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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0288

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Dolontär zugetheilt, wurde seiner Function,
weil er als thätigeS Mitglied des National-
vereins dem Miaisterium bezeichnet wurde,
enthoben. (Bcob.)

München, 22. März. Als Lafsaulr bei der
neulichcn Kaiiimcrverhanvlung erschien, war er
von einer bedentenven Krankheit kaum genc-
sen. Nach diescr Verhandlung bekam er ei-
nen Nückfall, und hcute zweiselt man an sei-
ner Wievergenesung.

Köthen, 16. März. (P. Z.) Gegen die
Unterzeichuer der Avresse, in welcher der Her-
zog um Wiederherstkllung dcr Versassung
pon 1848 gcbeten wird, ist eine Uatersuchung
eingelcitet. /

Berlin, 21. März. Die Kreuzzestung
schreibtr Die Häupter der polnischen Emigra-
tion ia Päris haben Seiidschreiben nach
Polen geschickt, in dencn ste ihre Lanvs-
leute auffordcrn, auf vem Boven der geseß-
lichen Bewegung zu bleiben; der Augenblick
sei nicht entsernt, wv wichtige Ereigniffe in
den Donauländcrn ver Bcwegung eine andere
Richtung geben würven.

Berlin, 22. Marz. Hinfichtlich ves An-
trags von Nigvlcwski in Nr. 71 der Heidelb.
Ztg. wird beschloffen, Venselben einer Cvm-
misston von 14'Mitglieverii zu übergebcn. —
Abgeorvneter v. Vincke erklärt, daß derselbe
dem Artikel 2 der Versvffung wiversprcchc,
welcher die Jntcgrität Ves preußischen Staatcs
auSipricht; ein svlchcr Antrag köiinc nicht
hier iin Hause beraihcn iverdcn; cr bcantrage
Ukberwcisung an vie Geschästsorvnungskvin-
misston zur Vorprüfung. — Präsivcnt: Der
Ausvruck „Terrilorial-Einhei!" sei ihm ausge-
fallen, aber er habe aus den Moiivcn sich
übcrzcugt, daß damit mcrcantile und commer-
cielle Beziehnngcn geincint seien; cr habc dcn
Anirag milve veuien zu müffen geglaubt, wcil
er nichr habe annchiiien kvnncn, daß cin Mit-
glied vcm Hause ansinnen wolle, einen Antrag
zu beraihen, ver auf Lvstrennung cines Lan-
desthcils hinauskomnic. Gegen ven Vinckc'-
schen Antrag sei nichts einziiwenben. Der
Beschluß zu Anfang vcr Sitzung stehe nicht
entgegen, venn ver gcbe Nikinanvcii ein wohl-
erworbencs Recht. — Miuister ves Jnnern
Graf Schwerin: Die Ncgierung sei mit dem
Präfiveutcn dcr Meinung, daß ver Antrag zu-
lässig sci, wie man auch über seincn materiel-
Icn Jnhalt dcnken möge. Dcr Regierung sei
Vicscr Antrag auch nicht nnbeqiiem, noch werve
er ihr Verlegenhcitcn bereiieu. Es werde
dadurch klar constatirt, welchc Ziele und Zwccke
vvn Vcn Antragstellrrn vcrfolgt werdcn und
wie man die Sachen in der Provinz Pvscn
danach zu bcurtheilcn habe. Dewiiach giaube
er, daß vem Amrage dcS Abgeordnctcn von
Vincke stattgegebcn werdcn muffc. — Abge-
ordneter v. Nigolcwski spricht von Verväch-
tiguiigen Seitens ves Ministers; ver Präsivent
rcctificirt ihn; Vervächligungen lägen nicht
vor; der Abgeorvnetc v. Nigolewski verliest
aus ver Gesetzsaminlung cine für dic Dcutung
des Wortes Territorial-Einhcit entscheivcnve
Slelle aus einem betrcffeiiden diplomatischen
Actenstückc, wvuach dcr Sinn vieses Wortes

und zündete cin Licht an. — Sie war sehr anstän-
dig geklctdct. — Eiii grvßes Umschlagctuch hing um
ihre Schultern, zwar nicht mchr neu, aber so weich
und anschmiegend, baß man auf cinen chcmals
zicmlich hohen Prcis schlicßcn konnte. In dcm-
selben Vcrhältnisse stand dcr Hut und Kleid vvn
schwarzem Seidenstoffe.

Nach gcnaucrcr Prüfung erkannte ich nun, daß
der Anblick »orhin schrecklicher «ar, als die Ver-
«undung selbft, wclchc in cinem klcinen Riffc an
der Stirn bestand, dcr Folge eincs Stoßcs odcr
FallcS zu scin schicn und dcffcn zicmlich starkcr Blut-
vcrlust wohl die Schuld an dcr Entkräftung trug,
»on wckcher die Ohnmächtige befallcn war'

Jch taüchte einen Schwamm in's Waffcr und fuhr
damit über ihre Stirn. Dte Wunde fiug wteder
heftiger zu blutcn an. — Schnell löste ich Ven Hut
und das mit ciner goldcnen Radel zusammengc-
haltenc Umschlagctuch, hob ihren Kopf ein wcnig
empor und fchlang ein Taschcntuch als Berband um
die Stirne. — Run crst konnte ich das Gcsicht ganz
vom Blute befteicn.

(Fortsetzung folgt.)

der tst, wtc thn der Prästdent vorhtn ange-
geben. — Abg. v. Bcnkowski: Der Minister
brauche thnen kcine Bestreblingen zu imputircn:
„unser nationalcs Rechl zu wahrcn, daS wol-
len wir, das haben wir gewollt, das werdeu
wir wolle» biS zum Tode; dcr Minister aber
will diese Rechte beeinträchtigen." — Präsi-
dent untcrbricht thn: er übe gcgcn dte Mit-
gliedcr, welche die deutsche Sprache nicht als
Mnttersprachc sprechen, alle Nachsicht; hier
aber sei die Grenze schon überichrilten. —
Abgcordneter v. Prittwitz unterstützt den Vor-
schlag bes Abgeorvnetcn v. Vincke; er erin-
nere dabei an eine Aeußerung bcs Abgeord-
neten v. Nigolewski bei der Avreßdebatte:
„wenn es sich uni ein Vaterland hanvle, so
würven scine Shmpathien nur bei vem pol-
nischcn Vatcrlande sein." Man müßte sich
erst überzeugen, vb dcr Antrag mit ver Lan-,
desvcrfaffung vereinbar sei. — Abgeorkneter
v. Nigolewski: Das Gesetz, auf das er sich
berufen, stehe auch in dcr Gesctzsammlung und
er lege sie dem Abgeordnete» v. Prittwitz vor.
(Redner thut dies). Jn diescm Gesctze (Pro-
clamation Fricdrich Wilhelms III. an die Po-
len 18l5) heiße es: Auch ihr habt ein Vater-
laud ic. — Daraus habe er sich berufe»; sic
beauspruchten die Anerkennung des Hauses,
wic sie eine solche den übrigen Mitglicdern zu
Theil werden ließen. Dcr hvchselige König
— der Präsident unterbricht dic weitcre Aus-
laffung, da eS sich nur um die Geschästsvrd-
nungsfrage handlr.

Bcrlin, 23. März. Der Finanzminister
brachte einen Gefftzentwurf wcgen Abändc-
rung Ves Artikels 99 der Verfaffuiig ein, va-
hin lautend: der Staatshaushalts-Etatdes Vor-
jahres soll die Grundlage für dic Verwaltunq
bilvcn bis zur gesetzlichen Fesistellung ves
neuen Ekats; als äußerstc Frist sind Vabei
sechs Motiate angenoiiimcn.

Ein zweiter Antrag der polnischcn Frac-
tion im Abgeordnetenhause lauiet dahin: „die
Staatsregierung aufzuforvern, 1) vaß vie
Vcr polnischen Sprachc im Großherzogihum
Posen zustehenden Nechte nicht ferncrhin zu
Gunsten einer rücksichtslosen Gerinanisirungs-
tenvcnz spstcmatisch verkümiiicrt werden; so-
wie 2) daß alle, den bezüqlichen Grundgc-
sctzcn ciikgegenstcheiiden Rcscriptc, Regle-
mcnls und administrativen Erlaffe beseitigt
werven."

Die Fractioncn dcs Abgeordnetcnhauses
zählen folgendc Mitglieder: Die Fraction
Vincke 139, Ecntrum (kaiholisch) 53, Ma-
thiS 49, Pücklcr 31, Blankenburg 20, Bch-
renv 20, Polcn 18, Wilvc 13, Minister 7,
zusammen 350 Mitgliever.

Brqslau, 23. März. Dic heutigen Jour-
nale berichten aus Warschau: „Die Bürgcr-
delegativn hat nach Bcraihung des Rcscripts
Mukhanoff's den Fürsten Gortschakoff um
Maßrcgelu zur Bcruhigung der öffciitlichcn
Meinung ersucht. Gencral Kotzebue und an-
dere Noiabilitäten sind für die Zurücknahme
des Rescripts Ihätig. Fürst Gortschakoff hat
noch nicht nachgegebe». Mit dcr Zurücknahine
dcs RescriptS verließe Mukhanoff ven Staats-

sNoch ein unbekanntks Gcdicht »on Schiüer). Der
Professor Dr. Joachim Meyer in biürnberg, der bereitS
so sehr vicl snr die Schitler'schen Werkc gelhan hat und
dessen Fürsorge auch die bald erschcinende erste kritische
Ausgabe dcrlelben anvertrant ist, hat wicderuni ein (<Äe-
legenhcitS-) Gedicht von Schiller der Bergesscnheit ent-
zvgcn. Zwei Hosdamen wollten beim Maökenballe zur
Feicr des Gcburtstagcs der regiercnden Herzogin Louise
von Weimar, am 20. Jan. 1796, als Schailen aus dcr
Unterwelt crscheinen und ersuchtcn Schiller, ihncn cin
kleincs Gedicht dazu zu schreiben, das sie der Hcrzvgin
überreichen töunten. Schiller that es und thcittc anch
daS Gedicht in seiner Zeitschrift „die Horen" (Jahrg.
1797) aber ohne seinen Namen mit. Wie Professor
Meher das Ecdicht und die Geschichte der Enlsteyung
desselben ermittelt, hat er in ciner vieleS andere Wich-
tige enthaltenden (als Manuscript gedruckten) kieinen
Schrist: „Neue Beiträge zur Feststcllung, Verbesserung
und Bermchrung des Schiller'schen Tertcs" erzähit. DaS
Gedicht aber iaulet:

Die Schatten aus einem Maskenball.

Zu dem Tnmmelplatz dcr muntern Freudc
Schwebt vom Slyrumfloßnen Reiche heute
Hand in Hand, ei > stilles Echattcnpaar,

Daß es einmal noch Dick wiedersehe,

Hohe Sterbliche, in dcren NLHe
E» am seligstcn hicnieden war.

dienst. — Di'e Gleichstellung der Geiverbe
und Zünste «nd die Aufnahme der Juden in
die Jiinlingeli wurde beschloffcn."

Bremen, 21. März. Nach den Beschlüs-
sen der Bürgerschast ln ihrer gestrigcn Sitznng
ist die foforlige Einführung der volten Ge-
werbefreiheit in Bremen desinitiv fest-
gestellt. ,

Prasz, 20. März. Es stnd jctzt 66 Wah-
len bekaiiilt. Von denselben stele» 32 aus Can-
didaten dcs tschechischen, 12 aus Candivaten
des deutschen Wahlcviniter's, unv 22 aus Can-
divaten, die von keinem der beiden Comitee's
vorqeschlagen warcn.

Wien, 18. März. Sehr treffend hat
Kuranda in sciner gcstrigen Cadivatenreve (er
bewirbl sich für Wien zum nieder-österrcichischcn
Lauvtage) das jetzige Verhältniß zu Deulsch-
Oesterreich bezeichnet. Diese Reve, welche ven
eigentlichk» Grunv der ganzcn, gegen daS
Deutschthum gerichteten Bewegung i» Ungaxn
klar vartcgtc, hatte eincn glaiizenven Ersvlg,
wozu uoch besonvers ver Umstand mitwirkte,
daß cr der Erste war, welcher in dieser Wahl-
bewegung die Fvrverung aufstellte, vaß ein
Abgeorvneter für ven nicderösterreichischen
Lanviag nichi bloß der Sprache, sonvcrn auch
. dem Herzen unv dem Bcwnßtseln nach eln
Dcutscher sein müffc. „Vergcssen Sie nicht",
sagte er, „vaß vieß besonverS veßhatb noch-
wenvig ist, va aus bem Lanvtag bic Ncichs-
veriretung hervorgehen wird. , Dic Vcrireker
Nieder-OesterreichS werden da in einem Ge«
samint-Parlameitte sttzen neben Czcchen, Polen,
Ztalienern, Ruthenen unv Romanc», welchc
AUe vie Jnteieffen ihrer Naiioiialiiät heiß-
blütig vcrsechten und für die mvglichstc AuS-
dchnung ihrcr Rcchte kämpsen werven, unv
nun venken Sie sich, vaß ein stauer Mann,
ter nichl Vas Gcsühl seiner Nationatiläl hätte,
»ebcn ihnen im Reichsralhe säßc; was würvc
aus dcn Dculschen in Oesterreich? Sehen
Sie hi» aus unsere SiammeSgcnoffen >m
Osten, auf vie Sachscn in Siebenvürgen,
sehen Sie hiii auf Vtc veutsche» Bewohner
Ungarns im Eisenburger unv Oevendurgcr
Comitate, verlorcne Männer sinv ste für
ganz Deutschlanv; Darum, m«ine Herren,
schicken wir veuische Mäniier ins Parlameui!"

(Pr. Z.)

Wivn, 21. März. Die Namen, für weichc
der Staalsminister v. SchMerling stimmte,
bürften nicht ohne Jntereffe sein. Cr nannte
Vie Herren Dr. Mühtfelv, Knranva, Superin-
icnvent Franz, Dr. Stubenrauch u»v Ober-
Landesgcrichtsralh Perihaler. Durch vie Wahl
eines Zsraelitcn und eines protestanlischen
Geistlichen hat ver Minister scin Bekenntniß
sür votie Glcichberechtigung der Consefsionen
um so sicherer abgelegt, ats er burch eine» so
lauten Wahlacl kaö unversöhnliche Zerwürfniß
mit ver Partei des Coiicorvaies, wenn »icht
anbahute, voch gewiß zum vollen Ausvruck
brachtc.

Wien, 23. März. Rach ver „Wiencr
Ztg." genehmigte der Kaiscr dcn Antrag bes
Patriarchen Rajacic, vaß ver serbische Nakio-
»alcongreß den 28. (16.) März d. Z. zusam-

Längst schon trankeil wir der Lethe Welle,

Senkten heitcr in die heii'gc Lnelle
AUe Bilder der Eriiinerung.

Nur Dcin jchöncS, hoides Bild besieget
Lethe's Machi. aus janftcr Woge wieget
Es ihr reiner Spiegel ewig jung.

SehnsuchtSvoll und licbend hcut entwallen
Wir ElysinmS umblühtcn Hallen,

Den Geftlden iiie gcstörker Ruh,

Eiien, Deinen Blicken zn begegnen,

Dich mi! ieiscin G-iftergruß zu segnen,

Diesem sreindgewordnen Schauplah zn.

Was mit schcuem, ehrfurchtSvollem Zagen
SterbKche iiicht auszusprechen'wagen,

Wenn cS ahnend ihren Bnsen schwellt,

Diirsen mit bedeutiingSvoUein Echweigsn
Treue Geister Deinem Gciste zcigcn,

Worte sind c» einer andern Welt:

Daß die siille Tngend, die Du liebest
Und mit schon descheidner Größe übest,

Fcrn »on Schimmer und von Jrrthnm stei,

Die Gefäbrlin, die unS dann getcilck,

- Weitli mit unS der Kahn den Styr dürchgleitet,
Und die einz'ge, die uns solget, sei.

179«. Sckille».
 
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