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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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im Mderstreit der Interessen iestnden, und
nur in dem einzigen Punkle einlg sind, daß
sic den Wicner Reichseath nicht beschicken
wollen. Die jetzige Einhelt Ungarns hat ihren
Halt nur an dem unpvlltlscher Weise aufge-
drungenen Gegensatze zum übrigen Oesterrcich.

Deutschland

Karlsruhe, 4. Mai. Seine Königliche
Hvheir der Großherzog haben Slch mlttclst
hvchster Eutschließung aus großherz. Slaats-
Mliilsterlum nom 2. Mat d. I. allergnädlgst
bewogcil gefunden: Höchstlhrcn Präsidenten deS
Justizinlnisterlu»is,Staatsmliilstervr.StabcI,
zuglcich zum Präsideiite» des Staatsministe-
riums zu erncnnen und ihn der bisherigen
provisorischen Leilung des Ministeriums bes
Großh. Hauses und der auswärtigen Angele-
genheilen scinem unterthänigsten Ansuchen ge-
mäß zu cntbinden; den Freihcrrn Franz vo»
Roggenbach aus Freiburg zum Prästrenten
des Miiilsteriums des Großh. Hauses und der
auswärtigc» Angelegenheitcn zu ernennen.

Karlsruhe, 4. Mai. Dic Vergaiigenhcit
des Herrn von Rvggenbach, wclcher zum
Minister der auswärtigen Angelegenheiten er-
nannt wurde, lst nicht von politischcr Bedeu-
tung. Gewiß ist aber, daß burch seine Ver-
.mitilung vorzugsweisc die Bilduug dcs April-
Ministcriums und insbesondere der Eintritt
Lamep's zu Stande kam. Seine politische
Ueberzeugung wird als durchaus sreisinnig und
dem Sstreben, das heute die deutsche Bcwcgung
verfolgt, im Sinne des badischen Fürstenhau-
ses nnv des badischen Ministeriumö günstig
geschildert.

Heidelbcrg, 3. Mai. Die Vorberathun-
gen zum Handelstage nchme» heute ihren
Anfang. Vertreten sind dabei die Handels-
gremien von Berlin, Bremen, Breslau, Cöln,
Danzig, Dcibcöheim, Dresben, Düsseldorf,
Hamdura, Hannover, Hkidelberg, Heilbronn,
Nüinberg, Pforzhcim. Die Abgeordneten von
Frankjurr a. M., Lcipzig und Wien werdea
Nvch erwartet. Ferner waren bei der heuti-
gen Sitzuvg anwesenb: Geh.-Ref. Diez, die
Hof-, resp. Gch.-Räthe v. Mohl, Häußer,
Rau, Mitiermaper, die Prof. Goldschmidt,
Pickford. Dcn Vorsitz führt vorerst Ritzhaupt
von Heidelbcrg.

ch Heidelberg, 4. Mai. Zu eiuem Be-
richl ubcr die kurzlich stattgehabten Wahlen
einiger Mitglieder des evangclischen Kirchen-
gkincinderalhs dahier gedcnkl die Bad. Lztg.
eines Vorfalls, welcher nicht verfehlen wird,
in hicsigen Kreisen ein wvhlbegründeteS Auf-
schcn zu machen. Nach dcr Darstellung in
jencm Blatte sei nämlich zu dcn Wahlen Herr
Geh. Kirchenraih Huudeshagen nicht nur nicht
erschikiien, sondern habe bem Vernehmc» nach
dem hiesigen Kirchengemeindcrath erklärt, daß
derselbe durch sein pflichlvergessenes(!)Bcnehmen
in der Agenbensache (wo er die Bitte stellte,
es wöge nach dem Wunsche der Gemeinde von
Einführung ber Rcspoiisvrien Umgang genom-
meu werden) unfähig geworden, sich ferner-
hin an der Vertrciung ber Kirche zu bethei-

auch das Hochzeitsfcst in dcr klcinen Wohnung der
Neuvcrmählten. Nur wenige Personen waren zu
demsclben geladen, aber untcr dcn wenigcn hcrrschte
einc so innige, hcrzliche Theilnahmc, daß es schon
ziemlich spat geworden, als man sich cndlich.trennte
und die Neuvermahltcn allein licß, dic nun erst
Zeit gewanncn, sich selbst anzugehörc» und durch
eine innige Umarmung und die fcurigstcn Küffe
den heutc gcschloffenen Bund auf'S ncue zu befie-
geln, und im freudigsten Entzücken rief Brenner
auS:

„Nun erst bist Dn mein für alle Zeiten! Kom-
men sie wie sie wollen, wir werden sic mit Muth
und Standhaftigkeit zu crtragcn wiffen. Nur in
Liebe und Vertrauen wollen wir fortan durch's Lc-
bcn wandeln. Und um Dich von dem letztcrenso-
gleich zu überzeugen", fügte er lächclnd hinzu, „will
ich Dich auch sofort von unstrem baarcn Vcrmögens-
stand in Kenntniß setzen. Sichst Du, hicr sind noch
fünf Gufden, das ist alles, was ich noch bcsitze.
Damit kannst Du nun Dcin öconomisches Talent
erproben, um bis zum nächstcn Sonntag auszu-
kommen, wo ich wicdcr Geld in Empfang zu neh-
men habe!"

li'ge». Der Kirchcngemei'nderath bcschloß, wi'e
man vernimmt, augenblicklich: 1) den gemach-
ten Vorwurf mit Jndignation abzuweisen,
2) dcm Herrn Geh. Kirchenrath Hunbeshagcn
zu bedenken zu geben, daß er sclbst scit jcnem
Agendcnsturm im Kirchcngemeinderath verbkic-
ben sei und an desscn Bcrathungen Theil ge-
nommen habe, wie jcner gelehrte Theologe
sogar seinen eigenen Namen mit untcr die
Ansprache gesetzl hatte, wovurch einst ver hie-
sige Kirchengemcinderath seinc Stellung zur
Agcnde firirte. Damals war die von ihm un-
terzeichnctc Ansprache von den Kanzeln ver-
lesen worden; seither hatte Hundeshagen eine
Menge Beschlüffe des KirchengemcinderathS mit
saffen helfcn, ohne je das geringstk Zeichen
davon an den Tag zu legen, daß der Kirchen-
gemeinderath überhaupt seia Ncchk verwirkt
habe. Mit Recht hat dieses Collegium dem
gclchrtcn Manne den höchst einfachen Latz
entgegen gehalten, der Kirchengcmeindcrath
werde entweder zu allcn seinen Functionen
berechtigt scin, oder zu gar keiuer — und
zwar das Letztere schon seit 2 Jahren.

Mannheim, 29. Apr. Seit einem Zahre
war man auf dcn Ausgang eines RechtsstreitcS
gespannt, der nunmehr von dem großh. Hof-
gerichtc des Unterrheinkreises entschieden ist.
Es brachke nämlich im Winter vorigen Jah-
res, zur Zeit, als die Rheinbrücke wegen
Eisganges abgeführt war, der Güterfuhr-
mann Travers aus Neustadt einen mit Zu-
ckerhüten beladencn Wagen an die Ueberfahrt-
steüe, zum Uebersetzen über den Rhein. Dic
Brückenknechie nahmen, wie eS .seither Uebung
war, den Wagen an der sogen. Schachtel in
Empfang und ließen ihn die bei dem dama-
ligen kleinen Wasserstandc sehr abschüffige
Stelle an einem Seile hinuntergleitcn. An
dcr Nähe angekommen, schlug der Wagen in
Folge irgend eines Versehens der genanntcn
Hauptzollamtsbediensteten um und ein großer
Theil der Zuckerbrode versüßte den Rhcin.
Das großh. Hauptzottamt machte nun geltend,
daß eö ohnc irgcnb welche Verantwortlichkeit
das Einschiffeii des mit Zucker beladenen
Wagcns, wie überhaupt aller Gegenstände
übernommen habe, und erst dann zu einem
allenfaUsigcn Schadenersatze verpflichtet sei,
wenn dic Güter schon im Schiffe vcrladen
gcwesen wären und das Unglück dann erst
stattgefundcn hättc. Der Gütcrfuhrmann war
jedoch der Ansicht, daß „von dem Augenblicke
an, wo er seincn Wagen den Bebiensteten
des Hauptzollamtes übergeben habe" und
diesc Hand daran gelegt hätten, auch das
letztcre für jeden durch Unvorsichtigkeit beim
Einladen entstehcnden Schaden haftbar sei,
da ja die Zallbehörde bezüglich ber Ueber-
fahrtsanstalt in dem nämlichen Verhältniffe
zu bem Befrachter stehe, wic jeder andere
Schiffcr. Das großh. Hofgericht entschied
zu Gunsten des Fuhrmanns und verurtheilte
den großh. Fiskus zum Schadenersatze.

Bom Main, 3. Mai. Der Militäraus-
schuß der BuudeSversammlung hat das Ge-
such ves Gemcinderaths von Rastarr, um Er-
bauung bombensicherer Näumlichkeitcn aus

„Und wenn es auch nur die HLlfte wäre, so müßte
es dennoch reichcn, ohne daß Du Mangel dabet lci-
dcn'solltest!" rief Hclene mit freudigcr Zuverstcht,
indem fie gerührt in seine Arme sank.

4.

Unter den bei Brenner'S Hochzcitsfeicr anwesen-
den Personen waren es besonders zwei, wclche von
nun an unsere Ausmerksamkcit tn Anspruch nehmen
werden, und es ist'daher unsere Psticht, die vc^r-
ehrtcn Lcser etwaS gcnauer mit denselben bekannt
zu machen.

Der Eine war ein junger Mann von ungefähr
23 Jahrcn. Schlank von Statur, blond von Haaren,
mit ctwas blaffcr Gcsichtsfarbe und blauen Augcn,
machte seinc Erscheinung, wenn auch nicht cinen
imponirendcn, doch cinen rccht angenehmen Ein-
druck. Still und zurückhaltend, «ie er war, hatte
er dennoch auch Momente, wo er ausgelaffcn fröh-
lich scin konntc, während seinc uncrschöpfliche Auf-
findung ncucr Gesellschaftsspielc oft cinen rccht hei-
lern Kreis um ihn verbrcitete. Dicse auffallenden
GegensLtze in Lem Benchmen des jungcn Mannes
mochten wohl nicht allcin in dcm Temperamcnt deö-
selbcn, sondern anch hauptsächlich in den Einwir-

Bundesmitteln zur Untcrbrrngung kranker
und vcrwundeter Civilpersonen im Fall einer
Bclagerung, abgewiesen. (K. Z.)

Berlin, 1. Mai. Den zurückgekehrten
amnestirlcn politischen Flüchtlingen, welche
über zehu Zahrc iin Auslande entfernt waren,
ist, nach ber „Königsb. Ztg.", von ver Poli-
zeibchörde eröffnet worden, daß sie nur mil
einer Aufenthaltskarte sich hier aufhalte» kön-
nen, weil sie durch ihre freiwilligc zehn,ährige
Abwesenheit ihreS Heimathsrechtes verlustig
gcwordcn sind. Dieselben haben bereits Re-
kurs beim Minister des Jnnern eingelegt.

Wien. Es liegt uns ein Cirkular vor,
abgefaßt von Ritter v. Tschabuschnigg unv
Dr. Alerander Schindler, welches das Pro-
gramm der „liberal - unabhängigen Fraciiön"
in seinen weitesten Umriffen wiedcrgibt. Die
wichtlgsten Stellen baraus sind: „Die berech-
ligten Vertretungen der Völker dieß- und jen-
seits der Leitha sollen die Ausgleichung auf
Grundlage der Gleichberechtigung und im
Geiste der Versöhnung- scldst in die Händc
nehmen. Die Unabhängigkeit vom Ministe-
rium soll gewahrt bleiben. Von Wvche zu
Woche wird auS der Mitte der Fractioa ein
Obmann ernannt, damit die bleibendc Füh-
rerschaft eines Einzelnen nicht die freie Be-
wegung hemme."

Wien, 1. Mai. Die Ernennung des
Prästdiums und die Octropirung der Geschästs-
ordnung wird. in den Abgeordnctenkreisen
vielfach besprochen. Man geht mit bem Ge-
danken um, in dcr morgigen Sißung die Au-
ivnomie des Hauses zu wahren unb wenig-
stens in Bezug auf die Geschäftsordnung zu
remönstriren.

Wien, 1. Mai. Dalmatien hat fünf Ab-
geordnete in bcn Reichsrath geschickt, unb da-
init sactisch die Einverleibung in Croalien un-
möglich gemacht. Einc Deputation der Mi-
norilät des dalmatinischen Landtags wirb
dieser Tage durch einen hochgestellten Staars-
mann außer Diensten dcm Kaiser einen Pro-
test gegen die Majorität überreichen.

Wien, 2. Mai. Ju dem aus Deutschen
bestehcnden linkcn Ccntrum besÄbgeordneten-
hauses beabsichtigt man cine ZnterpeUation
an Herrn v. Schmerling zu richten, um ihn
zu fragen, wie er sich zur Aeußerung des
Statthalters von Tprol (Erzherzog Carl
Ludwig) an Dr. Haßlwanter bezüglich ber
Gültigkeit des Protestantengesetzes in dcffcn
Kronlänoern zu verhalten geocnke.

Wicn, 2 Mat. Venetien hat seinc' 20
Reichsrathsmitglieder gewählt. Unter diesen
besinden sich drei Mocanigo, bic Grasen Rcve-
din, Balmarare, Pellegriui, Citadclla, Capo-
vilista, Freschi, Beüatorre. (Znd. b.)

Wien, 2. Mai. Wie auö Pesth vom 1.
Mai geschrieben wird, ist die Thronrcde,
welche in den Abeadblältern allerdings nur
im Auszugc erschien, dort mit bemcrkens-
werther Gleichgültigkeit aufgeiiommen wvrben.
Die Debattcn oarüber waren ziemlich rück-
sichtslos, und bcsondcrs bie auf den Reichs-
rath bezüglichen Stcllen wurden einer strcngen
Kritik unterzogen. Jm Museum trat eine

kungen von außen seinen Gruno haben, die ihm
scine Pläne und Hoffnungen gcwaltsam zerstört
hatten.

Adolf Dimmler, dcr Lltestc Sohn eines kürzlich
vcrstorbenenBildhauers und Vergolders, hatte untcr
Aufsicht und Lcitnng seincs Vaters dasfelbe GeschLft
erlernt und sich dann nach München bcgebcn, um
sich da in demselbeu weitcr auszubilden, wozu sich
ihm in scinem klcincn Heimathsstädtchcn kcine Gc-
legcnhctt bot. Von dcr Aufgabe scines künftigen
Bcrufcs auf'S innigstc durchdrungcn, hatte er sich
schon früh mit allem Eifcr auf das Zeichnen und
Modelliren verlegt und in beidcn cine hohe Fertig-
keit erworben, die thm nun in seinem neuen Wir-
kungskrcise ganz trefflich zu statten kam. München
mit seinen großen WcrkstLttcn, mit scincn reichen
Schätzcn von Statuen und plastischen Arbeiten ge-
nügte ihm nicht mehr; nach Jtalien zog ihn scin
heißes Schnen, und schon wollte er dahin, mit wc-
nigen Mitteln versehen, aufbrcchcn, da traf ihn
dic Kunde: „Wolle er dcn Vater noch cinmal sehen,
dann'möge er ellcn, ehe der Engcl dcS Tvdes seinc
Fittichc Lber ihn auSgcbreitet habe."

(Fortsetzimg folgt.)
 
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