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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0329

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kaufs der auf tclnerischemGebiet liegendenOst-
westbahnlinien zu bevollmächtiqcn. Die Gränze
des Preises wurve auf 7 Millionen festgcsetzt.
Die Minderheit wollte einfach Staatsbau/

Bern. In der Sitzung der Generalver-
saminliing der Östwestbahn am 4. wurde ein
Tadel gcgen Hrn. Hildebrand abgelehnt.

En g l a n d

Lvndvn, 25. März. Die „Satnrdap
Reviw" sagt drn englischen Polilikern uud
Publizisten über ihre Behandlung der deutsch«
dänischen Frage einige Wahrheilen, wie man
sie in englischcn Blättcrn nür Tinmal in
einem Schaltjahr zu finden Psiegt, und dte
kaum ei'ne Aussicht habcn, allgemein beherzigt
zu werden. Lord Ellenborough — sagt si«
mit Bezugnahme auf die Oberhaussitzung v.
18. März — hai vollkommen Recht, wenn
er die Aufrechthaltung deS europäischen Frie«
denS wünscht, und dir englische Regierung
wird nicht ermangeln, Prenßen dringend be-
merklich zu machen, wie zweckmäßig die Polilik
dcr AuSglcichung und des NichtsihunS wäre.
Dvch ist es zu bezweifeln, ob Deutschland sich
mit den Gründen zufriedcn geben wird, die
man in England gerne alS BeweiS annimmt.
Mit Recht oder Unrechk ist bie ganze deutsche
Nation mil der Zustimmung der verschiedenen
Regierungen, für die Brrtheidigung von Rechten
eingknouimeii, die der auSländische Disputant
allzu vorcilig lächerlich macht. Eine Sache,
für wclche die deutsche Nation einstimmig den
Handschuh aufhebt, ist gewiß kein bloßer
Pedanten- und Profefforenkrieg. Unsere englk-
schen Fricdcnspredigcr würden wahrscheinlich
volleres Gehör in Deiitschland crlangen, wenn
fie sich die Mühe iiähincn, dcn Streit, den
si« alS frivol und unvernünftig verschreien,
vorher verstehen zu lernen. . . . Die Grvß-
mächte sind gcneigt, den dänischen Standpunkt
zu untcrstützen, aber eS ist zweifclhaft, ob
Preußen zurück kann.. .. Es ist auch zwcifel-
haft, vb bie englische Regierung irgend einen
friedlichcn Einfluß zu üben vermvgen wird,
und wenn sie einen Compromiß zu Stande
zu bringen hofft, muß sie sich der voreiligen,
rechthaberischen und einseikigen Einmischnng
enthalten.

Die englischen Geschworenen verurtheilen
uun die Eisenbahiicouipagnieen, uni sie zur
Vorsicht zu mahnen, zu schweren Entschädi-
gungen; ein Mann NamenS Friedländer, der
dei einer Collisston auf der Nordwestbahn ein
Bein brach, erhielt 3000 L., ein anderer
ininber Vcrleßter 1000 L.

R u ß l a n d.

Bon der polnischen Grenze, 5. Apr.
(Sch. M.) 2» Warfchau herrscht allgemeinste
tiefe Trauer. DaS Theater wurde auf zwei
Wochen gcschloffen,^Abends war cin Volks-
haufen von 3000 Personen an der Stelle
versammelt, wo die Februaropfer fielen uiid
betete vor der Mutter Gvttes. Die Menge
zerstrcute sich mit dem Rufe auf Wiedcrsehcn.
Das »nweit stehende Militär ließ ste ge-
ivähren,

Türkei

Konstantinopcl, 30. März. Die Pforte
schickte a'm 26. März vier Schiffc mit 600
Mann unter Dilaver Bep nach Albanien.

A m e r i k a.

Newyork, 16. März. Die Ernennung
Karl Schurz's zum Mrnistcrresidenten in
Turin stößt auf unerwartete, viclleicht un-
übersteigliche Schwierigkeiten. — Man erwar-
tet in Teras einen Zusammenstoß zwischen
den Unionisten und dcn Secefsionistcn.

Nach Berichten aus Washingto« bericth
das Cabiuet über die Mittel, zu einer fried-
lichen Lösung der bcstehenden Differenzen zu
gclangen. Die Herren Seward und Chase
sind sür friedliche Trennung. Das Comite
des SenatS für die auswärtigen Angelegen-
heitcn cmpfiehlt an, die zwischen England
und Amerika in Betreff der Inscl «an Iuan
bestehende Slreitfragc eincm schiedsrichtcrli-
chen Spruche der Schweij zu unlerbrciten.

Neireste Nachrichten

Ldeffa, 23. März. Jn Reu-Rußland
wurden zahlreichc französischc Agenten ver-
haftet und nach Petersburg gcschickU

Konstantinopel, 4. Äprü. Wegen Con-
centrirung russtscher Armeccorps bei Gumri'
wurde Befehl gcgeben, zwischen Kars und
Erzerum 30 40 Regimcntcr berci't zu halten.

Wien, 4. April. Wie die „Vorstadtzei-
tnng"schreibt, wollen eiuige liberale Bürger(?)
WienS eine Monstre-Deputation zusam-
inen agitiren, um den Ungarn kn Pesth die
Spiilpathien der Residenzstadt auszudrücken.
Zweihundert Köpfe soll die Deputation zählen.

WieU, 5. April. Die „Oester. Ztgi" be-
richtet, daß der Großherzog von Toscana ge-
stern an die ciiropäischen Kabinette eine Pro-
testation gcgen den von dem Könige Victor
Emanuel angenommcnen Tikrl eineS Königs
von Jtalien abgeschickt hat. Der Er-König
von Ncapel und der Er-Herzog von Modena
werden ebcnfalls protestiren. (Jndep. b.)

Die östcrreichischen Häfen sollen durch mit
Schießbailmwollc gefüllte Bomben, die ganz
waffcrdicht stnd, unzugänglich gemacht worden
sein; diese ins Meer verscnkten, durch einen
elektrischen Draht verbundenen Bombcn können,
durch einen clektrischcn Funken zur Erplosion
gebracht, ungeheuere Verheerungen in ciner
Flotte anstellen; in Triest angestellte Versuche,
wobei Schiffe spurlos verschwanden und wo
man den Stoß auf dem Meere mehrere. Kilo-
meter weit verspürte, laffen darüber keinen
Zweifel; ein Engländer hat der österreichischen
Regierung diese Erfindung verkauft.

Paris, 5. April. Am Montag sindet in den
Tuilerien Marschallrath statt, an welchem
sämmtliche Marschälle Frankreichs Theil zu
nehmen haben.

Pnris, 5. Äpril. „Patrie" berichtet, Omer
Pascha sei vom Sultan zum Minister ohue
Portefcuille ernannt worden; in Corfu werde
am 15. d. eine englische Flotte crwartct, da
die Agitation dort wie in Zantc und Cepha-
lonia zunehme und jede Nacht Plakate ange-
schlagen würden, welche die Annerion an Gric-
chenland fordern.

„La Preffe" bemerkt höhnisch, man sei ge-
spannt darauf, welchen neuen Vorwand der
dentschc Bund ersinnen werde, um nicht das
Signal zum Kampf in Holstein zu geben, dcr
für Frankrcich zu wichtig sei, als daß eS ihm
fremd blciben könntc.

Londo«, 5. April. Dic „Times" meldcn-
daß neue Forts an der Mündung der Themse
gebaut und flottantc Batterieen zum Schntz
der Arscnale und Küsten errichtet wcrdcn, auch
würdcn durch neue Vertheidigungslinien die
Zugänge zu Medwap gesperrt unv eine große
Anzahl Armstrongkanonen von bishcr uner-
reichtem Kaliber gegoffen.

Salzburq, 6. April. Dcr Abgeordnete
Gschnitzer beantragt eine Dankadreffe an den
Kaiser für die Gewährung der Reichs- und
Landesverfaffung, worin zugleich dem gegen-
wärtigen Ministertum ein Vertrauensvotum
ausgesprochen werde. Laffer beantragt den
Zusatz: Wenn das Kaiserpaar Salzburg be-
suche, so möge mit diesem Besuche die Beru-
fung des Landtags in Verbindung gebracht
wcrden, damit die Vcrtreter des Landes dcm
kaiscrlichcn Paare ihre Hnldigung persönlich
darbringen können. Der Antrag Gschni'Ker's
und Laffcr's wurde einstimmig angenommen.

Praq, 6. April. Hochamt, Bürgergarde-
parake. Der Statthalter ward mit donnern-
dcm Hochrufen empfängen; er stelltc den
Oberstlandmarschall in böhmischer Sprache
dem Landtage vor. Graf Nostiz hält eine
deutsche Anrcve, der Stellvertreter Wanka eine
böhmischc. Nach der Uebergabe des Diplonis
bringt der Abgeordnete Riegcr im cigenen,
Palalp's und Brauners Namen eine schrift-
liche Verwahrung gegen die vctroirte Ge-
schäftsordnung und Landtagswahlordnung ein.
Die Verwahrung wurde in's Protvcoll aufge-
nommen.

Troppau, 6. April. Nach Begrüßung der
LandtagSversammlung durch de» Rcgierungs-
commiffär fand dsc Wahl dcs Schriftführers,
der Verificatoren und des Wahlprüfungs-
comitcs statt.

Wien, 6. April. Zn seincr Eröffnungs-
rede erwähnt der Statthal'cr, die Bevölkerung
erw.irte, daß die Abgcorvueten uiiter allen
Beihältniffen für daS gnte Recht von Gc-
sauimtösterrcich uud der Dpnastie einstehen
wüivcn; er versichcrt zugieich, daß ctr Regie-
rungsorgane cs jederzeit als einc heilige Pflicht
betrachten wcrden, die Zwcckc der Landesver-
tretung, welche auch die Zwecke der Rcgicrung
seien, bereitwilligst zu fördern. Der Landes-
marschall betont in seiner Erwiederuiigsredc,
daß der Landcsvertrctung die Pflicht obliege,
durch die Reichsrathswahlcn für die ver-
faffungsmäßige Einigkeit und Kräfligung des
Gesammtreiches mitzuwirken.

Wien, 6. April. In der heutigen Sitzung
des Landtags brachte der Abgeordnete Mühl-
feld unv 22 Genoffen den Antrag ein, an den
Kaiser eine Adreffe zu richten, worin dcr Land-
tag dcm Kaiser für die eingeleitcte Verwirk-
lichung des constitutionellen Princips dankt,
ferner sei der Landtag von der Jdee eines
großen, mächtigen und freien Oesterreichö er-
füllt unv erkenne als deffen Grundlagc die
Neichseinheit an. — Eine ähnliche Adresse
beschloß der Landtag zu Klagenfurr, mit dem
Ausdruck des Vertrauens, daß bis zur Wirk-
samkeit des Reichsrathes keine AusnahmS-
bewilligung erfolgc, welche die Rcichseiiiheit
mittelbar oder unmiticlbar gefährden könne.

Kfen, 6. April. Die feierliche Eröffnung
des Lanvtags fand heute unter großem Zu-
laufe statt. Die Eröffnungsredc, vhnc formu-
lirte Proposttionen, enthielt nur cine allgemcine
Hinweisung auf die Nothwenbigkeit dcS Äus-
gleiches der Inkereffen der Gesammtmonarchic
mit der Verfaffung Ungarns, wclcher AuSgieich
auf Grundlage ver Achlung für das Rechk ge-
lingen werde. Dcr HinweiS auf das Februar-
patent, obwohl nicht wörrlich erwähut, wurbc
mil leisem Murren aufgcnommen. Zm übrigcn
war der Eindruck cin günstiger; die Mag-
natcn und höheren Stände ware» zahlreich
anwesend, jedoch nur wenig Deputirte; Graf
Apponpi, Deat und der Fürstprimas wurden
mit „Eljen" emgsangen. Gegenwärtig sindet
einc Sitzung des Oberhauscs statt. Die
Straßen stnd sehr bclebt.

Agram, 6. April. Die herabgeworfencn
kaisertichen Adler wurven heute fcicrlich wie-
der aufgerichtet. Die Garnison war hierzu
in Paradc vor dem Banus ausgerückt.'

Polnifche Greinze, 6. April. Die De-
monstratioiien vor dem Mutter-Gotrcsbilde
wurden gestern Abend wiederholt. Dic Mcnge
ging auseinander, ohne daß das Militär ctn-
schritt. Dic Ursache der Aüfregung ist die
Aufhebung der Dclegation und der Bürqer-
wache.

Warfchau, 6. April. Einem kaiscrlichcn
Ukas zufolgc wird der Agriculturvereiii ves
Königrelchs Polcn als den gegenwärtigcn
Verhältniffen unangemeffcn aufgehoben. Da-
gegen sind Agrl'culturcommissionen in den ver-
schiedenen Landesgcgeuden einzurichten, wo-
rüber das Ministeriuin dcs Jnncrn Vorschläge
machen soll. Der Fond des Vereins ist vor-
läusig in der Bank zu deponiren.

Acrmischte Rachrichten.
Laufenburg, 4. April. Zu den Ge-
mcindcn dcs Großherzvgthuins, welche cinen
größercn Bürgcrnutzcn gcwähren, gchört Lau-
sciiburg. Daseibst har in diesem Iahie jeder
BezugSberechtigte nicht nur zwei Klafier Holz
und 200 Wellen, sondeni auch 16 fl. 40 kr.
baareö Geld erhalten.

Mittlerc Fruchtpreisc.

Bruchsat, 3. April. Kernen 15 fl. 27 kr., Kora lü sf.
IS kr., gem. Frucht 10 jl. 30 kr., G-rst- 8 st. 42 kr.,
Haber 5 A. 21 kr.

Dimalieschingkn, 3. Aprll. R. K-rnen 15 fi. 43 kr.,
G-rste 8 fl. 58 kr., gem. Frucht 8 fl. 18 kr., Haber
ö fl. 5 kr.

Lösfingcn. 2. Aprll. K-incn 13 fl. 48 kr., Gerste 10 st.,
gcm. Frncht 0 fl. 20 kr., Bohnen llnd Erbsen 1» fi.
30 kr.. Haber 5 st. 20 kr.

Pforzhcim, 3. April. K-rncn 15 fl. 52 kr., Gcrste 8 fl.
38 Ir., Haber 5 fi. 3a kr.. Erbsen und Ltnskn 15 fl.
Wtcken 12 fl., Kartoffeln 27 !r., 1 Ctr. Hcn 1 fl
3« k>. '

Bilting-n, 30. März und 2. Aprll. Kernen 15 fl. 50 kr.,
Roggen 13 fl., G-rste 10 fl. 2Ü kr., Bohncu g fl.
,0 kr., g-m. Fr-cht 8 fl. 10 Ir., Habrr 5 fl. 20 kr.
 
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