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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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Nufsehen erregt das plötzliche Hmscheiden dcs
PfarrerS Kinhler in Herriichrieb, zu dem
nun nvch das seines Bikars Siebcnrock
hinzukommt. Letztercr kchrieb noch die Ein-
ladungen zur Anwvhnmig bei dem Leichen-
begängniffe seines Pniicipals, unb gestern
wurde er mit dem Erstern zur Erde bestattet.

(Frbgr. Ztg.)

Vsm Wald, 19. Apr. (K. Z.) Hestern
hat in Niedern, Bez.-A. Bonndorf, eine nach
§. 2 deS Gesetzes vom 9. Okt. v. Z. auSge-
sprochene Civütrauung durch den großherz.
Amtsvorstand, Herrn Oberamtmaun Leiblin,
stättgefündcn. Der außergewöbnliche Act hatte
naiürlich eine große Menschenmenge Vvn vic-
leo Stunden Wegs (sogar von Konstanz wa-
ren Leute da) herbeigeführt.

jiaiserslautern, 2l. April. Die aufheute
angekstndigteengere vorberathendePrvtestanten-
Versammlung war sehr zahlreich aus allcn
Theilen der Pfalz besucht. Beschloffcn wurde
von der Versammlung: 1) die Erklärung, daß
ma» auch noch heute äuf dem Standpunkte
der großen Kaiserslauterer Beschwerde vom
22. April v. I. stche; 2) ein Vertrauens-
votum gegenüber der kön. Declaration vom
26. Zanuar l. J.; 3) das Ausschreiben einer
grvßen Protestanten - Versammlung auf den
zweiten Pfingsttag (20. Mai) nach Kaiscrs-
lautcrn; 4) dic Wahl eines Comite's, ,das
die Versammlung cinzubcrufen und die eiffor-
derlichen Vorlagen an dieselbe auszuarbeiten
hat. Zu Mitgliedern dieses Comite's wurden
15 Bürger erwählt.

Frankfurt a. W., 22. April. Dem
Veriiehmen nach wiro hiec binnen Kurzem
ein »eues politisches Blatt gegründet werden.
Wcnn wir recht bcrichtet flnd, wird es den
Titel ,,Das Volk" tragen und ein Organ
der radicalen Partei werden. (Zeit.)

Kafsel, 19. April. Bei der Bestaltung
Jordans wolltc die Polizci hindern, dcn Lei-
chcnzug vor dem Ständehause vorbeizusühren.
Jndeffen kchrte man flch an das Verbot des
anwesenden Polizeibeamten nicht; vhiic irgend
in Erörterungen fich einzulassen, schritt unb
fuhr man ruhig vorwärts und überließ deu
SicherheitSmann seinem Amtsärgcr. Alle
Wclt ist voll vvn der vortrefflichen, ungemei»
freimüthigen Rede, welche der katholische
Dcchant Hahne am Grabe gehalten hat.
(Uebcr den obigen Borfall wurde eine Untcr-
suchung ciNgeleitet. Zu erwähnen ist ferner,
daß die Officicre der Garnison während der
Leichenfeierlichkeit in ihre Wohnungen konsig-
nirt waren.) (Zeit.)

Kafsel, 22. April. Auf Anregung der
„Heff. Mvrgenzeitung" werden zur Errichtung
eincs Denksteins für Jordan Sammlungen
veranstaltet.

Kafsel, 23. April. Die polizeiliche Unter-
suchung, wer eigentlich das Umdrehen dcs
Leichenwagens und das Vvrbeifähren vor dem
Ständehaufe bei der Bestattuug Jordan's
veranlaßt habe, dauert noch sort. Sollte etwa
ein Einziger zu ermitteln sein, so wird flch
wohl die halbc Bürgerschaft als Mitschuldige
angeben. Uebrigens hattc die Polizei gar

zu Theil geworden, der ticf in's Znncre seiner Seele
drang und für, sein ganzes zukünftigcs Lcbensglück
kntscheidend wurde. ALc hatten fetzt, mit mchr
oder wenigcr Bcschwerden, die Spitze des Berges
erreicht, und nur wcnigc Schritte noch, und fic zogen
durch die düstere Halle in das Znnere der Ruinc
ein, deren geräumiger Hof, ringsum mit zcrfalle-
nem Gemäuer umgrenzt, cin treues Bild vanda-
lischer Zerstörungswuth längstvergangener Zeiten
vor das Auge malt. Hat män aber das zerstörte
Mauerwerkcrstiegen, ist manaufdieTerraffehinaus-
getrcten, von wclcher aus man in das Jnncrc des
noch gut crhaltcnen Thurmcs gelangt, dann zeigt
fich den Blicken ein herrlichcs Bild, das tief unten
am Fuße des Bergcs beginnt, und fich nach Nor-
den, Südcn und Wcsten in seliener Pracht und
Fülle ausdehnt.

Von dem Taunusgebirgc, dem Hundsrücken, dem
Haardtgebirge und den Vogcsen eingeschloffen, tau-
chcn eine Maffe von Städtcn, Flccken und Dörfern,
vontauscnd undtausendObstbäumen, blühcndenFel-
dern und üppigen Matten umgeben, aus der Ebene
empor, wLhrcnd der Rhein und der Neckar und eine .
Maffe von Flüßchen und Bächen die herrliche Laiid- '

keinen Grund, die freie Benutzung der öffent-
lichen Skraße zu hiader» und auf solche Weise
die öffentliche Ruhe und Ordnung zU stören.

Berli», 22. April. Die Hcrren Rovber-
tus v. Berg unv L. Buchcr haben abermals
ein fliegcndes Blatt vcröffentlicht, welches die
Ueberschrlst führt: „An Mazzini." Sie un-
terwerfen darin eiuen Aufsatz Mazzini's („Jla-
lien und Deutschland") eincr Kritik" „vom
deutschen Standpünctc" aus. Es ist die dritte
Beröffentlichung der genannntcn democratischen
Parteiführcr.

Wien, 19. April. Der österreichische Be-
vollmächtigte Geueral Graf H u p n hat dcn
Austrag erhaltcn, vvrläufig noch in Berlin zu
verbleiben. Mai: knüpft hieran die Hoffnung,
daß die Unterhandlungen, welche zwischen Oester-
relch und Prcuße» in Bezug auf dic Bundes-
kriegsverfaffung gepflogen wurden, noch nicht
endgiltig abgeschloffen seien.

Zu Prag wurde, außer Schmerling, auch
der Finanzminister Plener in den Reichsrath
gewählt.

Wien, 20. April. Das Abendblatt der
Wiener Zeikung begiant seinen heutigeu Ta-
gesbericht mit folgenden Worten: „Die Er-
gebniffe der vergangenen Woche vervollstän-
vigen den Sieg, welchen Oesterreich frieblich
und gesetzlich in seinem eigencn Jnnern er-
ringt. Mit festem Bewußtsein und entschie-
denem Willen stellen die Landtage die Einheit
Oestcrreichs, den unverletzbaren Bestand.des-
selben als europäische Großmacht an die
Spitze ihrcs Programms, und wenn Berblen-
dung oder Uebelwollen noch vor Kurzem von
einer Zcrtrümuierung diefes mächtigen Rei-
cheö fprcchen oder gar darauf fpeculire»
mochlc, sv dürfte jetzl wohl auch dem geflis-
sentlichcn Zweifel jener Wahn benommen
sein."

Wien, 20. Apn'l. Man bemerkte in der
heutigcn Landtagssitzung mit Vergnügen, daß
0r. Berger Schuselka dle Hand drückte
und längere Zeit mit ihm sprach. Mögen
diese beiden hervorragenden Kräfte stch auf-
richtig und rückhattlos versöhuen und vereinigt
ihre Fähigkeiten dem Dienste ber guten Sache
widmen. Zn leugnen ist es nicht, daß die
Vorgänge der leßten Tage ihrcn Einfluß auf
die Reichsrathswahlen geübt haben.

Wien, 22. April. Laut Patent vom 26.
Febr. sind die Prinzcn des kaiscrlichen Haü-
ses Mitglieder des Herrenhauses. Der groß-
jährigcn (über 18 Jahre alten) Prinzen gibt
es 20, darmiker oie mitielitalienischen Fürsten.
Das östcrreichische Oberhaus bestünde demnach
a»s 20 Mitgliedern des kaiserlichen Hauses,
aus 18 Erzdifchöfen und Bischöfen, aus 56
erblichcn und 39 auf Lebenszeit ernannten
Pairs, im Ganzen aus 133 Mitglicdern, Un-
garn und deffen Nebenländer nicht gerechnet.

Wien„ 24. Apr. Wie das Journal „Ost
und Wcst" erfährt, ist der Belagerungszuftand
Fiume's auf allerhöchstc Anordnuiig aufgchobcn
worden.

Aus Vorarlberg, 19. April. Die ckatho-
lische Bevölkerung wiro, so weit es sich thun
läßt, gegen die Protestanten fanatistrt. Jn

schaft durchziehcn, gleich breiteren und schmäleren
Srlbcrstreifen auf reichgewirkiem Tcppich »on üp-
pigster Farbenpracht!

Stumm vor Staunen und Entzücken hatten fich
vie jungen Leuie wie in hciiigcr Andachi iange an
dicsem herrlichcn Anbiick gcweidei, dann aber riefen
alle wie aus einem Munde: „Watzrlich! das muß
man sagen, die Rittcr haben cS verstandcn, fich die
schönsten Plätze fnr ihre Wohnungen auszusuchcn!
Da obcn häiien wir auch wohncn mögen!"

„Tiänn wären wir allc schon längst begraben!"
rief jctzi einer der jungcn Männer dazwischen; „denn
dcncn, die hier einst gewckhni habcn, ihlli schon
iängst kein Zahn mehr weh! Kommi und laßi uns
jetzi wicdcr in den Burghof hinuntersteigen, um
dort auf jenen BLnken noch cin «enig auszurnhen,
denn «ir haben hcutc noch einen weiten Wcg zurück-
zulegen und noch manche Schönheit der Naiur in
Augcnschein zn nchmen!"

Vorsichiig waren allc wieder in dcn Hof hinab-
gesticgen, doch «ährend dic jungen Männer sich auf
dic nm einen Baum angebrachie Bank nie^>crge-
! iaffcn, waren die Mädchen, wie auf cin gcgebeneS !
Zeichen, zur Rulne hinausgceili, um sich in dcr !

der lctzten Nacht brannte die mcchanische
Weberei der schwcizcrischen Protestanten Zennp
und Schindler bei Bregenz nieder; cs deuten
mehrcre Anzcichen aufBrandstistunq. (N.F. Z.)

Zm Vorarlbergischen dauern die Rekruteii-
vcrweigerungen fort; das erste Beispiel gab
Bludenz, ihm folgte Dornbirn, nun auch Rank-
weil und Bregenzerwald.

Jnnsbruck, 21. April. Gestcrn kam der
Antrag der Wälschtproler, welchc einen eige-
nen Landlag verlangen, zur Sprache. Dcr
Landtag lehnte den Antrag dcr Wälschtproler
einfach ab.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 18. Apcil. Auö den Cvwuateu
kommen noch sortwahrcnd Verwahrungen und
Adresscn gegen das Februar-Patent und für
die strengc Ausführung der 1848er Gesetzc
zum Vorschein. D«m Sohler Conutat ist es
gelnngcn, in seiner Adreffe an den König der
Sache eine ncue Wendung abzugewinnen. Die
Adrcffc beginiit nämlich beiläufig so: „Der
Herlichei von China, ter Sohn des Himmels,
ist den Beschlüffcn eines Skaatsrathö untcr-
worfen; Perfren und die Türkei haben ein
geschriebenes Gesetz, und tzie Launen Ler DeS-
poien konnen die Schruiiken oes Korans nicht
durchbrechen. Was die barbarischen Regic-
rungen China's, Persiens und der Türkei hei.
lrg haiten, das will vie Rcgiernng Eurer Ma-
jestäk, eines der mächtigsten Herrscher des ci-
vilistete» Europa's, über den Haufen werfen,
unsere vecbilcsle Berfaffung u. s. w." Solche
Zuschriften zeigen, wie treffend der Wiß jenes
Wiener Fiakers war, der, als er einen un-
garischen Herrn führte, und von >hm beim
Streit über die Bezahlung grob angefahren
wurve, erwievertc: „Glauben Sie denn, Sic
sprächen mit vem König von Ungarn?"

A r a i» k r e » ch.

Paris, 18. April. Jn den Provinzen
hat die Aumal'sche Broschüre ein noch weit
größcres Aufsehcn als in Paris gcmachl.
Jn ven meisten «Ltädten ist die orleanistische
Partei sehr zahlreich. Mehrere Präsecten
melden, daß es gar nicht mögltch sei, die Be-
kanntwerdnng der Broschürc zu verhindern,
da Hunderte von geschriebenea Copien von
Hand zu Hand gehen.

Paris, 21. April. Der Kaiser hat durch
seinen Privatsecretär Mocquard an die Ti-
mes, welche den Wortlaut der Broschüre
veröffentlichte, eine Reklamation gefchickl,
worin der Angabe dcs Herzogs von Aumale
widersprochen wird, ais habe Ludwig Napo-
leon während des AiistnthaltcS seiner Mut-
ter, der Herzogtn von St. Leu, am Hofe
Ludwig Philipps, mit den Feinben der da-
maiigen Regierung conspirirt. Er sei dauials
krank gewesen, was seia damaliger Arzt noch
werde bezeugen könncn. Auch habe er wohl
als Verbannter oder Gefangcner die Regie-
rung angegriffen, aber nie die Person veS
KönigS odcr sonst ein Mitglied vcs Königl.
Hauses, was viclleicht nicht politisch, aber
edcl gewesen ser.

nachsten tlmgebung derftlben, im Walde zu zer-
strcuen, kamen aber bald mit zierlich gcwundenen
Eichenkränzen zurück, um mit denftlbcn bie Hüte
ihrer Vcrehrer als ein Zcichen dcr Dankbarkeii für
den ihncn bereiteten köftlichen Genuß zu schmücken.
Auch Heiene hatie mit zitternden HLnden ein zier-
liches Kränzchen gewunden, haiie sich aber dabei
so verspätei, daß nnr noch Brenner's Hui der ein-
zigc war, welchen noch kein. solches Zeichen zierie,
ais sie mit glühendem Gesicht den übrigen sich nahte.
Ein einziger Blick hatie ihr gezeigi, wohin ihr Kranz
gehörie; ach! und für ihn war er ja auch bcstimmi;
allein schüchiern und verlegen, wagte sie cs nichi, ihm
denftlben anzubietcn, dä ricfen die jungen Mädchen
allc zusammen: „Lenchen! Lenchcn! Herr Brcnner
muß deinen Kranz haben! Du siehst ja, daß die Hüie
der andercn bereiks mit einem solchen versehen sind!"

Mii noch glühenderem Gesichie als vorher und
niedcrgeschiagenen Augen nahic sich jetzt Helcnc dem
jungen Manne und bat ihn, ihr auf cincn Augen-
blick ftincn Hui zu übcrlaffen, damit auch fic, als
cin Zeichen ihrer Dankbarkcit für das ihr heute be-
rciicte Vcrgnügen, denftlben mit cinem Kranze
umwinden könne. (Forts. f.)
 
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