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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0384

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vrdnete hier anwcsenden höheren Ofsicicre die-
ser Armee sämmtlich ihre Entlaffung einge-
reicht HSUen, stand wieoer eine ungeheure
Volksmenge auf dem Plaß Carignan. Zuerst
wurve Graf Cavour beim.Herauslrelen be-
grüßt. Erwas später kam Garibalvi und
wurde ebenfalls mit großem Enthuffasmus be-
grüßt. Das Publikum wollte auf viese Weise
seinen, wie ver ganzen Nation Wunsch nach
einer BersLhnung der beivcn gleich hoch ver-
ehrten Männer ausvrücken. (Sch. M.)

Deutschland

Karlsruhe, 18. April. Der einstige
badische Minister Friedrich Landolin Karl
Frhr. v. Blittersdorf ist gestorben. Blitters-
dorf war etn Mann von scharfcm Geiste, be°
redtem Munde und schonungsloser Thatkraft
im Sinne jenes berüchtigten vstkrreichischen
Systems, in welchem die deutsche Bundes-
politik aufging, und welchem fein ganzes
Streben und Wirken angehörte. Seine staats-
männische Thätigkcit war cine individuelle
Berkörperung der Bundeswirkfamkeit in den
Jahren ihres schnödesten Polizeidiensteö, i»
fenen Jahren, alS fic lediglich darauf aus-
ging, den Gcdänken der constitutionellen Frei-
heit niederzuhalten in den dcutschen Landen,
Gewaltigungen inö Werk zu scßen gegen die
Männer des Bolkes, durch die Schrecken ih-
rer rückffchtslosen Maßregeln die Keime kräf-
tigen Manncssinus i» feder deutschen Brust
zu ersticken und durch stetige Verschüchterung
ein Geschlecht leichi regierbarer politifcher
Feiglinge heranzuziehen. BlittcrsdorfS Srel-
lung als Bunvestagsgesandter (in welcher
er zur Aufhebung bes badischen Preßgesctzcs
von 1831 mitwirkte) und als Minister (1835
bis 43) war er ein steter Kampf gegcn vie
muthigen Elemente der badischen Kammcrop-
pofftion, deren er mit der vollen starren
Strenge und mit ven ausgesuchtesten Ein-
schreitungsmitteln einer in Karlsbaver unb
Wiener Beschlüffen großgesäugten Diplomaiie
entgcgentrat. Die badische und die vcutsche
Geschichte wird den Namen vieses Mannes
verzeichnen in fenem Register von Staats-
männern, veren unbeugsame Verblendung der
deutschen Bewegung vienstbar wurde, gerade
durch ihr Streben die liberale Entwickiung
niederzuhalten und daS Volk gänzlich von der
Lenkung seiner Geschicke auszuschließen. Die
persönliche Ancrkennung eines unwandelbaren
Festhaltens an seiner politischen Uebcrzeugung
wirb dem Geschicdenen Niemanb versagen
können. (Bad. Lbsztg.)

Bruchsal, 21. April. Bei der gestern
dahier fiattgehabten Versammlung von auS-
wärtigen Mitgliedcrn des Nationalver-
eins verständigte man sich u. A. auch über
das Verhältniß res Vereins zu der großh.
Regierung und fanden beren patriotische Ab-
sichlen allseitig aufrichtige Anerkennung.

Köln, 22. Apr. Die „Köln. Z." schließt
einen größeren Artikel über die diplomatischen
Verhandlungen zwischen England und Preu-
ßen wegen der„Macdonald-Angclegenheit"<auf

diesmal dic Freundinnen der jungen Männer An-
theil nehmen sollien.

Mit dem Schlag 3 Nhr des andern Morgens
htelt auch schon ein großer Postomnibus, bffpannt
mit »ier kräftigen Pferden, vor dem Thore der
Stadt, und ehe noch einigc Minutcn vergangen,
hatten fich auch schon siimmtliche Theilnchmcnde an
der Fahrt einglfunden und im Wagcn Platz ge-
nommen, der nun in sausendem Galopp dem heu-
tigen Ziele entgegencilte. Gerade als wenn es vor-
hcr so ausgemacht worden wäq, waren es genau
sechs junge MLnner und eben so viele allerlicbste
jungc MLdchen aus dem Bürgerstande, deren El-
tern recht gcrn bie Erlaubniß dazu erthcilt hatten,
ihren Kindcrn die Freude zu gönnen, denn fest waren
fic überzeugt, daß fie sich in ehrbarer Gesellschaft
befanden.

Fünf von den jungcn MLdchen waren unserm
wackern Wcrkführer rccht «ohl bekannt, auch wußte
er genau, daß jcde von ihnen mit eincm sciner
Kreunde in eincm zärtlichen Vcrhältniffe stand; nur
die scchste hatte er noch nie gesehcn, alletn nun,
«o er sie zum ersten Malc sah, konnte er auch nicht
müde «erdeiD fie stets »uf's neue zu betrachten.

der Erseilbahn bei Bonn) mit folgenden Be-
merkungen, dene» wir sehr gerne und unbc-
dingt zustimmen: „Eine Moral wvllen wir
aus der Geschichte nicht weiter ziehen, alS daß
wir die Zeit herbeiwünschen, wo auch wegen
eines im Ausland reisenven unv irgendwie in
Ungelegenheit gerathenen Deutschen stebenund-
fünfzig diplomatische Nvlen gewechselt werdeu."

Leipzig, 21. April. Die hiesige „D.A.Z."
empstehlk den kürzlich von de» „Hamb. Rach-
richten" angeregten Gedanken einer Versamm-
lung deutscher Landtags-Abgeordneten.

Berlin, 22. April. Die Finanz-Eouimis-
sion deS Hcrrenhauses hat gestern dic Bera-
thnng über die Grundsteuer-Borlage beendet
unv bei der schließlichen Abstimmung über die-
selben diese Gesetzentwürfe mit 13 gegen 10
Stimmen abgelehnt.

München, 20. April. Herr Stiftsprobst
und Prof. Dölli' nger hai r'n Folge seiner
Vorträge über den Kirchenstaat eine große
Anzahl anonymer Schmäh- und Drohoricfe
zugesandt erhallen. Die Borträge werden
bemnächst gedruckt erscheinen. (S.Z.)

Wien, 19. April. Die Arrerirungen, welche
im Verlaufe der letzten Abende vvrgenommen
wurden, vertheilen stch folgendermaßen: Sonn-
tag wurden 20 Erceventen cingezogen, Mon-
tag 50, Dienstag 40 und Mittwoch Nachts 90,
im Ganzen also 200, von welchen a» 180
Lehrjungen und Gesellen siud. Gegen 10 Zn-
dividuen, beren Widersetzlichkeit gegen die Si-
cherheitsorgane und Auffordcrung zu Erceffen
Anlaß zu eincr crnsteren Verhanblung geben,
sind dem Landesgerichte überliefcrr worden.

Wien, 21. April. Die Landtage zu Znns-
bruck, Linz, Laibach und Prag sinb geschloffen. —
Aüf dem croatischen Lanbtag sprach sich dcr
Cardinal-Erzbischof v. Haulik aufs entschie-
denste für das Festhalten an der Neichseinheit
aus. — Aus Venedig erfährt man, daß
von den 849 Gemeinden bes lomb. - venetian.
Königreichs 431 dic Wahlen zum Neichsralh
regelmäßig vorgenommen habe»; in den übri-
gen Gcmeindkn, namentlich in ben Provinzial-
haupstädten, sind die Wahlen erfolglvö ge-
blieben.

Frankreich.

Paris, 17. April. Wic der Herzog vou
Aumale ui seinem Briefe in schlagender Weise
die auswärtige Politik Frankreichs Ztalien gc-
genüber characteristrt, so ist nichl minder treffcnd,
wie er rnit Rücksicht auf die innere Pvlitik daS
Regime des Kaiserthums und die Grunbsäßc
bes Zulikönigthums einander gegenüberstellt.
„Daö letztere," sagte der Herzog, „sprach
weniger atö Zhr von den Principien von
1789, aber es handelte mehr darnach. Es
machte aus ihrem Ausposaunen nichc cine
Sache ber Unruhe und Beängstigung für die
Welt, aber es machte aus ihrer Anwendung
eine Queüe der Ordnung, der Freiheit und
der Wohlfahrt jür Frankreich. Es bestritt
den Vertretern deS Lanbes weder die Spe-
cialberathung des Budgets, noch die di'recte
Einwirkung des Parlaments auf verantwort-
liche Minister, unv nicht ihm hätte man die

Sie war cin zartes lieblichcs Wesen; eher klcin als
mittlerer Statnr, HLtte man mit Leichtigkeit itzre
schlanke Tatlle mit bciden Händen umspannen kön-
nen; die Fülle vvn rabenschwatzem Haar vcrmochte
dcr starke Schildkrotkamm nur mtt Mütze in den
gehörigen Schranken zu tzalten; das fenrige, dnnkle
Auge, von langen Wimpern bcschattet und schüch-
tern zu Boden gesenkt, umspielte oft cin «etzmü-
thiger Schimmer; ihre schöngeformte Nase zierte
das liebliche Oval ihres blühenden AngesichtS un-
gemein, dcssen dunkles Colorit fast dic Südländerin
zu verrathen schien, «Ltzrend die rosigen Lippcn dte
weißesten ZLHne hcrvorblicken ließen, und fic zu
etner der schönsten Erscheinungen machten, dte ihm
noch je auf seinem Lcbenswcge begegnct «aren. .

Jnnerhalb drei Stunden war ber Weg zurück-
gelegt. Mit dem Schlage sechs hielt der Postillon
vor der „Krone" in Auerbach und« mit dem Be-
dcuten: hier seine Pserde ruheirzu lassen und dann
nach Bensheim zurückzuketzren, um sie von bort auS
wieder gegcn Abend in d)e Hcimath zu bringen,
begab fich d»nn dte ganze Gcsellschaft in ebenge-
nanntes Gasthaus, um dort gemcinschaftlich das
Frühstück einzunehmen.

Beleidigung zufügen können, das Dekret vom
24. Nov. als einen Fortschritt zu betrachten.
Seine strcngsten Gesetzc warcn die Septem-
bergesetze, welche heute als einc Befreiung
und als eine Gnadc aufgenommen werden
würden; aber i» den Tagen sciner größten
Gefahren, und als das Leben seines HaupteS
zum zehnten Male bedroht war, würde es
mit Wiverwillen das allgemeirie Sicherheits-
gesetz verschmäht haben. Es ist vielleicht
ein Fehler des alten französischen Blutes,
das in meinen Avern rollt; aber eben s»,
Prinz, wie die ^ttenckibili von Neapel Zhrcn
Unwillen und Jhr Mitleiv erregen, kann ich
nicht ohne Schmerz daran benken, daß in
dem Augenblicke, wo ich schreibe, ein Fran»
zosc ohne richterliches Urtheil seiner Familie,
seincn Freunden entriffen wcrben kann, um
in ciner fern entlegenen Gefangenschaft zu
sterden. WaS sage ich, ohne Urtheil? Viel-
mehr im Geheimen, und ohne daß eine ein-
fache Erwähnung im Monitcur mittheilt, daß
eine Administrativentscheidung summarisch ci-
nen Bürger aus dcm Latcrland ausgestoße»
hat. Und das nennt Zhr innere Zwistigkei-
ten beruhigen und die Wuiiven unserer Re-
volutionen schließen! Jn dieser Haltung liegt
gerade so viel Weisheit und Loyalität, wie
in Eurer auswürtigcn Politik. Zhr rräumt
vou großen Umwälzungen in Europa. Zch
aber yege einen Wunsch für Frankreich, näm-
lich daß lnein Land von dem bon plamir er-
löSt werde , welches auch immer die Form
sei, in der man daffelbe vermummt wieder
eingeführt hat. Wcnn die Nation, wenn je-
der Franzose gleichc Sicherheit, glciche Frei-
heit, gleiche Unverlctzlichkeit genießen wird,
dann wird man em Rccht haben, die Grund-
sätze von 89 ohne die Hirnge,pinnstc von
91, ohnc dic Verbrechen von 93 und ohne
die Heuchelei eines anderen Zcitalters in un»
serer Verfaffung odenan zu schreiben." Enb-
lich ist noch von Jntereffe bie Steüc über
Ztalien. Es geht aus derselben hervvr, daß
der Herzog keineswegs, wie behauptet wurdc,
einfach den Standpunct der Reaction und deS
Ultramontanismuö theilt, sonvcrn ben billi-
gcn Ansprüchen Ztaliens sein Ohr nicht vcr-
schließt. Nachdcm cr nämlich von Belgien
gcsproche», fährl der Herzog fork: „Zch be-
hauptc nicht, daß Jtalien mit seinem weiten
unb volkreichen Gebiet sich auf bie bcschcidene,
obwohl würdevoüe Roile beschränken soll,
welchc Belgie» crfüllt;" abcr ich wünsche von
Herzen ven Ztalienern, eben so glücklich, eben
so gut regierr zu sein wie die Belgier, und
eö zu verstehen, ihre ncuen Einrichtungen
mit eben so viel Klugheit und Erfolg anzu-
wenden. Und wenn ich diesen Wunfch aus-
sprechc, s» glaube ich unsern Nachbarn jen-
seits der Alpen meine tiefe Sympathie zu be-
zeugen. Frankreich braucht keinem Volke
übelzuwollen; aber wenn eö in ver europäi-
schen Familie eines gibl, von welchem uns
kein Vorurtheil, keine Eifersucht, kein Wider-
stand der Znteresscn trennt, zu welchem wir
im Gegentheil hingezogen werden durch eine
gewiffe Gleichartigkeit des Ursprungs, der

Zm traulichen Krcise saß bald die ganze Gesell-
schaft um den Kasfcetisch tzcrum und gleichsam als
«Lre es auch hicr «ieder mit Absicht geschctzen, er-
tzielt Brenner gerade scinen Platz bicht nebcn dem
schönen Mädchen, welches schon auf dem ganzen
Wege scine Phantasie so ausnehmcnd beschästigt
hattc.

Nntcr heitern GcsprLchcn und manchem Scherzc
auf die nunmehr beginncnden Strapazen und Gc-
fahrcn des Bergsteigens wurde der Kaffee einge-
nommen. Brcnner abcr hörte von alledem nichts;
er widmcte seine ganze Aufmcrksamkcit seiner schönen
Nachbarin, dic ngnmchr auch ihre Schüchtcrnheit
abgelegt und in klarer und vcrständltcher Weise das
von ihm bcgonnene Gespräch fortzuführen «ußte,
daß ihm dadurch hinlängliche Gclegcnheit geboten
wurde, fich zu überzeugen, daß ihre gcistigcn FLHig-
keiten durchauS uicht hinter ihrer Schönhett zurück-
standen. _ (Forts. f.)

Frankreich zählt jetzt im Ganzen 62 Steinkohlenberg-
werke, die im letzten Jahre 7,SM,Y00 Tonnen Stein-
kohlen ergaben. L-echs der Hauptgruben liesern allein
6,48ö,200 Tonnen. Jn fünf Jahrcn wuchs der Ertraa
»on 4,9M,000 aUf 7,900,000 Tonnen.
 
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