Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0194

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
an den Kaiser votirt, einc Dank- und Ver-
trauensavrkffe an den Banus, deffcn baldige Ja-
stallirung am Landtage gcivünscht wird. Eine
Dank- und Vertrailensadreffe für den Prä-
stdenlen Mazuranic, der seinen Pvsten ohnc
Zustimmung der Ration nicht verlaffen möze.
Die Einführung des in alten Zeiten in Vi-
nodvl bestandenen Geschwornengerichts bean-
iragt. Wegen Einverleibung Dalmaiiens und
der betreffenden Theile von Jstrien und Krain,
Vertretung der Militärgränze am Landtage,
Belassung der Murinsel im 8tstu guo bis
zum Landtage Beschlüffe gcfaßt. (W. Z.)

Aus Nngarn werden fortwäbrend Ge-
waltthaten gemeldet, welche von Seiten der
neucn ungarischen Comitatsbeamten begangen
worden seien. Mag auch Manches in diesen
Angaben auf Uebrrtreibung bcruhen, so hän-
fen sich diese Meldungen doch so sehr und
von allen Seitcn, daß man an der Richtig-
keit der Hauptsache, einein anarchischcn Zu-
stande, nicht zweifeln kann. Allerdings
tarf nicht Labei vergeffen werden, baß die
Abschüttelung eincs Znstandes, wie der bis-
herige war, eben nie ohne Ungchöiigkcitcn
nach der andcrn Scite crfolgen wird. Ein
großer Theil der jetzigcn Gewaltthätigkeitcn
ist Folge der seitherigen Mißrcgierung.

Die städtische Rcpräsentanz in Ofcn hat
gleich de» übrigen Cominnnikäten aus Anlaß
des allerh. Rescriptcs vom 16. Januar l. I.
eine Adreffe beschloffen, in der die Commune
Ofen die Ueberzcugung ausspricht, durch das
Festhalten an den Gesitzen von 1848 nicht
nur der Revolution nicht Vorschub geleistet,
sondern hiedurch ebcn die Zntereffen dcs ai-
lerhöchsten Thrones gewahrt zu habcn. Schlicß-
lich drückt die Adreffe die Hoffnuiig aus : der
König werde sich den einmüthigcn Wünschcn
seincs Vvlkes nicht verschließen, wenn jedoch
diese offenen Bkkcnntniffe wider Erwartcn
die Verzögcrung der Einberufung des Land-
tages oder die Auflösung dcr Comitatscom-
missionen, dicser biSherigcn alleinigen consti-
tutioneüen Errungenschast, zur Folge haben
sollkc, so könnc ein Jedcr in dem Bewnßtseiii
der treu erfülltcn Pflichl und im Bewußtsein
deffen Trost finden, daß dic Nation wohl der
Freiheit, nicht aber auch der Tugenoen, welche'
sic derselben würdig machen, verlustig wurdc,
daß die Nation zwar für ihre constitutioneüe
Frciheit kei» Opfer, keine Mühe scheue,
ihren Kvnig aber burch Vcrschweigung ihrer
wahren Gefühle nimmer zu hintergehcn ver-
möge.

Krankreich.

Paris, 19. Febr. Die Wcchsel, welche
meist von Konstantinopel anf Mirös gezogcn,
in Umlauf sinv, betragen ctwa 30 Millivnen,
wovon 9 Millionen in der ersten Hälfkc des
Monat März fällig wcrden. Die großen
Banguiers schüttelu den Kopf; man weiß,
daß die türkischc Rcgierung die protestirten
Tratten nicht einlosen kann: wie viele Häu-
ser werden dadurch noch zu galle gebracht
werden? Ueber dic specieüc Ursachc der Ver-
haftung ist noch nichts bekannt. Man weiß

sind, und von meiner Seitc soll Dir Alles vcrgeben
scin !" .

Anfangs immer noch trotzig und verstockt, begann
der so Angeredete endlich zu zittern und zu bcben,
und als der Marauis geendet, da stürzte er zu Bo-
den, umklammertc seine Knie und rief mit thränen-
den Augen:

„Gnade, Gnade! gnädiger Herr! Zch will Allcs
bckennen, was ich gethan habe!"

Nach eincr Wcile aber begann der alte Sünder
ungcfähr Folgendes zu erzählen:

Dem Auftrage seines Hcrrn zufolge habe cr die
bciden Kindct noch einc Zcit lang verborgen ge-
haltcn, dann abcr Licsclbcn glücklich über die Grcnzc
gebracht, mit dem festcn Wlllen, fie der in Heidel-
berg bezeichneten Kamilie zn übergcbcn. Zn der
Gegend von Landau angekommen, habe er abcr,
gcblendet von dem bei sich führenden Golde, einen
anderen Entschlnß gcfaßt, nämlich dcn, sich der
Kinder auf irgend cine Weise zu entlcdigen und
das Geld für sich zu behaltcn, und er habc ihu
ausgeführt. Den Knabcn habe er nahe bci der
Stadt Landau schlafcnd an dic Landstraße hinge-
lrgt, das Mädchen abcr, nebst ciner kleinen Getc ^

nur, daß Mirös am Sonntag mehrere Stun-
den bei Hrn. v. Persigny und MornK war,
um das Aeußerfte abzuwenden — aber ver-
gebenS. Die neue „Passage Mires hat der
Volkswitz gleich in „Paffage Mazas" umge-
tauft.

Paris, 22. Fcbr. Der „Siecle enthält
heute die von 62 Advokaten jedcr politischen
Farbe nnterfchriebene Consultation, in wel-
chcr mit Bezugnahme auf den Ausschluß
Ledru-Rollins vvn der Amnestie, ein gegen
das Leben bes KaiserS unternommenes Atten-
tat als ein politisches Vcrbrcchen erklärt
wird. Herr Leon Plce vom „Siecle" fragt
unter Andcrm in der knrzen, dem Actenstück
vorausgeschicktcn Einleitung: „Warum eine
Ausnahme von dicser allgemcinen Amnestie?
Frankreich war, AnfangS 1861, vielleicht das
einzige Land der Erbe, deffen Hauplstabt
keine politisch Verurtheilten im Gefängniffe
hielt? Warum soll sie einem Manne ver-
schloffen bleiben, der an der Spitze der Re-
gicrung gcstanben, der burch seine Stubien,
sein Rednertaient außerhalb jeder polikischen
Agitativ» eine der erstcn Stellcn einzuneh-
men bernfen ist? Die Amnestie ist einc zu
grvße Sache, als daß sie cine so große AuS-
nahme wie die , welche Hr. Ledru-Rollin be-
trifft, fvrtbestchcn laffen könnre."

Paris, 23. Fcbr. Die Nachrichten aus
dcr Tnrkci lauten beunruhigend. Rußland
tritt in Konstantinopel sehr drohend auf. Es
hcißt nun, der Grvßvezier werde nach Paris
und London kommen, um FrankreichS und
Englands Vermittlung zu beanspruchen. Die
Verstärkungen, die England nach dem Mittel-
mkere scndet, und die Rüstungcn Frankreichs
sollcn mit biescn drohenten Eventualitäten in
Verbiiidung stehen. Die französische Flotte
ist ziini Auslaufen voüständig bereik. (K. Z.)

Paris, 23. Febr. Die Kaiserin Eugenie
will einc Wallsahrt nach Jerusalcm unternch-
men, und Laronciere le Nourrp hat deshalb
schon mit der türkischcn Regierung Rücksprache
genominen. Die Pforte soll sich crboten ha-
ben, auch für den Faü, daß das französische
Erpeditivnscorps Sprien bereits geräumt ha-
ben sollte, wenn die Kaiserin den heiligen Bv-
den von Palästüia bctritt, in ausgedehntester
Wcisc für die Sicherheit und Bequemlichkeit
Zhrer Majesttit zu forgen. (Kln. Z.)

Paris, 24. Fcbr. Die sprische Conferenz
ist auf sechs Wochen vertagt, während wel-
cher Zeit der ntstus guo aufrecht erhalten
bleibt.

B e l g i e n.

Brüffet, 22. Fcbr. Die Verfolgung ge-
gen MireS ist vorzüglich anf das Betrciben
von Barochc und Persigup beschloffen worden.
Nach der Verhaflung er,uhr Ersterer Lurch
den Kaiser, daß sein cigencr Svhn cvmpromit-
tirt sci. Baroche erlcgte sofort dic von sei-
nein Sohne angcnommene Summe vo» 200,000
Fianken und bot dem Kaiser seine Entlaffung
als Staatsraihs-Präsiocnk an und wollte uder-
haupt allc seine Aemter niedcrlegen. Der
Kaifer weigerte sich deffen. Herr Bacciocchi

summe, habe er einer Zigeunerin mit dem Bedeu-
ten übergcben, dasselbe später wicder abzuholen,
und so sei cr dann in die Wclt hinausgezogen, dort
sich gute Tage zu bercitcn und cin unabhängigeS
Lcben zu führen. Mehrcrc große Städtc Dcutsch-
lands habc er besucht, dort sehr flott gclcbt, und
so sei dcnn das Geld nach und nach zur Ncigc gc-
gangcn. Als es aber endlich ganz crschopft gc-
«escn, da habe cr sich auf Bctrügereien und den
Dtebstahl verlegt, und sv sei er immer ticfcr und
ticfer gesunken. Bielmale bestrast und eingesperrt,
habe er endlich Deutschland verlaffcn, sich nach Zta-
licn begeben und dort dicscibe Lebcneweise fort-
gesetzt, dic ihn bald untcr cine Bande von Räu-
bern gcbracht, die in dicscm Lande eine der ge-
fürchtetsten gewesen, „Daß auch ich bci bcrsclben
keincr dcr lctzten gewescn", fuhr der Verbrccher fort,
„darf ich kecktich behauptcn, und ich galt etwas bci
ihr. llnser Treiben'hatte dic Aufmerksamkcit der
Rcgicrungcn im höchsten Grade errcgt, und oft
wurdcn «ir von dcn Truppen dcrselben angegriffen,
doch wir schlngen unS immer durch. Bci eincr sol-
chen Gelegenheit erhielt ich auch diese Schrammc
, iiber das Gcficht, die mich längere Zeit zum Kampsc

hat 1,800,000 Franken empfängen. Mirss
wird nebst vier ^Kents lle vksnKs vor dic
Affiscn kommen. Verhaftet ist bisher bloß
ein früherer Buchhalter. Die Klage gegen
dicsen, wie gegen die vier Makler lautet auf
kaufmännische Fälschung der Bücher und
Schriftsachen. Fürst Polignac hat seine Mit-
gift und alle Geschenke, die seine Frau von
ihren Eltern bekommen, dem Gerichte zuge-
schickt. Kraft der vom Tribunale an Hcrrn
v. Germinp ertheilten Vollmacht wird die
Untersuchung sich auf sämmtliche von Mirss
begonnenc Unternehmungen erstrecken.

E » gland

London, 23. Febr. Rach hier cingegan-
gcnen Nachrichten aus Washington vom 12. b.
hat sich eine provisorische Regicrung der ab-
gefailenen Staaten constituirt und Acfferson
Davis zu ihrem Präsidenten gewählt. Die
Vcrsöhnungspläne sind aufgegeben worden.
Man erwartetc in Washington an demsclben
Tagc den Bericht der Fricdensconferenz.

London, 24. Febr. Aus Virginicn hier
eingetroffenc Nachrichten vom 10. v. M. mel-
den, daß die Wahlen für die Mitglieder des
am 13. in Virginien stattfindenden Convcnts
in mchrcren Grafschaften, und zwar im Osten
dcs Staates zn Gunstc» der Anti-Sccessivns-
partei, ausqefallen feien. Obgleich die Nach-
richten von allcn Grafschaftcn noch nicht voll-
stänbig eingegangcn sind, so nimmt man doch
an, daß der Staqt Birginien entschieden als
Gegncr dec jetzigcn Bewegung im Convent
selbst hcrvortretcn und demgemäß das Schick-
sal res Südens bestimmsn werbe.

London, 2S. Februar. Die Reuter'sche
Agentur berichtet Folgendes: „Admiral Mundp
hat von der britischen Regierung den Bcfehl
erhalten, sich mit der von ihm befehligten
Flotte nach Malta zu begeben. Er wirb
morgcn bahin abgchen. — Eine Deputaiion
der Einwohner Gacta's wird stch nach Rea-
pel verfngen, um dem Prinzen von Carignan
Glückwünsche zu überbringen.

Ztalten

Turin, 20. Febr. Zn dem gegenwärtigen
italiciiischen Parlamente befinven sich 443 De-
putirte, untcr denen 85 Adclige, 93 Rikter
und sonst mit Ordenszcichen Geschmückte, 74
Abvocatcn, 52 Profefforen und Doctoren, 28
Officicre, 5 Geistliche und 105 Bürger, Ge-
werbtreibende und Oeconomen.

Zn einem Schrciben aus der Sabina an
den „Cvrriere del Popolv" befindet fich fol-
gende Stelle: „Wir haben hier Gcfaugene
und fast allc verwundet; biese bravcn Lcute
sind mit einem Stück Papier versehen, wel-
ches folgende Zeilc» enthält: „Reservecorps
dcs heil. Stuhls, 100 Zahre vollstänbiger
Ablaß dcmjenigcn, welcher bie Waffen gegcu
den ercoinmunicirten König ergreifen wird.
(Unterzeichnct) Cardinal v. Angelis."

Turin, 20. Febr. Es wird von der Par-
tei der Aktivn Etwas gespvnnen, und zwar
ohne Einwilligung Garibalvis, was vie Auf-

untauglich machte. Endlich abcr wurdcn wir doch
zerstreut und ich ging wieder nach Dcutschland zu-
rück, wo ich so glücklich war, das Weib wieder auf-
zufinden, dem ich das Kind übergeben. Aus dcm
Kinde «ar cine Zungfrau gewordtn, dic ctwaS gc-
lcrnt hatte. Bcfonders war cs ihr Guitarrtspiel
und ihr Gesang, welches mir den Gcdanken ein-
gab, mit ihr tn der Welt umherzuzichen und dicse
Künstc zu unscrem Vorthcil auszubcutcn. Ach hatte
in Ztalicn bei unserer Bande in müßigen Stun-
den etwas anf der Violine gelernt, der AUen wurde
ein Tambourin angcschafft, und unfer Orchester war
fcrtig. Vielc Mcssen und Kirchweihen hattcn wir
bercits bcsucht und da unsereKünstcproducirt. So
sind wir auch hierhcrgekommcn, und waS hier vor-
gkfallcn, isl bckannt. DaS Mädchen, bas mich hicr-
her bcgleitet hat, ift Jhre Tochtcr, Herr MarquiS,
dcn Knaben abcr habc tch so nahe an Landau aus
dcr Landskraße niedcrgclegt, daß cr dort gefunden
wcrden mußte, und jedenfalls werdcn dieBchörden
in Landau AuSkunft geben könncn, was auS dem-
selben geworden und wo er hingekommen ist!"

(Kortsetznng folgt.)
 
Annotationen