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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0256

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Der i'n Krakau erscheinende „Czas" hat einen
Artt'kel zu Lasten der Bank von Polen ver-
öffentlicht, wvrauf wir versichcrn können, daß
außer dem Umstand, daß dic russischcn Mili-
tarbehörden ihr bei dcr Bank hinterlcgtcs ver-
siegeltes Dcpot zmn Voraus erhobcn, über
welcheS Depot sie übrigens jeden Augenblick
versügen konnten und das in Papicren, Gelb
ur.d Sorten bestand (im 'Ganzen auch nur
600,000 Rubel ünd nicht 8 Mill., wie der
„Czas" behauvtet), der ganze übrige Jnhalt
dcs fraglichen Artikels nur eine reine und bös-
willige Erfindung ist."

, Stuttgart, 13. März. Zn der gestrigen
Sitzung der zweiten Kammer über die Con-
cordatsfrage kamcn von 26 eingeschriebenen
Rcdnern im Ganzen nur vier zum Wort,
außer dcm Cultdepartementschef, dcr, wie über-
haupt die Ministcr, in dieser Zahl mitbegrif-
fen. Probst, als Berichterstatter der Commis-
sionsmehrheit, hieß den ganzen Jnhalt der
Convention gut und verlangte vom Minister-
tische aus die im Mehrheitsantrag vorbehal-
tene Erklärung, um sosort in tie Berathung
des Gesetzentwurfs einzngehen. — Staaisrach
v. Rümelin: Es sei weder bei den Verhand-
lungcn init dem Bischof von Rottenburg, noch
bei dcncn in Rom ekwas über die Dauer der
Ucbereinkunft verabredet oder festgesetzt wvr-
den und die Regierung habc gar nie die Ab-
sicht gehabt, eine andere Garantie zu geben,
als dcn Jnhalt der Convcutivn in gorm von
Gesetzen und Vcrordnungen ins Lcben zu füh-
ren, dic natürlich keincn anderen staatsrecht-
lichen Charactcr habcn können, als sonstige
Gesetze und Verordnungen auch, die man je-
der Zeit wieder abändern könne. Man solle
daher den Mehrheitsantrag annehmen, um dcn
mehr als 20jährigen Conflict zwischen der ka-
tholischcn Kirche und dem Staat zu lösen,
während durch Annahuie dcs Mindcrheitsan-
trags nur Conflicie zwischcn Negierung und
Skänden entstehen können. — Sarwep, als
Berichterstatter der Minorität, würde sich
durch dic Erklärung vvm Ministertisch nur
dann bcruhigcn kvnnen, wenn sie als eine
authentischc der römischen Curie angesehen wer-
den dürste, was nicht der Fall sci. Uebrigens
ist er formell und materiell gegen die Cou-
vcntion, wic Sailcr, Weffenberg und andere
gute Katholiken auch gegen alle Concvrdate
angekämpft habcn. Die Kammer solle die
Conventivn verwerfen, dann werde sie das
Volk von Würtemberg, die Volköstimme von
Dcutschland, die öffentliche Meinung aller
Jahrhunderte hinter sich haben. — Demcapi-
tular von Ritz hält die Convention nur für
einen bis dahin nicht vollzogenen Versaffungs-
paragraphen, unb es werte dadurch nichts als
das verfaffungsmäßige Rechl dcn Katholiken
eingcräumt, das sie anzusprechen haben. Er
bitkct daher dic Kammer um Annahme deö
Mehrhcitsantrags. — Duvernop ist formell
und materiell gcgcn die Convention, dic er
für unvcreinbar hält mit dem modernen Rechts-
staat. — Jn dcr heutigen Sitzung erklärte sich
zuerst Schuster für den Mehrheitsantrag als
Aiihänger vollkommener Frciheit der Kirche

Er verschwand mitten in einem Strudel und cr-
schien dann wieder, mit aller Anstrengung auf das
Raft zufchwimmend.

(Fortsetzung folgt.)

Das Nnglück im Bärengraben.

Bci den vielen fast unbegrciflichen Mittheilungen
in frcmden Blättern über den unglücklichen Vor-
fall im BLrengraben ist cs, schreibt man dem„Bund",
Ehrenpflicht, cine genaue, auf die ergangcne amt-
licheUntersuchung gcftützte Erzählung desselbcn
zu vcröffentlichen.

Hr. Lorck aus Drontheim in Norwegen, dcffcn
Vatcr Eonsul in Hamburg war, befand sich scit
einigcn Wochen in Bern. Als gewcsener Haupt-
mann dcr englischcn Frcmdenlegion kam cr in freund-
schaftliche Vcrhältniffe zu jüngern Mitgliedern deS
hiesigcn diplomatischcn Corps. Samstag dcn2. März,
Abcnds um K UHr, spciste cr init 2—3 Freundcn tm
„Kaiken." Um g Uhr verlicßen sic den Gasthof und
um ll Uhr kehrte Hr. Lorckmit 6~ 7 Herren zurück;
fie bliebcn bis gcgen 2>/- Uhr aus seinem Zimmer.
Alle giilgen zu dieser Zeit mit einander fort.

vnd auch aus politischen Motiven, wcil kirch-
liche Spaltungen zur Unmacht führen und es
im dentschen Jntereffc liege, rcligiösen Hader
zu verbannen. Eine Verständigung mit Nom
sei aber schon durch unsere Berfaffung vorge-
zcichnct. — Hölder findct es als eine hohe
Pflicht dcr Kammer, die Rechtc dcs Landes
und der Krone gegen ihre Rathgcber zu ver-
theidigen. Jn der Convention habe sich die
Krone mit Ansprüchen bcgnügt, dic mit dem
modernen Verfassmigsleben uuvereinbar seien,
die zu Hader und Zerwürfniffen sühren müs-
sen und die Rechte deS Staats gefährden. Da
er de» Vertrag nun sowohl in formeller, als
in matericllcr Hinsicht verderblich findet, solle
die Kammer, wie die Majorität cs wolle, eine
Rcchtsverwahrung dagcgen einlegeu. Dvch
das sei nicht genug. Sie müffe von der Re-
gierung fordcrn, daß sie die Sache wieder in
den alten Zustand herstelle und bie Conven-
tivn sammt Verordnung ziirücknehine, zugleich
aber auch kem andern Contrahcnten gegenübcr
aussprcchen, daß sie ohne die Zustimmung der
Stände den Verirag nicht r'echtsverbinblich
habe abschließcu kvnncn und daher, da diese
nicht erfolgt sci, sich außer Stand sche, ihm
Folge zu geben. Das sei der einzige ehren-
haste Weg, der beffer sei, als sich mit Aus-
legiingen zu helfen, wie es gestern der Herr
Dcpartemkiitschcf gethan. Derselbe habe der
Kammer mit einem Conflict gedroht; allein
diese stehe auf ihrem guten Recht und müffe
auf dcm blciben; cs sei nicht daS erste Mal,
daß die würtembergische Volksvertretung Ge-
sahren abgewendet habe, die dem Lande von
Rom aus drvhten! (Hinweisung aus die Zeit
dcs Herzogs Karl Alerander und des Zuden
Süß, wo das Volk mit Hülfe des Bischofs
von Würzburg mit Gewalt katholisch gemacht
wcrden sollte, was aber die Landschaft ad-
wendete, indcm sie den Minister Znden Süß
gefangcn nahm. Der Herzog starb damals
an einein Schlagfluffe.) — Nachdem noch
Wiest und Minister v. Linden für ken Mehr-
heitsantrag und Prälat v. Mchring für den
Minderhcitsantrag und gegen jeden Vertrag
mit Rom gcsprochen hatten! wirv dic Sitzung
geschloffen und die Fortsctzung der Dcbatte
aus morgen vertagt. Uebrigens scheint die
Annahme des Minderhcitsantrags gcwiß.

(Fr- Z )

Köthen, 10. März. Auf einc Petition
der conservativen Parlei an dcn Herzog,
worin sie um Berufung cines Landtägs «ach
dem Wahlgesctz vom 24. Febr. 1850 bittct,
wurde vom Staatsiriinistcriulii einc Verfügiing
an die Oberbehörden erlassc», worin anSge-
sprochen wird, daß der Herzvg lieber das
Land verlaffen, als jenem Gesuch stattgeben
werbe, worin aber auch die Staatsbcamten
daraus ansmerksam gemacht wcrden, daß sich
ihnen eine gute Gelegeiihcit darbiete, ihre
treue Anhänglichkeit an ben Herzog darzule-
gen, da in jencr Petiiion bchauptet sei, daß
die Majorität der Beamten ciue gleichc An-
sicht wie die Bittsteller aussprechen würde,
wcnn jene nicht durch das Disciplinargesetz
gebunden wäreu. (Nat. Ztg.)

Zwischen 3 und 3>/r Uhr Nachts begab sich Hr.
Lorck mit cinem jungen Engländer zum Bärcn-
graben. Daselbst bclustigte er fich damit, auf das
Geländer zu stcigen, wovon ihn scin Beglciter ab-
zuhalten suchte. Auf cinmal machte er einen Sprung
über das eisernc Gelänber; der Sprung mißlang,
er konnte das Bord auf der innern Seite mit den
Füßen nicht erfaffen und stürzte in dei, Graben,
wo «r bctäubt liegen blieb. Er hatte sich im Fallen
nicht unbedeutend am Kopfe verlctzt.

Sein Begleiter eilte zum Hause hinter dem Gra-
ben, klopftc daselbst an und rief um Hülfe; da cr
Niemand fand, so cilte er dic Stadt hinauf (ohne
vorhcr in der unmittclbaren Nähc Hülfe zu suchen)
und weckte cinige seiner Frcünde. Als dieselben sich
angczogcn hattcn und zu ihm auf die Straße hinunter
gestiegcn waren, begab er sich in der Nähe (bei
Niehans) zu drei Bäckcrgesellcn, welche bereits an
dcr Arbeit waren.

Jn dcr größtcn Aufregung suchtc er ihnen be-
greiflich zu machcn, was vorgcfallcn; sie verstandcn
aber nichts, .als das Wort „herabgcfallen", doch
folgten sie ihm nach anfänglichem Weigern. So
rameu oic i'echs Personen zum Graben. Jm Vvr-

Berlitt lO. März. Dnrch eine tzon fämmt-
lichcn StaatLministern gegcngezeichnete Cabi-
netsordrc ist zur Revision des preußischen
Civil- unb Strafproceßrechts und zur Herbci-
fllhrung einer gcmeinsamen deutschen Gesetz-
gebung auf diesen Rechtsgebieten eine zu be-
rufenbc Commission niederzusetzen, zu deren
Vorsitzenden Präsident Or. Bornemann ernannt
wird. Das Staaksliiinistcrium ist beauftragt,
das Weitere hierzu zu veranlaffen.

Berlin, 13. März. Zm Abgcordneteil-
hause bestehen jetzt 7 Fractionen, nämlich die
Vincke'sche (dic stärkste, etwa 140 Mitglieder)
dic Mathis'sche, die katholische, die Pückler-
sche, die Blaiikenburgische, die Polnische und
die Behrend'sche.

Berlin, 13. März. Der Proceß gegen
den Literaten W. Eichhoff wege» Anmaßung
des Dociortitels ist am 5. d. M. von dem
Kammergericht endgültig entschieben wordeu.
Eichhoff' wurde für schuldig erachtet und zu
10 Thlr. Geldbuße event. 8 Tage Gefängniß-
strafe verurtheilt.

Breslau, 11. März. Zn Folgc der Am-
nestie kehrte vor wenigeii Tagen Zohannes
Nvnge nach mehr als zwölfjähriger Abwe-
senheit ins Vaterland zurück. Der gestrige
Tag, an welchcm er zum ersten Male
wieber in Deu'tschland öffenilich auftrat, wird
ihm beu Beweis gegeben haben, mit welcher
Liebe die Bevölkcrung unferer Stadt noch
immer an ihm hängt. (Bvrs.-Ztg.)

BreSlau, 15. März. Die Schlesische Zei-
tung meloet aus Warschau vom 13. März,
daß dic Deputation, welcher Gortschakoff bas
Kaiserrescript mittheilte, durchMittheilung und
Ton beiroffen war. Gortschakoff theilte pri-
vatim mit, daß nächstens cin kaiserlichcs Ma-
nisest bczüglich von Reformen bevorstehe. Za-
mopskl erwiedcrte: „Wir nehmen an, sind
aber noch lange nicht abgefunden. Der er-
theilte Bescheid hat die Ausregung nicht be-
ruhigt, 11 politische Gesangene sind sreige-
laffen

Wien, 10. März. Die „Preffe" schreibt:
„Die preußische Resormpolitik scit Beginn der
Regcntschaft hat bei uns consequcnt bie wäimste
Fürsprache gefundeu, unv wlr halten die An-
sprüche Preußens in Dcutschland in vieler Be-
ziehung für wohlbegrünvet. Preußen soll und
darf keiu Väsall Oesterreichs fein, wie es
dies nur allzu lange gewesen, es soll energisch
Hand aalegeii an die Resorm ber deutschen
Verhälkniffc, es soll auf die diplomatische
und militärische Zusaininensaffuiig dcr Krastc
Deutjchlands hinwirke», das libcrale Oester-
reich hat sicher nichtS bagegcn cinzuwendcn
unb wird jeden Schriti auf diesem Wege sieu-
dig begrüßen. Lcgt die Hanb an, ein Deuisch-
land zu bauen, wie wir daran arbeiten, ein
Oesterreich zu bauen, und wcn» das Wirk
aus beidcn Seite» beendigt ist, dann wird die
Frage, in welchem Verhältniß Oestcrreich zu
Dcutschland stche» soll, leicht unv schnell ge-
löst sein. Wii haben dic Hände vvll mil uns
selbst zu thun und können uns nicht auf Spe-
culationen einlaffcn, die für uns crst vann
einen Werth haben werben, wenn Oesterreich

beigehen ricf ciner der Bäckergesellcn dem'Land-
jäger, welcher bei der Brücke stationirt ist, der zwar
vorher einigen Lärm gchört, aber (wie aach Andere)
gcglaubt hatte, cs sei ein gewöhnlicher Nachtiärm.
Ein Andcrcr cilte zum nahc liegendcn Klösterli-
Wirthshaus und weckte die Stallknechtc.

Scit dcm Stnrze waren mindestenS 20 Minutcn
vergangen. _ (Forts. f.)

Bei der letzlen Aiiffuhruug der „Grille" im Hosbuig-
theater zu Wlen — es war dle AbschledSoorstellung der
Friederike Goßmann — machte eln Eiithüstast seinem
Herzen in folgenden Zeilen Luft:

Nie sah solch entzückten Lioß man,

Nie «n'tließ eincn blühendcien Spioß man,
RiemalS ruhiender bcschloß man, '

Bom Lodc nie mehr überfloß man,

Hcißcre Lhiänen nie vcrgqß man,

Rie so oiei BeifallSxulver verschoß niau,

Und sie selvst erdUckie nle >o groß man,

'Ais heute — die kleins Goßmann!

(Musteranzeig e. Posth.) „Zürch. Jntclligenzbl."
Nr. 44: Für die Regiernng deS KaiitonS Si. Gallen
ist ein großeS Onantnm Haber ejngetroffen. — „Bad.
Tagebl." vom 2l>. Febr.: Frau Wlttwe Aioser sucht eineu
Liebhaber für in Gatten.
 
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