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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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nm kmgebend,' Darlkgung des ProgrsmmS
der Czechen.

Wie«, 8. April. LaMaq. Der Statt-
halter thcilt unk, der Landtag werde vor dem
Zusammeatritt des Reichstags vertagt werden,
dic Rcgierung behalte sich jedoch die Wieder-
zusammcnberufung des Landtags nach der
Sessionsbeendigung des Rcichsraths vor; cr
künvigte fcrner an, der Kaiser crmächtige den
Landtag zur Wahl von Ersatzmännern für
dcn Reichsrath. Das Adreßcomitee legt den
Adreßentwurs Mühlfeld's vor und empfiehlt
denselben zur Annahme.

Wte«, 8. April. Der Kaiser vollzog heute
das Patent über dic staatsrcchtliche Stellung
der cvaiigelischen Kirche beider Confcssioneu
in den dentsch - slavischen Kronländern. Die
Püblication wird demnächst erfolgen.

Triefii, 6. April. Das zur Blokade be-
stimmte türkische Geschwader ist gestern vor
Antivari angekommcn.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 4. April. Zm Bogdanper Bezirk
des Sabolcser Comitats ist, wie „L>ürgöny"
berichtet, Georg Klapka zum Deputirten ge-
wählt worden.

Pefih, 6. April. Graf Apponpi hat die
Eröffnungsrede in der ersten Kämmer gehalten.
Scine Rede constatirt die Abdankung dcs Kö-
nigs Ferdinand, die Thronbesieigung Franz
Joseph's unb ben ausrichtigen Wunsch des
KaiserS, alle Rechte Ungarns aufrecht zu er-
halten. Der Alterspräsibent Fürst Esterhazp
widmetc einige bewegte Worte dcm Andenken
Batthyani's und wies auf dcn Patrivtisinus
dieses MärtprerS a!s ein zu befvlgenves Muster
hin. Graf Zichp vcrlangte untcr Zustimmung
der Majvrität die Einsetzüng cines ungärischc»
Ministcriums. — Der zweiten Kammer wnrden
die auf die Abdankung des Königs Fcrdinand
nnd die Thronbesteigung seines Nachfolgers
bezüglichen Documcnte vorgelegt. (Ind. b.)

Pesth, 6. April. (Landtag.) Die kviiig-
liche Botschaft, dercn wir bereits gesiern kurz
erwähnten, lautet im Wesentlichen; „Der
König, welchkr fein Wort eingelöst, sendet
dcm gesetzgebenden Körper Ungarns vertranens-
poll seinen Gruß, von dcr Ueberzeugimg er-
füllt, daß es kein Hinderniß, 'kein Mißver-
ständniß gebe, das nicht guter Wille und Auf-
richtigkeit zu beseitigcn im Stande wäre. Der
König setze seine Hoffnung auf den Landtag,
den er einberufen, um dix Verfaffnng herzu-
stellcn, zu sichern und den Bedürfniffen der
Zeit anznpaffen, besonders aber, um nach be-
schwornem Krönungsdiplome sich mit der hei-
ligen Krone des ersten Königs krönen zu laffen.
Der Khnig wolle den rechtlichen Forderungcn
der Nation um so mehr genügen, als er er-
warte, daß auch diesc die Autorität des Kö-
nigs und den Fortbestand des Neiches achten
werde." Die Thronrcde betont im wcireren
Verlaufe die Fortentwickelung des October-
diploms und die Ausbehnung verfaffungs-
mäßigcr Zustände auf das ganze Reich, unter
Wahrung der Rechte UngarnS. Der König
drückt dic Hvffnung aus, bie ungarische Näkivn

wieder an Unterhändler abzugeben, welchc sie ver-
«ertheten, nach Abzug hübschcr Prozcnte die ge-
löste Summe «inhändigten, von «elcher dann aber-
mals ein guter Thcil an seinen Fingern kleben
blicb, ehe cs in dcffen Besitz gelangte, der den
Gegenstand zuerst in Gours drachte. — Jcder in
der Wclt nimmt, wo er kann. — Allc Branchcn
haben thre kleinen Nebensporteln. — Dort sicht
man durch dic Finger — die kieincn Diebe aber
hängt man. — Der Sohn unscres damaligen Haupt-
mannes; denn Ste müffen «iffen, Bettlcr und Frei-
kaufer gehen immer Hand in Hand und stehen in
wvhlgcregelter Ordnung unter einem Oberhaupte,
find verbrüdert durch allc Lande, erkennen sich und
wtrkcn vcreint für das Ganzc. — Der Sohn un-
seres damaligen Hauptmanns also, etn gcwandter
Knabc von dreizehn Jahren, brachte mitunter dic
Sachen zu Sali's Vater, odcr bestellte ihn.--- Der
Zunge war hübsch. —Sas klcine Mädchen sah ihn
gerne kommcn und ungern schcidcn. — DicKinder
gewannen fich lieb, und als Sali in des Scharf-
richters Haus kam, wußtc der schlaue Bursche ihr
jedesmal durch Zeichen scige Anwcsenheit zu ver-
künden. Den Mädchen tsi j» dipLisl »ngeboren-

werde bei der frredlichen Lösung einer den
Völkern der ganzen Monarchie sv nahe gehen-
den Frage das Beispiel ihrer Ahnen befolgen,
welche es stets verstanden habcn, die Verfas-
sung den Zeitverhältmffen anzupaffeu. Der
König bedauert, daß er die Verfaffung nicht
in dem Maße herstelleu kvnnte, alS sein vätcr-
liches Herz es gcwollt habe. Die Rücksicht
aüf die Zntegrität des Reiches machte es zur
Nothwendigkeit, daß vorher die Gefühle der
Nationalitäten erforscht wurden. Unter den
Gesetzen gab es solche, welche dle Rechte des
Souveräns und dle Sicherheit der Monarchie
bedrohten; die Fragc bezüglich dieser Gcsetze
bletbe zeitweilig in der Schwebe und dieselben
werden dem Landtage znr Reviston vorgelegt
werden. Die Thronrede erwähnt schließlich
auch der Uebcrtragung dcS Landtags nach
Pesth. Sämmtliche Magnaken und beiläufig
120 Deputirte hatten der Eröffnungsfeierlich-
keit im Ofener Schloffe beigewohnt.

Fiume, S. April. Jn der gcstrigen Co-
mitatscongrcgation wurde ein aus Agram cin-
getroffenes Telegrymm verlesen, bas AgraMcr
Municipium habe beschloffen, eine Deputation
nach Wien zu schicken, um die Entfernung des
Rcgiments „Erzherzog Stephan" zu crbi'tten,
weil einige Soldaten bas Nationalwappen be-
schimpftcii, und «rsuche bie Ftumer Congrcgg-
tion, diefen Beschluß telegraphisch zu unter-
stützen.

F r a n k r e i ch.

Srraßburg, 6. April. Dle feierli'che Er-
öffiiung der Rheinbrückc wie der Straßburg-
Kehier Eisenbahn sand heute in grvßartiger
Weise statt. Frankreich unb Deutschland warcn
! in wnrdigcr Weise vertretpu. Von der fran-
züsischen Ostbahn waren die Hcrren Perdonnet,
Baude, Emil Perreire, Rour, Touchard, Du-
bauchet als Bcrwalier, sowie die Herren
Directoren Sauvage und Zaquemin anwesend.
Baden war durch den Präsibenten des Han-
delsministcriums, Geheimralh Weizel, Refc-
rendär vr. Dietz, die Directvren .der Straßcn-
nnd Waffcrbautcn, sowie des Directors der
Berkehrsanstatten, Herrn Zimmer, vertreten.
Fast sämmtliche deutsche und französischc Eiscn-
bahnen hatken Vertretcr geschickt. Die Fest-
fahrten von Straßburg nach Kehl fanden in
prachtvvll verzicrten Wagcn statt. Die Rhein-
brücke war mit deutschen und französischen
Fahnen verziert. Bei dem Mahle in Straß-
burg'brachten Perdonnet cincn herzlichen Trink-
spruch auf den Großherzog von Baden, und
Geheimrath Weizel auf den Kaiser der Fran-
zvsen aus. Beide Loaste knüpstcn stch an dic
Bedeulung kes Fcstes und an den Verkehr
zwischen Frankreich unb Deutschland, so wie
an tie Bcdürfniffe dcs Friedens. Zur Fest-
vorstellung i'm Theater waren sämmtliche Gäste
vou Seite dcr Ostbahn eingeladen. Morgen
finbet eine Fahrt nach Baden-Badcn statt,
wohin dic grvßherzogi. Dircetorcn ber Ver-
kehrsanstalten schr zahlreiche Einladungcn ha-
bcn ergehen laffen. Dem Publikum wird die
Straßburg-Kehler Eisenbahn hoffentlich in
wenig Tagen eröffnet werven können.

was Wunder, wenn auch sie fich stets einfand. —
So cntstand zwischen Beiden unbewußt jenes Gc-
fühl, welchcs rnan Liebe nennt. — Sali kam bann
^ in die ferne Pensionsanstalt. — Sic war damals
vierzchn, Konrad neunzehn Zahre alt. Sic ge-
lobten sich einander nicht zn vergeffcn und hcimlich
zu schreiben. --Sali's Vatcr hatte sich ctn hübsches
Siück Geld erworben, aber ^ leicht gewonneN,
leicht zerronncn. — Er «urdc übcrmüthig, stng an
zu spielen, zu trinken und vergcudcte, w»s er nicht
schwer erwarb. — Jn solcher Launc wnrd« er znm
Vcrräther an uns. — Dte Bande entging zwar
durch dcs jungen Konrad Aufmerksamkeit dcr ihr
drohendcn Gefahr, allein in dieser Beziehung sind
unsere Gcsctze streng. — Eines Morgens fand man
Sali's Vater an cincm Stricke erhängt. Man
sagte, «r habe dics in der Trunkenheit selbst gcthan.

Uunilus valt clecipii — Wtr licßen die Wclt da-/
bei. — Die Sachc war abgcmacht ünd wir gerächt.
— Sali's Vater hinterließ nichts. — Der Scharf-
richter, ergrimmt über de» Sctbstmord, entzog der-
Wiitwe jedc Hülfe und «ürdc auch von Sali scine
Hand abgezogen habe», «cnn er nicht schwer er-
- krankend »on setnem Gewiffen ermahni worden wäre,

PariS, 3. April. An der Börse hat hcute
ein vom Sekretär ver Redaktlon unlerzcichneter
Debatsartikcl, der em feindseliges Mißtrauen
gcgen England an den Tag legt, große Sen-
sation gemacht. Dcr unqenannte Versaffer be-
müht sich darzuthiin, daß die Verantwortlich-
keit für einen etwaigen Krieg oicht auf Frank-
reich, sondern auf England falle. „Wenn
Frankreich, hcißt eS, nicht rüstet, wenn seine
Marine, nicht an Tüchtigkeit, aber an Zahl
dcs Personals wie des Materials hinter der
cnglischen zurücksteht und mit dieser flch in
kcinen Kampf einlaffen kann, wo ist da bie
Gefahr? Es ist anerkannt, daß außerhalb
des chinesischen Geschwabers, deffcn Mitwir-
kung uns Lord Palmerston noch nicht vorge-
worsen hat, Frankreich nicht ejn Linienschiff
mchr, als zu gewöhnlichen Zeiten, ausgerüsiet
hatz Wem geltcn alsö die furchtbaren
Rüstungen Englands, seine 16 Linienschiffc im
Mittelmecr, da, wo wir deren nur 8 haben,
seine Kanalflotte, wo wir nicht ein eiuziges
Linienschiff haben? Sollen wir auch rüsten?
Dieß ist die Fragc, die stch von sc^bst auf-
wirst, und aus die wir »hne Zögern antwvr-
ten: Za." Schließlich heißt es: „Wir wiffcn
wohl, daß diesc Betrachtungen nicht nach
Jedermanns Geschmack flnd. Wir wi'ffen, daß
es keute gibt, die lieber die Gefahr läugnen,
als gegen sie anzukämpfen bemüht sind. Wir
schauen ihr lieber gerade ins Geficht.....
Wir werden »,'cht nachlaffen, wie es die Pflicht
jedes redenden und schreibenden Franzoscn ist,
die Ausmerksamkeit auf daS, was jcnseits deS
Kanals vvrgeht, zu lenken. NiemalS had Eng-
land von irgcnd einer Rcgierung mehr, als
von der gegenwärtigen, wichlige und offen-
kundige Beweise von gütem Willen und wirk-
licher Herzlichkcil erhalten. Wie kommt es,
daß hcutc die ganze englische Politik sich auf
das Mißtrauen, um nicht zu sagen auf die
Eifersucht gegen Frankreich stützt? Es soü
Nicmand glauben dürfen, daß man uns irre
' führen oder einschläfern könne. Es giebt etwas
Stärkeres als die stärkste und geschickteste Po«
litik: das ist dic Wahrheit."

Paris, 4. April. Heute Nachmittag hiett
dcr Kaifer auf dem Carrouffelplatz cine Revne
über die Di'viston des Generals Ladmirault
ab, wclche Paris verlaffen unb wie es heißt,
sich nach Toulon begeben soll.

Paris, S. April. Die Pairie enthält ci'ne
Note dcs Jnhalts: daß dcr Kaiscr, gctrcu
feiner italieiiischen Poiilik, anö welcher jeder
Familieuehrgeiz und jede Eroberung ausge-
schloffen, einen Brief an dcn Prinzen Mnrat
geschriebcn habe, worin er deffen Manifest
mißbilligt. Die gepanzerte Fregatte Znvin-
cible ist in Toulvn vom Stapel gelaffen.

Ztalien

Aus Turin vom 2. April schrribt der
„Constitutionnel", daß sich in Mvtcna, wel-
ches sich seilher sehr ruhig verhaltkn hat,
einigc Spmptomc rcaktionärer Bewegungen
grzeigt haben, und daß die Agitativn anfängt,
schr lebhaft zu werdcn. Jn den Abruzzcn
hat der im Namen Franz 11. gesührle insur-

an der Tochter, so lange er noch lebe, cin llnrecht
gnt zu machen, «elchcS er an der Mutter beging.

— Wird der Mensch von Leiden heimgcsucht, thus
er, ohne «s gestehcn zu wollen, tmmer manches
Guie, in der Meinung, der da droben müffe es
ihm durch Gencsung vergelien.

Sali'S Mutter abcr keburstc fcincr Hülfe nicht.

— Sie hatte die Scharfrichierei verlaffen nnd der
jetzt dreiundzwanzigjährrge Konrad vcrsah sie reich-
lich mit «llem, waü sic branchte. Sie hatte nie
geahnt, welches Nebengewerbc ihr Mann eigcntlich
betricben. — Er haiic Hc versorgt, das war ihr
genug. Ebenso wenig stel es ihr jctzt ein, darübcr
nachzubenken, woher Konrad das Geld nahm. Sie
empsing es von dem jungen Mannc, den fie auf-
wa'chscn sah, wie eine Muttcr liebtc und von dcm
sie gewohnt war, daß es ihm nie an Geld sehlc.

— Solche Lcute 'quälcn sich nie mit Gewiffens-
scrupcln, oder denkcn über das „Wie" nach. — Sie
haben nnd genießcn es, das ist ihnen genug.

(Fortsctzmig folgt.)
 
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