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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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wkedcrum wie am ersten Tage über ei'iie
Stunve lanz, und wicdcrholte die alten jesu-
itischen Schlagwörter im rohen Tone der
riickstchtSlosestea Herrschsucht. Andererseits
ließ aiich der protestantische Prälat Mvser
seiner polemischen Zunge freie» Lauf und rief
eine» gewaltizen Sturm auf den Bänken
der Concordatsfreunde hervor. Eine in jeder
Hinsicht ausgezeichnete Zungfcrnrede gegen
das Concordat, maßvoll und ruhig, aber ent-
schieden, hielt der katholische Abqeordnete des
kaiholischen Bczi'rks Saulgau, Waltcr. Rü-
melin am Ministcrtisch versuchtc noch die
Mchrheil der Kammer von ihrcin Entschluß,
das Concordal zu vcrwerfcn, zurückzubringen.
Es war ein „letzter Versuch" und wo mög«
lich »och unglücklicher als die zwei, drei frü-
heren. Man will in Württemberg wedcr
dcn katholischen nvch den protrstantischc» Je-
suiiisinus, wrder Papismus noch Pickismus.
Hat der Lctzterc auch gegen das Coucordat
gcarbeitel, so ist dies in einem altprotcstan-
tischen Lande, dem es vor Klöstern und Kut-
ten graut, natürlich. Ein richtiger Jnstinct
sagte dicsen subjcctivcn Christen, daß ihrc
Gcwiffeiisfreiheit nicht gewinnc, wenn die dcr
kathvlischen Mitbürger durch die Censuren
deS Bischofs, dcm dcr weltliche Arm bcreit-
willig zur Vollziehung der kirchlichen Strafe
geliehen werdc, dauernd gefährdet werde,
wic «ies durch das Coucordat der Fall rst.
Mohl uud Walthcr wicsen nach, wie ein er-
communicirter Geschäftsmann, dcm der Ver-
kehr mit seinen Mitbürgern förmlich abge-
schnittcn wirde, ruinirt sei, zum Bettler
weroe, trotzdem, daß der Minister vcrsichere,
kirchliche Strafcn habcn keine bürgerlichen
Wirkuugen. Probst und Rümelin bcmüheii
sich vcrgeblich durch Wiedcrholungen vvm
längst Gcsagten das unabwendbarc Rcsultat
aufzuhaltcn. (N. F. Z.)

Lindau, 17. März. (A. Z.) Gestcrn
wurde daS Dampfboot „Ludwig" auf dcm
Secgrund auigefunden. Nach clwa 4 bis 5
Minulen Fahrzeit hätte das Boot festcn
Grund gctroffen. Die Mcffungen der See-
tiefc ergeben etwas über 60 Fuß. Mchrere
linbedcurendc Gegenstände wllrden vvm Boot
heraufgcbracht. Vo» Leichen crge.be» sich kciiie
wciiern Spuren.

München, 17. März. Ueber die von
öö israiliiiichcii GemcinLcn an die Kammcr
gcrichtetcn Eiiigaben um Gleichstellung mit
dcn christlichen Staatsbürgcrn hat dcr bctrcf-
fende Ausschuß bcschloffcn, es seien die in
den Provinzen dicssciis bcs NheinS bezüglich
der Zuben besteheiiden Beschränkungcn aufzu-
heben.

München, 19. März. (Schw. M.) Vom
Schwurgerichtshof wurde der Rcbacteur dcs
„Stuttgarier Beobachicrs", Hcrr Hop^, in
vootumaviam von aUcn AuklagcpuueMi, na-
nicnllich auch von dcr Aukiage dcr Schmä-
hung des frühere» Staalsministers v. b.
Pforbtcn, frcigefpiochcn.

Bertin, 17. Marz. Der Ausgang des
Arnim'fchcn Aniragcs im Hcrrclihause ist noch
gistcrn Morgcn für zwcifclhaft angcschcii

male und Dir zugleich cincn tirfcren Einblick in
das dunkle Gewede und Gctriebe jcncs Gesindcls
gebcn.

Eö sind zwar schon drei Deccnnicn seit jcncr Zcit
verstrichen, dieDingc mögcn sich verändcrt und vcr-
feinert haben, das gcbe ich zu: aber die Mcnschcn
sind, warcn und «crden sich in dcr Bezichung cwig
glcich blciben, daß Zedcr scincu Vortheil zu cr-
strcbcn sucht. Zn dieser Hinsicht sind «ir gewiffer-
maßcn allc Jcsuitcn und detrachtcn das zum Zrelc
führcnde Mittel als das geheiligtc. (Forts. f.)

Heldelberg, den 1S. März 1861.
li Gcstallen Lie mir, wcuu auch clwas vcrsPälct, in
einigen Worlen dic Bejchrcibiing ciucS heilercn FcsteS
nachzuholen, welchcs nichl verdicnk, nüt Slillschweigen
übergangen zu wcrden: ich meine nämlich das PreiS-
stnzen im hiestgen Muscunwsaalc am 12. d. M. E»
war cin Aest, so cigcnlhümlich nnd üebcnSwürdig. daß
Jeder, der cs miiscierte, dic Erinnerung daran ivohl noch
lange als cine gar schbne 'bcwahren wird.

Bekannllich hatle vor einiger Zeit die Schauenbnrg'-
sche Verlagsbuchhandiung in Lahr in anerkennerSwer-
ihem Streben eincn Preis von ZO Dukalen auSgeschrie-
ben für die besten EoniPosilloncn der .,neuen Licder aus
dem Engcren." Aus der Zahl der zur Bcwerbung ein-
gereichien musikaüschen Bearbcitungcn wurdcn nun die

worden, und es verdient jedenfalls hervorge-
hvben zu werden, daß cs eine vcrhältnißmä-
ßig n»r schr schwache Majon'rät (96 gegeii
83) war, wclche das confuse Finanzprojcct
durchgebracht hat. Mit demselben ist natür-
lich die Grünksteuerfrage anticipando cntfchie-
den. — Die Junker finden es ganz in der
Ordnung, daß dic Armee crweitert werde —
dcnn ihrc Svhne machen dadurch bcr' weitem
leichtcn und rascher Carriere — und daß die
erwerbenden Stände, bcr Hanvcls- unv Ge-
werbcstand, dic Mittel diescr kostspieligkn
Liebhaberei aufbringen. Wenn dem Hofe
nach dem Ansgange ber letzken Berhandlung
im Herrcnhause noch «icht die Augen aufge-
gangen sind übcr Ziel und Richtung unserer
„Aristokratie" — nun dann müßtc derseibe
in ber That keincs bcfferen SchicksalS wcrth
sein, als dcffen, weiches ihm die Krcuzzei-
tungspartci zugedacht hät: nämlich ber Dienft-
knecht der Adelsprivilcgien in Preußen zu
bleiben. Mit einer Offenheit, die selbst un-
sere schr niedrige Meinung von dcm ropali-
stischcn Gcfühl dcr preußischen Zunker auf's
Höchste überrascht hat, mahnte gestern Herr
v. Waldow-Sieinhövel baran, daß dsr Adels-
brlef der Hohenzvliern ja uiienklich zurück-
stehe gegcn den einzelner Junkerfamilien in
dcr Mark, sowohl rücksichtlich des Alters, als
auch dcr ihm zu Grunde iiegenden Heldeiuhateii.
— Dieser Manlheld einer vatcrianbsiosen
Partci bchauptct auf Grund seiner größcren
Ahnenzahl das Kvnigthum untcr ben Willen
cinigcr beutelustigcn AdelsgeseUen bcugen und
dasselbc zum Vollstrccker seiner Aufträge
machcn zu können. Ganz wie znr Zeit des
Raui'ritterthums woüen nnserc Zunkcr deu
Bürger und Slädtcbeivohuer auSbeutcn, ihm
alle Lasten des Slaatsverbandes aufbürden
unb für sich die höchstcn Würdenstellen im
Hcere sowohl wie in der Staatsverwaltung
in Anspruch nehmen. Die Frage ist nun,
was wiib dic Rcgierung diesem zügelloscn
Treiben gegenüber thun. Darf sie es noch
länger in Ruhe aiisehcn, daß dic Krone vor
ciner großcn Vcisanimlung, einem Thcile des
gksctzgkbeuden Körpers, von ber Tribüue herab,
gehöhnk und bcschimpft wcrde, wie kaö Scnfft
v. Pilsach regelmäßig Ihut, und wie es selbst
Graf Arnim-Boitzenburg burch seine Gloffcn
übcr die Throurede erst gestcrii wicder Ihat?
Mau wird fieilich einwkildcii, dic Regieiung
habe es ja in'Händcn, bas HauS zu majori-
sircii. AUciii cin solcher Maffcnfchud von
Pccrs, von lunqernden Gutsbcsitzern, die auf
Stcllcn Zagd machcn, kann wahrlich nicht
dazn dienen, den Nechtsinn im Volkc zu
krüstigen; unv selbst das Schauspiel cincr Um-
gcstaltung des Hauscs vurch eigencn Beschluß
würde bicscr Maßrcgcl nichts von ihrer mo-
ralischcn Schiväche rauben. Die Negiernng
hat kcine andcrc Wahl, als ' das H"rcn-
haus, deffen rcchtlose StcUung von allcn
Ncchtsgclehrten längst anerkannt ist, ohnc
Wcitcres zu bescitigcn und bei der an seüier
Stcllc zu bildcndc» Kammcr, so wie beim Ab-
georknctenhanse die nachtiägliche Sanction dic-
scr Maßecgel nachzu,uch,n. Kcm Zweiscl

heiooiiagcndsteu ausgewählt und gelangieu am Dienstag
Adcnd zum Borllag durch das ausgezeichnete Aiauu-
heimer Lheaterquanell der Hcreen Dür, Nocke, Schtosjer
und Siepau. Schou iäugere Zeii vor dcnr auf 7 Uhr
seftgcjetzten Ansaug sülllc sich ser große MuseunrSjaiil
ulli einem ebeuso gewähitcn als zahireichm Pudtikum.
An dcn vieten gasttichcn Taseln saheu buntgcmijchte
Sicihen, sclbst die Dameiiwcii schcüte dcn Läbaksräuä)
illcht, und verschönerie daS Feft durch ihre Amvescnheil.
Zn großer Anzahl war die akadenllsche Jugend vcrlrelcii,
sic hrlle ja auch vor AUeu cin Jnlcrcsje daran, da die
gckrdnlcn ComPositioncn dcm neucn ComMrobuch ein-
vcrlcib! werdcn solleu. Musikkenner und Frcündc ciuer
hciiercn Laune waren von Siah uud Ferir herbcigekom-
mcn. Und hallc man sich eineu genußreichen Abend
schon von vornhcrcin versProchen, jo überlraf die Wirk-
lichkeii noch die Erwarwng. Wic komitc cs auch auderS
seiu,.da schou der srvhlichc Humor und sPrudetnde Witz
der Schefsetschen Lirderterte hinreichte, um die Gcsell-
schait in die heiicrste Laune zu versctzen. Dazu die zum
großen Theil llesslichcn Compositionen, »orgclragen durck
so herrliche Sllmmon, wie ste dcu Maimhcimer Sängern
zu Geboie stehen. Und dics AÜes iu der sröhlichste»
Geselligkcit, nnter Umständen,,wo man der mclodischen
Aufforderung zum Trinken sogleich in ausgezeichnetcm
Wein nud Bier Folge leisten konnte,

Äbwechselnd irugin die Mitglieder deS Mannheimer
Ouarietis dic cinzelnen Compositionen vor. Unter den-
jclben wurden die Lachner'schen, die nicht zur PreiSbc-
werbnng cingereicht sind , bcsonders gut aufgenommen.

darüber, daß die öffentli'che Meinung der Re-
gieeung volle Jnbemnität für diesen Schritt
gewähreu würbe. — Jn parlamcntarischen
Kreiscn ist man übrigens vieifach dcr Mei-
nung, tas Abgeordnetenhaus werde die Be-
rathung des Arnini'schen Antragcs grnndsätzlich
ablehnen, weii derselbe im Wtderspruche mil
der Versaffuiig bereits im Herrenhanse znm
Bcschluß erhoben ist, bevor er beui audern
Hause vorgelegen hat. Dle Volksverireiung
will einen solchcn Präcedenzfall für künsiige
Finanzgesetze duechauS nicht zulaffen.

(N. Fr. Ztg.)

Berlin, 19. März. Der Polizkiprästbcnt
v. Zedlitz jst seibst in uiimiticlbarer Umgebung
des Königs äus offener Straße gegen Jusulien
des Volkes nicht mehr sicher, wie er erst ber
der jüiigsten Militärparade erfahren konnte,
wo ihn allcrlei auzügiiche Rcvensarlrn an bie
Eichhoff'schen EnihuUungen mahnte». — Bei
der Neuwahl in Gcnthin (am 16.) ist der
Oberpräsidcnt v. Boui» mit eclalanter Mehr-
hcit wieber gewählt worden. Sein Gegen-
candibat war ejner dcr bekannten „Kirchen-
patrone", Herr v. Ploiho auf Parcp. — Der
bereits crwähnte Antrag dcr Abgeordneten
Senff und Genossen iu Betreff bes Amneftie-
erlaffrs lauter: DaS Haus dcr Abgeoidneten
wolle befchließen: bie Staatsregierung aufzu-
fordern, eincn Gesetzcseiitivurf vorznlegen,
durch de» die Niederschiagung ber Unicrsuchun-
gen ermöglicht wird, weiche wegen der in
Nc. 1 des Äüerhöchsten Gnadenerlaffes vom
12. Jan. bieseö Zahres bezcichneteii Verbre-
chen und Vergehe» bereiiö ei'iigeleitet sind.
Molivc: Es schrint Pflicht dcs Hauses, daS
durch Artikel 49 der Versaffungsurkuiide aus-
gestellte Hemmaiß unverzüglicher Ecsüllung
der hochherzigeii Abflchien Sr. Majestat des
Königs bei Eelaffe obigen Besehies durch be-
reitwilliges Entgegeiikommea beseingen zn
helsen.

Braunschweig, 13. März. Zn dcr Ab-
gcordiictenkammcr wurdc ein Antrag des Ab-
georrncleii Reutcr aus ein allgcmein dcutsches
Eisenbahngesctz der Zustiz-Commiffion über-
wicsen.

LÜien, 14. März. Mchr als hundcrt
Studeiuen, Trancrzcichcn tragenb, waren
heuje nach dem Schmclzer Frievhos gezogen,
nm am Gedenktagc die Grabstälte der März-
gesallencn zu besnchc». Zn bcr Nahe bcS
Friebhofs war Militär auxgestelle, daS jevoch
bsoßer Zuschauer blicb, ba ver Studcnienzug "
in größier Rnhe und Ordnung kam lind ging.
Nachmmags wiedcrhoite sich d,c Szene; aus
dem Grabe wurdcn frische Kränze iiicverge-
>''g-- . (Pr.)

W«cn, 16. März. Wie der „Wanbeeer"
ineldet, hak dcrKaiser voegestcrii zum ersten-
male als Könlg vo» Croatie» unb Slavouien
6 vom provlforischcn cevatisch-flavoiuschcn
Hofdicasteriuin vvrgelegtc, in croaiischcrSpi ache
verfaßte Rrfcripte (iml Franjo Zostp) unier-
zeichnei. Cs duefle dicö übcrhaupt ocr erste
Fall sei», kaß ein Kaiser vvu Oesterrcich i»
crvakischcr Sprache geschricbciie Urkundeu mil
seincin NamcuSzugc verschen hat.

Außer ihueu erndtete uoch „ein ander Licd vom Roden-
steiu", von Musikdircctor Haina compoillrt, so emschie-
dencn Bcisall, daß es wiederholt iverden mußte. Und
es ist auch iu der äußcrst humorisllscheu Aufsassuna dcr
ächle dmschikose Tou ellicS „Kneipiiedcs" gcliosfen, cs
wird dies Licd einc daid tiebgewouueue Bereicherunq dcs
Commersbuchcs bilden. Emeu wahreu BeisallSsturm
erregten aber die als Quartett componiileu „Lieder ciues
sahrcudeii Schülers", uustreirig der Glanzpmiti deö Abeudö,
und zum Schluß der vou Hornseck (mcht von Scheffel)
gcdichlele, ebeuso launig compvuirle Canon, „Triuke uic
ein Gias zu wcnig."

Nachdcm das Preissingen vorüber, wechselten mit der
Mufik des hicstgcn Orchesters weiicre Ouartetworträge
dcr Aiaunheimer Sänger ab, und damil endlich auch das
Fest sich alS cln wesenltich akademisches kennzeichne, wur-
den „Salamander geriebcn" ans dic ircfflichen Sängcr,
aus den anwcsendeu Veraustalter des FesteS, deu um die
Sammlung studcntischer Liedek so eisrig bemühlen Ber-
legcr Schaucnburg. Deu ebensalls auweseuden Kapell-
mcister Lachner fcierte Prosessor Häusser in eiuem kräf-
tigcn Trinkspruche. So iiemite sick crst spät und in
der heiierstrn Stimmung die sröhliche Gesellschast, wohl
Alle nlll dem Wunsche, cin ähnlicheS Fest bald wieder
seiern zu kömien.

Die PrciSbcftimmung wird in cinigcn Tagen, nach-
dem die AuSschußmilglieder deS bad. SängepbundeS noch-
mais beraihen haben und das Uriheil dcr stndentischen
Corporaiioncn eingeholt ist, stattftnden. W!r werden
seiner Zrit darübcr berichten,
 
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