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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0252

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gegangen; bei jener Wahl sti'wmten di'e Alt-
conservativen mit deu Constituti'onellen. Daß
der Äbgeordnete v. Vi'ncke mit Energie dic
Partei' der letzteren festhält und gegen die
Democraten in di'e Schranken tritt, zeigen die
schweren an Waldeck geri'chtcten Worte be-
züglich des Untergangs, den die Democratic
1848 dem Königihum hätte bringen kön-
nen. Dieser Borfall ist kein vereinzeltcr, svn-
dern bezcichnet die Situation. Die National-
zeitung unterzieht heute dic parlamcntarische
Thätigkeit und Tüchtigkeit und die staats-
männische Begabung des Herrn v. Vincke ei-
ner auf Vcrni'chtung ausgchcnden Kritik. Sie
erklärt ihn für einen „profcffionsmäfiigen
Lärmmacher", für einen parlamentarischen
Raufbold, dem an dem Wvhle des Landes
nichts gelegen sei, und deffen bisherige Aus-
schließung von der Leitung der Staatsgeschäfte,
besonders nach 1858, den Beweis dafür lie-
fere, daß er dazu nicht tauge. Jitdem sich
voraussehen läßt, daß diescr Kampf größere
Dimensisnen annehmen wird, kann die Bewe-
gung nicht verfehlcn, den wichtigstcn Eiiifluß
auf die in den nächsten Herbst fallendc» aü-
gemcinen Wahlen zum Landtage auszuüben,
und die fernere Entwicklung der Dinge ist
schon von jetzt an der ernstlichsten Aufmersam-
keit werth. (S. M.)

Hamburg, 13. März. Die von dem hol-
steinischen Landtag zur Prüfung dcr däni-
schen Vvrschläge ernannte Coiiunission von
11 Mitgliedcrn hat einstiminig deren Verwer-
fung beschloffcn. (Jnd. be)

Jnnsbruck, 11. März. Nach der „V.-

u. Sch. - Z." soll der Staaisministcr vo»
Schmerling das insbcsondere für Tprol höchst
wichtigc Zugcständniß gcmacht habcn, daß je-
des einzelne Kronland sei'n eigenes Gcmcin-
degcsetz, deffen Entwurf das betreffendc Kron-
land selbst auszuarbeiten hat, erhalten werde.

Wien, 8. März. Die „Ostv. P." bringt
folgendc intcrreffante Mitthcilung: „Vor ci-
nigen Tage» war ein einfiußreiches Micglied
ciner süddeutschen Kammer hier in Wicn, uin
das Terrain in Bezug auf die deutsche Frage
zu sondircn. Dic Bewegung in Deutschland
gewiniit an Uinfang und die Partci des Na-
tionalvercins macht auch in Süddeutschland
bcdeutende Werbungcn. Das Vcrlangcn nach
einer Volksvertretung am Bunde wird drän-
gender, und vielleicht in weiiigen Monaten
schon dürfte dies Verlangen unwiderstehli'ch
scin. Jn Wien wurde daher privative Um-
fragc gehalten, wic sich wohl Oesterreich zu
eincm solchen Erei'gniffe verhalten würde,
ob dic Dcutsch-Oesterreicher gesonnen wärcn,
an kinem deutschen Parlamente sich wiedet
zu betheiligen; ob ein Bündniß zwischen dcm
geeinigten Deutschland und dein geeinigtcn
Ocstcrreich (das ehemalige Project Hcinrich

v. Gagern's) jctzt nicht plausibler erscheiiie,
als vvr 10 Jahren ic. Dic Anfragcn waren
ehrlicy gcmeint und erhielten daher vvn den
ehcmaligen Mitgliedern der dcutschen Natio-
nalversanimlung einc ehrliche, wenn auch
verschicden geartete Beantwortung. Jm Gän-
zen aber lautete dicse dahin, daß die Zusam-

anncn- Ansiedlers, «elcher die Wälder niederhaut,
um dcn Dampfschrffen Holz zum Heizen dcr Keffel
zu liesern, ein Stückchen Land urbar macht und
dann seine Hütte verläßt, um ctwas weiter dieselbc
Lebensweise zu beginnen. Dcr Strom fließtschwei-
gend dahin und rollt majestätisch um die Jnseln,
dercn schmuckellfer cr badet, indem er wieder um-
zukehren scheint, um noch cinmal zwischen den Wur-
zcln dcs Catalpas zu murmcln, dann aber stür-
misch dahincilt, glerch einem merikanischcn Cavalicr,
deffcn vergoldetcs Reitzeug die Strahlen der sin-
kendeN SonNe wicderspiegelt.

Wcr etncn ganzcn Tag in den Packanenwäldern
zubrächte, würde ringsum nichts hörcn, als das
Knackcn von Nüffcn im Schnabel grüner Papageien
und unter dem Zahne des Eichhörnchens, das Pfcifcn
junger, durch das Untergcbüsch hüpfender Hirsche,
«der das lange Lied dcr Spottdroffcl, welche es
ltebt, in den balsamischcn Nächten deS Lenzes Alles
zu wicdcrholen, was tn Len Tönen der Papagcien,
Cardinäle und Hähne Melancholisches liegt.

Mittcn durch diese erhabene Einsamkeit wogte an
eincm schönen Märzabende cin Floß, lang, rund
und schwer, wie «in Todtensarg, von zwölfRudercrn

menberufung eines deutschen Parlaments für
dic Deutsch - Ocstcrreicher in dicsem Augen-
blicke eine Verlegenheit, in den deutsch-slavi-
schen Ländern sogar mit Gefahren vcrbundcn
wäre für die Zntegrität des deutschen Bun-
desqebietes; daß aber, wcnn ein Parlament
zusamincnkämc, die Deutsch-Oestcrreicher auf
das Recht ihrer Vertretung in demsclben un-
ter keiner Bedingung vcrzichten würden. Der
warme Zuruf, der jüngstens aus der Eßlin-
ger Versainmlung an die Brüder in Oester-
reich herübertönte, ist dicsseits nicht mit je-
nem herzlichen Echo beantwortet worden, den
derselbe verdiente, ja er hat fast gar keine
Antwort erhalten. Die Ursache ist, weil
diese Sache in diesem Augenblick für unS eine
uiigelegciie ist."

Wien, 10. März. Dic Ernennung des
Herrn v. Lichtenfels zum Präsidenten des
Staatsraths ist ein dcntlicher Beweis, daß
die liberale, die Einheit des ReicheS anstre-
benke Partei entschiedcn dic Oberhand gewon-
nen hat. Die Einberufung des serbischen Na-
tionalcongreffes unter dem Vorsitze des Pa-
triarchcn Rajacic, einer der entschi'edensten
Gegner der magpari'schen Herrschergelüste,
zeigt, daß die Conceffionen an dic ungarische
Hoskanzlei ihr Ende erreicht haben, und daß
man dem Diplom vom 20. Oct. uiit de» Mo-
disicaiione», die das Statut vom 26. Februar
mit sich bringt, volle Gcltung zu verschaffen
entschloffen ist. Von eben so großer Bedeu-
tung ist die Ernennung des Herrn v. Lichten-
fels. Er war es, der die Einheit der Mo-
narchie, insbesondcre der Gesetzgebung, im ver-
stärkteu Reichsrathe wahrhaft in glänzendcr
Weise den Angriffen der aristocratischeu und
nationalen Separatisten gegenüber vertreten
hat; er war einer der wenigen ständischen
Reichsräthe, die sich offcn und unumwuiiden
sür das MinoritätSgutachten aussprachen. Daß
gerade er zum Präsidentcn einer Behörde be-
rufen wird, die alle Gesctzentwürfe zu prüfen,
in allen wichtigcn Ncagen ihr Gutachten ab-
zugcben und in Comxetenzcoiiflicten zu ent-
scheiden hat, zcigt wohl mchr als irgend et-
was, daß dcr Einfluß der aristocratischen
Clique, des Grafen Nechberg und Consorlen,
wentgstens für jetzt zurückgedrängt ist. Es
wird von der Haltung deS Reichsraths ab-
hängcn, ob es ihnen wiedcr gelingt, sich vor-
zudrängen. (Südd. Z.)

Frankretch.

Paris, 12. Febr. Ciue Deputation von
Maroiiiten ist in Paris uiit der Mission an-
gekommen, im Namen dcr christlichen Bevöl-
kerung des Libanon's bei der curopäischen
Conferenz darauf zu dringen, daß die fran-
zösischc Occupation um wenigstens ei» Jahr
verlängert werde, um neuen Metzeleien vor-
zubeugen.

Paris, 13. März. Der Bcfehl zur Ueber-
gabe dcr Citadelle von Mcssina, welcher
dem Gencral Fergola von einem Dainpfschiffe
übcrbracht worden, wurde, wie der „Moni-
teur" mittheilk, von dem Königc Franz II.
in Folge der gulen Dienstc, welche die fran-

gelcitet, langsain dahin, «hne allcs Gcräusch, als
welches dic wiederholten, monotonen Ruderschläge
hervorbrachten, die das Echo des Waldes in langen
Zwischenräumcn wiederhallten: oft gab cs auch Au-
genblicke völligen Schweigens, wenn das coloffale
Raft sich dcr Strömung der durchsichtigen Wellcn
des Mississippi überließ; bald erhob sich dann ein
unermeßlichcr Seufzcr, und dic zwölf Ruder bc-
gannen von Neucm die Wellen im Tactc zu schla-
gen. Je finsterer es im Schatten der dichtbelaubten
Ufer wurde, desto heller sprangcn die weißcn Dcckcn
der Ruderer aus der Dunkelhcit hervor; man er-
kanntcdeutlich ihrc mit eincr auf die Brust hcrab-
fallcnden Kaputzc bedcckten Köpfe, und in der geheim-
nißvollen Ruhe dieser großen, belcbten Maschine
lag etwas Grauenhaftes, das zum Herzen ging.

Hinter den Luken bcwegten sich cine Menge an-
dcrer Köpfe, welche man fast nur an dcm Lcuchten
dcr funkelnden Augen crkennen konnte. Es waren
kcine Stiere, denn diesen läßt man mchr Luft, als
auf dem ganzen Fahrzcuge circuliren konnte; auch
vcrnahm man jenes Brüllen nicht, welchcs die ganzc
Ebcne erschüttcrte, und dem die in den Savannen
streifenden Büffeloft antworteten; jenc stolzen, flüch- I

zösische Regierung in dieser Angelegenheit ein-
treten ließ, ausgefcrtigt. Auch die Ucbcrgabe
Civitclla del Tronto's ist von Franz II. ver-
fügt wordcn.

Paris, 13. März. Großes Aufsehen
macht dic Verhaftung Aug. Blanqui's, eiiies
hartgesottenen alten Vcrschwörers, der früher
bereits zum Tode und wieverholt zur Depor-
tation verurtheilt ünd dann jedesmal wieder
amnestirt worden war. Mit ihm wurde der
Dreher Aug. Senique verhaftet. Die Anklage
lautet auf Betheiligung an geheimen Gesell-
schaften. Man spricht außerdem noch von
dcr Verhaftung von Ztalienern von der crtce--
men Partei. — Bei der Vcrhaftung Blan-
qui's sollen mchrere Engländer kompromittirt
sein. Blanqui war Tags zuvor aus Londo»
gekommen; es soll, wie man sagt, ein Atten-
tat auf den Kaiser beabstchtigt gewesen sein.

Paris, 14. März. Jn der gcstrigen
Sitzung des gesetzgebendcn Körpers griff Kel-
ler dic Politik der Negierung an, welche die
Vollziehung des Testaments Orsini'S sei. Er
behauptet, vic Politik der Regierung sei we-
der offen rcvoluiionär, noch offcn konservativ,
und wünscht, die Regierung lolle gegen die
Revolution marschiren und zur Politik von
Villafranca zurückkehren. Minister Billault
protestirt gegen die gcbrauchtcn Ausdrücke,
daß Frankrcich vor Feiglingen und Mördern
zurückgewichen sei, radelt solche Hefrigkeil,
und vcrtheidigt die Politik der Regierung.

N i e d e r l a » - e.

Haaq, 13. März. Das neue Ministerium
ist in folgender Weise zusammengeseßl: Baron
Heemstra, Jnneres; van Casembroot, Krieg;
Godcfroi, Justiz; Baron van Zuplen van
Npevelt, auswärtige Aiigelegenheiten; Baro»
Kattendpke, Marine; Tels van Goudriaa»,
Finanzen; Loudon, Colonicn; Zolles, prole-
stantischcr Cultus; Strens, katholischer Cul-
tus. Nur die drei ersten gchörten zu dem
Cabinette van Hall. (Znd. b.)

Italien

Turin, 11. März. Zn der heutige»
Sißung der Deputirten ergriff der Alters-
präsibcnt Zanolini das Wort uud sprach die
Hoffnung aus, daß Jtalien bald den Sitz
seiner Regierung nach Rom verlegen könne;
sodann nach einer rühmenben Erwähnung der
Haltung Garibaldi's erkiärte cr, daß er ftst
darauf baue, Venetien werde bald befreil
sein. Hierauf räumte er den Präsidenten-
stuhl Ratazzi ein, ver vor Allem die Rede
des Prinzeu Napoleon und vie Vmcke'sche
Motion Ivdend erwähnte, sodann Garibalbi's
rühmend gebachte und ebensalls erklärte, daß
er ganz fest an eine baldige Lösung der rö-
mischen unb venctianischen Frage glaube.
Graf Cavour legte das Gesetz, bctrcffend die
Konstituirung deS Königreichs Ztalien, vor.
„Ztalien", sagte er, „schließt heute das Wert'
seiner Constituirung ad; es wird eins durch
seiiie Gcsetze und Znstitutivnen, wie es be-
reits eins ist durch seine Abstammung unc
dnrch seine Sprache. Sie haben bei der Er-

tigen Pferdc konntcn es ebenfalls nicht sern, deren
Hufe unaufhörlrch den Boden des Kahrzeugs schla-
gcn, welche ungcduldig wiehern, mitunter in ihrer
schwer zu bänbigenden Kraft in die Wellen springen
und mitten in den Heerdcn jencr wilden Renncr
verschwindcn, die in den Stcppcn so zahlrcich vor-
handcn sind. Nein, es war von alle dcm nichts.

Auf dcm Vordcrtheil hörte man ein Pfeifen, rie
^zwölf Ruderer crhoben die Ruder, stregen in den
Niaum hinab nnd wurdcn von zwölf ähirlichcn, in
wcißc Decken gchüllten Gestalten abgelöst. Ncin,
nicht Thiere waren cs, wclche der Mcnsch zuzähmcn
wußte — cin edler Sieg, auf dcn er stolz ift —;
es waren wenigcr als das, Neger, Sclaven, welche
rn Rudeln zu Markt geführt wurden.

(Fortsetzung folgt.)

Ein archäologisches Ereigniß von hoher Wichtigkeit
ist auS Griechenlaud zu melden. Zu Lrokala dei Ko-
rinth entdeckle man kürzlich cin alteS bronzeneS Gefäß
mit 9170 Gvldstücken oder Denkmünzen, die jämmtlich
sehr gut erhalten stnd. Dic neuesten daruuter stammen
aus der Zeit deS »chäischen Bundes, den bckanntlich uni
230 v. Ehr. zwölf Slädie im Norden des Pelopouueö
gegeu dcn König von Macedonien schloffcn.
 
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