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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0284

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Herstellung größerer Zweckmäßi'gkei't handelt,
kann man das Bestreben nur loben. Allein
lei'der waliet meistens eine Düftelei vor, Lie
nichts tauqt. Eben ist maii daran z» bestim-
men, welche Aenverungen an dcn Generals-
uniformen vorgenvinmen wcrden svllen, und
insbcsondere, ob die General-Epauletten nicht
aus russtsche Art umzuänderN seien! Die
Helinzierdcn werden ohnehin umgcniodelt.

Prag, 20. März. Jn Deutsch-Böhmen
sind allc Wahlen ministerteü. (A. Z.)

Wien, 18. März. Die „Preffe" sagt: Jn
den unS bereits angezeigten Wahlen zeigt sich,
daß die Bauern eifersiichtig daraus bedacht
waren, stch durch Bauern vertreten zu laffen;
aber auch an erfrenlichen Spmptomen eines
lebhaften Unabhängigkcitsstnncs fehlt es nicht,
und die Hietzinger Wahl, in welcher ein ehe-
maligeS Mitglied dcr Linken des Rcichstages
(Brestel) über den Znstizininister einen glän-
zenden Sicg errungen har, ist ein solches nicht
gering anzuschlägendcs Spinptom, wcnn man
erwägt, daß die Wahlmänner ihre Stimmen
mündlich und öffentliÄ abgcben mußten. Solche
Beispiele sind vor Allein angcthan, die Wähler
anderer Bezirkc zu gleicher Bethätignng ihrer
freiuiüthigen Gestnnung anzucifern, und na-
mentlich mit Bezug auf die am Miltwoch in
den Städtcn zu voüziehenden Wählen dürfte
es einer solchen Aneiferung noch bedürfen.

Wirn, 21. März. Nach der „Presse"
sind die Wahlergebniffe, welche der Telcgraph
uns aus den Kronländern meldet, mit weui-
gen Ausnahmen im höchsten Grade crfreulich.
Vor allem aber ist es der Ausgang der Land-
tagSwahlcn in dcr Rcichshauptstadt, der heute
das Jntereffc absorbirr. Reun Zchntel der
eingezeichneten Wähler haben gcstimmt: allc
Ministcr, der ganze hier wvhnende Adel, alle
Klaffen der Bevölkerung, alle politischen Schat-
tirungen sind vor den Wahlcommissionen er-
schienen und haben laut und vernehmlich die
Namen ihrer Candidaten genanut.

Oefterreich.

Agräm, 21. März. Dic heutige „Agra-
mer Zeitung" enthälk cinen Bericht über die
Zustände Bosniens, welchcr behanptet, daß
»icht bie Rajahs eiue Schilderhebung gegen
die türkische Regierung beabsichtigen, sondern
die muhamedanischcn Bosniaken, die bosnischen
Begs, Arabs und Spahis ließen einen Auf-
stand befürchtcn.

Frankreich.

Paris, 19. März. Heute zieht vie „Mondc"
mit grvßer Erbilterung gegen die cnglische
Allianz zu Felde. Nach Wicderhvlung des
schon im Senate über diese Allianz Gesagtcn:
daß Englands Einfiuß die französische Polirik
beherrsche, und dicses Land Frankreich überall:
in Ztalien, Spricn, Suez rc. seindlich entgcgen-
trete, nennt das clericalc Blatt die englische
Allianz einc Unpopularität, welche mir jedem
Tag mehr zünchmc. „Eine Allianz (fährt es
fort) kann nur zwischen zwei Nalioncn ge-
schloffen werden, wenn gegenseitige Spmpa-
thien und gemeinsame Znteressen vorhandcn

Verlaffcnde traten ein. — Aber Letzterer in wclchem
Zustande? — Bis auf's Hemv entkleidet, selbst der
Stiefekn beraubt. — Er war von drei Männern
angehalten worden. Zwei hatten ihn erfaßt, zu
Boden geworfen —den Mund «erftopft —der dritte
ih» entkleidet. — Dann waren sie cntflohen. —
Fast bewußtlos lag er einigc Zeit, dann erhob er
sich und machte in dcr Angft den Weg zu uns zurück.

Der Vorfall hattc bei allem Unhcimlichcn indcr
Erscheinung des Bcraubten etwas so Lächerliches,
daß dieser bat, die Sache zu vcrschweigen, was auch
gelobt und gchalten wurde.

Dic längst vergeffcne Geschichtc trat jetzt plötzlich
wieder vor meine Seele, als ob ich dadurch abge-
halten werden sollte; Loch gcrade darin lag cin
Sporn mich anzureifen

Mit dcr Gefahr zugleich erwächst auch der Muth,
,ja man lernt dicsen oft crst durch jcne kennen und
wird unwillkürlich vcrsncht, ihn zu prüfcn. — So
ging cS mir. — Der meincr Wvhnung bereitS zu-
gewcndete Fuß machte Kehrt und fort ging cs dcm
neucn Markt und über dcnselben dem Ncugcbäude zu.

4.

Es «ar so sinster, daß ich kaum etnen Schritt

st«d. Aber w» findet man kn Frankreich Spm-
pathien für England? Wo ist das gcmein-
same Zntcreffe? Jst es viellei'cht in Jtalicn,
Konstantinopck, Dämascus oder Rom? —
Wenn man sagt: die beidcn Völfer repräsen-
tircn daffelbe Princr'p, das Princi'P dcs neueN
Rechts, so ist dies eine Absurdität, denn nie«
mals können zwei Rechte bestehcn, eben so
wenig, wie es zwei Wahrheiten gibt; wir be-
greifen deßhalb nicht, wie man von einem al-
ten und einem neuen Recht sprechen kann."

I ta li e n

Venediq, 15. März. Vorgestern wurde
hier die Kirchc S>an Nicolo ansgeraubt, uud
alle goldenen und silbcrncu Geräihe davon-
getragen. Die Noth tritt auch hier von Tag
zu Tag in schrcckenerregender Progression auf.

(A. Z.)

Turin, 20. März. AuS Ascoli, 20., wird
vo» heute officieü tclcgraphirt: Nach vierstnn-
digeui wohlgcnährtcm Feuer har sich Eivirella
dem General Mezzacapo crgeben.

Turin, 20. März. General Fanti hat
eiuen Gesetzentwurf vorgelegt, nach welchem
dem Gencral Cialdini, wei'l er sich um
das Vatcrland wohlverdient gcmacht habe, eine
lcbcnslänglichc Pension von 10,000 Frs. jähr-
lich bcwilligt werden soll. (Znd. b.)

Turin, 21. März. Dic „Perseveianzä"
versicheri, baß Pnester in Rom aus vcn Papst
eineii Druck ausüben, auf daß er sich nach
Ve » edig begebe. Cardinal Lellegurde habe
kiue Mission nach Wicn bczüglich dicscr An-
gelegcnheil. Oesterreich scheue indeß vic Vcr-
antworilichkeit für die Anwesenheit des Papstcs
in Venevig. — Die zu Ehren Garibaldi's
vcranstalteten Festlichkeiten gehen allenthalben
ohne Unordnung von Statten. (Jnd. b.)

Dänemark

Jtzehoe, 21. März. Jn der Vorbcrathung
des Ausichußbcrichts warnte der königl. Com-
Mlffär dic Vcrsammlung vvr der Vcrantwor-
tung eines Entgegenstehens. Versmann, Re-
vemlow und Blome stnd für, Renck ist gcgcn
den Ausschußantrag. Die ganze Ver-
sammlung protestirtc gegen das
(vom königl. Commiffär?) angedeutete Aus-
scheiden aus dem Bunde.

Kopenhagen- Außer den bereirs einbe-
rufenen Matroscii sind zuin nächstkommenden
19. und 20. April noch fcrnerc 1200 See-
wehrpfiichtige aus demKönigreiche und SchleS-
wig, wornnter 231 eingeübte Kanoniere, ein-
berufen worden.

Nußlan -

Warschau, 16. März. Geheimerarh v.
Muchanoff hat scin Amt als Kurator oder
Unterrichtsmi'nister ni'edergelegt. Di'esc Nach-
richt wurde mi't ungeheurcm Beifall aufge-
nommen, denn Muchanoff ist in Warschau in
kei'ner Beziehung beliebt. Dic Leitung des
Departements ter Volksaufklärung ist vor-
läustg dem hiesigen' Civilgouverneur v. Las-
zczpnski anvcrtraut worden."

weit sehen konnte; doch mit der Richtung gcnau
bekannt, schritt ich quer über den großen ncuen
Markt und näherte mich bald jencm Theile des
Weges, wo damals noch dieWohnungen vereinzelt
und in ziemlicher Entfernung ständcn. — Es war
heute ein Kunststück, sich hier zurecht zu finden. Der
Boden war so schlüpfrig und ungleich, daß ich es
nur meinem festen Stock zu danken hattc, wenn
ich nicht zu wicdcrholten Malen näherc Bekannt-
schaft mtt der glitschrigcn Erde machte.

Mit dem Stocke vor mich hcrfühlend, entdeckte
ich cine ziemliche Vertiefung, wollte eben dic beste
Stellc anfsnchcn, sie zu umgchcn, als ein gellender
Pfiff, aus einer der hier ebenfalls nur angedeutctcn
Ncbengaffen kommend, an mein Ohr schlägt und
ein paar dunkle Gcstaltcn in größtcr Hast nber dic
Gaffc eilen. Andere, «ic es schicn, BewaffNete,
denn ich hörte Waffcn klirren, folgten ihnen. -

Plötzlich rauscht es anch dicht nebcn mir, mein
Arm wird crgriffen, zwar hcstig, aber nicht so, als
ob man fich mciner bcmächtigrn wolle, viclmehr
schien es, nm sich däran zu halten, und leifc schlagen
die fast ersterbenden Worte an mein Ohr:

„Retten Ste mich um GotteSwillen!"

W irschau, 17. März. Di'e Agitati'onen
nehme» ihren^ bedenklichen Fortgang. Daß
eine große Traucrdemonstration der Damen
nur «n Folge der ernsten Drohungen des Für-
sten Gortschakoff unterblicbeu ist, wird der
Telegraph gemeidet habcn. Unterdeffen stad
dse russtschen Truppen im Königreich s» ver-
stärkt, raß stc sich nach einer sichcren Angabe
bereits auf 60,000 Mann belau;en, unb cin
iieucr Succurs ist im Anzuge. Man bezeich-
nei den hiec anwcsendea eaergrschen General
Liprandi als die geeignete Persünlichkeit, um
die Ruhe des Landes ausrccht zu halle». Die
polnische Bewegung ist aber besonders deß-
halb für Nußland eine ernste, weil sie mit
der Anbahnung der Cmancipation der Baucrn
zusammcnfälli nnd es ni'cht schwer fallen wird,
die Unzufricdenheit derselben über den allmä-
ligen Uebergang zur Freiheit aufzustacheln.
Mittlcrweile sind 42 Kaiserliche Adjutanten
von St. Petersburg in die verschiedeiien Gou-
vcrnemenis zur Einleitung der Maßregeln für
die Euianeipation der Bauern abgegangen,
und es wird sich zcigcn, ob die i» Angriss gc-
nommene Lösung deS Problems bei dem Wi-
derstrebcn ciues Theils dcs Adels, dei der
Ungeduld der Bauern, dic noch zwei Zahre
an ihre Dörfer gebunden bleiben, und bei
der Nothwendigkeit, die große Zahl polnischer
Beauuen, die über das gHiize Rcich verbreitet
sind, bei der Durchsührung ver Mafiregcln z«
verwenden, im Stande sein wirk, die Gäh-
rung untcr den Lcibeigenen zu bcschwichtigen.

A m e r t k a.

Newyork, 7. März. Laut Berichten
aus Merico dauerte daselbft bie Einziehung
dcr gcistlichen Güker fort. Am 13. Fcbruar
wurden 13 Nonncnklöster ausgehoben.

Netvyork, 7. März. Zn Washington
war cin Lcrsuch, die Batrerien zu vernageln,
durch zeitige Entdeckung vereitelt woppe». Bir«
ginien hat ei»eii Anirag auf Trcnnung ver-
worfen. Die Wahlen in ArkansaS und Nord«
carvlina sind für die Union ausgefallcn. Die
Behörden in Tcras habcn den Zollkutter Dodge
wcggenommen. Miffvuri hat den Lrennniigs-
antrag verworfen.

Philadrlphia, 4. Marz. Äbenes 6 Uhr.
So ebeu werbeii dic Errrablätter, welche dre
Berichre von Washingion enthalien, a» die
verfchiedenen Zeitungscrpcvitlvnen ausgegeben,
wo sich Tausende Neugieriger einfanden. Zn '
der Kürze der Zeit kann ich die wichtl'gsten
Nachrichien nur kurz mittheilen. Zn Washrng-
tvn hatten sich heute 100,000 Menschcn ver-
sauimelt, um der Znauguration des neuen
Prasivenien bcizuwohncn. Trotz dieser unge-
h uern Menschenmaffe und der großen Span-
iiung, welche zwischcn dem SüdcN nnd dcm
Norven herrscht, giengen die Ceremouien ruhig
und anständig vorübcr. General Scott, der
mit seiner grvße» Armce von 600 Mann be-
reit stand, um jedr Unvrdnung zu verhüten,
hättc wahrhaitig weuig ausgerichtet, wenn
die Mengc nicht selbft ben gulcn Willen ge-
zeigt hätte, sich sriedferlig zu verhalten. Um
11*/r Uhr begann der Zug sich nach dem Ka-

Zn demstlben Momentc hörte ich auch Bewaff-
nctc zurückkehrcn.

„Laßt uns hicr hcrum!" sagte cine Stimmc. „Un-
stre Kamcradcn treibcn fic uns von dort in dic
Hände." Eilige Tritte verhallten hierauf abwärts.
(Fortsttznng folgt.)

Vor fünfundzwanzig Zahren war Herr MireS noch
nicht der eleganle reiche Bankier, der die schönsten Apfel-
schimmel und die theuersten Leidenjchaften hatte, sondern
er war vielmehr ein armer polnijcher Jude, dcr nicht
einmal den Accent xrave über seinem « hatte, aber schon
mit so großen Planen schwanger ging, daß er seinem
sterblichen Leibe nur wenig Pflege angedcihen lassen konnle
— kurz MireS litt an der plica xolonio» (Weichsel-
zopf). Ein armer Chirurg dehandclte ihn damals zu
seiner Znstiedenheit. MireS war daukdar. AlS er an-
fing, in PariS ein großes HauS zu sührcn, ließ er den
armen Chimrgen dahin kommen und zahlle ihm durch
drei Jahre sämmtlichc Jnjerate in den Journalcn, und
daS repräsentirt eine Summe von nicht weniger als
100,600—1d0,0lX) Franten. Heuie ist dieser Chirnrg
einer dcr bekanntesten und gesuchlesten Aerzte währcnd
MireS in Mazas sttzt.
 
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