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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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Veittitung, daS Rechl, Lie desiiminie,Lahk
gliedern in Len Reichsrath zu entsenden,

VI. Rachdem. theils durchdie vorauSgängigin Grund-
gejetze, theils dnrch die wieder ins Lebcn gernfenen, theils
durch dic miltslfi der neuen Grundgesetze g-jchaffenen
VerfafsWigm das Fundament der staatsrcchtlichcu Ber-
hältnisse AnsereS Nelche« sestgestellt, nnd inSdcsondere
die Bertretdr Mierer Bölker gegliedert, auch ihreTheil-
nahme an dsr Gesetzgebung nnd Verwaltung geordnet
ist, — so vcrkünden wir hiemit diesen ganzen Jnbegrist
von Grundgesetzen als die Verfassung llnjeres ReicheS,
wollm nnd weiden unter dem Schutze des Allmachtigcn
diese hiemit feierlich verkündeten und angeloblen Sior-,
men nichi nur selbst unverbrikchlich befolgen und halten,
sondern verpflichtcn auch Unsere istachsolger in der Re-
giernng, ste unverbrüchlich zu befolgen, zu haltcn, und
dics auch bei ihrer Thronbesteigung in dem darüber zu
erlastenden Manifeste anzugeloben, Wir ertlären hiemit
anch den festcn Entschluh , fie mit all' Unserer kaiser-
lichen Macht gegen feden Angrifs zu schirmen und darans
zu sehen, daß fie von Jedermann besolgt und'gehattcn
werden.

VII. Wir besehlen, daß dieses Patent samml den
mittelst dessclben verkündeten Staatsgrundgescheii über
die Reichs- und Landesvertretnng in der Form kaiser-
licher Diylome »usgesertigt, in Unserem Haus-, Hof-
und Staatsarchive, sowie auch seiner Aeit oas Grund-
gesetz über die Reichsvertretung nebst den jür jedeS Land
bestimmten besondercn Grundgeschen in den Archrven
Unscrer Königreiche und Länder niedergelegt nnd mif-
bewahrt werden.

Gegeben in ünserer Haupt- und, Residenzstadt Wien
am jechsundzwanzigsten Fedruar im Eintaujend acht-
hundert einundsechzigsten, Unserer Resche im dreizehnten
Jchre.

Pesth, 26. Febr. Wie man ber „Köln.
Ztg." schrelvt, liegt tie Ursache dcr Verhaf-
tung des chenialtgeii Honvedgenerals v. As-
both darin, daß man genaue Kenntniß davon
erlangte, er sei zum Anführer des aus ben
Donaufürstenthümern zum Einfall in Sieben-
bürgen bestiuitnten ungarischen Freischärler-
Corps designirt und sci hierübcr mit dem in
Galacz sich aufhaltenden ehemaligen Honved-
obersten Ludwig Berftnpei in fthr inrimen
Verbindungen gestandcn.

Frankretch.

Paris, 26. Febr. Der General Bour-
baki wurde zum Commandantcn der Dtvision
Mctz ernanni. Es svücn nun alle kleineren
Grenzplätze unter den Befehl von Brigade-
» generalen gestellt werden.

— Jn dem Hlrtenbries des Bischofs von Poi-
tiers, der dem Staatsralh überwiesen wurde,
fiadcn fich solgende Steüen: Mas würde man
von einem Kinde denken, das seinem Vater
sagen würde, Du bist eigenflnnig und un-
dankbar, und vhne den Respeet, Len »ich für
Dich habe, würdc ich Dich dea Folgen Dei-
ner Verblcndüng überlassen. Der Eigenfin-
nige ist aber doch wohl dcr, welcher immer
wieder mit lächcrlichen Prvsecten hervortritt.
Pilatus sagte, lch wasche mir dic Hände in
Unschuld, utld bin unschuldig an dcm Blute
dleses Gerechten", kanii überlicserte er ihn
den Zuden zur Kreuzigung; spätcrc Zcitaltcr
haben darum Pllatus nicht freigesprochcn;
er, nicht Herodes, KaiphaS ober Zudas ist
für das Verbrechen verantwortlich, denn er
konnte Christus retten, ohne ihn hätte man
ihn nicht tödten können; er mußte das Sig-
nal geben, und darum würben dle spätesten
Nachkommen sagen: ich glaubc an Christus,

dcr unter Pvntius Pilatns den Tod erktt-
ten hat.

PariS, 26. Febr. Die gestrige Berhand-
lung des geftßgebenden Körpers über die
Wahl des Herrn Dabeaur. kie uuter Mitwir-
kniig der Fcld'hüterj der Gciiearme:i, der
Bürgermcister, der Fri'edensiichicr u. s. w.
zu Stande gekommen war, war ganz interes-
sant, und rie Rcgierung hat cinc grüiidlichc
Schlappe erlitten. — Ter Srepräsect von Tou-
lon hat dcn Besehl erhalten, seine Maßre-
gcin und Anordiiungcn so zu tressen, daß das
Gcschwader zu jeder Stunde auslausen kann.

Paris. Zehn Bischöfe haben fich der Du-
panloup'schcn Antwort auf die Lagueronnivre'-
sche Broschüre bereits angeschloffen.

Paris, 25. Febr. Der Constikutionnel
beeüt stch heute, auf den Brief dcs Btschoss
von Orlcans zu eNtgegneu. Cr wirft ihm
Leidenschaftlichkeit vor, welche däs Zeichcn
eincr schlechten Sache sei, und beweist zum
hundertsten Mal, daß dte franzvsischc Pöli-
lik gcgenüber dem römischen Hos die aller-
lopalste und uneigennützigste gewesen sei.
Bemerkenswerth ist, daß er zu der Heraus-
forderung, welche Hr. Dupanlvup an die
Rcgi'erungspartei gestellt, offen mit der Sprache
herauszurücken, völlig schweigt, Der Brief
hättc nämlich mit folgenden Worten an La-
guerrvnniere geschlossen: „Noch habe ich nlcht
Alles gcsagt. Frankrclch, welches Piemont
gewiß mehr liebie als den Papst, kann den
Papst noch verlheidi'gen. Will cs dies thun ?
Sagen Sie es uns, mein Hedr, zerrcißen
Sic den Schleier, welcher Zhre^Ietzten Worte
bedeckt, lüflen Sie dieses Geheimniß, welches
aus den Zhrer wenig würdigen, eingewickel-
tcn Phrasen und Zweideutlgkeitcn Hervorgehti
Wenn Sie die Aufrechthaltung der päpstlichen
Souveräni'tät wollen, so rathen Sie einmal
der Rcgiermig des Katsers, Piemont zu ver-
bietcn, dasftlbc anzutasten. Wenn die Ab-
schaffung dieftr uraltcn Gewalt Zhrc Schluß-
folgcrung ist, wenn in diesen traurigen Zei-
ten, wo in dic öffcntliche Moral bei uns zu-
>weilen so grausame Eingriffe geschehen, der
erhabeuste Repräsentant deS Glaubens und
dcr christlichen Mvralität geopfert werden
soll, so sagen Sic es; wenn dics Jhre Mei-
nung ist, so unterstützen Sie fie. Aber in dem
Augenblick, wo Jhre Schrift die Zahl der
Mißgeschicke des Papstes vollzähltg machen
kann, tn dem Augenblick, wo sie Frankreich
ermuthigcil kann, die weltlichc Macht des
heiligcn Stuhles aufzugeben, und Plcmont
zn bcstimmcn, Hand an dieselbc zu legen,
so verleihen Sie ihr wcnigstens nicht die
Worte, um das Opfer zu insultiren."

Paris, 26. Febr. Herr A. Peprat be-
sprichl heute in der „Preffe" die Antwort
des Hrn. Dupanloup, Bischof von Orleans,
aus kie Laguerronniere'schc Broschüre. „Es
ist eine ansgemachte Sache", sagt er, „daß
die jctzige Zeii für den römischen Hos nicht
günstig ist. Die Broschürc des Herrn Du-
panloup wird ihn nicht bcsser vertheidigen,
als die Soldaien des Gcnerals Lamoricierc";
u»d schließt mit folgenden Sätzen: „Die Ge- ,

quis «ollte ftinen Sohn mit Mitteln verfthen, um
ein bedeutendcs Wcingcschäft anfangen zu können,
cr selbst abcr «ollte fich am Haardtgcbirge ein
großcs Weingut kanfcn, um stcts in ihrcr Nahe zu
vcrweilen, benn durch herbe Schicksale gcprüft, war
er gesonncn, sich gänzlich von der großcn Wclt loS-
zusagen und nur allcin für ftinc Familic zu lcben.
Alles dieses sollte ausgcsührt werden, sobald Len-
chens Gesundhett wicder hergestcllt sei.

(Schlnß folgt.)

Z rsxnlmaw, den 20. Februar 1861.

In der VerlagSbuchhandlung oon I. I. Webcr
in Leipzig ist kürzlich ein Buch erschicncn, wclches
Manchem, der es vielleicht nicht zu bcdürfen glaubt,
dic wichtigsten Dicnste zu leisten vcrmag. DieseS
Buch führt dcn Titrl: „EiMimftik »rr Ltimme, g e-
stützt auf physiologische Gcsetze, eine An-
weisung zum Scldstnnterricht in der Ikcbung und
dcm richtigen Gebrauche dcr Sprach-und Gesangs-
organe vbn OSkar Guttmann, Mitglicd deS
Hof- und Nakionaltheaters in Mannhcim."

Daß die menschlicheStimme der Amsbildung fähig,
daß man ftlbst anacborene Fehler dcr Sprachvr-
aanc durch stete Ailftncr?i>n>knt anf fich selbft imd
dnrch beharrliche llehunA bcftitigcn könne, wtiß dic

Wclt schon ftit Demosthenes Zciten. Dieser
rößtc aller Ncdner hat es brkannllich, nachdem cr
ei scincm erstcn Auftretcn, ftiner stotterndeii und
chnarrenden Ausfprache wcgcn, von dem Volkc von
!lthm verlacht usid ausgezischt wordcn war, dnrch
ewiffe Uebungen mit ftincr Stimme dahin ge-
racht, daß cr, als cr das zweitcueal die Redner-
bühne betrat, dasftlhe Volk, das sich schon wieder
zum Spottcn angeschickt hatte, durch dcn Zauber
stiner Rcdc und desi Wohlklang und die Richtig-
keit ftincr AuSsprachc zu Stauncn und Bewun-
derung hinriß. Scine GeschichtSschreibcr erzählen
dabei ausdrücklich, baß xr durch Kieftlstcinchen, die
er isi den Mund gesiolnmm und dnrch Sprachübun-
cn, die er am Mceresstrasidc bei dem GcrLusche
er sturmbewcgten Wogcn angcstellt, ftincr schwerkn
Zungc die crforderlichc Gelänfigkeit u. seincr Stimmc
dieft überwältigciM Hraft gegeben habe.

Dcr große Dcmosthmcs hat dadurch allen Rcd-
ncrn nach ihm eine Lehre gegebm, dic, wcnn sic
allgemein befolgt wordesi «ärc, von größter Wich-
tigkeit hätte wcrdcn könncii. Denn wcm ist es nicht
schon begcgnet, daß er, bei einer jchlecht und/un-
schön vorgetragcnen Rede odcr bei enicm das Trom-
melfell marternden Gesange, den Wunsch gehegt
hat, dcr Sprecher oder Sängcr möchte doch licbcr
Kicftlsteine in den Mund aenommm habm? Einm
solchcn Uebelstapd muß ohnc Zweifcl cin musika-
lisch und asthkiisch gebudetes Ohr am lebhafttestm
empstnden, und daruüi könsien ibir uns sehr wohl

schickli'Kkei't, mi't welcher der Bischof v. Or-
ieaas dic Ttzatsachea bchandelt, ist unbcstreil
bar, indeffen steht man, daß sein Schrctbcn.
indem es die schwersten Anklagen, weiche in
dcr Broschüre und in den diplomalischm
Docnmcni,II enthalten stnd, zugibt, V0II P»nei
zu Punct diejentgen rkchisertigt, wclche da:>
wcliliche Papstthum als unvereinbar mit dem
Gciste unserer Zeit, als spstematisch seinolich
gegeu jede Fortschritts - und Frciheits - Zdec
und seiuen Eigensinn als Urjache der KrlstS
betrachien, woriu es ohne Zweiscl unterlie-
grn wird, und daß wcnigcr blinde Räthc
dieselbc viellcicht auf unbcstimmte Zcit hätten
verzögern koiincn.

Paris» 28. Fcbr. (s. M.) Dcr „Mo-
niteur" schreibt: Der Bischof von Poiticrs hat
eiuen Hirtciibries veröffentlicht, der bcleidigeiide
Stellcn für dic kaiserliche Regierung enthäli,
gecignet, die Gekviffen zu verwirrcn. Der
Htriknbrief tst vor den Staatsrath gebracht
wordeu, der beauslragt ist, über qlle Fälle des
Mißbrauchs zu entscheidcn. Cin Rundschrei-
bcn Perfignp's kündigt an, daß keine Maß-
regel geiroffen worden sei, mn die Veröffent-
- lichung dieses Hchriftstücks z« verhindern, in
bem sich mit Kühnheit ver geheime Gedanke
einer Partei offcnbare, welche unter dem
Schleier Ler Religion keinen andern Zweck
verfolge, als ben Crwählten des französtschcn
Volks anzugrkifen.

Paris, 28. Febr. Zm Senat wirb ber
Adreßentwurs jedensallS zu sehr hcstigcn Di
batten sührcn. Dreißlg Milgliedcr, wclche
unter Porjitz eines Cardinals eine Besprechuug
hatten, einigtcn sich stber ein Amendemenk,
worin sie die Rcgikrung aufforoern, flch un
uuiwundeii und vffcn sür oder gegen die welt
liche Herijchaft des Papstes auszusprechc».
Ä'e'reitS in der heutigcn Sitzung des Senais,
welcher Prinz Napoleon beiwvhiitc, eröffiiet!
Marquis de Larochejaquelin die Debatte durch
eine hcftige Rede gegen die kaiscrl. Politik in
Zialicn. Dupin aine wird ihm antworten.

Paris, 1. März. Aus der Adreßdisciis
fion des Leiiats: Larochejaquelin und Hcckee-
ren sind für die wellliche Macht des Pap-
stcs. Pietri sagt: Da die weltliche Machi
ves Papstes verloren sei, uiüffen wir uno
darauf beschränken, die gristliche Macht des
PäpsteS zu relten. Die Hattuiig der' Reac
tion, wclche ihr Haupt wieder erhcbc, müffe
das Verfahren Frankreichs bestunmcn. Zia-
lien gebiekc über 300,060 Mann, wclche es,
falis Frankreich Vvn einem Kriege bcdrohi
würdc, auf deffen Seitc stellen werdc.

Cnglan -

London, 26. Febr. Der „Globe" hoffi
von der neuen österreichischcn Verfaffung das
Beste, wenn die revolutionäre Koffuih'sche
Partei vor der gemäßigten und constiiutiö.
neüen zurückweicht. Oesterrcich, sagt er, ist
bis jetzt aus dem seit dem Villafranca-Frie-
den bctiettiien Psade srcimüthlg und redlich
vorwäris gcgangen.

London, 28. Febr. Nach hi'er eingeii vs-
fenen Nachrichten aus Washingtoii hal die

erklären, «ie cin dramatischer Künftler auf den
Gedankcn geleitet wurde, cine Gymnastik der
Stimmc zu schreiben. Zwar ift bishervon man-
chem Gcsanglehrcr und Schulmanne, der scine Zög-
linge in der Kunst der Reoe zu üben hattc, Lreff-
ltchcs in dieftm Fachc geleistet worden; aber das
Meiste, was darin geschehcn ist, ging mehr aus
eincm angeborencn Gefühl und richtigen Takte deS
Lehrcrs für die Darstellung des Schöncn, als aus
eincr bcwußtcn, umfaffcsiden und systemätischen
Kenntniß der Vorthcile und Regcln hervor, auf
«elchen dicft Darstellung beruht. Jusbesvnoerc
aber wurde auf cinephysiologischcBegründuna dieftr
Regcln und thrc Herleitung aus cincm einziacn
physiologischen Princrp wenig obcr keine Rücksicht
genomisicn. Die Rhctorik wurde, wir möchtcn sa-
gcn, mehr in Bausch und Bogen, als in einer, dic
sämmtlichen Stimmorgane meshodisch durchbildcn-
den Weift gcübt und darum gcwöhnlich nur dic
auffallendsten Fehler ünv Auswüchft des Vortrags
bekämpft.

Jn der Ueberzeugung, daß die Ucbung ber Stimmc
in Rede und Gcsang nicht ftückweise, sondern alc-
ein in sich vollendetcs Ganzes erfaßt werdcn müffc.
hat nun der Verfaffer des obcngcnanntcii Büches
bie säinmtlichen Uebungen, welche zur Erreichung
eines erwünschtcn Ziclcs erforderlich sind, in cin
zusammcnhängeiides System gebracht, das er folge-
richtig asis einem Princip herlcitct.

(Fortfttzung fvlgt.)
 
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