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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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D e u t s ch l a n

Heidelberg, 9. Äpril. Dir Abhaltu«»
der nächsten Durlacher Conferenz ist auf
Miitwoch, den 24. April festgeseyt worden.

Baden, 8. April. Dcr seicherige Eigen-
thümer des Zähringer Hofs, Hr. Schriever,
hat den Gasthof wieder verkauft. Sein Nach-
folger ist Hr. Bayer. (B. Badebl.)

Stus Bayera, 7- April. Das Kriegs-
ministerium läßt gegenwärtig 60,000 Scchs-
pfünverpatronen für gezogene Geschütze an-
fertigen.

Müachen, 4. April. Aus Kempten ist
am 2. April eine mit 200 Unterschriften vcr-
sehene Adrcffe an den Abg. llr. Völk abge-
gangcn, worin demselben als Antragsteller das
Haüpiverdicnst zucrkannt wird, daß die Sache
dcr untervrückten kurhessischen Brüder in der
Kammer „einen moralischen Sieg gcwann und
der demüihigende Makel, den ein reaoioiiäres
Ministerium vor zehn Zahren dem baprischen
Namen angebeftct, einigermaßen getilgt wiirde."
Auch wird Hr». 0r. Völk für dic „treffenden
Worte, mit welchen die gegen einen patrio-
tischcn Verein gerichteten schnöden Verdächti-
gungen" von ihm zurückgewiesen worden seien,
Dank ausgesprochen. (N. C.)

München, 8. April. Die Vorlesungcn,
welche der bekannte ulirauiontane Dompropst
DöUinger (zugleich Universitätsprofeffor für
katholische Kirchcngeschichte) im Odeonsaale
zu halten begonnen hat, erregcn mit Recht
das größtc Äufsehen. Wie er einst zum all-
gemeinc« Erstaunen in ver deutschen Natio-
nalversainmliing sich vom Ministeriuin Abel
lossagtc und diesem plötzlich cine Reihe von
Sünden i'n öffentlicher Versammlung zum
Vvrwurf machte, so überraschte er die Zu-
hörcr in dem erwähnten ersten Vortrage mit
einer eindringlichen Schiloerung der völligen
Unhaltbarkeit der wcltlichen Hcrrschaft des
Papstes, svwie einer offenen Anerkennung der
Unsähigkeit (fast möchtc man sagen: Uncr-
träglichkeit!) rer wcltlichen Rcgierung durch
dcn Clerus. Der päpstliche Nuntius, der
sich unter den Zuhörern befunden halte, brach
während dcr Vorlesung auf und entfernte sich
mit allen Zeichen dcs höchsten geistlichen Un-
willens

Jena, 8. April. Ganz plößlich starb heute
hicr in Folgc eines Schlaganfalls Herr Dr.
jur. Karl Zulius Guyet, altenburgischer Geh.
Zustizrath, Oberappellationsgerichtsrath, Or-
dinarius ber Zuristcnfacultät und des Schöp-
penstuhls hiersclbst.

Berlin, 8.April. Zur Küstenverthei-
digung der nicht-preußischen Küsten schlägt
die Bundesmilitär-Commission den Bau von
50 Kanonendvoten, von dcnen 40 eine Flot-
tille für die Nordsee und 10 eine Abthcilung
für dic Oftsee zu bilden hätten, vor; Preußen
stellt seine abgesonderte pvmmersche Flottille.

Breslau, 9. April. Die heutigc „Bresl.
Ztg." meldet über die am Sonntag, 7. d.,
staitgehabten Vorfäüe in Warschau, daß be-
reits gcgen Abcnd 50,000 Personen vor dem
Krcdilinstitut, wo der Agrikulturverein seine

Thell unsercr Gcnoffen von scinem Treiben Kundc
crhalten haben und suchte fich zu übcrzeugen. —
Bcsinnt Euch nur: Jhr scid an jcncm Durchhause
Abends ofterS etnem jungen Mädchcn bcgegnet,
habt fie ebcnfalls scharf firirt — fic Euch. Wir
wiffen auch, daß fie Euch nachging — Eüre Woh-
nung zu erforschen. — Befinnt Euch nur."

„Des Erstcren erinnere ich mich jetzt, von Lctz-
terem wciß ich nichts."

„Gleichvicl. Konrad nahm für Gcwißheit, daß
Jhr im Einverständnisse wäret. Sali war scit
einiger Zeit kälter gegen ihn geworden; daß fie sein
Treiben erforscht und dies der Grund davon sei,
das wußte er natürlich nicht. — Eifcrsucht regte
sein Blut auf und ließ es in tödtlichcr Rache gegcn
Euch erglühen, dic er zu sättigcn schwur; aber Sali
erfuhr durch ihre Spionc alle Schritte, wclche er
gegen Euch unternahm und wußte fie zu »ereiteln;
doch auch ihr Loo« dürfte geworfcn sein, wenn wir
einem Berrathe auf die Spur kommen. Sic wird
überall beobachtet; darum seid auf Eurcr Hut,
mehr darf ich Euch nicht sagen." (Forts. f.)

Sitzttngen abhkelt, versammelt waren. Der
rnssische Adler war verhüüt, der polnische war
unter Hurraheuf angebracht und bckränzt wor-
den, die Bolksmaffe zog entblößten Hauptes
und patriotische Liever singend zu Zamaysky,
um demsclben ihr Beileib auszudrücken. Er
empfing eine Deputation des Volkes und er-
mahnte zur Ruhe. Hierauf begab sich der Zug
zum Grafen Wielopolski, um demsclben eine
Kayenmusik zu bringen. Man faiid aber dic
Thore deS Palais abgesperrt und mit Militär
besetzt, worauf sich das Volk zurückzog. Spä-
ter zog die Mcnschenmenge vor das Schloß zum
Fürsten-Statthalter, wo Truppen ausgestcllt
waren. Der Fürst erschien in Begleitung eineS
großen GefolgeS zu Fuß und fordene zum
Auseinandergehen auf. Das Volk verlangte,
daß die Truppen sich zuerst cntfernen mögen.
Der Fürst erschien später nochmals zu Pferd
und wiederholte vergcbens die Aufforderung
zum Auset'nandergehen; cr vcrlicß unter Pfei-
fen und Zischen ben Platz. Endlich wurden
dic Truppcn zurückgezogen, worauf auch die
Menge auseinanverging. Man hält es für
zweifellos, daß in Warschau nunmehr der Be-
lagerungSzustand proclamirt werden wird.
(Das Einschreiten des Militärs fand bekannt-
lich am folgenden Abend, 8. d., statt.)

Hannover, 8. April. Trotz der gemäßig-
tcn Haltung, welche die politische Versamm-
lung vom heutigen Tage burchgängig zcigte,
hat sic (wic bereits gestern berichtet) das
Schicksal der polizeilichen Ausiösung betroffen.
Es war bei der Schlußverhandlung, als Dr.
Schläger eine berebte, aber sehr gemäßigte
Schilberung dcs Druckcs entwarf, unter wcl-
chem die Preffe i» unserem Lande seufzt. Zu-
nächst verwarnteder anwesende Polizeibeamte
die Versammlung. Als hierauf Dr. Schläger
bedauerte, daß in demselben Augenblicke, wo
man sich beklagte, daß wegen des auf die
Preffe geübten Drucks die Wahrheit nicht
mehr gesagt werden könne, dic Polizeibeyör-
ben es sogar unmöglich machen wolltcn, die
Wahrheit im freien Wortc z« vcrkünven,
löstc der Polizei-Affeffor Großkopf die Ver-
sammlung auf. Zuvor hätte man indeß schon
eine Reihe wichtigcr Beschlüffe gefaßt: iu
Bclreff der hannover'schcn Zustände beschloß
man, vurch eine siebengliedrige Deputativn,
an dereu Spitze Hr. v. Bennigsen steht, dem
Könige eine Adrcffe überreichen zu laffen,
worin die Wünsche des Landes auf Beseiti-
gung des jetzigen VerwaltungsfystemS und
Rückkehr zur rechtswibrig beseitiglen Verfas-
sung von 1848 ausgesprochen wird. Jn der
deutschen Fragc beschloß man eine Erklärung,
daß bie Errichtung einer deutfchen Central-
gcwalt mit preußischer Spitze, welche, mit
der erforberlichen Macht ausgerüstct, minbe-
stens die obere Leitung dcr militärischen aus-
wärtige» Angelegenheiten in ihrer Hand ver-
einigt, und eines Parlärnents, welches die
Rechlc deS deulschen Volkes bei seinen ge-
meinsamen Angelegenheitcn vertritt, cin drin-
gendcs Bcbürfniß sei. (F. I.)

Hannover, 9. April, Nachm. 2»/^ Uhr.
Bis jetzt keine Entscheidnng, ob der König

Baden, den 8. April. Auch unserer Stadt war es
beschieden, sich an der seierlichen Eröfinung der Kehl-
Straßdurger Eisenbahn zn betheiiigen, indem ber
zwcite Festtag zu einem Ausflug hierher bestimmt wurde,
wozu die Großh. bad. Eisenbahnverwaltung als Erwi-
derung der Einladung, welche von sranzösischer Seite
sür den vorhergchenden Tag ergangen war, sämmlliche
Festcheilnehmer eingeladcn. Jn einem Ertrazuge trasen
die Kesttheilnehmer'gegen 11>/r Uhr im hiesigen Babn-
hofe ein, von wo sie sich fämmtlich in einrm unadseh-
baren Droschkenzuge zu den giuinen des alteii Schlvsses
brrngen ließen. Geeignete Erftischungen und ninsika-
lische Genüsse machten bei dem prachtvollste» Wetier die
bestimmte Zeit aus'S Beftiedigendstc verstreichcn, nnd um
3 Uhr begann das Festmahl im festlich gczieiten Saal
deS Konbersationshauses, woran mehr als ZM Personen
Theil nahnien, und daS wohl daS glänzendste wah, das
je hier gehalten worden. Knche und Keller wettciserten,
das Möglichste zn leisten, und wer in dieser Beziehung
Bäden kennt, und namentlich daS KoiibersationShaus,
wciß, was daS heißen will. Daß die üblichen Toaste
nicht sehtten, versteht flch »on selbst. Es war eine über-
raschend glänzcnde Gesellschasl, die sich hier zusanunen-
gesunden, und an den endlosen Tafelreihen waren zahl-
reiche Persönlichkeiten von ausgezeichnelen Namen zn
tressen, darunter aus Karlsruhe die Minister der Mi-
nisterien des Jnnern und des Handels ic., airs Darm-
stadt Minister v. Dalwigk, ans Köln Präsident v. Pom-
I mer-Esche, ans Frankreich, außer einer Anzahl Jonr-
nalisten sunter ihuen Graüier von Cassagnac, Bonifuze,

dir Dcputaii'on der gestrigen Versammkmig
empfangen und die Adreffe annehmen werde.
Letztere erklärt ausbrücklich, baß dem Ministe-
rium das Vcrtrauen des Landes völlig fehle.
Seit diesem Morgen 10 Uhr Ministerbera-
thung. (W. Z.)

Wien, 6. April. Alle Nachrichten aus
den Provinzen über die Eröffnung der Land-
tage lauien günstig; selbst in Pesth blieb Al-
les in bester Ordnung. Sehen wir von dem
ungarischen Landtage ab, so war in allen
übrigen ver Vorgang ein gleichmäßiger. Der
Vcrtreter ber Regierung begrüßte vie Ver-
sammlung, führte den Landmarschall ein, und
dicser cröffnete die Sitznng mit cinem Hin-
weiS auf den Ernst der Zeit und bie erhöhte
Pslicht einmüthigen Zusaminenwirkcns, woran
sich ein Hoch auf den Kaiser schloß. Jn den
meisten Landtagen folgte darauf der Antrag,
eine Dankadreffe an den Kaiser für die ver-
liehene Verfaffung zu richten und bie Wahl-
prüfungen zu beginnkn. Ueberall wurden
Comitc's zur Vorberachung niebergesetzt, und
erhieit die crstc Sißung im Allgemeinen uur
cine formelle Bcdeulung. Zndeffen fehitc eS
nicht an beachkenswertheu Einzelnheiten, die
schon in dcn vorliegenden telegraphischen An-
zeigen über bie Lanbtags-Eröffnungcn hervor-
lrelen unb bereits mannigfache Abwcichungen
in der Haiiung und Slellung der verfchicbe-
nen Landtage unter einander erkennen laffen.
Während der nieder - österreichische Lanbtag
in der ihm proponirten Adresse nachdrücklich
den constitulioiieüen Einheilsstaat beionl und
darin mit dem kärnthner, krainer und tyröler
Landtage harmonirt, und der Salzburger
Landtag inil rühmenswerther Entschlebenheit
stch als solibarisch mil den Brüdern in Lcutsch-
ianb erklärt, fehlt nicht nur im mährischen,
sonder» auch im schlesischen und ober-östcr-
reichischen Lanbtage jcte ähnlichc Andeutung,
Wie geringe poiitische Bcdcutung man abcr
auch dicsem Maugel beimeffen mag, so wird
man boch die Demonstration auf dem böhmi-
schcn Landtag nicht uuteischäßen, wo ber
Statthalter felber, ei» gedorner Ungar, die
erste Ansprache in böhmischer Sprachc hielt
und der Lanbmarschaü seine Unkenntniß bes
böhmischen ZviomS entschuldigte. Es scheint,
daß im Landtagc zu Prag in zwci Sprachen
verhandelt werden soll, und vie Deutschen
werden dort von keiner in czechischcr Sprache
gehaitenen Rcde Notiz nehuien, nauiüch weder
die Verdolmetschnng verlangen, noch auf cze-
chisch Gesprochenes antworten. Sonst ist
auch noch bemerkenswerch, daß auf dem ty-
roler Landtage die Wälschtyroier fehlcn.

Was ben uiigarischen Lanbtag beltifft, so
ist das bezeichnenbstc Symptom wohl dies,
daß die in der übcraus versöhnlich gefaßten
Thronrcde enthaltenen Steüe über vie Fcbruar-
Verfaffung mit Zeichen des Mißfallens auf-
genommen wurbe. Dem gegenüber gabcn die
Lanblage der beutschen Provinzen ver An-
hänglichkeit an die Gesammtverfaffung Aus-
druck, und bas ist vorauS ;u schen, baß bl'e
landtäglichen Adreß - Debatten sich zu einer
Polemik der Nationaiitäten herausbilbe» wer-

Ncffzer), die Mitgtieder der ft-nzös. Sstbähn, wie der
Jngcnienr ea cdet Pcrdonnel, Banquier Perreire, Math.
DoUsus, dcr Präfect von Sftaßburg, der Divisions-
general Ncibell nedst zahlreichen Pcrsonen aus d-m Ci-
vil und Mililär. Zahlreiche 1-eutsche Etscnbahnverwal-
wngen hatten ihre Berlreler geschickt, und ebenso die
ftanzösische BahngeseUschaft in Wien. Am Abend ver-
ließen unsere Stadt AUe, Festgeber und Gäste,.imhöch-
sten Gradc und^ in jeder Bcziehung dcftiedigl. Eine»
dars zum Schlusse noch hervbrgchobcn werden, daß man
trotzdem, daß wcitauS die Mehrzahl der Gäste aus Frank-
retch waren, dem Feste seinen deuffchen Eharacter wäh-
rend der ganzen Dauer des Tagcs zn wahren wnßte,
und daß der Tag in Baden in keiner Weise eine Ver-
gleichüng mit dem vorhergehendcn, dem in Straßbnrg,
zu jcheuen braucht.

Nestroy erhielt jüngst eine Einladung, nach Pesth
zn kommen, um dort zu gastiren. Brieslich ichnte er
die Einladung ab. „Zch kann nicht kommen", schrieb
er, „denn ich habe mir eincn — neucn Cyiinder
gekauft." (Anspielung aus die Rachricht, daß eine
Pcsther Dame einen Cylinderhnt als Spucknapf benntzi/)

Ein bis jetzt unbekamttes Manuscript von JohanneS
Huß ist dieser Tage in Prag ans Tageslicht gekom-
mcn. Professor HLfler hat dasselbe in der k. k. Brblio-
th-k enideckt. Ee ist ein Bruchstück eines in Ednstanz
gesührten Tagcbuche».
 
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