist nach allcn Rich-
rungcn hin bäs Zustandekommen eines großen
Werkes gcsichcrt, welches, wie wenige anderc,
Deutschland zur glänzendcn Ehre, wie -der
Wiffenschaft zum nachhaltige» Nutzin gcreicheu
Fird. (A. Z.)

' München, 20. Febr. Durch Miiiiste-
rialt'escripts stnd im Königreich Batzern dic
Zstäetttcn in gcwcrblichei Beziehuug mit
den christlichen Staatsangkhörigen gleichge-
gestcllt wordcn. ' .

Kaffel, 15. Febr. Nach.ciner sehr unter-
richtetcn Eorrespvndcnz in dcr „Wescrzrg."
von hier, werden bie unter dem Titcl eiucs
„Staatsgeheimnisses aus Kurhcffen" gemach-
ten Angaben ber „Wochenschrist des A.-B."
über bie Erwcrbmig des kurhesstfchen Haus-
Vcruiügcns bestäiigt.

Aus Thüringen, 19. Aebr. Die Com-
mission von 5 Geneiälstabsoffizieren, wclche
Narnens deS Bundes die deulschen Eisenbah-
ncn bercisen und in militärischcr Bezichuiig
ulttrrsuchcn soll, ist angcwiesen, ihr Augcn-
mcrk tabci voczüglich auf folgcnde drei Punctc
zu richten: 1) Gründliche Erhebungen übrr
die Lcistungsfähigkeil aller bei Truppcnkvy-
centrirungen in Betracht kommenden deukschni
Eisenbahnen, svivohl in Lczug aus Fortdrin-

Langc permochte Leontine kei» Worilhcrvorzu-
bringcn; ais sic abcr endlich ihre Auftcgung nicder-
gekämpft, da begann sic foigcndcs Gespräch mit dem
Wädchcn:

„Heißt Du «irklich Zuiietta, mein licbes Kind?"

„Zch weiß es nicht andcrs, gnädige Fran! Denn
scit mcincr frühxstcn Kindhcit hat man mich.»icht
anders genannt!"

„Glanbst Du dcnn wirklich, daß diejenigcn, welche
Dich crzogen, Dcine Eltcrn sind?"

„Nein!" crwidcrtc Julietta, „ich glaube eS nicht,
und habe es auch nic geglaubt, dcnn vbgleich ich
geradc nicht klagcn kann über die Frau, die mich
erzogen, so hat mich doch derjenige, drr sich mft
später als Vater vorstelltc, solche Dinge zugemuthet,
die ein gutcr Vater nic von ftincm Kindc zu ver-
langcn'im Stande ftin wird!"

„Hast Du gar kcine Ahnung , daß Du jcmand
Anderem angehörst, nnd daß Du vielleicht doch
Dcinc wirküchen Eltern wicderfinden. kvnntest?"

(Fortfttznng folgt.)
 
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