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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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Leib-Grenadlmtglmknt und Bbgelia «»m L. Füsilterbatall.
lon zum s. Jufantcrteiegimeut versetzt. Ferner wird einer
Anzahl Angehörtger de« großh. Armeec-rp« die Dt-nst-
anszeichnung snr Unlerosfictere und Soldaten »crliehen.

Karlsruhe, 25. April. Das Hauptge-
bäude der großh. polytechnischcn Schule wird
»unuiehr vergrößert und werden die verschie-
dcnen ülrbeiten in einem Anschlage von übcr
150,000 fl. im Soumissionswege begebcn. Der
Nenbau wird an die Stelle des zum Abbruch
bestimmten GebäudeS dcr aufgehobenen Thier-
arzneischule kommen und mit dem gegcnwär-
tigen Vorderbaue übereinstimmend errichtet
werden.

Karlsruhe, 23. April. Die Geschästs-
welt Badens wird mit Freudcn die neue Ein-
führung der AbonnementSbillete auf den Lan-
desbahnen begrüßen. Nach dieser Einrichtung
findet am 1. Mai ab die Ausgab'e von Mo-
natsbilleten für 20 Fahrten zwischen zwei be-
stiuimten Stationen zwciter und dritter Clafse
(erstere auch für Schnellzüge gültig) mit ei-
nem Drittel des gewöhnlichen FahrpreiseS,
und für die gleiche Zeitdauer solche zur Be-
nützung jeden Zuges einzelner Richtungen oder
der ganzen Bahn statt. Die Berechnung der
letztercn geschieht durch Multiplication der
Hin- und Rückfahrtstare der benannten Strecke
mit der Anzahl der Monatstage, bei 50pCt.
Rabatt. Aus Abonnementskarten für Schüler
zum Schulbesuche wird cin Rabatt von 75
Procent des Fahrpreises bewilligt. Dic Be-
stellungen zu diesen Karten können auf jeder
Erscnbahn gcmacht werden. (F. Z.)

Durlach, 24. April. (Die evangelische
Conferenz. Schluß.) Pfarrer Selsen von
Willstett findct va und dort eine Bcstimmung
des Enlwurfs, über welche stch verschiedene
Ansichten bilden könnten, so z. B. ,über die
Zusammensetzung der Gemeindeversammlung
nnd namentltch der Pfarrwahl. Leßtere wünschl
er, ohne jcdoch hierin Unterstützung zu finden,
dahin beschränkt, daß nur Gemcinden von über
2- bis 3000 Seelen das Pfarrwahlrecht ge-
gebcn werde. Er findet die Vorlage einzu-
führender Lehr- und Cultusbücher an dic Diö-
cesansynoden nicht, wie doch wünschenswerth,
iii dem Entwurf, fordert zur Besprcchung des
Entwurfs in den Gemeinden vor dcr Gencral-
synode auf und schließt mit einem Antrage, den
Leitcrn ver Durlachcr Conferenzcn den Dank
der Versammelten auszusprechcn.

Stadtpfr. Schellenberg von Mannheim ver-
theidigt die Einsührung der allgemeinen Pfarr-
wahl, indem cr auf Oldenburg, Holstein, die
preußische Rheinprovinz, Bremen, Hamburg rc.
hinweist. Er wünscht zu dem fünften Antrag
der heutigen Cvnfercnz (s. gestrige Nummer)
den Zusatz „und zwar noch in diesem Jahrc."

Dr. Schenkel erklärt sich Nadiens des Co-
mite's damik einverstanden und spricht stch
gegen die von Seiscn beantragte Beschränkung
der Pfarrwahl aus. Die Gemeinden müßten
eben lernen, was ihnen noch neu sei; sie hät-
ren doch auch sonst in Gemeinde- und politi-
schen Wahlen ihrc Erfahrung und ihren Tact;
es liege ihnen am mcistcn daran, einen wür-
digen Mann zu wählen; der erwählte Pfar-

fie gemahnt, daß auch für fie die Zcit herangekom-
men sct, ctncs dcr nothwendigstcn Bedürfniffe dcs
Lebens zu befricdigen.

Von dem frcundlichen Jägcr auf'S herzltchste em-
pfangen, befanden fie fich bald in einem Zimmcr
dcs zweitcn Stockcs seines Hauses, deffen Fenster,
die Aussicht nach Osten bietcnd, ihnen abcrmals
die herrliche Gegend mit ihren zerstreut umherlic-
gendcn Städten, Flecken, Dörfcrn und Weilern »or
die Blickc zaubertc.

Während nun das Frühstück in der Küche zube-
reitet wurde, dcnn das Mittageffen hattcn fie be-
reits in Reichenbach bestellt, «ar Brcnner in die-
selbe hinabgeeilt, hatte sich dort eine Schüffel nebst
Zucker und Zimmt reichen laffen und begann nun
die den MLdchen zugcsagte Erfrischung auf seine
Wctse herzurichtcn. llcber die Erdbceren, reichlich
mit Zuckcr und Zimmt gcmischt, goß er cinc Flasche
guten alten WeineS, und sein Werk war vollcndet
und von den erschöpsten jungcn Mädchen mit der
frcudigstenllcberraschung aufgenommen worden, aus
dcren schönen Angen manchcr hciße DankeSblick auf
dcn stcts gefälligen, artigen jungen Mann fiel, dcn
besonders Helene mit dem innigften Wohlgefalle»

rer stehe erfahrnngsgemäß fester i» dem Ver-
trauen der Gemeinde, alS der ernannte u. s. w.

Zittel berichtet noch EinigeS zur Sachlage,
spricht den fremden Gästen den Dank des
Comite's aus, stimmt Thudichum's und Häus-
ser'S Anlrägen bei, und vcrtheidigt schließlich
die Conferenz, beziehungsweise dcren Comite,
gcgen Einwürfe- und Vorwürfe, alS arbeite
man der Maffenherrschaft in die Hände, ver-
anlasse Unbestand und Zrrungen »'n der Kirche,
gebe dieselbe der jeweiligen Zeitströmung preis,
untergrabe das Ansehen des gcistlichen Stan-
des und die AmtSwürde, brfördcre den Ma-
terialismus und die Zuchtlosigkeit. Er hebt
zum Schluffe noch hervor, wie von jetzt an
der Schwerpunct des kirchlichen Lebens nicht
mehr, wie bisher, in der Dogmatik, sondern
in dem religiös stttlichen Gemeindeleben zu
suchen sei.

Nun unterbreitet der Vorsttzcnde der Ver-
sammlung die bcreits gestern mitgetheiltcn sechS
Anträge, welche deren einstimmige Zustimmung
erhalten.

Um halb 3 Uhr war die Beräthung zu
Ende; die Theilnehmer suchten ihr Mittag-
essen in den verscyiedenen Gasthäusern. Un-
ter diesen waren in dcr „Karlsburg" und
„Blume" wohl 100 Personen und mehr zu
Lische. An beiden Orten wechselten Tisch-
reden und heitere Unterhaltung. Die Palme
trug abcr unstreitig die von Dr. Pagcnstecher
gesprochene erste Tischrede in der „Karlsburg"
davon, deren Schluß, cin Hoch auf den ge-
liebten Landesfürsten, mit wahrhaft jubelnder
Begeisterung aufgenomincn wurde.

Die Gäste, Männer aus der Pfalz wie ans
dem Lande dcr Markgräfler, vom Kaiserstuhl
wie vom Fuße des Katzenbuckels, nahmen ei-
nen wohlthuenden, freudig gchobenen Eindruck
mit nach Hause. Mögc solche Vcrsammlung
alljährlich zu uns wiederkehren! (K. Z.)

Sinsheim, 24. April. Se. Kön. H. der
Großherzog haben allergnädigst geruht, die
Zugslinie für die Eisenbahn von Hcidelberg
nach Mosbach, wie sie auf den Gcmarkungen
Eschelbronn und Neibenstein abgesteckl ist, zur
Ausführung zu genchmigen. (K. A.)

Frankfurt, 25. April. Die Fabrik com-
primirter Gemüsc dahier hat kürzlich eine
bedcutende Sendung comprimirter Suppenge-
müse (200,000 Rationen) nach den Festungen
in Venetien beförvert.

Stuttgart, 25. Apr. Der heutige Pfer-
demarkt war mit 1536 Pferden befahren, die
von außen kamen; dabei sind dic von hiesigcn
Pserdebesißern aufgestcllten Pferde nicht ge-
rechnet. Dcr niederste Kauf war heuer 43 fl.,
der höchste 1946 fl.

SpeyLr, 25. April. Lie „conservative"
(?) Pfälzcr Zeitung bringt folgenden Artikel:
„Jn Gotha hat der Herzog, bekanntlich einer
der Schirmherren dcs Nationalvercins, seinen
Officieren verboten, stch an dem für den Kö-
nig von Neapel bestimmien Ehrenschild zu bc-
theiligen, da dies cine politische Demonstration
wäre. Der intime Verkehr mit dcu Geschäfts-
reisenden des Nationalvercins ist keinc poli-
tischc Demonstration! Wenn man das Trei-

bctrachtetc, da er sich fast ausschließlich mit ihr bc-
schäftigte und ihr den Tag zu etncm der glücklichstcn
in threm Leben machte, denn sie hatte noch nie einer
solchen Lustpartic beigcwohnt, und verdanktc dtcses
Glück ihrer guten Freundin Mathilde Müllcr, welche
sie zu derselben dringend cingeladen hatte.

Allein bts jetzt hatte Helene heute noch nichts
weiter kennen gclernt, als die Annchmlichkeiten
einer Lnstfahrt, das reizende LandhauS cines deut-
schen Fürsten, die Beschwcrden des Bcrgsteigens, die
Ruinen einer chcmals stattlichcn Ritterburg, die
entzückcndc Aussicht auf lachendc Fclder und Flurcn,
und daS niedliche JägerhauS, in dem fie fich so cbcn
befand; der großartigste Anblick, dic Trümmer eineS
hcrabgestürzten FelsenS, htngelagert auf die schräge
Abdachung dcs Berges, und die fröhlicheUnterhal-
tung im kkaulichcn Freundeskretse, gewürzt durch all-
scitigcs freundlicheS Entgcgcnkominen, stand ihr noch
bcvor, und fie sollte nicht mehr langc darauf war-
ten, denn kaum warcn dte Erdbeeren aus dcr Schüffcl
»erschwunden, so «urdc auch schon cin köstltches Krüh-
stück aufgctragen, bcstehend in Rehbraten, wtldem
Gcstügel und feurtgcm Wein, der die Herzcn er-
wärmte und den Geift in ftöhltche Stimmung »er-

ben dieser Duodezfurstkn steht, kommt man zu
der Anstcht, daß einige gelinde Mediatisirungen
gar nichts schaden könnten."

Nürnberg, 18. April. Jn einer neu-
lichen Versammlung der bayerischen Juristeu-
gesellschaft wurde die Frage, ob der Staat
die gesetzliche Pflicht habe, die Besttzer von
Rcalrcchten bei Einführung der Gewerbe«
frciheit zu entschädigen, verneint. Gleichzeitig
erklärte stch dle Mehrheit der Versammlung
für EntschSdigung aus BilligkeitSgründen.

(N. Anz.)

München, 23. April. Wic der „Augsb.
Abendz." auS München berichtet wird, hat
dcr Reichsrath, Dr. v. Bayer, sciu Referat
über dcn Völk'schen Antrag in Betreff der
kurhesstschen Verfaffungsangelegenheiten been-
digt; dasselbe lehnt die von der Abgeordneten-
kammer gemachten Proposttionen ab.

Koblenz, 19. April. (Kö. Z.) Das von
der iuternationalen Strombau-Commisston der
Rheinufcrstaaten — welche mit einer gemein-
schaftlichen Bcstchtigung der Rheinstrom-
dauten auf dee ganzen Strecke von Basel
bis zur Ausmündung in vie See beauftragt
ist — gemielhete kleine Dampfboot Stadt Val-
lendar hat dcu Befehl erhalten, am 28. d. M.
in Straßburg einzutreffen, indem die gedachte
Commission am 1. Mai ihre BesichtigungS-
reise von Basel aus antreten wird.

Kaffel, 23. April. Die polizeilichen Ver-
nchmungen über die Beerdigungsfeierlichkeiten
Jordans dauern noch imüier sort. Man sucht
nicht blos zu ermitteln, wer den ersten Anlaß
gegeben, daß der Zug den Kirchweg genom-
men, auch die Besißer der Läden stnb darüber
befragt worden, warum und anf weffen Ver-
anlassung ste die letzteren geschloffen hätten.
Da keinerlei gesetziiche oder polizeiliche An-
vrdnung besteht, welche das Offenhalten der
Läden gebietet und gegcn Niemand in dieser
Beziehung irgendwelcher Terrorismuo geübt
worden ist, so fragt man mit Recht, was biese
polizeiliche Ncugierde eigentlich zu bedcuten
hat und weiches ihr Ausgangspunkt sein soll.
Mau erzähii sich, der Pvlizeidirector erstatte
täglich an höchster Stelle Bericht über die
stattgehabten Ermittelungen. Unglaublich ist
das nicht. (Z.)

Die officiöse „Elbcrf. Ztg." schreibt mit
einem Anstrich höchst naiver Verwunderung
aus Berlin: „Wer an die Znnigkeit denkt,
welche im Sommer des vorigen Zahres zwi-
schcn den beiden Cabinettcn von Berlin und
London herrschte, den muß es in hohem Grade
Wunder nehmen, wenn man steht, wie sich
Lord John Ruffell seit längerer Zeit immer
und immcr wiedcr Acte einer offenbarcn Feind-
scligkeit gegen Deutschland, und insbesondere
gegen Preußen erlaubt."

Der Unbefangene kann nicht im Zweifel
sein, wvher diese Veränderung rührt, ihn
kann die Sprache Lord Zohns wahrlich nicht
„in hohem Grade Wundcr nehmen." WaS
vorliegt, ist ein ganz natürliches Ergebniß,
— dic natürliche Mrkung jcner Politik deS
kurzsichtigsten Partikularismus und der zag«
haften Halbheit und Schwäche, wodurch sich

setztc, die, clektrisch «irkend, auch auf dic lieblichcn
Mädchen ihren Einfluß geltend zu machen wußte.

Brenner «ar die Seele der Unterhaltung. Er
ordnete an, tranchirte, bedtente die Mädchen, die
lachend bernerkten, daß Helene tmmer das bcstc Stück
zu Theil werdc, worüber dirse immer über und über
roth wurde; er schenkte cin und trank auf das Wohl
und auf das Glück seincr schönen Reiftgefährtinncn,
und als er mit dem ftinen an Hclencn's Glas an-
stieß, da gaben dicftlbcn etncnso melodifchen, glocken-
reinen Ton von fich, daß alle wie aus einem Munde
riefen: da« habe etwas zu bedeuten; aus dicftn müffe
ein Päar «erden, das stetS in retnster Harmonie
durch's Leben zu «andeln berufen fti, wobei beson-
ders Mathilde Müller ihrer Nachbarin hcimlich
etwas in's Ohr lispelte und Hclene sich vor lauter
Verlcgcnheit gar nicht zu helfcn wußte.

So war der kleincn Gcstllschast eine der heiterstcn,
ftöhlichstcn Stundea entschwunden, und die Zeit
nahtc heran, wieder aufzubrechen, um nicht gar zu
spät in Reichcnbach etnzutreffen, wo das Mtttageffen
längstens bis um 3 Uhr für fie bestcllt worden «ar.

(Fortfttzung folgt.)
 
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