Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0272

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der gute Ei'ndruck, den diese Actenstücke hät->
ten bereiten köunen, wescullich verminderk.
Bikanntlich sind gerade in den letzken Zahren
die Uitterrichks - Anaelegenheiten vielfachen
Schwaiikuiigen unkerlcgen und nüt der Be-
seitigung dir Frcihciten der Wiffenschaft hak
denn auch das Uuterrichtsprinrip, das ratio-
nellc Vcrfahrc» und die Aufnahmc natur-
wiffcnschaftlicher Unierrichtsfächer wesentliche
Beichränkiingen erlciden müffen. Dic Schu-
leu sind in Ocsterrcich ein ausschließliches
Monvpol der Geistlichkcit, namentlich der
Jcsuiien unb sind durch das Concordat alle
Miltelschulen zu Confessivnsschulen erklärt
worden, wodurch besonders bie Protcstaiiten
in dcutsch-slavischen Ländern »ngeinein be-
nachtheiligt wurden; dcnn dicsc sind in der
Minderheit unb sinb eben oft nichl in der
Lage, auf eigene Kostcn Anstaltcn zu gründen.
Wie schr das Concordat im Cinzelnen, wie
ini Ganzcn i» das politische unb sociale Le-
bcn cingreift, zeigt diese traurige Bestiminung,
die den protestantischcn Brüdern die Psorten
dcr Wiffciischaften unb der Schulen nvch »cr-
schließt. Das Concorvak muß auch in Oe-
sterreich fallen, wenn alle Confcssionen zur
politischen Glcichbcrechtigung kommen sollen;
es muß fallen, wenn dicser Staat wieder
ncue Kraft, neues Lcbcn, neuen Aufschwung,
ncues Vertrauen nach Außen und Znnen ge-
winncn soll. Die Znteresscii bes Geistcs unb
der Erziehung, die Wiffcnschaft, diese erha-
bcne Macht, in die Hanbe der Geistlichkeit,
in die Hänbe des Papstthums zu le-
gen, hcißt offenbar ben Gcist de» Fortschrit-
tes, den Geist des freien volksihümlichen Le-
bens in Feffeln legen, dic Knechtschaft des
Geistes fördcrn lmd mit der Menschhcit eine
traurigc Noüe spiclen. Wie sehr ist ma»
doch bcmüht, die naiurwissenschastlichcn Fä-
cher aus dem Bereiche des Lchrplanes zu
halten. Zst doch in mancher gelehrten Mit-
telschule nicht eine Spur von diesen wichli-
gen, in das Lcben, den gcistigen und materiel-
len Eiilwickelungsgang der Menschheit ein-
greifendc» Fächern zn entbecken! Mit ängst-
licher Befaiigcnheit überwacht man diesen
Untcrricht, wo er in engen Nahmen gleich-
sam alS Gerippe den Schülern dargeboten
wird, als würde damit der Materalisirius
jebcm hühcrn, idcalcn Leben dcn Platz ab-
spcrrcn! Läßt man diese Fächer ja in Schnl-
lehrerscmiuarien nichr zum Gedeihen kommen,
iim nicht, mit einem preußischen Abgeordne-
ten zu reden, viel Lchrer (iu Preußen 10,000)
zu kleinen Humboldteii z» crziehen!

UebrigenS hoffen wir, daß biese Zeit bald
vorbci scin werbe, unb wenn auch die österr.
Regicrung diese Sache, ntcht wie es bas Volk
will, in ber richtigen Weise würbiget, so wird
sie doch durch bie Uinstände dazu gebracht.
Hat doch der Staatsminister in einem Rund-
schreibcn gesagt: „Wiffcnschaft ist Macht."
Daraus ergiebt sich auch, baß cben sehr
staatsgefährlich ist, die Wiffenschaft zu feffeln,
weil inan damik die Macht unv Stärke dcS
Staates feffelt. -

Aus der Pfalz, 19. März. Dic »ächste

wenn ich gleich trotz ihrcs hübschen Aeußern kein
weiteres Zptereffe an ihr nahm.

Ach hatte mir die Entlarvung jenes Menschen
cinmal in den Kopf gesetzt, und da sich daran der
' Gedanke an cin längg gestccktcs Zicl knüpste, so
«aren gllc meine Sinne nur auf dicsc» einen Punkt
hingclenkt. Man hatte mir nämlich schon oft von
diescn gehermen Bettlergclagcn erzählt und cs «ar
mein sehnlichster Wunsch, cinem solchcn einmal bei-
wohnen zu können; allcin Lazu zn gelangen war
ebenso so gefahrvoll als schwierig, und nur Ver-
rätherci konnte den Uneingcweihten dazu gelangen
laffcn. Gelang es mir nun, jcnen Bettlcr alS Ge-
sunden, also alS Betrüger zu erkenncn, so zwcifclte
ich nicht, daß ich ihn durch Furcht vor Bestrafung
oder durch Bestechung mir so dienstbar machen werdc,
meinen ausgcsprochenen Wunsch zu erfüllcn. Aben-
teucr hatten von jeher großen Rciz für mich; ich
hattc sie oft gcsucht und die gefahrvollsten glücklich
bestanden. Zcdes Gelingen wcckt den Trieb zum
Wciterschreitcn, ruft unserc Kuhnheit «ach und läßt
den Gedankcn an Gefahr, in der Hoffnung des Ge-
lingens, verschwimmen und vcrschwinden.

Die Herbstmeffe hatte begonnen, die Frequenz in

Durlacher Konferenz wird in der zweiten
Woche nach Ostern stattfinden. Gegenstand der
Berathung wird das Recht der Gemeinde
sein. (L.-Z.)

Frankfurt a. M-, 18.MSrz. Die„Zeit"
veröffentlicht in ihrer Probenummer den Wort-
laut des (schon crwähnten) von dcm Herzog
von Oldcudurg an bcn König von Däncmark
gerichteten BriefS. Das neue Blatt faßt vie
Aufgabe seiner künftigen Wirksamkeil in fol-
gende Worte zusammen: „Wir werdcn an
alle» den Bcstrcbungen Theil nehmen, die den
Traum der deutschen Freiheit und Macht in
lebendige Wirksamkeit auszuprägen dienen,
indcm sie das Gesetz dcr Thatsachen, die sie
nrcht umzustoßen vermögen, chrlich anerkennen
und seine Wirkungen zum Besten dcs Vater-
landes zu wenden suchen."

Stuttgart- Der „Staatsanzciger" be-
merkl bei ber Abstimmung über das Concor-
dat: Obglcich dcr Herr Minister des Znnern
Freiherr v. Lindcn aufs Dringcnbste hervor-
hob, daß mit dem eben gefaßten Beschluß ma-
tericll auch der Gesctzeniwurf der Negterung
abgclchnt und den Vvrgängeu, sowic ber Ver-
faffung gemäß Mittheilung an die erste Kam-
mcr zu machen sei, und obglcich er eS für
seine Pflicht hielt, ein anderes Verfahie n als
ein nicht geordnctes zu bezeichncn, enlschieb
sich Lie Kainmer dvch dahin, den Beschluß nicht
dcr Kammer der Sianbesherrcn, soudern ber
k. Siaatsregicrung mitziitheilen.

Stuttqart, 19. Mürz. Dcr Jubcl im
ganzen prviestantiichen Württenibcrg über dic
Berwersung des Cvncordats in der zweite»
Kammer mit einer so immensen Majori-
täl ist ungeheuer. Seit gcstern geht vaö
Gerücht, der Ciiltbepartcmentschef, Staats-
ralh v. Rümelin, habe seine Entlaffung eiur
gereicht und sic werde wahrscheinlich angc-
nvminen, nachdein der König zuvor den Prä-
sibenten ber zwciten Kamuier, Römer, habe
koinmen laffcn, um sich mil ihm über den
Stand dcr Sache zu besprcchen. Hiernach ist
man ziemlich aUgemein der Ansicht, der wei-
tere Verlanf der Sache werde wie in Baben
sei», näinllch eine Regelung auf dcm Weg
der Landesgesetzgeblliig und Verständigung
mit dem Biichos.

Kassei, 20. März. Jn ber gcstrigen Cri-
minalgciichissitziing wurde Oeiker.von der An-
klage der Verlaumbuiig unv.Majestätsbeleidi»
gung (iu der Berufungeinstanz) freigesprochen,
dagegen wegen des Ausdrucks „Fröinmelnde
Schulinspcckoren" mit 25 Lhaler» bestraft.

, Berlin, 16. März. Zwei kiiminatgericht-
lichc Verhastiingen von Polizcibcamlen sinb
hier dkr Gegenstand allgemeinen Gesprgchs.
Die Vcrhaftung bes Polizeilieutenants Schmibt,
welchc auf' gerichilichen Besehl durch dcn
Polizcihauptmann Müscler, unb des Wacht-
mcistcrs Köhlcr, welche burch den Polizeilicu-
tcnant Hoppe ausgesührt wurde, stcht mit der
Verwaltung der Montirung für die Schutz-
lcutc im Zusammenhaiig, in. welcher Unter-
schlagungen vorliegen. Lic Voruntersuchung
tst im vollsten Gangc.

den Straßen und Durchhäuscrn wär natürlich da-
durch ungcwöhnlich gestcigert, aber wundervar, gc-
radc jetzt fand ich zum Erstenmale meineu Mann
nicht an seinem tägiicheii Platz. — Solltest dn dich
doch geirrt, dcm Menschen Unrecht gcthan haben?
Solltc etwa ein wtrklicheS Ucbel hicr vvrhanden
sein, die herbstlichc Wittcrung daSselbc verschlim-
mcrt haben? Solchc Gcdanken gingen mir nnaüf-
hörtich burch dcn Kops und triebcn mich an, da ich
den Menschen mchrcre Tage nicht vvrfand, ihn auf-
znsuchcn, und wcnn ich ihn fände in dtcsem Fallc,
das ihm angethane Unrecht zn vergütcn. — Abcr
allcS vcrgeblich. Zch durchstreifte.alle öffcntlichen
und gehciinen Gcgcnden, fand allenthaldcn bcttcln-
deS Gesindel — doch meincn Mann nicht wicdcr. —
Die Meffe ging zn Ende — nicht die geringste Spur
— und mit Lieser sah ich auch leider die Hoffnungs-
träume cincs intercffantcn Abcnteuerö schwinden.
Den Tag nach Beendigung dcr Meffe sitze ich, ver-
drießlich übcr das Mißlingen aller meiner Forschun-
gen, in mcincm Zimmer.

„Wollcn Sic mit mir eiit eigenthümliches, wenn
auch gerade nicht angcnehmcs Schauspiel besuchen?"
ruft mein eintretender Freund, der dort in Gar-

Oesterr e t ch.

Pesth, 17. März. An Wahlcn für das
ungarische Reichsparlament sind hi'er bi's hcute
90 bekannt, karnnter 70 Kossitthianer, 12
Altli'berale »nd 8 von unbekannter pvliiischer
Farbe. (Volksz.)

Z r a n k r e » ch.

Paris, 18. März. Die hier eiiigetroffcnen
Nachrichten anS Ungar» lauten sämmlllch den
Wünschen Ocsterretchs hinsichtlich der Theil-
nahme Ungaras am Neichsralhe zuwider.
Baron Vap bietet sei'ne Eiittaffung an, faUS
Oesterreich auf seiner gegcnwärtigen ungari-
sche» Politik beharrt. (H. N.)

PqriS, 19. März. Dic „Union" verös-
feiitlicht jetzt ein vom 20. Febr. dalirtes Eir-
cular, das der Präfrck des Loirc - Departe-
mciils an bie Beantten dieseS DepailcmeittS
erlaffen hat, und dnrch wclchcs denselben un-
tcrsagk wirv, bem Bischos v. Orleanö Besuche
abzustattcn und in deffen Salvn zn erfchei-
ncn. Der Präfecl sagt: Der Bischvf von
Orleans biete Len Feinden be.r Regicrung
einc Fahne; er (oer Präseci) habe deßhalv
mil großem Erstannen vernouiinen, daß emige
öffeiitliche Beautte damit gezögeri hättca, sich
nunmehr von dcm gknanitten Prälaten fern
zu halten. Der Präfect erklärl i'hncii, baß
er solches Zögcrn i» bem gegenwärligeii Falle
»ichi zulaffcn könne.

Paris, 20. März. (Schw. M.) Der
„Moniicur zeigk a», daß die Conveittion ive-
gen der Fortbauer der sNiischen Occupalion
gestern unierzklchiiet worden i'st.

S ch w e i z.

Zürich, 18. März. Dem a» die Univcr-
sitai Heidrlberg berufenen Prof. Hi'tzig wurde
nach der N. Zür. Z. heutc beim Abschi'eds-
mahl ein stlbcrner Ehrenbecher mit Widmungs-
urkunde überreicht.

B e l g » e n.

Brüffel, 16. März. I» dcr gestrigen
Kaminerfltzuiig wurde über di'e Fragc vcr-
hanbelk, wann der Bericht dcs Cenlral-Aiis-
schuffcs über den Artilleric-Crcdit von 15^/,
MiU. auf dic TageSordnung komuicli solle:
das Ministerilim, wclches die Liscussion aus
nachften Mitiwoch angcsetzt wünschie, blieb
lii oer Minorität, uno wuroe bcschloffen, erff
nach Ostern darüber zu verhandeln. Ein nn-
angenehmes Znterinczzv — Gnillcrp unh
Frere-Orban naiinten sich Lügncr — cndetc
mit gegcnscitiger Lvbpreisung. Frcre theilte
seincn Freunven inil, daß er nach Entscheidung
der Goldsragc im Senat cine sechsmvnatliche
Reise ins Ausland unlernehmen werde. Zn-
deß wäre es möglich, daß er im Senat in
diescr Frage den Sieg davon trüge.

Cngland

London, 19. März. Zn der gestrigen
Sitzung des Oberhauses fragte Lord Ellen-
borougy nach dem Stand ber Bezi'ehuiigen
Deutschlands zu dcn Herzvgthiimern, rcchtfer-

nison liegende Artrllerie-Adjutant Rufe. „Dcr
OrigincUität wcgen darf kein Frenrder dieS Schau-
spiet vcrsänmcn."

Wcnn glcich nicht rccht aufgelegt, ftagte ich dvch,
was bies sür cin Schauspie! scl?

„An lirdcrlichcm Gcsindcl", sägtc er, „könncn wir,
wie Sic bereitö crfahren haben, manchen andcrn
Staatcn etwas vorgeben, dicscs vernichrt sich nnn,
durch Hcrbeiströmcn aus allcn Gcgendcn Ungarns,
zür Zcit der Mcsse ungcwöhnlich. Dic Dicbereien
nehnren so übcrhand, daß die Wachsamkcit nicht
groß genug sein kann und fängt man cine Unzahl
auf dcr That ertappte Dicbc beidcrlci Geschlechts
cin. Uin nun täsligcn Anegaben und langwicrigen
Proceduren zu entgchen, werden nach Becndigung
dcr Mcffe allc dicsc eingefangcncn Dicbe, im Hofe
des Stadthauses, mit ciner verhängnißvollcn Prü-
gekstrafe regalirt, fremdeS Gesindcl hmaustrans-
portirt und cinhcimisches nach Kräftcn sorgsältiger
übcrwacht. Dabei versammclt sich dcnn stetö einc
große Menschenmenge.

(Fortsetzung svlgt.)
 
Annotationen