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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0324

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welchkn wiederum die geachketsten Frauen rc.
in empörenver Weise mie Koch beworfen wer-
den. Jedenfall« dürste daraus hcrvorgehen,
taß ter Verhaitete, wenn ihm überhaupl eine
Schult nachgewiesen wirt, nicht ter einzige
Urhcbcr ist.

Kafsel, April. vr. Octker, vom
Criminalqericht wegen Preßvergehen und trei
Majestätsbeleitigunqen, sowie wegen treier
Beleitiqungen ter öffenklichcn Diener zu fünf
Moiialii! Festmig unt 50 Nthlrn. Geltstrafe
verurtheilt, ist heutc vom Obergerichte voll-
ständig freigesprochen wvrdcn.

Köln, 31. März. Großes Aufsehen er-
regt etne Petition des Stadtraths von Köln,
in welcher dieser bie Kammer angeht, cndlich
für eine Verminderung bcr bereits uncrschwing-
lich gewordenen Steuerlast zu wirken.

DreSden, 5. April. Ein Telegramm aus
PariS vom 5. d. versichert aufs Glaubwiir-
digite, Napoleon habe bem Papste die bestimmte
Zustcherung gegeben, die sranzösischen Trup-
pen nicht von Rom zurückzuziehen. (Vergl.
Paris, 3. April.)

Nerlin, 3. April. Wie das „Preußische
Volksbl." hört, ip in tiesen Tagen beim Ap-
pell die Ordrc publicirt worden, daß vom
15. April ab die Kricgsbereitschaft der
Regimentcr cintreten, also der Königsurlaub
aushören soll.

Rerlin, 3. April. Jn der verfloffcnen
Nacht hat in der Scharnhorststraßc cine große
Schlägerei zwischen Civil- und Militärpcrso-
nen ftattgefliiideii. Von betden Seiten sollen
sehr erhebliche Verwundungen vorgekommcu
sein.

Berlin, 3. Apzil. Jn Kopenhagen soll
es zu sehr bedenklichen, blutigcn Streitigkei-
ten zwischcn tcn holsteinischen und dänischen
Truppen gekommen sei. Wenn die Dänen
ernstlich an einen nahe bevorstchenden Krieg
glauben — und daran ist Angcsichts der groß-
artig betriebenen Rüstunge» kaum zu zweifcln
— dann miiffcu die holsteinischen Truppen
auf Secland und den übrigen Jnseln ihncn
schwerc Besorgnifte crregen. Denn wenn die
ganze dänische Armee ins Fcld rücken soll
gegen Dcutschland nnd die Hdlsteincr blciben
in deren Rücken stehen, so müßtc es doch
wunderlich zugehen, wenn daraus für Däne-
mark nicht sehr mißliche Folgen stch crgäben.

(Z. f. Nordd.)

Wien, 31. März. Eine Anzahl auslän-
discher Emiffäre ist jüngst in Pcsth verhaftet
worden. Sie sind rcichlich mit französischem
Gold verschen, und geben sich zumeist für
Beamtc der französischen Staatseisenbahn-
Gesellschaft aus. Jhr Bestrcben war haupt-
sächlich darauf gerichtet, Dcmonstrationen zu
veranlaffen, um das Zusammentrcten des
Landtages zu hintertreiben nnd die Rcgierung
zur Proclamirung dcs Belagerungszustandes
zu zwi'ngen. — Für das Militärärar ist eine
Lieferung von 40,000 Mepen Weizen und
25,000 Metzen Korn ausgeschrieben worden.

Wien, 3. April. Die „Ocst. Ztg." er-
zählt in einem (übrigens we.iig Neues bie-
tenden) Artikel über dic Ministerkrisis, daß

„Denkt Jhr mich zu überlisten?" rief ich.

„Jm Gegentheil, das scheint Eure Absicht; dcnn
Jhr verlangt mehr als bedungen war. — DieS Gcld
habe ich ehrlich verdient und somit ein Rccht, mich
nach Beliebcn zu entfernen."

Jch hielt ihn fcst. Der Mann hatte im Grunde
recht, wenn gleich die Beantwortung in dieser Wctse
nicht in meiner Absicht lag. — Ein anderes Mittel
als Gcld, mein Ztcl zu erreichcn, gab cs nicht, das
sah ich ein.

„Wcnn ich nun dcn Lohn steigere, um das Drei-
sache stcigere, seid Ihr bereit, mir nähcren Auffchluß
über fie zu geben

„Dretfach?!" - wiederholte er. — „Fünszchn
Gulden Münzc? — hm — das ließe sich allenfalls
hörcn. — Jch glaubc die Pfcilspitzc wird in daS
Gewiffen dringen. — Meincr Seelc, dcr bloßc Gc-
danke macht schon eine kleinc Oeffnung. — Jch merke,
Zhr seid doch ein gutcr Schützc, wißt Eucr Ziel zu
trcffen. — Apropos, Jhr spracht vorhin von Still-
schwcigen gelobcn — von Vcrschwiegenheit. — Wenn
man Euch trauen dürfte."

„Zhr dürft cs. Bci meincr Ehre!" '

„Und fünfzehn Guiden Münze, nicht wahr?"

sämmtliche Ml'nister, mit Ausnahme de- Gra-
fen Degenfclv, des Grafen Szccseii und des
Baron Vap, dcm Erzherzog-Präsidentcn ein
Mcmoranvum überreicht hätten, worin sie,
die Stellung der Minister scharf kennzeichnenv,
die Umstände auseinandersetzen, unter denen
sie ihren Austritt als uilbeding^t nothwendig
vder als sclbstverständlich ansehen oiüßken.
So viel sei gewiß, daß Graf Rechberg, Rik-
ter v. Schmerling, Freiherr v. Mecserp, Ba-
ron Laffer, Baron Pratobevera, Graf Wicken-
burg, Edl. v. Plener vollkommen in Ueber-
einstimmung handellea, und selbst der KriegS-
minister soll rhrc Anschauung getheilt haben,
wenn er sich auch rn seiner Stellung als Mi-
litär nicht ihrcn Schritten angeschloffen habc.
Der Erzherzog übernahm die Bcrmiitlung
bei dem Kaiser. Am Sonntag -soll auch Frhr.
v. Lichtenfcls um seine Entlassung für den
Fall gebeten habcn, daß die anderen nicht un-
garischen Minister zueücktreten. Am Ostcr-
montage Mprgens erfuhr man, datz Herr v.
Schmerling und seinc Collegcn im Amte blci-
ben. (Auch die „Preffc" schreibt: Die Mini-
sterkrists ist vorläufig beendet.)

Wien, 3. April. Der Sraatsuiinister
v, Schmerling hat die Erlaubniß zur Errich-
tung eines DenkmaIs für die Märzgefal-
lenen ertheilt. Der Stein wird die Jnschrift
erhalten: „Friede ihrer Asche."

Wien, 4. Apr. Die „Wiener Zeitung"
bringr heutc eine Vcrordnang vvm 26. v. M.,
durch welche die Wiederaufnahme der.Zah-
lungen in klingender Münze im lombardisch-
venetianischen Königreich angeordnet wird.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 3. Apr. (Jndep.) Heute hat die
fcierlichc Eröffnung der Kurie stattgefunden.
Das veni snnet« wurke gesungcn. Zn ven
Sitzungssälen begleitete man scinen Gesaug.
Dcr Präsident sprach von der Wichtigkeil die-
ser Seffion und der in Wien crrungencn Con-
cessioncn. Die provisorischc Anordnung bes
Gerichtswesens wurde für ungültig erklärt.

Pesth, 3. Apr. (Ostd. P.) Dcm „Pesther
Llopd" wird aus Wien telegraphisch gemeldet,
daß dic Ministerkrise bcendet ist. Di'e eben
erfolgic allerhvchste Entschließung lautet: Dcr
König wolle die Cnrialbeschlüffe sanctionircn,
sobald der Landtag stc angenommen. Dagc-
gen bleiben die Entschließuiigcn bezüglich Sie-
benbürgens aufrecht.

Pesth, 4. Apr., Abends. Dic Magnaten-
conferenz bei dcm Grafen Stephan Karolpi
hat beschloffen, der Landtagseröffnung in Osen
beiznwohnen.

Temesvar, 3. April. Der serbische Na-
tional-Congreß hat ein Comitc von 22 Mit-
gliebern ernannt, dercn Majorität Spmpathie
unb Bertrauen für Ungarn kundgegcben

(Znd. b.)

Czernowitz, 29. März. Am 27. und
28. d. M. wurdcn an vcr molbauischen Gränze
bei Bojan (Gränzstation) zwei Pillversendiin-
gen, welche in die Moldau gehcn sollten (zu-
sammcn übcr 70 Centner) entdeckt und mit
Bcschlag belegt.

„Ja doch, mein Wort darauf."

„Erwartet mich in einer Stunde."

„Wo?" -

„Wo andcrs, als in Eurcr Wohnung?" —

„Jhr kennt ste?" —

„Großc Bruckstraßc Nr. 18, im Hofe, zwei Trep-
pen hoch, Gang rcchts, erste Thüre."

Zch starrte den Menschen an. Er fuhr ruhig fort.

„Jch kanntc Euch schon, als Jhr viernndzwanzig
Stunden hier «aret und Nr. 9, im König von
Ungarn wohntct. — War cs nicht am 9. Septcmber,
als Jhr Eurc jctzige Wohnung bezogt? — Wie
steht es dcnn mit Eurer Erbschaft? — Eincn Theil
empstngt Jhr vor einigcn Tagcn auf Abschlag. ^
Scht Euch mit Eurem Advokatcn vor — ihm ist
— nun darüber könncn wir bei Euch ruhiger plau-
dcrn. — Zn ciner Stundc bin ich bci Euch."

. Ehc ich mich noch von mcinem Erstaunen erholen
konntc, war er um die Kirchcnecke und verschwun-
den. Geld ist doch der Hebel, «clcher alle's mög-
lich macht, schneller zum Ziele führt als Armecn,
Hcrzen und Gewiffen öffnct und, wenn es scin muß,
auch für ewig schlicßt. — So philosophirendschlen-
derte ich meiner Wohnung zu; freilich nicht ganz

Frankretch.

PariS, 3. Apr. (A. Z.) Während Prinz
Napoleon Alles aufbietet, um ven Kaiser zu
bestimmen, gegen die immer stärker fich füh-
lende Partei, im Bunde mit ven Radicalen,
zu tretcn, und auf letztere gestützt zu neuen
Wahlen für dcn Gcsctzgebenden Körper zu
schreiten, mahnen die Präfccten einstimmig von
dcr Auflösiing dcr Kammcr ab, indem ncuc
Wahlen einer der Regicrung entschicden feind-
lichen Oppofition den Weg in den Gcsetzge-
bcnden Körper bahncn würden. So sehr man
auch bemüht ist, dem Kaiser die tiefe Miß-
stimmung des Landes zu verhehlen, dringt die-
selbc überall so fühlbar dnrch, daß L. Napo-
leon, anstatr dem Rath seincs Vetters zn fol-
gen, vlclmehr eiu drsscrcs Einvern»hmen m«'t
dem Papst anstrebt, um die katholische Partei
zn beruhigen. So eben sind nach Rom Jn-
structionen abgegangen, welchc den Herzog von
Grammout beauftragen, dem hcil. Bater bic
Versicherung zu erneuern, dic französischen
Truppen wären berufen, nicht nur für die
persönliche Sicherhcit des Oberhauptes der
Kirche zu wachen, sondern zugleich das Pa-
triuioni'um Sancti Petri' gcgen den eventuellen
Angriff der Piemonteseu wirksam zu schirmen,
und das Princip dcr wcltlichen Herrschaft
des Papstes aufrecht zu erhalten. Wenn diese
Versicherungeu nicht leere Täuschungen, so
wäre damil die römische Fragc in eine ueuk
Phasc getreten, wobei Frankreich von der Po-
litik Englands sich wicder entfernt. Jn der
That hat L. Napolevn selbst vorgcstern Abends
nach der Hoftafel, zu welcher der britische
Botschaftcr gezogen war, sich Letzterem gcgen-
über laut darüber beschwert, daß das Cabinet
von St. Zames mit solchcr Hast das neu pro-
clamirte Königreich Jtalien anerkannl hat.
L. Napoleon hat dcm Lord Cowlep erklärt,
daß, nachdem Eugland in Bezug auf Jtalien
nur durch seine cigenen Partikularintereffen
sich leiten läßt, Frankreich um so mchr ein
Glcichcs thu» müffe, als die öffentliche Mci-
nung hierlands immer stärker ihre Spmpa-
thien für die Sachc des Papstes beurkundet.
L. Napolcon hat in dcr bcstl'mmtksten Wcise
das Verbleiben dcr französischen Truppen in
Rom dem britischen Botschaster angezeigt mit
dem Beisatze, daß cin etwaiger Vcrsuch der
Pieinontesen, sich der Wcltstadt und des ei-
gentlichen Patriinonium St. Petri zn bemäch-
tigen, vom Gencral Gopon mit den Waffen
in der Hand abgewehrt werden würdc. Gc-
wiß leben die Tuillerien in ihrer Politik jetzt
nur von einem Tag zum anderu, und es ist
daher möglich, daß die gegcbenen Versichcrun-
gen wenigstcnS zur Zeit ausrichtig stnd.

S ch w e i z.

Bern, 3. April. „Bund" fchreibt: „Der
Bundesrath hat seinen Rcpräsentanten in
Turin beauftragt, dcr italicnischen Regicrung
die Notisication der Constituirung deS König-
rcich JtalienS zu vcrdanken und ihr seine Be-
friedigung über die bci dieser Gclcgenheit er-
ncuerten freundschaftlichen Gcsiiinuiigen aus-
zusprechen, wic denn auch hierseits nichts

frci von Zweifel, ob der Mann auch Wort halten
werdc. — ^ '

Um scine Zunge geläufiger zu machen, sorgte ich
für Wein und Jmbiß, womit ich sür etwa »or-
kommcnde FLllc stets gut versehen war.

12.

Dic festgesetzte Stundc hatt'c kaum geschlagen, als
sich auch schon ein leises Pochen an mciner Thüre
vernehmen ließ. — „Herein!" rief ich.

Ein Mann in de: Tracht dcr Raitzen, im langen
Kaftan und ziemlich hohen rothcn Fcß, dcffcn dicke
schwarze Troddel fich mit dem das lange Gesicht
umschließenden schwarzeu Bartc zu vcreinigcn schien,
trat herein. An einem Riemen um dcn Hals trug
er einen Tabulctkram.

(Fortsetzung folgt.)

Die Kchwcster drr Aaiferin.

(Schluß.)

Das Morgenroth bcgann die leicht gekräuseltcn
Fluthen des Manzanares zu färben, als dic Grästn
Montijo mit ihren beiden Töchtern »om Feste
zurückkehrtc. Alle warcn. in der hcitersten Stim-
inuiig; voch dic glücklichste — war die älteste Tochter
 
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